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Die Unterhospitalstiftung der ehemals freien Reichsstadt Memmingen betreibt seit dem 13 Jahrhundert Krankenhauser Altenheime Kindergarten usw und gibt Zuwendungen an bedurftige Burger der Stadt Der heutige jahrliche Finanzhaushalt betragt mehrere Millionen Euro im Vermogen sind ungefahr 460 Hektar Wald Grundbesitz Gebaude und Wertpapiere enthalten Vom Altenheim Burgerstift bis zum Kinderhort Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Freie Reichsstadt 1 3 Mediatisierung und Neuzeit 2 Stiftungszweck und satzung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Wahrscheinlich schon im 12 Jahrhundert hatten die Memminger Burger ein Spital Krankenhaus bruderschaftlich organisiert betrieben Es war vor dem damaligen Kalchtor also erst ausserhalb der Stadt an der schon wichtigen Salzstrasse errichtet und betreute zuerst Pilger und diente dann armen Durftigen wahrend fur die Memminger Burger innerhalb der Stadtmauern bereits zwei Spitaler waren Da etwa Mitte des 13 Jahrhunderts bei der ersten Stadterweiterung das ganze Kalchviertel ummauert wurde war das neue Spital aber bald innerhalb der Stadt angesiedelt Unter anderem wegen der Falschung der Stiftungsurkunde ist die genaue Entstehung nicht mehr festzustellen Im Jahre 1210 wurde es von dem staufischen Konigshaus nahestehende Graf Heinrich von Neuffen spater auch Heinrich von Weissenhorn mit einer Zustiftung bedacht und erhielt dadurch seine formale Begrundung Dieser stattete es mit hinreichend Grundbesitz aus und stiftete auch einen Altar und ein Messbenefizium in das Spital seinem Geschlecht zur Ehre seiner Seele zur Beruhigung und ubergab das Spital dem Orden vom Heiligen Geist Aufgrund des Kreuzes mit zwei Querbalken welches die Ordensbruder auch auf ihren schwarzen Kutten trugen waren sie in Memmingen bald bekannt als die Kreuzherren nbsp Erinnerung an die ehem BrauereiSie agierten so erfolgreich und erhielten so viele Schenkungen dass sie bald zu machtigen Grundherren und Konkurrenten der Stadt wurden Was nun folgte kann heute nicht mehr genau nachvollzogen werden Wahrend der eine Historiker schrieb im 13 Jh jedenfalls haben sich die Klosterherren eifrig ihrer hospitalischen Tatigkeit gewidmet und dabei auch die Mehrung ihres Klostergutes nicht vergessen Doch scheint die Verwaltung ihnen uber den Kopf gewachsen zu sein sodass es in der 1 Halfte des 14 Jh mehr und mehr abwarts ging Misswirtschaft Verschuldung Verkummerung die namentlich einem Spitalmeister zur Last gelegt wurde brachten die Gefahr der Verschleuderung des Klosterbesitzes nahe und so legte sich der Stadtrat ins Mittel und bot 1 lesen wir beim nachsten die Rate hatten somit ein gesteigertes Interesse an der wirtschaftlichen Stellung der Spitaler und es gelang ihnen dem Kreuzherrenorden nahezu alle Besitztumer abzunehmen Der Rat erliess ein Statut dass kein Burger dem Kloster etwas vermachen durfte Man drangsalierte die Konventualen zudem derart dass sie das kleinere Ubel wahlten und in die vollstandige Trennung des Spitals von ihrem Orden einwilligten 2 wie in vielen anderen Reichsstadten wurde auch in Memmingen der Spitalmeister aus der Verwaltung des Spitals gedrangt und der Spitalbesitz von den beiden reichsstadtischen Pflegern und dem Hofmeister verwaltet 3 Der Memminger Historiker Julius Miedel schrieb und so kam zuerst 1353 und in erweiterter Form 1365 ein Vertrag zustande nach dem die Stadt die Schulden deckte die Bruder dafur aber in eine Aufgabenteilung einwilligten sie verzichteten auf die Pflege der armen Durftigen und behielten nur ihre geistliche Fursorge und dazu das was fur ihren Lebensunterhalt notig war vor allem die Kirchenorte deren Patronat sie innehatten Holzgunz seit 1296 Unser Frauen seit 1341 Volkratshofen 1349 Breitenbrunn 1351 samt ihrer Nutzung Der Rat sollte das Vermogen der Durftigen verwalten durch 2 Pfleger die jahrlich von ihm und dem Spitalmeister Rechnung ablegen mussten Diese Regelung wurde 1367 auch vom Generalordensmeister in Rom gutgeheissen Weil die Monche im oberen Teil des Klostergebaudes wohnten wahrend das eigentliche Spital im unteren war unterschied man fortan zwischen einem Ober und Unterhospital Freie Reichsstadt Bearbeiten nbsp Kirche St Veit Frickenhausen Wappen Reichsstadt UnterhospitalDie vom Rat bestellten Beamten verwalteten das Unterhospital so gut dass das Spital im Jahre 1448 Einnahmen aus 47 Orten bezog Albishofen Amadingen Berg Beningen Buren Buchsach Bless Boos Dietratsried Dickenreishausen Eck Engishausen Erkheim Eichstetten Eichholz Fellheim Holzgunz Herbishofen zum Hetzels Wucherts Hitzenhofen Hart Heimertingen Kempten Kardorf Kirchdorf Kellmunz Meyerhof zum Kafer Moosmuhle Musbach Memmingen Meersburg Ober Opfingen Osterberg Rieden Schulgau Schoneck Sontheim Spitalhof Steinheim Teisselberg Ungarhausen Volkratshofen Westerheim Wolfartschwenden Westerhart Weiler und Winterrieden 1472 erstand das Unterhospital das Dorf Dickenreishausen komplett 1547 kaufte es von der Stadt Memmingen die Herrschaften Woringen und Frickenhausen mit Arlesried siehe Stiftungszweck Stiftungsverpflichtungen Die Orte Gemeinden Amendingen Breitenbrunn Holzgunz Pless Westerheim und Woringen haben deshalb heute noch das gekerbte Doppelkreuz in ihren Wappen Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten auch mehrere hundert weiterer Zustiftungen von Memminger Burgern nbsp Ehem Amtshaus des Unterhospitals am HallhofIm 14 und 15 Jh wurde die Unterhospitalstiftung zu einem grossen Wirtschaftsunternehmen das zur Stadt fast in Konkurrenz stand Man beschaftigte eigene Handwerker Angestellte und naturlich landwirtschaftliche Arbeiter die eine grosse Menge Felder und Wiesen Vieh in verschiedenen Stallungen verschiedene Lager eine eigene Brauerei Muhlen usw bewirtschafteten Die eigene Verwaltung bedurfte ebenfalls einiger Mitarbeiter Auch die Hauptaufgaben wurden nicht vernachlassigt neben der Durftigenstube entstanden ein Kindshaus ein Seelhaus spater Alterspfrunde die Kinderbettstuben ein Narrenhaus und ein Blatternhaus fur ansteckende Krankheiten So hatte die Reichsstadt selbst ein grosses Interesse an einem selbstandigen und wirtschaftlich starken Unterhospital wurden ihr dadurch doch viele soziale Aufgaben abgenommen Durch die Trennung war auch der eigene Finanzhaushalt kleiner und der Haushalt des Unterhospitals konnte nicht zu aussenpolitischen Zahlungsverpflichtungen herangezogen werden Auch die Reformation die sich in Memmingen sonst stark auswirkte die Reichsstadt wurde protestantisch hatte auf das Unterhospital keinen schwachenden Einfluss Nur ubernahmen protestantische Seelsorger die Aufgaben der Kreuzherren Aufgrund seines Reichtums entwickelte sich das Spital schon im Spatmittelalter zu einem beliebten Kreditgeber fur Handwerker und Bauern Im spaten 17 und 18 Jh legten dann viele Sparer ihre kleinen und mittleren Geldbetrage beim Unterhospital an Es war in jenen Zeiten die Bank der kleinen Leute Eine erste grosse Krise hatte das Spital um die Jahrhundertwende zum 17 Jh zu bestehen Es bleibt freilich unklar ob diese negative wirtschaftliche Entwicklung durch die zur Jahrhundertwende aufgedeckten Unregelmassigkeiten des Spitalpflegers verursacht wurde oder ob diese Unregelmassigkeiten eine Folge der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung waren Tatsachen sind jedenfalls sowohl die ruinose wirtschaftliche Entwicklung des Unterhospitals im letzten Jahrzeit des 16 Jh als auch die betrugerischen Machenschaften des Spitalpflegers Hans Keller 4 Weiter mit Thomas Wolf Nach der Krise um die Jahrhundertwende die zum Verkauf der Herrschaft Eisenburg fuhrte wies das Unterhospital zunachst eine positive wirtschaftliche Entwicklung auf Die Zeit des Dreissigjahrigen Krieges brachte dann allerdings starke wirtschaftliche Einbussen In diesen Jahren war die Stadt jedoch stets bemuht dem Unterhospital aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten als Folge des Krieges herauszuhelfen D h nicht das Spital wurde zur Stutzung der stadtischen Wirtschaft herangezogen sondern umgekehrt wurde die Spitalwirtschaft von der Stadt entlastet und zum Teil gestutzt Dies geschah selbst in den Zeiten in denen die Kriegsbelastungen fur Stadt und Bevolkerung enorm gross waren Auf diese Weise gelang es der Stadt Memmingen ihr Wirtschaftsunternehmen Unterhospital relativ wohlbehalten uber die Zeit des Krieges zu retten Dennoch hatte das Unterhospital durch den Dreissigjahrigen Krieg wirtschaftliche Verluste hinnehmen mussen Es konnte sich aber bis zum Ende des Jahrhunderts wieder weitgehend erholen Die nachste grosse Krise musste ab Mitte des 18 Jh bestanden werden Stiftungsvermogen und Stadt waren im Laufe der Zeit immer enger zusammengewachsen dass sich auch die Stadt davon bediente Und ausgerechnet in diesen unruhigen und wirtschaftlich schwierigen Zeiten kam noch eine erhebliche Misswirtschaft der Stiftungsverwaltung dazu so dass das Unterhospital in den 1780er Jahren seinen Bankrott erklaren musste Jetzt flossen jedoch wieder Gelder aus der Stadtkasse und durch Verkauf von Immobilien vor allem von Waldern konnte die Stiftung gerettet werden Bis 1836 hatten die Stiftungen jedoch 85 Prozent ihres Waldbesitzes verloren Mediatisierung und Neuzeit Bearbeiten Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 der die Reichsstadt Memmingen endgultig dem Kurfurstentum Bayern einverleibte Mediatisierung wurden Stadtvermogen und Stiftungsvermogen staatlicher Verwaltung unterstellt In Memmingen dem Kgl Generalkommissariat des Illerkreises 1807 wurden alle Stiftungen neu klassifiziert und gemass ihrem Stiftungszwecke zusammengelegt Dadurch wurde das Unterhospital ab 1809 als offentliche protestantische Wohltatigkeitsstiftung gefuhrt und mit sechs weiteren Dreikonigskapellenstiftung Vohlin sche Stiftung St Leonhardspflege Spitalinspflege Zuchthauspflege Seelhauspflege zu den Vereinigten Wohltatigkeitsstiftungen Memmingen verwaltungsmassig zusammengefasst Eine Vermischung des Vermogens fand jedoch nicht statt die Stiftungen blieben als eigene Rechtspersonen weiterhin bestehen Durch die Verordnung vom 6 Marz 1817 wurden die Stiftungen den kommunalen Verwaltungen wieder zuruckgegeben In Memmingen werden seither die Stiftungen wieder von der Stadt verwaltet der Zusammenschluss zu den Vereinigten Wohltatigkeitsstiftungen wurde jedoch beibehalten In den folgenden wirtschaftlich schwierigen Zeiten konnte die Stadt wieder auf Stiftungsmittel zuruckgreifen Ab 1820 wurde Getreide der Wohltatigkeitsstiftungen fur Notzeiten gelagert Bis 1852 gab die Stadt immer wieder verbilligtes Getreide aus Bestanden der Wohltatigkeitsstiftungen an bedurftige Einwohner um soziale Unruhen zu vermeiden 1862 beschloss der Magistrat sogar den gesamten Fehlbetrag der Armenpflege aus Stiftungsertragen zu finanzieren Bereits seit 1860 hatte sich die Unterhospitalstiftung unter anderem durch gesteigerte Waldnutzung wirtschaftlich wieder gut erholt Um 1900 wurden bereits wieder Waldkaufe vorgenommen nbsp Einstige Durftigenstube bis ins 19 Jh 2001 renoviert heute ein CafeDann kam das 20 Jahrhundert mit zwei Weltkriegen und zwei Inflationen 1918 mussten die Stiftungen Kriegsanleihen zeichnen insgesamt RM 163 500 Unterhospitalstiftung RM 10 000 das Geld war bekanntlich verloren Noch schlimmer war die nachfolgende Inflation der 1920er Jahre hier verloren die Stiftungen ihr gesamtes Geldvermogen Nur diejenigen mit Wald und Grundbesitz konnten sich wieder erholen obwohl ausgerechnet im Jahre 1920 ein Sturm fast die ganzen Stiftungswalder vernichtet hatte Die nachste Gefahr fur die Stiftung war die ideologische Anderung der Stiftungssatzungen 1942 was aber bekanntlich relativ bald danach beendet war Doch dann kam die nachste Inflation Wegen Unmoglichkeit der Erfullung des Stiftungszweckes infolge von Verlust des Vermogens durch Inflation und Wahrungsumstellung gemass 87 BGB und Art 17 Stiftungsgesetz mit der Entschliessung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren und mit der Zustimmung der Stiftungsaufsicht wurden 1960 mit Ausnahme der Unterhospitalstiftung der Dreikonigskapellenstiftung und der Vohlin schen Stiftung alle verbleibenden Stiftungen samt Unterstiftungen aufgelost Die Restvermogen wurden an die Unterhospitalstiftung ubertragen die im Stiftungszweck konkret Krankenhaus Pfrunde und Waisenhaus als zu betreibende Anstalten erhielt In den 1960er und 70er Jahren erwirtschaftete die Stiftung hohe Defizite und geriet nochmals in grosse wirtschaftliche Schwierigkeiten Bei der Kindertagesstatte hatte man sich ubernommen die Personalkosten stiegen enorm das Holzgeschaft brachte Defizite So musste ein Umbau in Zweck und Tatigkeit erfolgen Die Unterhospitalstiftung hatte bis 1870 das Stadtkrankenhaus selbst betrieben danach war sie noch Tragerin des neuen Krankenhauses am Kempter Tor und ebenso ab 1956 im neu erbauten Stadtkrankenhaus im Westen 1971 musste das Krankenhaus von der Stadt ubernommen werden die vorher schon die jahrlichen Defizite ausgeglichen hatte Vom Erlos wurde u a die Kindertagesstatte im Wartburgweg errichtet 1974 bis 1980 wurden Pfrunde und Burgerheim umgebaut Der neue Name Burgerstift soll von nun an die jahrhundertealte Tradition der Unterhospitalstiftung als Tragerin der Einrichtung fur ausschliesslich Memminger Burger reflektieren 5 Eine erneut notwendig gewordene Sanierung und Erweiterung des Burgerstifts das jetzt etwa 200 Heimplatze beherbergt erfolge 2004 bis 2008 Stiftungszweck und satzung BearbeitenUrsprunglich ergab sich der Zweck aus der Tatigkeit des Ordens Armen und Krankenpflege spater wurde eine Stiftungssatzung erarbeitet deren letzte Fassung ist von 2006 1 Unterhaltung und Betrieb folgender Einrichtungen Altenheim Burgerstift der Kindergarten Stadtweiherstrasse und Wartburgweg und der Kinderhorte Wartburgweg Zollergarten und Edith Stein Schule 2 Zuwendungen an alte arbeitsunfahige bedurftige Einwohner der Stadt Memmingen sowie fur kinderreiche bedurftige Familien in Kindergarten und Kinderhorten 3 Krankenpflege und Krankenfursorge Stiftungsverpflichtungen Die Stiftung hat folgende in fruheren Inkorporationen begrundete und im derzeitigen Umfang fortbestehende Verpflichtungen zu erfullen a Besoldungsreichnisse fur die Mesnerstelle in Frickenhausen b Deckung der Fehlbetrage der Kirchenstiftung Arlesried und Frickenhausen fur die ortskirchlichen Bedurfnisse c Baupflicht fur die Pfarrhauser in Dickenreishausen Frickenhausen und Woringen und die Kirchen in Arlesried und Frickenhausen Siehe auch BearbeitenStiftungen der Stadt MemmingenLiteratur BearbeitenHelmut Borner Die Stiftungen der Stadt Memmingen Rede von Dipl Ing Helmut Borner Stadtrat und Stiftungspfleger der Stadt Memmingen Hannes Lambacher Kloster und Spitaler in Die Geschichte der Stadt Memmingen ISBN 3 8062 1315 1 Matthias Stroeher Memminger Stiftungen Herausgegeben vom Stadtarchiv Memmingen ISSN 1438 7336 Hannes Lambacher Das Spital der Reichsstadt Memmingen ISBN 3 927003 02 6Einzelnachweise Bearbeiten Julius Miedel Fuhrer durch Memmingen und Umgebung 1900 1910 1929 Verlags und Druckereigenossenschaft Memmingen Matthias Stroeher Memminger Stiftungen Herausgegeben vom Stadtarchiv Memmingen Peter Blickle Historischer Atlas von Bayern Teil Schwaben Munchen 1967 Thomas Wolf Memmingen im 17 Jh in Die Geschichte der Stadt Memmingen StadtA MM Protokoll des Stiftungsbeirats vom 8 Okt 1974 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unterhospitalstiftung amp oldid 210281224