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Die Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite Weitere Informationen erhaltst du hier Unser Kampf 1968 ein irritierter Blick zuruck ist eine Monographie des Historikers Gotz Aly aus dem Jahr 2008 In dem unter Sozialwissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen umstrittenen Werk beschaftigt sich Aly mit aus seiner Sicht irritierenden bzw inkongruenten Aspekten der sogenannten 68er Generation und ihrer gesellschaftlichen und politischen Bewegung Inhaltsverzeichnis 1 Thesen 2 Rezeption 3 Weblinks 4 FussnotenThesen BearbeitenAly konstatiert dass die 68er Generation mit der Generation ihrer Eltern mehr Gemeinsamkeiten habe als dies bisher in der Wissenschaft angenommen wurde Die 68er hatten an den Aktionismus ihrer Dreiundreissiger Vater angeknupft 1 Aly konstatiert in Bezug auf Erwin Scheuch der sich unter dem Eindruck der 68er Ereignisse dem Rechtskonservatismus zuwandte eine besonders bei Deutschen erkennbare bose historische Kontinuitat der Vergewaltigung des Mitmenschen aus Gesinnung aus der zu erklaren sei dass die deutschen Studenten im Auftreten und in ihren Zielsetzungen antidemokratischer gewesen seien als ihre ebenfalls unruhigen Kommilitonen in anderen Landern 2 Als Gemeinsamkeit zwischen Alys 33er Generation und den 68ern sieht der Autor bereits die an sich politisch unabhangige Selbstbezeichnung als Bewegung und fuhrt an dass sich sowohl die nationalsozialistische Studentenrebellion als auch die 68er so genannt hatten Der Begriff sei 1967 von den Studenten wieder aufgenommen worden 3 Aly versucht in seinem Buch vor allem antidemokratische und reaktionare Traditionslinien bei den 68ern darzustellen Dazu wird beispielsweise die Entwicklung zum Antiimperialismus in ihrer Dimension der Unterstutzung nationaler Befreiungsbewegungen und Terrororganisationen herangezogen die beispielsweise im Fall Ulrike Meinhofs bis zum offenen Antisemitismus gereicht habe Aly wirft in Bezug auf ihre Nachwirkungen der 68er Bewegung ebenso eine oftmals kritiklose Anhangerschaft zum Maoismus vor die bis zur Unterstutzung Pol Pots und der Roten Khmer gegangen sei 4 Aly meint dass Reformen in der Bundesrepublik und die gesellschaftliche Liberalisierung nicht auf die 68er Bewegung zuruckzufuhren seien sondern dass diese Entwicklungen vielmehr bereits im Regierungshandeln des damaligen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger angelegt waren Die 68er hatten die Bemuhungen der Regierung Kiesinger um eine Liberalisierung vielmehr behindert und damit verzogert Aus einer Umfrage von 1967 bei der 81 Prozent der befragten Studenten der These zustimmten dass sich die deutsche Politik von westlicher Bevormundung freimachen sollte zieht Aly den Schluss dass die Protagonisten der 68er einen tiefen Antiamerikanismus mit ihrer Elterngeneration geteilt hatten und ebenso wie diese besinnungslos deutsch gewesen seien Mit dem Beginn einer offen interventionistischen Militarpolitik unter Prasident Lyndon B Johnson hatte sich eine vorherige Zuneigung gegenuber US amerikanischer Kultur zum Antiamerikanismus gewandelt Diese Entwicklung bezeichnete Aly als unkontrollierte emotionalisierte erst langsame dann stark beschleunigte Ruckwartsfahrt 5 Die gesamte Schrift uber dient Aly die 33er Generation als Gegenstand fur den Vergleich mit der 68er Bewegung Das Problem dass sich die 33er Generation ausschliesslich auf Deutschland und die nationalsozialistische Bewegung bezieht der zweite Vergleichsgegenstand aber global und heterogen ausgepragt war und sich in den meisten Fallen nicht auf die deutschen Nationalsozialisten berufen konnte lasst Aly offen beziehungsweise ignoriert die 68er in ihrer Eigenschaft als internationales Phanomen weitestgehend 6 Aly bezieht sich sehr haufig auf Ausserungen und Schriften von Publizisten wie Ernst Fraenkel oder Richard Lowenthal die seinerzeit den SDS mit der NSDAP gleichsetzten Ebenfalls wird der Mitgrunder des konservativen Bundes Freiheit der Wissenschaft Erwin K Scheuch zitiert der um 1968 von Studenten scharf angegriffen wurde Teilweise bauen ganze Thesen und Argumentationsstrange auf diesen Quellen auf Rezeption BearbeitenAlys Thesen und Methoden wurden vielfach diskutiert und kritisiert So wurde etwa seine Vorstellung einer 33er Generation zuruckgewiesen welche in der Generationsgeschichte keine seriose Basis habe Aly so Philipp Gassert ziele mehr auf Selbstkasteiung als historische Analyse und habe vor allem den Knalleffekt im Sinn 7 Elmar Altvater bezeichnete die grosstenteils positive Rezeption von Alys Thesen durch die Machteliten als Zeichen fur den Verfall der politischen Kultur Altvater verwies auf die Leistungen der 68er Bewegung fur die Entwicklung der Demokratie beispielsweise im Prager Fruhling sowie darauf dass die Proteste von 1968 nicht nur durch Studenten sondern auch durch Arbeiter und andere Schichten der Gesellschaft getragen wurden und warf Aly eine Verharmlosung des Nationalsozialismus vor 8 Der Historiker Clemens Vollnhals bemangelt Aly scheine in einer selbstverliebten Nabelschau nur die kleine verbissene Welt der K Gruppen zu kennen Dass Tausende von jungen Leuten sich bei den Jusos den Jungen Liberalen in kirchlichen Studentengemeinden und zahlreichen Initiativgruppen fur eine radikaldemokratische Reform der bundesdeutschen Gesellschaft einsetzten bleibe ebenso ausgeblendet wie die langerfristigen Wirkungen von Pop und Jugendkultur sowie eines emanzipatorischen Wertewandels 9 Norbert Frei der 2008 ebenfalls einen popular geschriebenen Band uber 1968 auf den Markt brachte 10 warf Aly vor eine historiographisch vollig uberzogene Darstellung zugunsten des medialen Knalleffekts verfasst zu haben und kritisierte die Konstruktion einer 33er Generation die im Gegensatz zur 68er Generation aufgrund verschiedenster Biographien ihrer vermeintlichen Akteure nicht bestehen konnte 11 In ahnlicher Weise kritisch ausserten sich auch die Historiker Rudolf Walther 12 und Wolfgang Kraushaar in seiner Replik Hitlers Kinder Eine Antwort auf Gotz Aly 13 Luise Hirsch bemangelte in der jungle world methodische Unsauberkeiten Alys bekundete inhaltlich aber Zustimmung Aly gehe hingegen nicht weit genug und wiederhole schon Bekanntes uber die kulturelle Kontinuitat zwischen Eltern und Kindergeneration statt die regressiven Elemente der 68er weiter herauszuarbeiten 14 Ahnlich urteilt Ingo Way in der Judischen Allgemeinen Aly habe einen polemischen Essay mit vielen methodischen Schwachen verfasst der aber inhaltlich weit weniger emporend sei als es viele Rezensionen vermuten liessen 15 Uwe Soukup entdeckte einen Fehler in Alys Darstellung Aly hatte geschrieben dass der Polizist und inoffizielle Stasi Mitarbeiter Karl Heinz Kurras der den Studenten Benno Ohnesorg erschossen hatte in zweiter Instanz zu zwei Jahren Haft verurteilt worden sei von denen er vier Monate abgesessen habe 16 Nichts davon trifft zu Kurras hinter Schloss und Riegel zu fantasieren bedeutet nicht weniger als die Emporung einer ganzen Generation uber die wiederholten Freispruche fur einen Polizisten der einen Demonstranten erschossen hatte der Grundlage zu berauben schrieb Soukup 17 Siegward Lonnendonker weist auf eine falsche Behauptung hin die Aly als einzige Stutze seiner These der angeblich selbstlegitimatorischen Geschichtsschreibung der ehemaligen Linksradikalen anfuhrt 18 Gotz Aly schreibt auf Seite 94 Richard Lowenthals Rede vom 8 Juni 1967 findet sich in keiner der umfangreichen Dokumentationen zur Geschichte der Freien Universitat oder der Studentenbewegung Der Grund dafur liegt nahe Die Quellensammlungen zu den unruhigen Jahren wurden ausschliesslich von einst beteiligten ehemaligen Linksradikalen erstellt die selbstlegitimatorische Tendenzgeschichte produzierten und eine derart grundlegende Einrede auch spater nicht zur Kenntnis nehmen wollten In der auch von Aly ausgiebig benutzten FU Dokumentation Freie Universitat Berlin 1948 1973 Hochschule im Umbruch Teil V 1967 1969 Gewalt und Gegengewalt 1983 von Siegward Lonnendonker Tilman Fichter und Jochen Staadt findet sich hingegen in der Zeittafel unter dem Datum des 8 Juni 1967 der Eintrag zu dieser Rede S 20 mit einem auch von Aly angefuhrten Zitat 19 Die gesamte Rede ist ausserdem an hervorragender Stelle namlich als zeitgenossischer Kommentar S 437 ff in diesem Band dokumentiert Auf Anfrage teilte der S Fischer Verlag am 9 April 2018 mit dass den Banden inzwischen ein Erratum Zettel mit Gotz Alys Bitte um Entschuldigung beigelegt und die betreffende Stelle fur den Druck geandert sei In der nun geanderten Anmerkung 133 erhebt Gotz Aly allerdings seinen Vorwurf weiter in Bezug auf andere Bucher der Autoren Weblinks BearbeitenJacques Schuster 2008 Unser Kampf Gotz Aly und die 68er Jacques Schuster 2011 Warum Gotz Aly nicht Professor werden darf Gotz Aly Unser Kampf angelesen Zahlreiche LinksFussnoten Bearbeiten Aly 2008 S 169 Aly 2008 S 169 ff Aly 2008 S 170 Aly 2008 S 114 Aly 2008 S 144 ff Siehe Stefan Reinecke Der Studienrate Schocker In die tageszeitung 18 Februar 2008 Philipp Gassert Das kurze 1968 zwischen Geschichtswissenschaft und Erinnerungskultur Neuere Forschungen zur Protestgeschichte der 1960er Jahre Elmar Altvater Das 68er Faszinosum In Der Freitag 15 Februar 2008 Clemens Vollnhals Gotz Aly Unser Kampf Norbert Frei 1968 Jugendrevolte und globaler Protest Munchen 2008 Interview mit Norbert Frei in der Freitag 20 Marz 2008 Rudolf Walther Flucht aus der Empirie In Der Freitag 22 Juni 2012 Hitlers Kinder Eine Antwort auf Gotz Aly Essay von Wolfgang Kraushaar vom 25 Marz 2009 online auf perlentaucher de Luise Hirsch Hitlers Kinder In Jungle World 13 Marz 2008 Ingo Way Sein Kampf In Judische Allgemeine 21 Februar 2008 Ingo Way Gotz Aly Unser Kampf Eine Rezension Ursprunglich in der Judischen Allgemeinen veroffentlichte Rezension 22 September 2008 Aly 2008 S 27 Uwe Soukup Fur Uberraschungen gut In die tageszeitung 18 April 2008 Siegward Lonnendonker Tilman Fichter Jochen Staadt Ein wichtiger Nachtrag In Vorwort zur Einstellung der FU Dokumentation ins Netz Marz 2008 S 3 1 PDF der FU Dokumentation 2008 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unser Kampf 1968 ein irritierter Blick zuruck amp oldid 218513988