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Im Unabhangigkeitsreferendum im Sudsudan 2011 das vom 9 bis zum 15 Januar 2011 stattfand entschied die Bevolkerung des Sudsudans daruber ob das Gebiet Teil des Sudans bleiben oder als eigener Staat unabhangig werden wurde Warteschlange vor einem Wahllokal in Juba 9 Januar 2011Dem amtlichen Endergebnis zufolge sprachen sich rund 99 der Wahler fur die Unabhangigkeit aus 3 8 Millionen Wahler stimmten fur einen unabhangigen Staat nur knapp 45 000 sprachen sich fur den Verbleib beim Sudan aus 1 Infolgedessen wurde der Sudsudan am 9 Juli 2011 unabhangig Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Vorbereitungen 1 2 Internationale Wahlbeobachtung 2 Durchfuhrung 3 Ergebnisse 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten nbsp unstrittig zum Sudsudan gehorendes Gebiet unstrittig zum Nordsudan gehorendes Gebiet strittige Region Abyei Nuba Berge und an Nil al azraq Konfliktregion Darfur Konfliktregion im Ostsudan Hauptartikel Naivasha Abkommen und Sezessionskrieg im Sudsudan Das Referendum geht auf den Friedensvertrag von 2005 zuruck der den Sezessionskrieg im Sudsudan beendete Davor hatten Rebellen im Sudsudan 1956 1972 und erneut ab 1983 fur eine grossere Autonomie oder Unabhangigkeit gekampft wogegen die Zentralregierung unter Einsatz der Armee und paramilitarischer Milizen vorging Grunde fur den Konflikt waren die historischen Beziehungen zwischen Sud und Nordsudan wirtschaftliche Interessen an den naturlichen Ressourcen des Sudens ethnische und religiose Disparitaten und die mangelnde politische Teilhabe des Sudsudans sowohl in der eigenen Region als auch im Gesamtstaat Gemass dem Friedensabkommen das die Regierung und die SPLA Rebellen 2005 schlossen wurde der Sudsudan zur autonomen Region innerhalb des Sudan und fur Anfang 2011 wurde ein Referendum angesetzt in dem sich die sudsudanesische Bevolkerung zwischen Unabhangigkeit und Verbleib im Sudan entscheiden sollte Parallel dazu war ein eigenes Referendum fur das umstrittene Gebiet Abyei geplant welches entscheiden sollte ob dieses Gebiet kunftig zum Norden oder zum Suden gehoren soll Dieses Referendum wurde jedoch bis auf Weiteres abgesagt da sich Norden und Suden nicht darauf einigen konnten wer wahlberechtigt sein wurde 2 Fur die Nubaberge und Teile von an Nil al azraq die im Nordsudan liegen wo sich aber Teile der Bevolkerung auf Seiten des Sudens am Krieg beteiligt hatten sind Volksbefragungen Popular Consultations vorgesehen was allerdings nur vage definiert ist 3 Vorbereitungen Bearbeiten Der sudanesische Prasident Omar al Baschir betonte im April 2010 er werde das Ergebnis des Referendums anerkennen Dies wurde jedoch wegen der grossen wirtschaftlichen Bedeutung der Erdolvorrate im Sudsudan bezweifelt 4 Im Oktober 2010 wurde bekannt dass die Vorbereitungen fur das Referendum um Wochen hinter dem Zeitplan lagen Der Vorsitzende der Wahlkommission Mohammed Ibrahim Khalil gab bekannt dass die Registrierung der Wahler erst im November stattfinden konne 5 Mitte November 2010 begann in den 2600 Stationen die Registrierung fur die Wahl die bis zum 1 Dezember dauerte Die Partei von Omar al Baschir die Nationale Kongresspartei NCP warf der fruheren Rebellenbewegung SPLM vor die Registrierung in der Hauptstadt Khartum zu behindern Die SPLM befurchtete ihrerseits dass die NCP dort Nordsudanesen auf die Liste setzen wurde die dann durch einen Wahlboykott die Wahlbeteiligung unter den erforderlichen Wert von 60 Prozent drucken sollen 6 Wegen des Burgerkriegs waren seit den 1980er Jahren zahlreiche Sudsudanesen in den Norden geflohen Mitte 2010 lebten etwa 2 5 Millionen Fluchtlinge im Grossraum Khartum Uber eine Million von ihnen kehrte Ende 2010 in ihre Heimat zuruck um am Referendum teilzunehmen Im Falle der Unabhangigkeit erhofften sie sich dort grossere Sicherheit und bessere Lebensbedingungen Die Stimmabgabe war zwar auch im Norden moglich jedoch befurchteten die meisten Sudsudanesen Wahlfalschungen und spatere Ubergriffe vonseiten des sudanesischen Regimes Unter anderem hatte ein Minister im Falle der Unabhangigkeit mit Racheakten gedroht Die Wahlburos in Khartum blieben bei der Registrierung daher weitgehend leer was gleichermassen fur das Referendum am 9 Januar 2011 erwartet wurde 7 8 jedoch ausblieb Am Ende der Wahlerregistrierung hatten sich etwa vier Millionen Personen im Sudsudan erfassen lassen sowie einige weitere zehntausend Sudsudanesen im Nordsudan sowie Exil Sudanesen in den afrikanischen Nachbarstaaten in Nordamerika und Europa 9 10 nbsp Symbole auf den WahlzettelnDa die Mehrheit der Sudsudanesen Analphabeten sind war die Gestaltung der Wahlzettel Gegenstand von Diskussionen Man einigte sich schliesslich auf eine winkende Hand als Symbol fur Unabhangigkeit und zwei treue Hande als Symbol fur Einheit Die Wahlenden wurden die Zettel per Fingerabdruck ausfullen Das Bild der winkenden Hand wurde mit Plakaten Aufklebern T Shirts etc bekannt gemacht 11 Internationale Wahlbeobachtung Bearbeiten Es bestanden Befurchtungen dass es nach dem Referendum zu einem erneuten Krieg zwischen Norden und Suden kommen konnte Beide Seiten hatten im Vorfeld massiv aufgerustet 12 In den Vorjahren hatte die SPLM dem Norden vorgeworfen er ruste heimlich Stammesmilizen auf um den Suden zu destabilisieren 13 Das Referendum wurde von rund 3 000 auslandischen Wahlbeobachtern uberwacht darunter mehr als 100 EU Wahlbeobachter Vertreter des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sowie Beobachter der Afrikanischen Union verschiedener Kirchen und lokaler Nichtregierungsorganisationen 14 10 Die Organisation Not on Our Watch organisierte in Zusammenarbeit mit Google den Vereinten Nationen und verschiedenen Anti Genozid Organisationen unter dem Namen Satellite Sentinel eine durchgehende Uberwachung des Gebietes mit hoch auflosenden Echtzeitsatellitenbildern Im Fokus befanden sich Truppenbewegungen und Veranderungen unter der Zivilbevolkerung 15 Durchfuhrung BearbeitenDas Referendum startete plangemass 16 und alle Wahllokale offneten punktlich Die Verantwortung trug die nationale Referendumskommission in Khartum 14 60 000 Polizisten beschutzten die Urnen und die Wahllokale 14 10 Beobachter lobten den uberwiegend friedlich verlaufenden Wahlprozess und berichteten von einer hohen Wahlbeteiligung 17 Nur wenige gewaltsame Zwischenfalle wurden registriert So wurden am 9 Januar 2011 in Abyei bei zwei Angriffen mit Panzerabwehrwaffen und Artillerie 20 sudsudanesische Polizisten getotet und 30 verletzt Die sudsudanesische Regierung bezichtigte arabische Stammesangehorige und die nordsudanesischen Streitkrafte den Angriff durchgefuhrt zu haben 16 Ansonsten soll das Referendum friedlich begonnen haben 18 Ergebnisse BearbeitenAm 12 Januar 2011 gab die SPLM bekannt dass das notige Quorum von 60 Prozent erreicht worden sei 19 Bereits die ersten Zwischenergebnisse wiesen auf eine Zustimmung von rund 99 Prozent fur die Unabhangigkeit hin 20 Am 25 Januar ausserte sich der sudanesische Prasident Omar Hassan al Baschir erstmals offentlich zu den Ergebnissen und erkannte an dass der Suden fur die Unabhangigkeit gestimmt habe 21 Das am 30 Januar 2011 veroffentlichte vorlaufige amtliche Ergebnis bestatigte die Zwischenergebnisse Demnach sprachen sich 3 8 Millionen Wahler 98 8 Prozent fur die Unabhangigkeit aus Nur knapp 45 000 Sudsudanesen stimmten fur die Einheit vor allem im Nordsudan wo der Anteil der Stimmen fur die Unabhangigkeit mit 58 deutlich am tiefsten war Die einzige Region in der sich eine Mehrheit der Abstimmenden gegen die Unabhangigkeit aussprach war Sud Darfur wo allerdings nur etwa 9 000 Personen abstimmten Auch die Sudsudanesen im Ausland die vor allem in den Nachbarstaaten Kenia Uganda Athiopien und Agypten ihr Wahlrecht ausubten stimmten mit grosser Mehrheit fur die Unabhangigkeit 1 In der ersten offiziellen Reaktion aus Khartum nach der Bekanntgabe des vorlaufigen Endergebnis sagte Vizeprasident Ali Osman Taha am 31 Januar 2011 dass die Regierung des Sudan mit dem Ausgang der Volksabstimmung einverstanden sei Der Vizeprasident versprach gute Beziehungen zu dem neuen Staat anzustreben Am 9 Juli 2011 wurde der 193 Staat der Welt offiziell gegrundet 22 Das amtliche Endergebnis wurde am Abend des 7 Februar 2011 in Juba bekanntgegeben 23 Die sudanesische Regierung unter al Baschir hatte kurz zuvor mitgeteilt dass sie die Unabhangigkeit des Sudsudans anerkennen wird 24 Am 9 Juli 2011 wurde der Sudsudan unabhangig Region Bundesstaat abgegebeneStimmen fur dieUnabhangigkeit gegen dieUnabhangigkeit UngultigeStimmen leereStimmzettel fur dieUnabhangigkeitin Prozent gegen dieUnabhangigkeitin ProzentCentral Equatoria Zentral Aquatoria 457 439 449 311 4 985 1 523 1 620 98 90 1 1 Eastern Equatoria Ost Aquatoria 463 706 462 663 246 70 727 99 95 0 05 Jonglei 430 056 429 583 111 124 238 99 97 0 03 Lakes Seen 299 040 298 214 227 149 450 99 92 0 08 Northern Bahr el Ghazal Gazellen Fluss Nord 382 049 381 141 234 148 526 99 94 0 06 Unity Einheit 498 231 497 477 190 166 498 99 98 0 02 Upper Nile Obernil 347 390 344 671 1 815 381 523 99 48 0 52 Warrap 469 648 468 929 167 120 432 99 96 0 04 Western Bahr el Ghazal Gazellen Fluss West 162 594 153 839 7 237 728 790 95 51 4 49 Western Equatoria West Aquatoria 214 041 211 639 1 017 382 1 003 99 52 0 48 Sudsudanesen im Nordsudan 69 597 38 003 27 918 2 230 1 446 57 65 42 35 Sudsudanesen im Ausland 58 203 57 048 841 201 113 98 55 1 45 Gesamt 3 851 994 3 792 518 44 888 8 366 6 222 98 83 1 17 Siehe auch BearbeitenResolution 1999 des UN Sicherheitsrates Geschichte des Sudsudan Geschichte des SudanLiteratur BearbeitenJames Copnall A Poisonous Thorn in Our Hearts Sudan and South Sudan s Bitter and Incomplete Divorce C Hurst amp Co London 2014 ISBN 978 1 84904 330 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Unabhangigkeitsreferendum im Sudsudan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Webprasenz des Referendums Abgerufen am 5 Januar 2011 englisch Offizielle Webprasenz des Referendum Ergebnisses Abgerufen am 28 Januar 2011 englisch Offizielle Webprasenz von Satellite Sentinel In Satellite Sentinel Not on Our Watch abgerufen am 30 Dezember 2010 englisch Joachim Frank Freudenschreie nach der Stimmabgabe In Frankfurter Rundschau 12 Januar 2011 abgerufen am 12 Januar 2011 Interview mit Josef Sayer Vorsitzender des katholischen Hilfswerks Misereor Einzelnachweise Bearbeiten a b Sudsudanesen stimmen fur Unabhangigkeit vom Norden In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30 Januar 2011 Ilona Eveleens Der Zankapfel im Herzen des Sudans auf taz de 4 Januar 2011 The Nuba Mountains straddling the north south divide In IRIN News vom 12 November 2009 Thomas Scheen Ranke um Ol Ethnien und Krieg In Frankfurter Allgemeine Zeitung 22 September 2010 abgerufen am 22 September 2010 Zittern vor der Spaltung In Frankfurter Rundschau 7 Oktober 2010 abgerufen am 7 Oktober 2010 Wer ist aus dem Suden und wer nicht In taz de Abgerufen am 9 Januar 2011 Southern returnee deluge leaves aid workers in a quandary In IRIN News vom 28 Dezember 2010 Abgerufen am 4 Januar 2011 Weltspiegel Reportage Neue Volkerwanderung im Sudan Memento vom 19 Dezember 2010 im Internet Archive 18 Dezember 2010 Abgerufen am 9 Januar 2011 Simone Schlindwein Ich mochte die Freiheit noch erleben In Die Tageszeitung 8 Dezember 2010 abgerufen am 9 Dezember 2010 a b c Vorfreude auf einen neuen Sudan In tagesschau de 9 Januar 2011 archiviert vom Original am 12 Januar 2011 abgerufen am 11 Januar 2011 Josh Kron Referendum Logos Accent Challenges Facing Sudan In The New York Times vom 13 Januar 2011 Wikileaks US aware of Kenya Southern Sudan arms deal In BBC News vom 9 Dezember 2010 Abgerufen am 4 Januar 2011 Khartoum denies arming militias In BBC News vom 13 August 2009 Abgerufen am 4 Januar 2010 a b c Ansturm auf die Wahllokale In Die Tageszeitung 9 Januar 2011 abgerufen am 11 Januar 2011 Die Welt schaut zu In ORF 30 Dezember 2010 abgerufen am 30 Dezember 2010 a b 20 Polizisten in Sudan getotet In Frankfurter Allgemeine Zeitung 10 Januar 2011 abgerufen am 10 Januar 2011 vgl Referendum im Sudsudan abgeschlossen bei derstandard at 15 Januar 2011 aufgerufen am 16 Januar 2011 Krawalle in Grenzregion zwischen Nord und Sudsudan In Neue Zurcher Zeitung 10 Januar 2011 abgerufen am 11 Januar 2011 Notige Wahlerquote bei Volksabstimmung im Sudan erreicht In ORF 12 Januar 2011 abgerufen am 12 Januar 2011 Dominic Johnson Sudsudan stimmt fur Unabhangigkeit auf taz de 21 Januar 2011 Weg frei fur Unabhangigkeit In Domradio 25 Januar 2011 Sudsudan feiert Unabhangigkeit In Suddeutsche Zeitung 9 Juli 2011 abgerufen am 10 Juli 2011 Sudsudanesen stimmen klar fur Unabhangigkeit In Neue Zurcher Zeitung 7 Februar 2011 abgerufen am 9 Februar 2011 Al Baschir erkennt Unabhangigkeit des Sudsudan an In ORF 7 Februar 2011 abgerufen am 7 Februar 2011 Wahlen und Volksabstimmungen im SudsudanPrasidentschaftswahlen 2010 nbsp Parlamentswahlen 1973 1980 2010Volksabstimmungen 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unabhangigkeitsreferendum im Sudsudan 2011 amp oldid 236050053