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Ulrike Prokop 1945 in Kiel ist emeritierte Professorin fur Erziehungswissenschaften an der Philipps Universitat Marburg Ihre Schwerpunkte sind Sozialisationstheorie psychoanalytische Kulturtheorie Geschlechterverhaltnisse Mentalitatsgeschichte Medientheorie patriarchale Strukturen und weiblicher Lebenszusammenhang sowie Kritische Theorie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 2 1 Weibliche Lebensentwurfe 2 2 Konversionsanalyse 3 Schriften 3 1 Aufsatze 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenUlrike Prokop studierte Gesellschaftswissenschaften Soziologie und Geschichte in Frankfurt am Main bei Theodor W Adorno Jurgen Habermas und Alexander Mitscherlich und war in der Neuen Frauenbewegung wie auch im SDS aktiv Nach Tatigkeiten in Regie und Dramaturgie bei der Freien Volksbuhne Berlin am Schauspiel Frankfurt und bei der Bremer Shakespeare Company war sie von 1978 bis 1988 Hochschulassistentin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe Universitat in Frankfurt In diesen Jahren arbeitete sie als Mitarbeiterin von Alfred Lorenzer und vertiefte ihr Interesse an psychoanalytisch tiefenhermeneutischen Verfahren 1988 wurde sie in Marburg am Fachbereich der Erziehungswissenschaften zur Professorin berufen Von 2000 bis 2005 war sie Mitherausgeberin der Psyche Leistungen BearbeitenProkop wurde vor allem mit der Herausgabe ihrer kritischen Untersuchungen zu den Themen Soziologie der Olympischen Spiele und weiblicher Lebenszusammenhang bekannt Prokop wirkte als erste Professorin am Fachbereich der Erziehungswissenschaften in Marburg Bis zum Antritt ihrer Professur war der Fachbereich ausschliesslich mannlich dominiert In Marburg zeigte Prokop vor allem in ihren Vorlesungen zu den Themen Sozialisation und Individuation herausragende Leistungen Sie hielt die 60 minutigen Vorlesungen meist frei ohne abzulesen und verfeinerte das Ganze mit Zitaten aus literarischen und wissenschaftlichen Klassikern wobei hier auch Vertreter der kritischen Theorie und der Psychoanalyse eine nicht unwichtige Rolle spielten Seit 2005 ist Ulrike Prokop Herausgeberin der kulturwissenschaftlichen Reihe Kulturanalysen die hervorgegangen ist aus der gleichnamigen Zeitschrift der Alfred Lorenzer Gesellschaft Marburg Weibliche Lebensentwurfe Bearbeiten Im deutschen BildungsburgertumAm Beispiel des Geschwisterpaars Cornelia und Johann Wolfgang Goethe unterzog Ulrike Prokop die Mechanismen der Marginalisierung des Weiblichen und der Heroisierung des Mannlichen einer psychoanalytisch historischen Untersuchung 1 Im Gegensatz zu ihrem Bruder sei Cornelia ganz Objekt der mannlichen Padagogik ohne doch die Chance zu haben wie ein Sohn zu sein 2 Horkheimer Marcuse und Habermas hatten in ihren Analysen ubersehen dass im 18 und 19 Jahrhundert von einer Verschlechterung der Lage der Frauen in der Arbeit und in der Kultur auszugehen ist 3 In Der Mythos des Weiblichen und die Idee der Gleichheit in literarischen Entwurfen des fruhen Burgertums interpretiert Prokop die fruhburgerliche Literatur der Aufklarung und des Sturm und Drang als Versuch den offenen Herrschaftscharakter der mannlichen Norm mit der Idee der menschlichen Gleichheit und Selbstverantwortung zu versohnen 4 Im FaschismusDes Weiteren untersuchte Ulrike Prokop die Rolle der Frauen im Nationalsozialismus wie folgt Die Beziehung der Frauen zur Autoritat des Fuhrers konne als erotisierte Beziehung interpretiert werden die allgemeine Unterordnung mit Emanzipation von mannlicher Dominanz verbinde Prokop spricht von aktivem Autoritarismus im Gegensatz zu einem passiven Autoritarismus wo Frauen es den Mannern uberlassen fur sie zu handeln 5 Anders als Margarete Mitscherlich die in ihrem Klassiker Die friedfertige Frau Frauen als Opfer der mannlichen Gewalt und des Nationalsozialismus darstellte sieht Prokop die Frauen nicht per se als Opfer des Nationalsozialismus Bereits in ihren fruhen Analysen wies sie deutlich auf den Beitrag der Frauen zum faschistischen Herrschaftsapparat hin Demnach seien auch Gruppierungen der burgerlichen Frauenbewegung dem Nationalsozialismus wohlwollend entgegengetreten Prokop analysierte wesentliche Texte wortfuhrender Frauen des gemassigt konservativen Flugels der burgerlichen Frauenbewegung In den Texten Gertrud Baumers und Marianne Webers so Prokop drucke sich eine Sehnsucht aus die in der faschistischen Inszenierung von Politik zur Erfullung kommt Gertrud Baumer und Marianne Weber seien zwar nicht mit den Faschistinnen identisch brachten aber ein Bewusstsein zur Erscheinung das zum Faschismus treibt und das fur die burgerliche Frauenbewegung vor 1933 bestimmend war 6 Im Spektrum des Autoritaren heuteDiese Untersuchungen fuhrte Ulrike Prokop anhand einer Analyse von Gesprachen mit rechtsradikalen jungen Frauen publiziert von Franziska Tenner fort Eines davon zeige den Weg in eine zunehmende Passivitat und die Delegation weiblicher Aktivitat an den Mann Diese Form des weiblichen Autoritarismus konne als delegierender weiblicher Autoritarismus gefasst werden Er funktioniere durch die narzisstische Ubertragung weiblicher Aktivitat an einen mannlichen Stellvertreter Charakteristisch sei die Handlungshemmung auf der Seite der Frau Prokop zieht als Fazit Das Konzept der autoritaren Personlichkeit ist geeignet die Beziehung zwischen Personlichkeitsstruktur und politischem Handeln zu verstehen Der Ubertritt individueller Dispositionen in politisches Agieren in Gruppen kommt aus der Perspektive des einzelnen der Uberwindung der Einsamkeit des neurotischen Konflikts gleich durch Gruppenbildung Zugleich werden Losungen angeboten die dem einzelnen als Isoliertem so nicht oder nur begrenzt zur Verfugung stehen fur Vereinzelte existiert nur die soziale Rolle des Querulanten oder des Spinners in den hier gegebenen Fallen der Versagerin und Aussenseiterin Das Ende der Einsamkeit in der Gruppenbildung ist eine Entlastung 7 Konversionsanalyse Bearbeiten In Anlehnung an die Tiefenhermeneutik insbesondere an die psychoanalytische Methode qualitativer Kulturforschung nach Alfred Lorenzer entwickelte Ulrike Prokop eine Untersuchungsmethode zur Erforschung von Affektshows wie Germany s Next Topmodel oder Super Nanny Mit Hilfe der Konversionsanalyse werden nicht nur die rein inhaltlichen Angebote dieser neuen Medienformate bestimmt sondern auch die Reaktionen der Zuschauer und der forschenden Subjekte Es geht darum die latenten Botschaften die die Macher der Shows den Zuschauern uber geschickte mediale Inszenierungen d h uber dramaturgisch ausgefeilte Arrangements anbieten transparent zu machen und sich damit auseinanderzusetzen Es sind Sendungen meist der privaten Anbieter die mit Tabubruchen arbeiten und dadurch emotionalisieren Sie bewegen sich als aufregende Sendungen immer im Grenzbereich des Noch Erlaubten oder Schon Abzulehnenden Das macht gerade den Diskussionsstoff fur die Jugendlichen aus Im Gegensatz zu Ansatzen die Medienrezeption allein vom Nutzungskontext aus verstehen wollen und daher die Bedeutung allein von der Seite der ZuschauerInnen und der Ausschlusskommunikation angehen legen die Forschungsprojekte in Marburg und Kassel eine zweipolige Struktur zugrunde Hier wird dem Angebot ebenso viel Aufmerksamkeit gewidmet wie der Nutzung und den Bedeutungen die den Angeboten von verschiedenen Publikumsgruppen verliehen werden 8 Uber die Sendung Germany s Next Topmodel schreibt Prokop Da es um Karriere in einem autoritaren Team geht lasst sich auch die weibliche Berufstatige im flexiblen Kapitalismus in Aktion betrachten Diese beiden modernen Aspekte machen in Wahrheit die Faszination der Sendung aus 9 Schriften Bearbeiten 1971 Soziologie der Olympischen Spiele Sport und Kapitalismus Carl Hanser Munchen ISBN 3 446 11503 X 1976 Weiblicher Lebenszusammenhang Von der Beschranktheit der Strategien und der Unangemessenheit der Wunsche Edition Suhrkamp Band 808 Suhrkamp Frankfurt am Main ISBN 3 518 00808 0 Dissertation Frankfurt am Main Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaft 1975 245 Seiten unter dem Titel Widerspruche und Ambivalenzen der Weiblichkeit 1991 Die Illusion vom Grossen Paar Band 1 weibliche Lebensentwurfe im deutschen Bildungsburgertum 1750 1770 Fischer Frankfurt Main 1991 Die Illusion vom grossen Paar Band 2 Das Tagebuch der Cornelia Goethe Fischer Frankfurt Main 2006 Hrsg Alfred Lorenzer Szenisches Verstehen Zur Erkenntnis des Unbewussten Tectum Marburg 2008 Hrsg Erziehung als Unterhaltung in den popularen TV Ratgebern Super Nanny und S O S Schule Tectum Marburg 2009 Hrsg Geiles Leben falscher Glamour Beschreibungen Analysen Kritiken zu Germany s Next Topmodel Tectum MarburgAufsatze Bearbeiten 1979 Die Sehnsucht nach der Volkseinheit Zum Konservativismus der burgerlichen Frauenbewegung vor 1933 In Die Uberwindung der Sprachlosigkeit Texte aus der neuen Frauenbewegung Luchterhand Darmstadt 1984 Der Mythos des Weiblichen und die Idee der Gleichheit in literarischen Entwurfen des fruhen Burgertums In Feministische Literaturwissenschaft Dokumentation der Tagung in Hamburg vom Mai 1983 Argument Verlag Berlin 1986 Emilia Galotti Ein Drama uber die Zerstorung der Wunsche In Kultur Analysen Psychoanalytische Studien zur Kultur Fischer Frankfurt Main 1987 Liebe und Lekture oder Was bedeuten die Tranen der Leserin Aus dem Briefwechsel Flachsland Herder In Zur Idee einer psychoanalytischen Sozialforschung Fischer Frankfurt Main 1987 Die Freundschaft zwischen Katharina Elisabeth Goethe und Bettina Brentano Aspekte weiblicher Tradition In Vortrage aus der Frankfurter Frauenschule Facetten feministischer Theoriebildung Materialband 2 Selbstverlag Frankfurt Main 1988 Die Einsamkeit der Imagination Geschlechterkonflikt und literarische Produktion um 1770 In Deutsche Literatur von Frauen Erster Band Vom Mittelalter bis zum Ende des 18 Jahrhunderts C H Beck Munchen 1989 Die Konstruktion der idealen Frau Zu einigen Szenen aus den Bekenntnissen des Jean Jacques Rousseau In Kultur und Gesellschaft Verhandlungen des 24 Deutschen Soziologentages des 11 Osterreichischen Soziologentages und des 8 Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft fur Soziologie in Zurich Campus Frankfurt New York 1989 Mutterschaft und Mutterschafts Mythos im 18 Jahrhundert In Sklavin oder Burgerin Franzosische Revolution und neue Weiblichkeit 1760 1830 Jonas Verlag Frankfurt Main 1989 Elemente der Moderne Bilder des Weiblichen bei Strindberg und Wedekind In Pharus 1 Kein Funke mehr kein Stern aus fruh rer Welt Frank Wedekind Texte Interviews Studien Verlag Jurgen Hausser Darmstadt 1992 Was ist Gegenstand einer Geschichte des weiblichen Schreibens In Feministische Vernunftkritik Ansatze und Traditionen Campus Frankfurt New York 1994 Einige Uberlegungen zum Thema Entwicklungstendenzen weiblicher Identitat In Die sichtbare Frau Die Aneignung der gesellschaftlichen Raume Kore Verlag Freiburg i Br 1995 Elemente des weiblichen Autoritarismus Die Sehnsucht nach der Volksgemeinschaft in der burgerlichen Frauenbewegung vor 1933 In Sackgassen der Selbstbehauptung Feministische Analysen zu Rechtsradikalismus und Gewalt Jenior amp Pressler Kassel 1998 Wie viele Geschichten in einer Zu der Erzahlung Stunde der Magd von Marieluise Fleisser In Freiburger literaturpsychologische Gesprache Band 17 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2001 Massstabe der Gleichheit Zur aktuellen Diskussion der Gleichheit in den Geschlechterverhaltnissen In Mehr Ungleichheit fur alle Fakten Analysen und Berichte zur sozialen Lage der Republik am Anfang des 21 Jahrhunderts Universitatsverlag Winter 2001 Stigma und Gewalt Zu einigen Szenen aus HouellebecqsAusweitung der Kampfzone Buch Essay In Psyche 55 Jahrgang Heft 9 10 Klett Cotta Stuttgart 2002 Experimente mit der Moderne Diskurse der deutschen Frauenbewegung zu Mutterschaft und Beruf 1860 1933 In Autonomie und Kritikfahigkeit Gesellschaftliche Veranderung durch Aufklarung Wochenschau Verlag Schwalbach Ts 2004 Trauma und Erinnerung in Gunter Grass Im Krebsgang In Freiburger literaturpsychologische Gesprache Band 23 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2007 Misstrauen und Wahrheitsbeweis in dem Trauerspiel Die Familie Schroffenstein In Freiburger literaturpsychologische Gesprache Band 27 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2007 Rechtsradikalismus als politischer Fundamentalismus In Die halbierte Emanzipation Fundamentalismus und Geschlecht Ulrike Helmer Verlag Konigstein Taunus 2007 2008 Praktische Klugheit Anmut und Witz Burgerliche Madchenbildung um 1750 In Catharina Elisabeth Goethe Freies Deutsches Hochstift Frankfurt MainWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ulrike Prokop im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Reihe Kulturanalysen Memento vom 2 August 2008 im Internet Archive Tectum Verlag Ulrike Prokop Mythen der Rechten Ihre Faszination fur junge Frauen in der Adoleszenz Dargestellt an einem Gesprach von Franziska Tenner PDF Datei 857 kB Ulrike Prokop Protest im Schreibversteck Zum 200 Todestag von Sophie von La Roche Einzelnachweise Bearbeiten 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