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Ulpiana auch Ulpianum ist eine romische Stadt auf dem Gebiet der ehemaligen Provinz Moesia superior Obermosien Flachenmassig handelt es sich heute um das grosste Bodendenkmal der Republik Kosovo Innerhalb der Anlage konnen zeitlich wie auch raumlich zwei Siedlungsareale unterschieden werden Das 36 ha messende mittelkaiserzeitliche Stadtareal Gradina sowie die mit 16 5 ha deutlich kleinere spatromisch fruhbyzantinische Anlage Iustiniana Secunda Bedem im Osten Ulpiana war in romischer Zeit das verwaltungstechnische wirtschaftliche und kulturelle Zentrum im Amselfeld Verantwortlich fur die Grundung sowie den Reichtum des Municipiums duften die reichen im Hinterland gelegenen Edel Metall vorkommen gewesen sein Ulpiana Kosovo Lage der FundstelleInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Entwicklung 3 1 Vorromisch 3 2 Romische Kaiserzeit 3 2 1 Stadtanlage 3 2 2 Graberfeld 3 2 3 Tempel 3 3 Spatromisch fruhbyzantinische Epoche 3 3 1 Stadtanlage 3 3 2 Basilika und Quadriburgium 3 3 3 Baptisterium 4 Umland 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Doppelanlage von Ulpiana befindet sich auf dem Gebiet der heutigen Republik Kosovo etwa acht km sudlich der Hauptstadt Pristina in der Nahe des Ortes Gracanica Nordlich der Ruinen fliesst der Fluss Gracanka welcher einstmals die beiden Anlagen voneinander trennte 1 Forschungsgeschichte BearbeitenUrsprunglich wurde die Doppelstadt Ulpiana Justiniana Secunda von der Forschung mit der ebenfalls auf dem Gebiet des heutigen Kosovo gelegenen Kleinstadt Lipjan gleichgesetzt Eine Fehlannahme welche erstmals 1927 angezweifelt wurde als man sieben Kilometer von Pristina entfernt bei Strassenbauarbeiten ein ausgedehntes Ruinenfeld entdeckte Dieses liegt auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Gracanica Erste systematische Ausgrabungen in den 1950er Jahren unter dem Begrunder der Provinzialromischen Archaologie im Kosovo Emil Cerskov bestarkten den Verdacht dass es sich hierbei um das urbane Zentrum des dardanischen Bergbaubezirkes handelte Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf einzelne Grabbauten wie die fruhchristliche Basilika eines der Stadttore sowie die nordlichen und westlichen Nekropolen Ein vorubergehendes Ende der Arbeiten im Bereich der Doppelstadt wurde durch den Kosovokrieg ausgelost Wahrend der Kriegsjahre sowie in der Nachkriegszeit nahmen mutwillige Beschadigungen und Raubgrabungen zu So wurden beispielsweise im Bereich der nordlichen Nekropole die marmornen Sarkophage stark beschadigt Gerade aufgrund dieser beunruhigenden Situation der Nachkriegszeit wurde im Jahr 2008 unter Beteiligung des Deutschen Archaologischen Institutes Deutschen Archaologischen Institutes DAI und des Archaologischen Instituts des Kosovo IAK ein Pilotprojekt ins Leben gerufen welches die wissenschaftliche Erforschung und die denkmalpflegerische Sicherung der Anlage zur Aufgabe hatte In einem ersten Schritt erfolgte eine systematische Auswertung hochauflosender Satellitenbilder sowie verschiedener Luftaufnahmen aus militarischen Quellen Die daraus gewonnenen ersten Daten konnten durch verschiedene geomagnetische Messungen erganzt werden Diese Messungen bildeten die Grundlage fur die Grabungen des Deutschen Archaologischen Instituts unter Leitung von Friedrich Luth und Felix Teichner die zwischen 2009 und 2012 stattfanden Entwicklung BearbeitenVorromisch Bearbeiten Wahrend der Grabungen der Jahre 2009 bis 2011 konnten neben den Funden der romischen Kaiserzeit der Spatantike und der byzantinischen Epoche erstmals auch Objekte geborgen werden welche darauf hindeuten dass der Ort bereits in vorromischer Zeit besiedelt war So wurden beispielsweise im Fundamentbereich des Podiumstempels Reste einer spatbronzezeitlichen und fruheisenzeitlichen Besiedlung nachgewiesen Romische Kaiserzeit Bearbeiten Neben den Kleinfunden deutet vor allem das Toponym Ulpiana auf eine Grundung des municipiums unter Kaiser Trajan oder spatestens unter seinem Nachfolger Hadrian an 2 Stadtanlage Bearbeiten Das eigentliche Stadtareal des kaiserzeitlichen municipiums befindet sich sudwestlich von Gracanica und erstreckt sich uber eine Flache von 36 ha Das trapezoide Areal des municipium verfugt uber ein regelmassiges Strassenraster sowie verschiedene fur die romische Kaiserzeit typische offentliche Grossbauten Umschlossen ist die gesamte Anlage von einer Wehrmauer mit mehreren Toren und hervorspringenden halbkreisformigen Turmen Fur das heutige Bild der Anlage pragend ist vor allem das Nordtor welches bereits wahrend der Grabungen der 1950er Jahre freigelegt wurde Im direkten Vorfeld des Tores also nordlich des eigentlichen Stadtgebietes extra muros erstreckte sich ein Handwerkerviertel welches sich auf die Verarbeitung von Eisen und Buntmetall spezialisiert hatte Graberfeld Bearbeiten nbsp Nordliche Nekropole von Ulpiana Kosovo Bereits in den 1950er Jahren wurden nordlich und westlich des Stadtareals von Emil Cerskov and Ljubisa Popovic zwei Nekropolen freigelegt 3 Die fruhe Musealisierung im Anschluss an die Grabungen fuhrten dazu dass einige der Grablegen im Verlauf des Kosovokrieges beschadigt und zerstort wurden 4 Nach der Sanierung und Erneuerung der Anlage in den letzten Jahren ist die Nekropole Besuchern heute wieder zuganglich Besonders hervorzuheben sind vor allem die imposanten Marmorsarkophage aus dem Mittelmeerraum welche fur die Region einzigartig sind Tempel Bearbeiten Den religiosen Fokus bildet wahrend der Kaiserzeit ein unweit des Nordtores gelegener Podiumstempel Wahrend der Temenosbereich 45 5 55 m von einer mit Mosaikboden ausgestatteten Portikus umfasst war bildet ein Marmorstylobat mit 11 6 18 3 m das imposante Zentrum der Anlage Die Errichtung des klassisch romisches Heiligtums im Verlauf der 2 Halfte des 2 Jahrhunderts auf den Resten der vorhergegangen durch ein Schadfeuer zerstorten Bebauung kann als beeindruckendes Zeugnis fur die fortschreitende Ubernahme mediterraner Architektur und Glaubensvorstellungen in Dardanien gesehen werden Zwar liegen noch keine konkreten Hinweise auf die hier verehrte Gottheit vor Eine 2011 gefundene Inschrift 5 belegt jedoch ein ansassiges Kultkollegium dem ausschliesslich weibliche Mitglieder des aufstrebenden municipalen Burgertums angehorten Spatromisch fruhbyzantinische Epoche Bearbeiten Die spatantike und fruhbyzantinische Epoche Ulpianas ist von zwei verheerenden Ereignissen gepragt Zum einen handelt es sich um die Gotenkriege zum anderen um ein verheerendes Erdbeben Mit beiden Ereignissen gingen schwere Zerstorungen einher Die im Folgenden beschriebenen Anlagen konnen mit einem umfanglichen Wiederaufbauprogramm des Kaisers Justinian in Verbindung gebracht werden 6 Stadtanlage Bearbeiten Ostlich des kaiserzeitlichen municipiums Ulpiana mit 16 5 ha deutlich kleinere Anlage Bedem Das rechteckige Areal war von einer fast 3 m breiten Befestigungsmauer aus wiederverwendeten Bruchsteinen und Spolien umgeben 7 Verstarkt wurde die Wehrmauer zusatzlich durch rund 44 regelmassig angeordnete halbkreisformige und funfeckige Turme Mittels geophysikalischer Prospektionen konnten verschiedene Gebaude im Inneren nachgewiesen und durch Sondagegrabungen in die fruhbyzantinische Epoche datiert werden Aufgrund der Grosse sowie der erkennbaren Innenbebauung handelt es sich sicherlich nicht ausschliesslich um eine Militargarnison Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei der neu gegrundeten Anlage um eine fruhbyzantinische Modellstadt welche die iustinianische Schwesterstadt Iustiniana Prima Caricin Grad Serbien zum Vorbild hatte und den Namen Iustiniana Secunda trug Basilika und Quadriburgium Bearbeiten nbsp Die fruhchristliche Basilika von Ulpiana Kosovo wahrend der Freilegung Immer noch das religiose Zentrum wenn auch in veranderter Form bildet der Bereich sudlich des Nordtores Uber dem mittelkaiserzeitlichen Tempel wird in der Spatantike eine fruhchristliche Basilika errichtet welche moglicherweise den beiden Martyrern Florus und Laurus gewidmet war Eine dritte bauliche Veranderung datiert in die byzantinische Epoche Der Zentralbau wird mit einer Umwehrung mit Eckturmen umgeben Die Errichtung eines solchen Quadriburgium mit runden Eckturmen unterstreicht die steigende Bedeutung des Martyrerkultes Baptisterium Bearbeiten Ein weiterer Sakralbau wurde bereits 2011 mit Hilfe 3D tomographischer Geoelektrikmessungen untersucht Der im westlichen Stadtgebiet gelegene Zentralbau mit acht halbrunden Konchen kann als Baptisterium angesprochen werden In Zusammenhang mit anschliessenden Portiken und Hallenbauten deutet sich hier ein episkopaler Bezirk an Umland BearbeitenVon Besonderem Interesse fur die Entstehung sowie den Reichtum Ulpianas duften die reichen im Hinterland gelegenen Edel Metall vorkommen gewesen sein Neben den bereits erwahnten Bergwerksmunzen geben vor allem Mundlocher und ausgedehnte Abraumhalden Auskunft uber Abbau und Verhuttung der Erze Diese standen im Oktober 2012 im Fokus eines montanarchaologisches Surveys nbsp Montanarchaologisches Survey im Hinterland Ulpianas Kosovo Literatur BearbeitenS Dusanic Aspects of Roman Mining in Noricum Pannonia Dalmatia and Moesia Superior ANRW II 6 Berlin 1977 52 94 S Fidanovski Rimska keramika Ulpijane Belgrad 1990 E Hoxhaj Die fruhchristliche dardanische Stadt Ulpiana und ihr Verhaltnis zu Rom In Dardanica 8 7 1999 S 21 33 Digitalisat PDF 190 kB M Parovic Pesikan Neka Zapazanja o urbanom razvoju Ulpijane Ispitivanje ulica Some observations of the development of Ulpiana Research of the street Lihnid 7 1989 117 132 F Teichner ULPIANA IUSTINIANA SECUNDA KOSOVO DAS URBANE ZENTRUM DES DARDANISCHEN BERGBAUBEZIRKS EPHEMERIS NAPOCENSIS XXV 2015 S 81 93 academia edu F Teichner Ulpiana Iustiniana Secunda Kosovo Die Arbeiten des Jahres 2012 e Bericht 2016 academia edu B Woytek Die Metalla Pragungen des Kaisers Traian und seiner Nachfolger Num Zeitschr 111 112 2004 S 35 68 B Woytek Die Metalla Pragungen des Kaisers Traian und seiner Nachfolger Supplementum Mitt Osterr Num Gesell 44 4 2004 S 134 139 Weblinks BearbeitenArchaeological Guide of Kosovo Fotos der Ausgrabungsstatte Zustand 2005 Funf Jahre wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Archaologischen Institut Kosovos IAK und dem Deutschen Archaologischen Institut DAI Memento vom 24 Februar 2013 im Internet Archive Bericht DW Archaologie fur den FriedenEinzelnachweise Bearbeiten Teichner 2015 88 Hoxhaj 2001 2002 PAROVIC PESIKAN 1989 FIDANOVSKI 1990 Fotos der Ausgrabungsstatte Zustand 2005 HD057543 Procopius De aedificiis IV 1 29 30 Teichner 2015 86 42 59625 21 175138888889 Koordinaten 42 36 N 21 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ulpiana amp oldid 233635807