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Als trinitarische Formel kritisiert Karl Marx die Auffassung dass die gesellschaftliche Produktion aus den drei Faktoren Kapital Boden und Arbeit besteht welche Profit bzw Zinsen Grundrente und Arbeitslohn abwerfen Die Bezeichnung spielt auf die christliche Lehre von der Dreieinigkeit Gottes an Inhaltsverzeichnis 1 Herausgabe 2 Inhalt 3 Rezeption 4 Einzelnachweise 5 LiteraturHerausgabe Bearbeiten Die trinitarische Formel ist das 48 Kapitel des dritten Bandes des Werkes Das Kapital Es ist das erste Kapitel des siebenten Abschnittes Die Revenuen und ihre Quellen Der dritte Band von Das Kapital wurde 1894 nach Marx Tod von Friedrich Engels herausgegeben Engels hat das 48 Kapitel zusammengestellt aus drei Fragmenten von Marx Manuskript fur den VI Abschnitt gefolgt vom Anfang des Manuskriptes fur das 48 Kapitel Das erste der drei Fragmente ist zum Teil unleserlich das zweite bricht unvollendet ab Von dem Manuskript des 48 Kapitels fehlt ein Foliobogen es bricht ebenfalls unvollendet ab Inhalt BearbeitenMarx schreibt Kapital Profit Unternehmergewinn plus Zins Boden Grundrente Arbeit Arbeitslohn dies ist die trinitarische Form die alle Geheimnisse des gesellschaftlichen Produktionsprozesses einbegreift Da ferner wie fruher gezeigt der Zins als das eigentliche charakteristische Produkt des Kapitals und der Unternehmergewinn im Gegensatz dazu als vom Kapital unabhangiger Arbeitslohn erscheint reduziert sich jene trinitarische Form naher auf diese Kapital Zins Boden Grundrente Arbeit Arbeitslohn wo der Profit die die kapitalistische Produktionsweise spezifisch charakterisierende Form des Mehrwerts glucklich beseitigt ist 822 Laut Marx ist dies eine verbreitete Ansicht der Vulgarokonomie die den Alltagsverstand der Agenten der Produktion wiedergibt aber kein tatsachliches Verstandnis der kapitalistischen Okonomie liefert Gegen Ende des Manuskriptes schreibt er Kapital Profit oder noch besser Kapital Zins Boden Grundrente Arbeit Arbeitslohn in dieser okonomischen Trinitat als dem Zusammenhang der Bestandteile des Werts und des Reichtums uberhaupt mit seinen Quellen ist die Mystifikation der kapitalistischen Produktionsweise die Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhaltnisse das unmittelbare Zusammenwachsen der stofflichen Produktionsverhaltnisse mit ihrer geschichtlich sozialen Bestimmtheit vollendet die verzauberte verkehrte und auf den Kopf gestellte Welt wo Monsieur le Capital und Madame la Terre als soziale Charaktere und zugleich unmittelbar als blosse Dinge ihren Spuk treiben Es ist das grosse Verdienst der klassischen Okonomie diesen falschen Schein und Trug diese Verselbstandigung und Verknocherung der verschiednen gesellschaftlichen Elemente des Reichtums gegeneinander diese Personifizierung der Sachen und Versachlichung der Produktionsverhaltnisse diese Religion des Alltagslebens aufgelost zu haben indem sie den Zins auf einen Teil des Profits und die Rente auf den Uberschuss uber den Durchschnittsprofit reduziert so dass beide im Mehrwert zusammenfallen indem sie den Zirkulationsprozess als blosse Metamorphose der Formen darstellt und endlich im unmittelbaren Produktionsprozess Wert und Mehrwert der Waren auf die Arbeit reduziert Dennoch bleiben selbst die besten ihrer Wortfuhrer wie es vom burgerlichen Standpunkt nicht anders moglich ist mehr oder weniger in der von ihnen kritisch aufgelosten Welt des Scheins befangen und fallen daher alle mehr oder weniger in Inkonsequenzen Halbheiten und ungeloste Widerspruche Es ist dagegen andrerseits ebenso naturlich dass die wirklichen Produktionsagenten in diesen entfremdeten und irrationellen Formen von Kapital Zins Boden Rente Arbeit Arbeitslohn sich vollig zu Hause fuhlen denn es sind eben die Gestaltungen des Scheins in welchem sie sich bewegen und womit sie taglich zu tun haben Es ist daher ebenso naturlich dass die Vulgarokonomie die nichts als eine didaktische mehr oder minder doktrinare Ubersetzung der Alltagsvorstellungen der wirklichen Produktionsagenten ist und eine gewisse verstandige Ordnung unter sie bringt grade in dieser Trinitat worin der ganze innere Zusammenhang ausgeloscht ist die naturgemasse und uber allen Zweifel erhabene Basis ihrer seichten Wichtigtuerei findet Diese Formel entspricht zugleich dem Interesse der herrschenden Klassen indem sie die Naturnotwendigkeit und ewige Berechtigung ihrer Einnahmequellen proklamiert und zu einem Dogma erhebt 838 839 Marx mochte im Gegensatz zur klassischen Okonomie diese Mystifikation ganz auflosen indem er zunachst von ihrer konkreten Art und Weise absieht Die innere Organisation der kapitalistischen Produktionsweise als Versachlichung der Produktionsverhaltnisse und ihrer Verselbstandigung gegenuber den Produktionsagenten mochte er sozusagen in ihrem idealen Durchschnitt darstellen Sehe man sich diese okonomische Dreieinigkeit naher an so finde man die angeblichen Quellen des jahrlich disponiblen Reichtums gehoren ganz disparaten Spharen an und haben nicht die geringste Analogie untereinander Sie verhalten sich gegenseitig etwa wie Notariatsgebuhren rote Ruben und Musik 1 Rezeption BearbeitenIn Jan Rehmanns Interpretation der Marxschen Ideologiekritik zeigt die Kombination von Verdinglichung und Mystifizierung wie sie unter anderem in der trinitarischen Formel zum Ausdruck komme dass fur Marx in seiner Analyse des Fetischismus die Phanomene Verdinglichung Heuchelei und freiwillige Unterordnung nicht nur zusammenhangen sondern unmittelbar in dem materiellen Dispositiv burgerlicher Dominanz eingeschrieben sind 2 Im Unterschied hierzu betont Dieter Wolf in Zustimmung zu Moishe Postone gesellschaftliche Arbeit als okonomisch gesellschaftliche Totalitat sei der Inhalt des gesamten Werkes Kapital vom Wert der einfachen Waren bis zur trinitarischen Formel am Endes des dritten Bandes 3 Die trinitarische Formel gilt neben anderen Beispielen wie dem Warenfetisch auch als Indiz fur Marx haufige Bezugnahme auf Gespenster Diese wird im Zusammenhang gesehen wird mit seiner Vorliebe fur die romantische deutsche Literatur Adelbert von Chamisso und E T A Hoffmann sowie Dichter wie William Shakespeare und Honore de Balzac 4 Nicht marxistische Okonomen und Soziologen unterscheiden bis heute drei Produktionsfaktoren namlich Kapital Boden und Arbeit 5 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe Das Kapital 7 Abschnitt Die Revenuen und ihre Quellen 48 Kapitel Die trinitarische Formel online Jan Rehmann Ideology theory Memento vom 1 Februar 2012 im Internet Archive PDF 291 6 kB englisch In Historical Materialism Band 15 2007 S 211 239 Dieter Wolf Zur Einheit von Natur und Menschengeschichte Seite 55 Harald Bluhm Rezension zu Dick Howard The Specter of Democracy In Marx Engels Jahrbuch 2005 Akademie Verlag Berlin 2006 ISBN 3 050040 08 4 Seite 263 Horst Claus Recktenwald Worterbuch der Wirtschaft Kroner Stuttgart 1967 S 425 Gunter E Zimmermann Arbeit In Bernhard Schafers Hrsg Grundbegriffe der Soziologie 8 Auflage Leske Budrich Opladen 2003 S 22 Dirk Piekenbrock Produktionsfaktoren In Gabler Wirtschaftslexikon Zugriff am 15 Oktober 2017 Literatur BearbeitenKarl Marx Das Kapital III MEW Bd 25 S 822 839 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trinitarische Formel Produktionsfaktoren amp oldid 237522215