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Traugott Konstantin Oesterreich 15 September 1880 in Stettin 28 Juli 1949 in Tubingen war ein deutscher Philosophiehistoriker Religionsphilosoph und Psychologe Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenOesterreichs Vater war Heinrich Oesterreich 1842 1918 zuletzt Geheimer Rechnungsrat im Preussischen Kriegsministerium in Berlin Nach Kindheitsjahren in seiner Geburtsstadt Stettin wuchs Konstantin Oesterreich in Berlin auf Nachdem er 1899 am Prinz Heinrich Gymnasium die Abiturprufung bestanden hatte belegte er im Wintersemester 1899 1900 an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin vier Semester lang die Studienfacher Mathematik Physik und Astronomie Anschliessend wechselte er zu den Fachern Philosophie und Psychologie 1905 promovierte er bei Friedrich Paulsen und Carl Stumpf mit dem Thema Kant und die Metaphysik Berlin 1906 zum Dr phil Nach funfjahriger Tatigkeit als Privatgelehrter und wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Neurobiologischen Institut in Berlin habilitierte er sich 1910 an der Universitat Tubingen fur das Fach Philosophie Die deutsche Philosophie in der zweiten Halfte des XIX Jahrhunderts Habilitationsvorlesung gehalten am 30 Juli 1910 an der Universitat Tubingen Tubingen 1910 Im Wintersemester 1922 1923 wurde er zum Planmassigen Extraordinarius fur Philosophie und Psychologie an der Universitat Tubingen ernannt In dieser akademischen Stellung lehrte er bis zum Jahr 1933 In seinen politischen Visionen wahnte Konstantin Oesterreich sich in der Tradition des deutsch preussischen revolutionaren Befreiungskampfes von 1848 Wahrend der politischen Unruhen von 1917 hatte er dem Volksbund fur Freiheit und Vaterland nahegestanden Er begrusste ausdrucklich 1 2 den vom Ersten Weltkrieg ausgelosten politischen Wandel von der Staatsform der Monarchie hin zur demokratischen Staatsform der Weimarer Republik und machte keinen Hehl aus seiner pazifistischen Grundhaltung Im Zusammenhang mit seiner weltanschaulichen Gesinnung wurde Oesterreich nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten von Berufskollegen denunziert Im Sommer 1933 wurde er von der NS Regierung zwangsweise emeritiert Das wurttembergische Kultusministerium machte u a auch geltend dass Oesterreich der formal dem protestantischen Glauben angehorte ihn aber nicht praktizierte mit einer Judin Dr phil Maria Oesterreich geb Raich verheiratet war Das Ehepaar hatte eine Tochter Wahrend der NS Diktatur bezog er eine reduzierte Rente er und seine Familie blieben von politischen Verfolgungen weitgehend verschont Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er im Sommer 1945 wieder in das Lehramt eingesetzt im Range eines personlichen Ordinarius Gegen seinen heftigen Protest wurde Oesterreich zum 1 April 1947 aus Altersgrunden in den Ruhestand versetzt Anschliessend erlitt er einen Schlaganfall nach einem weiteren Schlaganfall der Lahmungen nach sich zog wurde er arbeitsunfahig Nachdem er zwei Jahre lang ans Krankenlager gefesselt gewesen war verstarb Konstantin Oesterreich am 28 Juli 1949 Sein Nachlass wurde 1984 von seiner Tochter dem Archiv der Universitat Tubingen zur Betreuung ubergeben und diesem im Jahre 1990 dann ubereignet Bestandssignatur UAT 399 1992 wurden Dokumente aus dem Nachlass von Maria Oesterreich geb Raich hinzugefugt die aus den Jahren 1905 bis 1947 stammen Werk BearbeitenIm Bereich der Philosophiegeschichte hat Osterreich in kritischer Distanz zum Neukantianismus neben Einzelveroffentlichungen zu Kant Schelling Mobius oder Driesch vor allem an der Aktualisierung von Friedrich Ueberwegs Grundriss der Geschichte der Philosophie mit umfangreichen Bearbeitungen und Erganzungen der 11 und 12 Auflage des 4 und 5 Bandes die 1916 1923 bzw 1928 erschienen zur Philosophie vom Beginn des 19 Jahrhunderts bis in die seinerzeitige Gegenwart also bis in die 1920er Jahre gearbeitet Dies umfasst die Umstellung von einer Chronologie auf eine systematische Ordnung sowie neue Artikel zu Themen wie Darwinismus Monismus oder Okkultismus sowie zu wichtigen damals jungeren Philosophen wie Bolzano Nietzsche Eduard von Hartmann Wilhelm Wundt Dilthey oder Rudolf Eucken Konstantin Oesterreichs wissenschaftliches Werk betrifft uber die Philosophie hinaus insbesondere die Gebiete Psychologie und Psychopathologie Bereits wahrend der Vorbereitung auf die Habilitation hatte er sich mit Fragen der Ich Identitat und der Personlichkeitskonstitution auseinandergesetzt Daran anknupfend befasste er sich in zunehmendem Masse mit Problemen der Identitatskrise und der Personlichkeitsspaltung Die Beschaftigung mit dem von ihm sogenannten Depersonalisationsproblem brachte es mit sich dass er auch parapsychischen Phanomenen gegenuber eine unvoreingenommene Haltung einnahm und diese zu erforschen suchte Beeindruckt von Sitzungen mit bekannten Medien an denen er teilgenommen hatte unterstrich er die Daseinsberechtigung des Forschungsgebiets Parapsychologie Gemeinsam mit Hans Driesch und Rudolf Tischner forderte er die Grundung eines deutschen Zentralinstituts fur Parapsychologie nach dem Vorbild der britischen Society for Psychical Research In paranormalen Phanomenen und Formen der aussersinnlichen Wahrnehmung sah er zusatzliche Moglichkeiten der Erkenntnisvertiefung Es sei erforderlich die philosophische Erkenntnistheorie auf eine breitere Grundlage zu stellen die diese Phanomene berucksichtigt Im Wissen dass einerseits Religionsausubung menschlichen Bedurfnissen entspricht und auch wunschenswert ist und dass andererseits die etablierten Weltreligionen nicht allesamt gleichzeitig recht haben konnen dachte er an ein neuartiges den herkommlichen Religionen nicht widersprechendes uberlegenes konfessionelles System Von Adolf Harnacks Untersuchungen uber die religionsgeschichtliche Entwicklung des fruhen Christentums beeinflusst vertrat er die Ansicht dass in der modernen technisierten Welt nur eine solche Religion Nachhaltigkeit entfalten konne die auf kirchliche Dogmen und die Vermittlung von Sakramenten durch Priester verzichte Er rief nach einer Hellenisierung der neuen Religion Bewirken sollte dieses System einer solchen neuen Religion dass mit innerster Uberzeugung unmittelbar ohne Vermittlung von Reflexion Kunst und Kultur als gottlichen Ursprungs erlebt und empfunden werden nbsp Grab auf dem Stadtfriedhof TubingenSchriften Auswahl BearbeitenKant und die Metaphysik Kantstudien Erganzungsheft Nr 2 Berlin 1906 zuvor als Dissertationsdruck Halle 1905 Die deutsche Philosophie in der zweiten Halfte des XIX Jahrhunderts Tubingen 1910 Die Phanomenologie des Ich in ihren Grundproblemen Leipzig 1910 Die religiose Erfahrung als philosophisches Problem Vortrag gehalten in der Kant Gesellschaft in Berlin am 14 April 1915 Berlin 1915 Einfuhrung in die Religionspsychologie als Grundlage fur Religionsphilosophie und Religionsgeschichte Berlin 1917 Das Weltbild der Gegenwart Berlin 1920 2 Aufl Berlin 1925 Die Besessenheit Langensalza 1921 Der Okkultismus im modernen Weltbild Dresden 1921 Die Philosophie des Auslandes vom Beginn des 19 Jahrhunderts bis auf die Gegenwart Uberwegs Grundriss der Geschichte der Philosophie Funfter Teil Berlin 1923 bearbeitet von Traugott Konstantin Oesterreich Die philosophische Bedeutung der mediumistischen Phanomene Erweiterte Fassung des auf dem Zweiten Internationalen Kongress fur parapsychologische Forschung in Warschau gehaltenen Vortrags Stuttgart 1924 Grundbegriffe der Parapsychologie Eine Philosophische Studie Pfullingen 1931 Literatur BearbeitenEberhard Bauer Oesterreich Traugott In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 461 f Digitalisat Hans Driesch Parapsychologie Die Wissenschaft von den okkulten Erscheinungen Methodik und Theorie Munchen 1932 Manfred Hantke Geistesdammerung Das philosophische Seminar an der Eberhard Karls Universitat Tubingen 1918 1945 Tubingen 2015 doi 10 15496 publikation 4825 S 237 278 510 ff Maria Oesterreich Traugott Konstantin Osterreich Ich Forscher und Gottsucher Lebenswerk und Lebensschicksal Stuttgart 1954 Matthias Wolfes Traugott Konstantin Oesterreich In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 18 Bautz Herzberg 2001 ISBN 3 88309 086 7 Sp 1101 1110 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Traugott Konstantin Oesterreich Die Staatsidee des neuen Deutschland Prolegomena zu einer neuen Staatsphilosophie Leipzig 1919 Traugott Konstantin Oesterreich Vom Machtideal zum Kulturideal Worte deutscher Selbstbesinnung Charlottenburg 1919 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Traugott Oesterreich Sammlung von Bildern Literatur von und uber Traugott Konstantin Oesterreich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Traugott Konstantin Oesterreich in der Deutschen Digitalen Bibliothek Christian Thiel Oesterreich Traugott Konstantin In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Ausgegrenzt und gedemutigt Die Familie Oesterreich im Nationalsozialismus 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