www.wikidata.de-de.nina.az
Die animistische traditionelle Religion Timors war bis weit in das 20 Jahrhundert auf der Insel der dominierende ethnische Glaube So waren bei der Erlangung der Unabhangigkeit Osttimors von Portugal 1975 nur etwa 30 der Bevolkerung katholischen Glaubens Das Christentum war auf die Hauptstadt Dili und wenige grossere Orte beschrankt Innerhalb der verschiedenen Ethnien Timors variieren die Riten und Inhalte doch waren bei allen Volksgruppen gemeinsame Elemente vorhanden Animistische Motive auf einer Wand in Baucau Inhaltsverzeichnis 1 Grundzuge 2 Heutige Situation 3 Feste 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Belege 7 1 EinzelnachweiseGrundzuge Bearbeiten nbsp Opferplatz in einem Dorf in Westtimor 1928 1929 nbsp Ein Uma Lulik Tetum oder Lee teinu Fataluku in Lospalos nbsp Timoresen prasentieren die Kopfe ihrer Feinde Ende des 19 Jahrhunderts nbsp Schmuck eines Dato lulikIm Zentrum der Religion steht der Dato lulik oder ra ulik der ortliche Priester der als Mittler zur spirituellen Welt diente Lulik bedeutet so viel wie heilig oder tabu Der Dato lulik ist der Hauptakteur bei Tieropfern die bei besonderen Ereignissen im Leben der Timoresen vollzogen werden Die Tieropfer werden den Geistern der Ahnen und den Naturgeistern die in den Waldern Steinen und Gewassern leben dargebracht Diese materialisieren sich in Flussen Bergen Waldern und Garten Einer dieser heiligen Orte ist der Berg Matebian Hier sollen die Geister der Vorfahren leben Fur die verschiedenen Ereignisse im Leben gibt es verschiedene Zeremonien wie etwa das Augenwaschen fasematam bei einer Geburt oder die Zeremonie des Haareschneidens tesifuk Auch Reisen werden nicht angetreten solange die Geister nicht ihr Einverstandnis erklarten Geistern die in den Baumwipfeln wohnen bringt man etwas Huhnerfleisch als Opfer dar bevor ein Baum gefallt wird Auch der Reisanbau wird von Zeremonien begleitet In fruheren Zeiten wurde ein grosser Teil der Nutztiere geopfert 1936 sahen die portugiesischen Kolonialherren dies als eine Verschwendung von jahrlich Tausenden von Tieren an Daher wurden Einschrankungen ausgesprochen Das Opfern von weiblichen Tieren im gebarfahigen Alter wurde komplett untersagt Tieropfer mussten gebuhrenpflichtig genehmigt werden Doch selbst die Registrierung aller Nutztiere und hohe Strafen beendeten die Opferungen nicht Sie wurden meist heimlich weiter durchgefuhrt 1 Andere Bestandteile der Religion sind der Ahnenkult und die Reliquienverehrung Die Reliquien und heilige Objekte Sasan Lulik werden in den heiligen Reliquienhausern den Uma Lulik aufbewahrt Es hat nach vorne und zu einer Seite hin eine Tur ist umzaunt und mit Buffelschadeln geschmuckt Eine der beiden Turen ist dem Dato lulik vorbehalten durch die andere kommen jene die ihn um Rat fragen wollen Jedes timoresisches Dorf hatte fruher ein Uma Lulik und das grosste des jeweiligen Reiches stand neben dem Wohnhaus des Liurai des traditionellen Kleinkonigs Heutzutage werden Uma Luliks wieder neu errichtet auch wenn die Bevolkerung grosstenteils sich als katholisch bezeichnet Neben den heiligen Gegenstanden wird im Uma Lulik auch der Zeremonienschmuck der Dato Luliks aufbewahrt Eine runde metallene Brustplatte Belak Armreife und eine Krone mit langen buffelartigen Hornern die Kaibauk Jede Familie hat ihren eigenen kleinen Reliquienschrein Kleine Figuren welche die Ahnen darstellen bewachen den Dorfeingang und werden auch von den Timoresen uberallhin mitgenommen Heiligster Gegenstand ist der Batu lulik Dieser Stein soll bei der Erschaffung der Welt den Timoresen zur Darbringung von Opfergaben gegeben worden sein Tiere und Pflanzen konnen als Totems dienen die fur ganze Clans gelten konnen Fur die Clanmitglieder gelten spezielle Tabus bei der Ernahrung Grosse Verehrung wird dem in Timor lebenden Krokodil entgegengebracht Nach dem timoresischen Schopfungsmythos Lafaek Diak entstand die Insel aus dem Korper eines riesigen Krokodils Die Timoresen nennen das Krokodil daher Grossvater Die Liurai schopften ihren Herrschaftsanspruch zum Teil aus dem Besitz der heiligen Objekte Dies konnten Buffelschadel Speere alte Uniformen Feuerwaffen oder Symbole verstorbener Liurais sein Als die Portugiesen das Land besetzten akzeptierten die Timoresen die Fuhrer der Portugiesen in ihrer Hierarchie als hohergestellt mit einer grosseren Armee und heiligen Mannern den katholischen Priestern mit einem grosseren Luli Die als Verwalter Portugals bestatigten Liurai wurden durch Ubergabe der Flagge erneut legitimiert Die Flagge der Portugiesen und selbst der Fahnenmast wurden daher dann auch als heilige Objekte angesehen Zentrale Bedeutung hat die Flaggenverehrung bei den Mambai die bereits bei der Grundung Dilis den Portugiesen den Treueeid schworen Die Kopfjagd war bis ins 20 Jahrhundert hinein eine Tradition die wahrend der Wirren der indonesischen Besatzung Osttimors bei einigen Milizen eine Renaissance erlebte Ursprunglich diente sie oft zur Erlangung von rituellem und sozialem Prestige Die Kopfe der erschlagenen Feinde wurden ins Dorf der Ahnen unter Begleitung dusterer Gesange den Lorsai und des Likurai Tanzes der Frauen getragen wo sie als Lulik dienten Kam es aber zum Friedensschluss zwischen den Kriegsparteien wurden die erbeuteten Kopfe wieder an ihre Heimatgruppe ausgeliefert Kannibalismus war auf Timor unbekannt Blutschwure zur Bundnissicherung und Blutrache waren aber ublich Die standige Unruhe des kolonisierten Timors sowohl im portugiesischen als auch im niederlandischen Teil lasst sich mit dem Aspekt des rituellen Krieges erklaren der im Tetum Funu genannt wird Heutige Situation Bearbeiten nbsp Ein Fatuk Bossok ein Steinaltar in Apido in der Nahe von Ermera nbsp Der Lian Nain von Nanu beim Tara BanduWahrend des Freiheitskampfes gegen Indonesien 1975 1999 wurde die katholische Kirche zur einigenden Klammer zwischen den zwolf grosseren Stammesverbanden Osttimors gegen die uberwiegend muslimischen Indonesier Heute sind nur noch etwa 0 3 2010 der Osttimoresen Animisten 2 In Westtimor ist der Anteil der Animisten ahnlich gering Hier hatten christliche Missionare bereits Anfang des 20 Jahrhunderts erste Erfolge und auch hier dient das Christentum als abgrenzendes Element gegen die muslimische Mehrheit Indonesiens Allerdings ergab in Westtimor 2001 eine Umfrage dass noch immer mehr als 70 der Bevolkerung gleichzeitig in Ahnenkult und Geisterglaube verwurzelt sind Das Christentum auf Timor ist in beiden Teilen der Insel stark von traditionellen Riten durchzogen Zudem gibt es eine Reihe von timoresischen Jugendbewegungen mit einigen hundert bis einigen tausend Mitglieder wie etwa Colimau 2000 oder die Sagrada Familia deren Ideologien quasi religiose Zuge tragen Diese Gruppen verwenden dafur christliche und auch animistische Elemente wie zum Beispiel der Glaube dass tote Kampfer des Unabhangigkeitskampfes gegen Indonesien wieder auferstehen konnten um den Gruppen im Kampf zu helfen 3 Des Weiteren gibt es Kakaloks magische Gruppen wie 7 7 Seven Seven denen Zauberkrafte zugeschrieben werden 7 7 hat viele junge Mitglieder mit frischen auffalligen Narben was darauf hindeutet dass sie im Gegensatz zu anderen magischen Gruppen weiter aktiv rekrutiert 7 7 tritt neuerdings als Martial Arts Club auf 4 Andere integrieren biblische Geschichten in ihre lokalen Legenden So werden die mythischen ersten Ahnen Adam und Eva genannt oder man erklart dass die Jungfrau Maria in Laclubar geboren wurde Auf diese Weise soll der Ursprung der Menschheit nach Timor verlegt und belegt werden dass der katholische Glauben schon immer Teil der timoresischen Kultur gewesen sei Die romisch katholische Kirche in Osttimor wird als Unterstutzer bei Ritualen fur die Ahnen angesehen nicht mehr als Gegenspieler Sie integrierte diverse Glaubensvorstellungen Begriffe und Riten in ihre Praktiken 5 Die Uma Lulik die heiligen Hauser gelten mit ihrer besonderen Form als nationales Symbol in Osttimor Daher entstehen auch heute noch neue Hauser Das alteste noch existierende Uma Lulik befindet sich in Tineru in der Gemeinde Bobonaro Feste BearbeitenBaha Liurai Fischerfest vom Lago MalaiSiehe auch BearbeitenReligion der Atoin Meto Religion der Kemak Naueti Tara Bandu Ai To osLiteratur BearbeitenJudith Bovensiepen Lulik Taboo Animism or Transgressive Sacred An Exploration of Identity Morality and Power in Timor Leste Oceania Band 84 2014 S 121 137 doi 10 1002 ocea 5049 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Traditionelle Religion Timors Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Northern Illinois University Religion Catholicism and ancestral cults Andrew McWilliam Austronesians in linguistic disguise Fataluku cultural fusion in East Timor PDF 171 kB Uma Lulik Zukunft der Tradition Filmdokumentation uber heilige Hauser in Osttimor portugiesisch Josh Trindade Lulik The Core of Timorese ValuesBelege BearbeitenGeoffrey C Gunn History of Timor Technische Universitat Lissabon PDF Datei 805 kB Monika Schlicher Portugal in Osttimor Eine kritische Untersuchung zur portugiesischen Kolonialgeschichte in Osttimor 1850 bis 1912 Abera Hamburg 1996 ISBN 3 931567 08 7 Abera Network Asia Pacific 4 Zugleich Heidelberg Univ Diss 1994 Einzelnachweise Bearbeiten A McWilliam L Palmer und C Shepherd Lulik encounters and cultural frictions in East Timor Past and present S 309 ff 2014 Aust J Anthropol 25 304 320 doi 10 1111 taja 12101 abgerufen am 12 Dezember 2017 Direccao Nacional de Estatistica Population and Housing Census 2010 Population Distribution by Administrative Areas Volume 2 Memento vom 5 Januar 2017 im Internet Archive Scamberi James A Survey of Gangs and Youth Groups in Dili Timor Leste PDF 2 9 MB abgerufen am 20 Mai 2012 Scamberi James A Survey of Gangs and Youth Groups in Dili Timor Leste PDF 2 9 MB Judith Bovensiepen Frederico Delgado Rosa Transformations of the sacred in East Timor S 35 ff abgerufen am 27 Dezember 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Traditionelle Religion Timors amp oldid 226033308