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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Liurai Begriffsklarung aufgefuhrt Liurai Liuriai auf Kemak Koronel bote auch Usif Atupas 1 ist der traditionelle Titel eines Herrschers auf Timor Er bedeutet etwa aus der Erde hervorragend Das Herrschaftsgebiet eines Liurais wurde rai Tetum fur Land Region Erde genannt Aufgrund des ahnlichen portugiesischen Wortes rei fur Konig wurden die Herrschaftsgebiete als Reino portugiesisch fur Konigreich bezeichnet Andere europaische Sprachen ubernahmen diese Bedeutung weswegen man Liurais nun als Kleinkonige beschreibt Im Hollandischen verwendet man raj oder raja Allerdings waren die Reiche der Liurais keine isolierten homogenen soziokulturellen Gebilde was ein Reich im eigentlichen Sinne ausmacht 2 In letzter Zeit wird die Beschreibung als Kleinkonige von einigen Autoren als aus Europa eingefuhrt abgelehnt 3 Boaventura Liurai von Manufahi Inhaltsverzeichnis 1 Grundlegendes 2 Geschichte 2 1 Osttimor 2 2 Westtimor 3 Anzahl der Liurais 4 Bekannte Liurais 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundlegendes Bearbeiten nbsp Raja Isaac von Amarasi mit Kronprinz Alexander und Reverend Loeff 1921 Der Name stammt ursprunglich von einem mythischen Herrscher der das Reich von Wehale gegrundet haben soll Zunachst war dieser Titel nur auf dessen Herrscher beschrankt Erst spater wurde er auch fur die anderen Stammesfuhrer Timors verwendet Die Liurais sicherten ihre Macht durch ein kompliziertes Netz aus Verwandtschaftsbeziehungen und Hochzeiten Sie hatten auch wahrend der Kolonialzeit einen grossen Einfluss auf die Bevolkerung wurden aber mehr zum Objekt der Verehrung und des tiefen Respekts Zudem schopften sie ihren Herrschaftsanspruch zum Teil aus heiligen Objekten Lulik die sich im Besitz ihrer Familie befanden 4 Der Liurai gehorte zu adligen Familien Datos genannt und wurde von Seinesgleichen und deren Nachkommen den Principais gewahlt Starb ein Liurai wurde sein Nachfolger unter den Mitgliedern der koniglichen mannlichen Linie auserwahlt patrilinear nur mannliche Nachfolge daher die weitverbreitete Anrede der Liurais als amo das sich vom Tetumwort fur Vater aman her ableitet Obwohl die Liurais die hochste exekutive Macht ausubten wurden sie von einem Altestenrat kontrolliert insbesondere von dem Dato hei dem Schattenchef Er hatte die Verantwortung fur das Einhalten von Standessitten und Gebrauchen die dem malaiischen Adat entsprachen 4 Starb die gesamte konigliche Familie aus folgte eine der Dato Familien als Nachfolger 2 Es gab noch zwei weitere Gesellschaftsschichten Die Ema reino ursprunglich wohl Ema rai bildeten die freie nicht adlige Bevolkerung Die unterste Schicht teilte sich in zwei Gruppen die Ata Sklaven und die Lutun Viehhirten und Diener Teilweise werden die Lutun auch als Leibeigene charakterisiert Die Lutun bedienten die Liurai bestellten deren Felder und huteten deren Vieh Sie konnten aber im Gegensatz zu den Ata nicht einfach verkauft werden da sie fest zum Land gehorten auf dem sie lebten und daher eher Eigentum des Reiches waren Die letzten Lutun soll es bis 1940 gegeben haben Die Ata waren zumeist Menschen aus Nachbarreichen die bei Raubzugen gefangen genommen wurden Solche waren Alltag im alten Timor weswegen Sklaven auch immer damit rechnen konnten wieder befreit zu werden Daher stieg der Anteil der Ata Bevolkerung auch nicht mit der Zeit an Auch wer in Armut geriet und sich nicht selbst ernahren konnte wie Waisen und Witwen konnte zu einem Lutun oder Ata werden Ebenso konnte man nach einer Straftat oder durch Geburt Mitglied der untersten Schicht werden wobei in der Regel Abkommlinge in der zweiten oder dritten Generation in die Freiheit entlassen wurden Trotz des niedrigen Status waren Ata und Lutun Teil der menschlichen Gesellschaft und wurden im Allgemeinen gut behandelt Sie hatten einen gewissen Grad an Bewegungsfreiheit und konnten zum Beispiel auch nebenbei Handel und eigene Landwirtschaft betreiben Wenn sie sich selbst versorgen konnten hatten sie die Moglichkeit ihre Herren um die Entlassung in die Freiheit zu bitten Selbst Einheiraten in die Familie des Liurais war moglich ein Grund weswegen die timoresischen Ethnien trotz ihrer sehr unterschiedlichen Herkunft sich stark untereinander vermischt haben und sich kulturell sehr nahestehen Im dunn besiedelten Timor richtete der Ruhm und der Reichtum eines Liurais sich nicht nach der Landesflache die er beherrschte sondern nach der Anzahl seiner Untergebenen 2 nbsp Familie eines Liurais in Portugiesisch TimorDas Reich eines Liurais unterteilte sich in Sucos die jeweils aus drei bis 20 Siedlungen bestanden und von einem Dato in niederlandischen Quellen temukung 1 regiert wurden Diese Siedlungen bildeten aber keine geschlossenen Dorfer sondern waren weit auseinander gezogene Weiler Grund dafur ist die zerkluftete Geographie der Insel 2 Die einzelnen Reiche waren in eine rituelle Hierarchie strukturiert An erster Stelle stand die Maromak Oan das Kind Gottes die nur symbolisch das Weibliche und Inaktive darstellte und in Wehale residierte Der dortige Liurai verkorperte die mannliche und aktive Seite Ihm untergestellt waren die Liurai von Sonba i Westtimor und Likusaen heute Liquica Osttimor Die Liurai von Wehale Sonba i und Likusaen galten als Sohne der Maromak Oan Andere Erzahlungen nennen Luca statt Likusaen das dritte Reich Den drei Reichen waren die anderen nominell untergeordnet Daraus ergab sich keine wirkliche Macht aber das Prestige der drei Herrscher konnte die Bildung von Bundnissen unterstutzen 1 nbsp Liurais in Aileu 1938 Im rituellen Status stand uber dem Liurai in der Hierarchie von Wehale die Maromak Oan das Kind Gottes Wahrend der Liurai die mannliche und aktive Seite verkorperte stellte die Maromak Oan nur symbolisch das Weibliche und Inaktive dar Der Legende nach hatte die Maromak Oan drei Sohne Liurai etwa aus der Erde hervorragend Sonba i und den Vorfahren des Herrschers von Likusaen heute Liquica waren Sonba i herrschte im Westen Timors das die Portugiesen Serviao nannten die Hollander Zerviaen oder Sorbian Liurai grundete Wehale im Zentrum der Insel und der Osten wurde von Likusaen beherrscht Fur die Herkunft der Bezeichnung Liurai gibt es verschiedene Theorien Eine geht davon aus dass es sich vom javanischen Wort lurah Distriktschef oder dem Adelstitel larah aus Sumatra ableitet Wahrscheinlicher ist eine Herkunft aus Tetum der Lingua Franca Mittel und Osttimors Rai bedeutet Land Liu heisst mehr konnte sich aber auch aus dem Tetumwort Leo fur Ort ableiten Dato lasst sich zwar auch dem Tetum zuordnen stammt aber aus dem Malaiischen wo es Oberhaupt eines Archipels bedeutet Auch Suco ist malaiischen Ursprungs mit der Bedeutung Viertel Stammesverband oder Clan Daraus ergibt sich der Schluss dass das Gesellschaftssystem aus dem Westen des Malaiischen Archipels stammt und hier durch Einwanderer eingefuhrt wurde 2 Tatsachlich sollen die Tetum nach mundlichen Erzahlungen erst im 14 Jahrhundert von Malakka nach Timor eingewandert sein Geschichte BearbeitenSelbst wahrend der Kolonialzeit unter Portugiesen und Niederlandern beherrschten Liurais in einer grossen Anzahl von kleinen Reichen die Insel Die koloniale Verwaltung wurde uber diese regionalen Herrscher nur schwach ausgeubt indem man sie zu tributpflichtigen Bundnissen mit der Kolonialmacht bewegte Osttimor Bearbeiten nbsp Timoresische Herrscher mit ihren Frauen ca 1938 Ab 1702 vergaben die portugiesischen Gouverneure den Liurais den militarischen Rang eines Coronel Oberst eine Tradition die bis zum Ende der portugiesischen Kolonialzeit auf Timor 1975 fortgefuhrt wurde Treudienenden Liurais wurden hohe Titel und Orden verliehen als Anrede verwendete man den adligen Ehrentitel Dom Ab der Mitte des 19 Jahrhunderts versuchte Portugal die Kontrolle uber die Kleinkonige zu verstarken doch erst nach den Rebellionen zwischen 1861 und 1912 wurde die Macht der Liurais gebrochen Die einzelnen Sucos die Verwaltungseinheiten innerhalb der Reiche wurden der Herrschaft der Liurais entzogen und die Liurais den Militarkommandanten unterstellt Die Kinder der Liurais wurden auf katholischen Schulen europaisch erzogen Die Sucos sowohl die Unabhangigen wie die noch in Reichen verbundenen uberlebten als grundlegende politische Zelle bis zu heutigen Zeiten Liurai wurde nun das Oberhaupt des Suco genannt welches die grosste Macht in seinem Gebiet innehatte 4 Beim Beginn der Entkolonisierung 1974 75 grundete sich die Klibur Oan Timor Asuwain KOTA als monarchistische Partei der Liurais Die Kolonialmacht Portugal erkannte sie nicht als Partei an da sie zu wenig Anhanger hatte 5 Die KOTA sprach sich fur ein indirektes Wahlsystem aus in dem jeder Stamm einen Chef aus den Mannern einer Erblinie bestimmen konnte Diese Chefs sollten dann aus ihren Reihen die Reprasentanten fur das Parlament wahlen und diese wiederum den Konig Die meisten auslandischen Beobachter sind der Meinung dass die KOTA niemals die Chance gehabt hatte damit in der Bevolkerung Zustimmung zu gewinnen nur der Journalist Bill Nichol glaubt dass sie durchaus mit diesen Ideen die Mehrheit hatte gewinnen konnen wenn sie sich selbst nicht als so inkompetent dargestellt und Werbezeit im Radio bekommen hatte Am 26 Januar 1975 stellte die KOTA eine Wahlkampagne in Dili mit 10 000 Teilnehmern auf die Beine 1999 als sich ein Ende der indonesischen Besetzung andeutete diskutierte man Ideen von Selbstregierung bis hin zur Selbstbestimmung bei Wirtschaft und Verteidigung oder die Einrichtung eines Senats der Liurais 3 Heute hat der Liurai praktisch weder politische noch administrative Macht er wird aber immer noch von der timoresischen Bevolkerung mit Respekt und Ehrerbietung behandelt Mehrere osttimoresische Politiker entstammen Liurai Familien Die Partido do Povo de Timor und die KOTA werden von ihnen besonders gestutzt Westtimor Bearbeiten Erst 1916 wurden die letzten Liurais in Westtimor von den Niederlandern zur Raison gebracht Sonba i konnte sogar seine Unabhangigkeit bis 1906 bewahren In der Kolonialverwaltung behielten die hier Rajas genannten Kleinkonige sogar weiter einen gewissen Einfluss Einige Reiche wurden zu einer zelfbesturend landschap selbstregierendes Gebiet Auch nach der Unabhangigkeit Indonesiens behielten die Herrscher in ihren selbstregierenden Territorien Swapraja eine Fuhrungsposition Doch bis 1962 wurde auch diese Form der Monarchie von der Zentralregierung durch eine republikanische Verwaltungsform ersetzt Anzahl der Liurais Bearbeiten nbsp Timor und Nachbarinseln im 17 und 18 JahrhundertEine portugiesische Quelle von 1769 zahlt die Reiche der ostlichen Provinz Belu auf Lamaquine Lanqueiroz Balibo Sanere Simiao Baibao Liquica Liquisa Mahere Fatuboro Roadelle Atossabe Motael Genovatte Eramira Sicas Camanassa Allas Ramiao Humallara Uma Laran Cloco Bibisuso Tirismonte Tiro Mauta Titiluro Bibiluto Luca Luc Corni Loculata Dilor Daslor Viqueque Biquaque Samoro Dotte Dili Dille Manatuto Sifoi Licore Lalupa Vemasse Tatoso Sarau Hera Matarrufa und Maubara Maubere 6 Der franzosische Forschungsreisende Louis de Freycinet der 1800 Timor besuchte verfasste eine Liste der Konigreiche auf der Insel der letzten 200 Jahre Demnach standen 23 unter portugiesischer Hoheit 24 waren Portugal tributpflichtig und 18 mit ihm verbundet Im niederlandischen Herrschaftsgebiet werden nur funf Reiche aufgefuhrt 4 Ein anderes Bild liefert eine portugiesische Liste von 1811 Sie zahlt insgesamt 62 Herrschaftsgebiete auf Timor 16 im Westen und 46 im Osten auf die von einem Dato oder Liurai regiert wurden Eine Liste von Afonso de Castro Gouverneur von Portugiesisch Timor 1859 1863 aus dem Jahre 1868 fuhrt 47 Reiche auf die zu Portugiesisch Timor gehorten Alas Atsabe Bibiluto Bibico Barique Balibo Buibau Bibissuco Cairui Caimau Cailaco Cowa Tutubaba Cotubabe Cutubaba Diribate Dailor Dote Failacor Faturo Fatumarto Foulao Funar Hera Ermera Hermera Laclo Laleia Laicore Lacluta Leimea Limian Liquica Laclubar Luca Manatuto Motael Manufahi Mahubo Maubara Raemean Sarau Suai Samoro Sanirin Turiscai Tutuluro Ulmera Venilale Viqueque und Vemasse 7 8 Der Naturforscher Henry Ogg Forbes zahlte 1880 nur 37 Nach einer Erhebung von 1910 betrug die Anzahl der Portugal loyalen Reiche nun 73 oder 75 Einige Quellen sprechen auch von um die hundert Kleinreiche 4 Letztlich lasst sich die Anzahl nicht genau festschreiben da sie sich standig aufgrund von Kriegen Zusammenschlussen und Abspaltungen anderte und manche anderen untergeordnet waren 2 Bekannte Liurais BearbeitenAleixo Corte Real Liurai von Ainaro aus Soro Boaventura Liurai von Manufahi Guilherme Maria Goncalves Koronel bote von Atsabe Francisco Ruas Hornay Nai Cau der Verrater Liurai von Soro Siprianu Koronel bote von Atsabe Aquiles Freitas Soares Liurai von LetemumoSiehe auch BearbeitenGeschichte Osttimors Rebellionen in Portugiesisch Timor 1860 1912 Malaiische Anreden und EhrentitelLiteratur BearbeitenHenk G Schulte Nordholt The Political System of the Atoni of Timor Verhandelingen van het Koninklijk Instituut voor Taal Land en Volkenkunde 60 Nijhoff Den Haag 1971 ISBN 90 247 5137 3 Weblinks BearbeitenRoyal Timor Memento vom 7 Februar 2011 im Internet Archive englisch Adelsgeschlechter in WesttimorEinzelnachweise Bearbeiten a b c Hans Hagerdal Rebellions or factionalism Timorese forms of resistance in an early colonial context 1650 1769 In Bijdragen tot de Taal Land en Volkenkunde Bd 163 Nr 1 2007 ISSN 0006 2294 S 1 33 JSTOR 27868341 a b c d e f Monika Schlicher Portugal in Ost Timor Eine kritische Untersuchung zur portugiesischen Kolonialgeschichte in Ost Timor 1850 bis 1912 Abera Network Asia Pacific Bd 4 Abera Hamburg 1996 ISBN 3 931567 08 7 zugleich Heidelberg Universitat Dissertation 1994 a b Douglas Kammen Fragments of utopia Popular yearnings in East Timor In Journal of Southeast Asian Studies Bd 40 Nr 2 2009 S 385 408 JSTOR 27751568 doi 10 1017 S0022463409000216 a b c d e History of Timor Memento vom 24 Marz 2009 im Internet Archive PDF 824 kB Pat Walsh East Timor s Political Parties and Groupings Briefing Notes Australian Council for Overseas Aid 2001 Complete Text englisch online Hans Hagerdal Serviao and Belu Colonial conceptions and the geographical partition of Timor In Studies on Asia Series 3 Bd 3 Nr 1 2006 S 49 64 Digitalisat PDF 337 64 kB TIMOR LORO SAE Um pouco de historia Memento vom 13 November 2001 im Internet Archive Portuguese Dependency of East Timor Memento vom 21 Februar 2004 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liurai amp oldid 235561809