www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel beschreibt die Vorstellung vom Tod die Bestattung und die Rituale zur Ehrung der Verstorbenen im antiken Griechenland Inhaltsverzeichnis 1 Die Vorstellung vom Tod 2 Die Gestaltung der Grabstatten 3 Rituale zur Bestattung und Ehrung der Toten 4 Gegenentwurfe zum Hades Glauben Mysterienkulte 5 Literatur 6 Siehe auchDie Vorstellung vom Tod BearbeitenDie Menschen im antiken Griechenland schatzten kaum etwas hoher als die Schonheit und Kraft der Jugend Krankheit Alter und Tod riefen in vielen Abscheu hervor Dennoch war es die Pflicht der Jungeren alten Verwandten mit der gebuhrenden Achtung zu begegnen und sie bis zu deren Tod zu unterstutzen Die Ansichten diesbezuglich waren in den griechischen Stadtstaaten jedoch unterschiedlich Wahrend in Athen wenig Ehrfurcht vor dem Alter herrschte und dies als Zeit des Niedergangs haufig Ziel von Spott war zollten die Spartaner Alteren hohen Respekt Der weit verbreitete Jugendkult fuhrte dazu dass Verstorbene auf bildlichen Darstellungen immer gesund jung und schon dargestellt wurden Die Toten wurden nach ihrem Tod zu Heroen und damit zu den Unsterblichen gezahlt die durch ihren Tod ewige Jugend erhalten haben Diese Heroisierung die von der archaischen Zeit bis zur hellenistischen Epoche zu finden ist lasst sich aus der weit verbreiteten Furcht vor dem Tod erklaren Zum ersten Mal in der abendlandischen Kulturgeschichte findet sich bei den Griechen der Begriff der Seele psyche klar umrissen Im Augenblick des Sterbens so der Glaube loste sich die Seele vom Korper um in das Reich der Toten den Hades zu fliegen Die Seele wurde als Ebenbild eidolon des verstorbenen Menschen angesehen korper und schwerelos aber dennoch fahig zu leiden und sich ins Leben zuruckzusehnen Damit diese Ebenbilder der Toten in den Hades das Totenreich gelangen konnten uber das der gleichnamige Gott und seine Ehefrau Persephone Kore herrschten mussten ihnen durch Begrabnisrituale die letzten Ehren erwiesen werden Das Totenreich galt allgemein als freudlose dustere Ruhestatt sodass der Gedanke an den Tod die Griechen mit Grauen erfullte Beim Ubergang in den Hades tranken die Toten aus dem Fluss des Vergessens Lethe und kannten danach weder Zukunft noch Vergangenheit sondern nur noch die ewige Gegenwart der Unterwelt In der Odyssee steigt Odysseus auf der Suche nach seinem Schicksal in den Hades herab wo er den Seelen Blut von Opfertieren zu trinken gibt sodass sie fur kurze Zeit ihre Erinnerung zuruckerhalten Unter ihnen ist auch Achilleus der zornig ausruft Lieber ware ich auf Erden ein Tagelohner bei einem anderen einem Armen der nicht viel zum Leben hat als Herrscher uber alle dahingeschwundenen Toten 11 489 ff Mit der Zeit entwickelten sich immer konkretere Vorstellung vom Totenreich Es war von einem Fluss umgeben den man nur mit Hilfe des von dem dreikopfigen Hollenhund Kerberos begleiteten Fahrmanns Charon uberqueren konnte eine Ruckkehr war nicht moglich Daraus folgte auch der Brauch Toten einen Obolus als Bezahlung fur Charon mitzugeben s u Diese Vorstellung vom Leben nach dem Tod verlieh dem kurzen Leben einen besonderen Wert und bewegte die Menschen dazu danach zu streben in der Erinnerung der Menschen weiterzuleben Vielleicht um den Toten dieses freudlose Dasein zu erleichtern und ihnen Trost zu spenden vielleicht auch weil man Angst hatte nach ihrem Tod hatten die Verstorbenen die Macht den Lebenden zu schaden existierte im antiken Griechenland ein Totenkult mit Trank und anderen Opfern wie zum Beispiel Enagisma sowie Festlichkeiten zu Ehren der Toten Hinweise hierauf finden sich in den erhaltenen Nekropolen Auf antiken attischen Friedhofen findet man in der Nahe der Graber die Asche von Opfertieren und auf den Grabern grosse Gefasse fur Trankopfer Die Gestaltung der Grabstatten BearbeitenDie griechischen Friedhofe der Antike lagen zumeist ausserhalb der Stadt sodass sich ausserhalb der Stadte Nekropolen entwickelten Ausser vom Staat finanzierten Gemeinschaftsgrabern Polyandrion fur im Kampf gefallene Soldaten waren die Graber in Familienbesitz Aus dem als Kennzeichen auf oder neben dem Grab aufgestellten grossen Stein entwickelten sich Grabstelen die anfangs fast unbehauen nur den Namen der toten Person trugen in Attika ab dem 7 Jahrhundert v Chr jedoch zu hohen sich verjungenden schmalen Stelen wurden Um die Jahrhundertmitte entstanden auf Kreta die ersten Grabstelen mit figurlichen Darstellungen z B Frauen mit Spindeln bewaffnete Krieger In der Folgezeit wurden solche Darstellungen haufiger Aus dem 6 Jahrhundert v Chr sind etwa in Athen ausserst prunkvolle Graber erhalten die mit Flachreliefs der als Idealbild dargestellten Toten geschmuckt waren Mit der Einfuhrung der Demokratie im funften Jahrhundert v Chr wurde solcher Prunk verboten Eine Vorschrift besagte dass hochstens zehn Manner hochstens drei Tage an einer Begrabnisstatte arbeiten durften sodass die Grabmonumente zwangsweise schlichter wurden Ausserdem durfte ein Grab weder von aufrechten Steinen noch von bemalten Tafeln geschmuckt sein die Athener mussten sich damit zufriedengeben Vasen aufzustellen die das Denkmal abbildeten das sie gerne errichtet hatten Ab der zweiten Halfte des funften vorchristlichen Jahrhunderts setzten sich aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wieder aufwandigere Graber durch die nun erheblich personlicher gestaltet wurden Eine erhaltene Grabstatte zeigt beispielsweise eine Frau neben einer Amme die sich um ihr Kind kummert eine andere einen Soldaten der sich von seiner Frau und den Kindern verabschiedet Im vierten Jahrhundert v Chr entwickelten sich die niedrigen Steinmauern die im vorigen Jahrhundert die Grabanlagen umgeben hatten zu monumentalen Einfriedungen die haufig drei oder vier Graber teilweise sogar mehr umfassten die jeweils mehrere Familienmitglieder und deren Sklaven aufnehmen konnten Ruhestatten von Sklaven waren nur von schlichten Saulenstumpfen geziert die ihren Namen trugen Rituale zur Bestattung und Ehrung der Toten BearbeitenDie Bestattung eines Verstorbenen war die hochste Pflicht der Angehorigen die Vernachlassigung ware ein Vergehen gegen den Verstorbenen und die Gotter gewesen Der Korper des Toten wurde mit duftenden Essenzen und Wasser das in eigens fur den Totenkult gefertigten Vasen aufbewahrt wurde gewaschen und in weisse Gewander gekleidet Dann umwickelte man ihn mit Stoffbinden hullte ihn in ein Leichentuch und legte ihn auf ein Totenbett wobei sein von Bluten bekranzter Kopf auf einem Kissen ruhte Normalerweise geschah dies im personlichen Kreis vor dem eigenen Haus nur in Athen wurde dies in ein offentliches Trauerhaus verlagert Am Totenbett versammelte sich die Familie in Trauerkleidung um den Verstorbenen zu betrauern Um die verstorbene Person zu ehren schnitten die Angehorigen sich die Haare ab und legten sie zu Kranzen gewunden auf den Hausaltar auf dem haufig auch Bilder der schon verstorbenen Verwandten standen Um sie herum stimmten bezahlte Klageweiber ihre Totenklage an Dies wurde im Zuge der Prunkbekampfung siehe Grabstatten jedoch im funften Jahrhundert v Chr zwischenzeitlich verboten Auch die Zahl der an der Bestattung teilnehmenden Personen wurde beschrankt Der Tote wurde in den fruhen Morgenstunden vor Sonnenaufgang beigesetzt damit sein Anblick nicht die Gotter beleidigte Ihm wurde in spateren Zeiten eine Munze als Bezahlung fur den Fahrmann der ihn uber den Fluss bringen sollte der die Unterwelt von der Welt der Lebenden trennt in den Mund gelegt und ein Stuck Honigkuchen als Gabe fur die Gotter der Unterwelt mitgegeben In einem Leichenzug wurde der Korper des Verstorbenen zum Friedhof in der Umgebung der Stadt getragen oder in einem teilweise prunkvollen Leichenwagen gefahren Dort wurden sein Leben und seine Taten in Reden gelobt und er wurde gemeinsam mit Grabbeigaben entweder begraben oder auf einem Scheiterhaufen verbrannt In letzterem Fall wurde seine Asche in einer Urne aufbewahrt Die Verwandten versammelten sich nach der Bestattung zum Leichenschmaus Am dritten Tag nach der Bestattung suchten die Verwandten des Verstorbenen das Grab erneut auf um Speise und Trankopfer darzubringen Wein und Milch Salz Kuchen Nusse und Fruchte wurden in dafur vorgesehene Schalen mit durchlochertem Boden gegeben damit die Nahrung in die Erde sickern konnte Daran schloss sich ein Festmahl fur die Familie an Es folgten Feierlichkeiten am 9 und am 30 Tag der mit einem erneuten Totenmahl und Totenopfer das Ende der Trauerzeit markierte Anschliessend wurde diese Zeremonie jedes Jahr am Todestag des Verstorbenen eventuell Verwandten wiederholt Athen kannte auch eine Art Volkstrauertag an dem die im Krieg gefallenen Soldaten geehrt wurden Hierbei wurden die Verdienste der fur das Vaterland gefallenen Burger hervorgehoben ohne jedoch auf Individuen oder die Gegenwart einzugehen und sie wurden mit den grossen Helden der Vergangenheit verglichen Da der Tod in jedem Fall unausweichlich jedem Menschen bevorstand sahen die Soldaten es als bessere Wahl an in der Gewissheit zu sterben die Heimat verteidigt zu haben und von der ganzen Stadt geruhmt und betrauert zu werden Gegenentwurfe zum Hades Glauben Mysterienkulte BearbeitenAls Weiterfuhrungen alterer Welt und Todesbilder entwickelten sich Mysterienkulte die bei der Befolgung von moralischen Richtlinien ein gluckseliges Leben nach dem Tod versprachen Uber diese Kulte ist aufgrund fehlender schriftlicher Uberlieferungen nicht viel bekannt Zu ihnen gehorten beispielsweise die Orphiker die Mysterien von Eleusis mit ihrem Demeterkult und die Pythagoreer Die Orphik beruht auf dem Mythos von Orpheus und Eurydike Orpheus soll nachdem er seine Frau zum zweiten Mal verloren hatte zu einer asketischen Lebensweise mit dem Verzicht auf den Verzehr von Fleisch und auf blutige Opfer aufgerufen haben Den Vorstellungen der Orphiker zufolge erwarteten den Sunder nach dem Tod harte Strafen wahrend der Gerechte auf den Inseln der Seligen auch elysische Felder genannt ein Leben voller Wonnen geniessen durfte Zu den Mysterien der Demeter schrieb Isokrates in seinem Werk Panegyrikos Isocr or 4 28 Als Demeter nach dem Raub der Kore umherirrte und zu uns gelangte brachte sie unseren Ahnen die ihr einige Dienste erwiesen hatten von denen nur die Eingeweihten erfahren durfen grosses Wohlwollen entgegen Sie machte ihnen zwei der kostbarsten Geschenke die man sich denken kann den Ackerbau der es uns erlaubt hat anders als die wilden Tiere zu leben und die Mysterien die den Glaubigen hinsichtlich dessen was sie am Ende ihres Lebens und in der Ewigkeit der Jahrhunderte erwartet Trost und Hoffnung gibt Da die Mysterien der Demeter ein Geheimkult waren ist uber die Jenseitsvorstellung jedoch nichts Genaueres bekannt Die Schule des Philosophen Pythagoras die ihre Blutezeit im funften Jahrhundert v Chr hatte vertritt wie die Orphiker den Verzicht auf Fleisch und auf dicke Bohnen Die Pythagoreer glaubten an die Wiedergeburt der Seele Metempsychose Es wird berichtet Pythagoras habe sich an seine fruheren Leben erinnern konnen u a daran im Trojanischen Krieg gekampft zu haben Auch diese Lehre wurde ausschliesslich mundlich uberliefert in Form von Lehrsatzen die seine Schuler zusammenstellten Diese Kulte bildeten jedoch nur Randgruppen und waren haufig Ziel von Spott und Hame der Mitmenschen Die Masse der Griechen hielt am Hades Glauben fest Doch auch innerhalb der Vorstellung vom Hades wurde ein dualistisches Modell ubernommen Der furchtbare Abgrund Tartaros fur die Feinde der Gotter und das Elysium fur deren Lieblinge Hier waren zwar noch nicht die individuellen Taten der Menschen und ihre Verantwortlichkeit entscheidend diese Vorstellung zeichnet sich aber schon in der Zweiteilung ab Literatur BearbeitenDennis Graen Hrsg Tod und Sterben in der Antike Grab und Bestattung bei Agyptern Griechen Etruskern und Romern Theiss Stuttgart 2011 ISBN 978 3 8062 2306 4 Marlene Herfort Koch Tod Totenfursorge und Jenseitsvorstellungen in der griechischen Antike Eine Bibliographie Munchen 1992 ISBN 3 88073 426 7 Sarah Iles Johnston Restless Dead Encounters between the Living and the Dead in Ancient Greece Berkeley 1999 ISBN 0 520 21707 1 Kresimir Matijevic Ursprung und Charakter der homerischen Jenseitsvorstellungen Paderborn 2015 ISBN 3 506 78232 0 Mathias Pfeiffer Tod und Jenseitsvorstellungen in der griechischen Antike Religiose philosophische und medizinische Aspekte Munchen 2007 ISBN 978 3 638 90380 6 Christiane Sourvinou Inwood Reading Greek death to the end of the classical period Oxford 1995 ISBN 0 19 814976 XSiehe auch BearbeitenTod in der Antike mit Berucksichtigung des Todes bei den Romern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tod und Totenkult im antiken Griechenland amp oldid 230115260