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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap All Coordinates Tiroler Steinol ist ein schwarzes stark riechendes Ol das aus einem kerogenhaltigen Gestein seit dem Mittelalter in Tirol gewonnen und in der Volksmedizin angewandt wird Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Geschichte 3 Verarbeitung 4 Verwendung 5 Steinol Vitalberg in Pertisau 6 Sage 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorkommen Bearbeiten nbsp Fein geschichtete Gesteine der Seefeld Formation bei der Nordlinger Hutte sudlich der Reither Spitze Hauptartikel Seefeld Formation Das Tiroler Steinol wird aus Gesteinen der Seefelder Schichten einem Olschiefer des Hauptdolomit gewonnen einem unterjurassischen kerogenfuhrenden Mergel Hauptvorkommen ist die Erlspitzgruppe bei Seefeld in Tirol spatere Fundstellen befinden sich im Bachental und in der Umgebung des Achensees Die Kerogene im Olschiefer bildeten sich unter Sauerstoffabschluss aus abgestorbenem Plankton Meerwasser und Susswasseralgen sowie Bakterien Durch die Auffaltung der Alpen wurden die ehemals horizontal abgelagerten fossilreichen Sedimentschichten verfestigt und verstellt Die Olschiefer bei Pertisau lagern heute in einem Winkel von 51 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Rekonstruktion eines Steinolbrennofens von 1902Das Olschiefervorkommen in Tirol wurde im Seefelder Raum seit dem Jahr 1350 genutzt das daraus gewonnene Steinol wurde weithin gehandelt Der Sage nach handelte es sich dabei um Blut des Riesen Thyrsus es wurde darum auch unter dem Namen Durschol verkauft und die Handler nannte man Dirschler 2 1576 wurde dem Alchemisten Abraham Schnitzer das Privileg zur Steinolproduktion im Inntal durch Erzherzog Ferdinand II eingeraumt 3 Abbaugebiet war die Reither Spitze Ziel war es mit dem Ol die teuren Importe von Unschlitt fur Grubenlampen im damals dominierenden Tiroler Bergbau zu ersetzen 4 Im Jahr 1845 begann mit der Grundung der I tirolischen Asphaltgewerkschaft am Giessenbach in Scharnitz die Industrialisierung der Steinolbrennerei und Asphaltherstellung Dies stellte sich als ertragreich heraus so dass Erzherzog Maximilian von Osterreich Este das nach ihm benannte Huttenunternehmen bei Seefeld finanzierte Die Hoffnung mit der ab 1858 betriebenen Destillation des gefragten Lampenbrennstoffs Petroleum grosse Gewinne zu machen zerschlug sich mit dem wenig spater importierten gunstigeren Petroleum aus Erdol Die industrielle Produktion wurde aufgegeben und ab Mitte der 1860er Jahre wurde die Steinolbrennerei wieder handwerklich von Ortsansassigen betrieben 5 Ab 1884 wurde dann mit der Sulfonierung des Steinols der Grundstein fur die Vermarktung unter dem Markennamen Ichthyol gelegt Die Gesteine bei Seefeld wurden bis 1964 abgebaut seitdem verwendet die dort ansassige Maximilianshutte Olschiefer aus Frankreich fur die Produktion ihrer auf Steinol basierenden Erzeugnisse Ein Mineraliensammler Martin Albrecht sen entdeckte 1902 am westlichen Ufer des Achensees bei Pertisau Olschiefervorkommen Das erste von ihm betriebene Bergwerk Lage 47 45773 11 69914 mit primitiven manuellen Abbautechniken wurde 1917 durch eine Lawine vernichtet 1908 wurde im Bachental einem Seitental im Karwendel auf 1500 m Seehohe ein weiteres ergiebiges Olschiefervorkommen entdeckt das bis heute in der 4 Generation in einem geringen Umfang bergmannisch abgebaut und zu Tiroler Steinol verarbeitet wird Lage 47 50768 11 63165 Verarbeitung BearbeitenDer kerogenhaltige Olschiefer wird aus dem anstehenden Fels gesprengt grob zerkleinert und zur Verarbeitung in eine Schwelanlage befordert Bei ca 450 C entweicht das Schiefergas und kann in Kondensierturmen zu Schieferol destilliert werden 6 Durch Sulfonierung kann es zu Ichthyol bzw Tiroler Steinol weiterverarbeitet werden Verwendung BearbeitenTiroler Steinol ist seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Tiroler Haus und Volksmedizin Bereits im Mittelalter wurde das Ol durch sogenannte Oltrager und Arzneihausierer in Tirol und Bayern verbreitet 3 Der Olschiefer enthalt gebundenen Schwefel der seine Wirksamkeit im Steinol entfaltet 7 Lange vor der Erdolraffination wurde das Steinol schon zu Teer Leuchtol Naphtha Impragniermitteln fur Holz und Zaune als Abdichtung fur Dacher und zur Strassen Asphaltierung genutzt Durch die geringe Ergiebigkeit des Olschiefers wurde heute die Weiterverarbeitung schliesslich auf die medizinische und kosmetische Anwendung reduziert Tiroler Steinol wird vor allem bei der Behandlung von Hautproblemen wie Akne oder Schuppenflechte bei Blutergussen und Hautabszessen als sogenannte Zugsalbe sowie bei Rheuma eingesetzt 8 Im kosmetischen Bereich wird Steinol heute in Form von Olbadern Cremes Salben Lotions sowie Seifen Duschbadern und Shampoos eingesetzt Steinol Vitalberg in Pertisau Bearbeiten nbsp Tiroler Steinol Vitalberg PertisauIm Jahr 2003 wurde das Steinol Besucherzentrum Vitalberg eroffnet in dem Informationen uber die Geschichte des Olschieferbergbaus der Gewinnung und Verwendung von Tiroler Steinol bereitgestellt werden Lage 47 441759 11 70229 Herzstuck des Zentrums ist eine funktionsfahige Schwelanlage 9 Zum 100 Jahrestag der Entdeckung des Schieferolvorkommens in Pertisau wurde 2002 ein Schieferol Erlebnisweg eingerichtet Sage BearbeitenDer Legende nach handelt es sich um das Blut des boswilligen Riesen Thyrsus der von dem Riesen Haymon im Kampf bei Zirl getotet wurde Haymon verletzte Thyrsus an der Ferse Das in das Erdreich versickernde Blut des Riesen das sogenannte Tyrsenblut wurde im Stein eingeschlossen und als sogenanntes Tyrschenol konserviert 10 11 Literatur BearbeitenTiroler Steinolwerke 100 Jahre Die Steinolbrenner vom Bachental am Achensee Firmenchronik 2002 44 S Michael Forcher Der Riese Haymon Haymon Verlag Innsbruck 2007 Rudolf Werner Soukup Chemie in Osterreich Bergbau Alchemie und fruhe Chemie von den Anfangen bis zum Ende des 18 Jahrhunderts Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2007 S 296 f mit Anm 803Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tiroler Steinol Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wie Haymo den Riesen Thyrsus erschlug auf Pisch atEinzelnachweise Bearbeiten Die Entstehung des Olschiefers vor 180 Millionen Jahren abgerufen am 1 Juli 2018 Wie Haymo den Thyrsus erschlug sagen at a b Rudolf Werner Soukup Chemie in Osterreich Bergbau Alchemie und fruhe Chemie von den Anfangen bis zum Ende des 18 Jahrhunderts Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2007 S 296 f mit Anm 803 Wolfgang Irtenkauf Abraham Schnitzer der gelehrte Scharlatan Leben und Werk eines Bergmeisters im 16 Jahrhundert In Veroffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Jahrgang 64 1984 S 9 56 zobodat at PDF Ludwig Hormann Steinoltrager und Steinolbrenner in Der Alpenfreund Monatshefte fur Verbreitung von Alpenkunde unter Jung und Alt in popularen Schilderungen aus dem Gesammtgebiet der Alpenwelt und mit praktischen Winken zur genussvollen Bereisung derselben HG Dr Ed Amthor 4 Band Gera 1872 S 321ff online auf sagen at Wie das Steinol aus dem Stein gewonnen wird abgerufen am 3 Februar 2013 Guido Hradil Die Olschiefer Tirols In Veroffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Band 026 029 Innsbruck 1946 49 S 25 32 zobodat at PDF 4 2 MB abgerufen am 4 Februar 2013 Gesundheitslexikon Olbader mit Steinol Memento vom 12 April 2013 im Webarchiv archive today abgerufen am 4 Februar 2013 kultur tirol at Tiroler Steinol Vitalberg Museum abgerufen am 3 Februar 2013 Tiroler Steinol Volksmedizin aus den Alpen abgerufen am 3 Februar 2013 Susanne Schaber Der Schiefer gast aus PDF Steinolgewinnung im Tiroler Barchental Nicht mehr online verfugbar In www wort bergwelten at Ehemals im Original abgerufen am 5 Marz 2023 1 2 Vorlage Toter Link www wort bergwelten at Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiroler Steinol amp oldid 236511260