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Die Wiesenschnake oder auch Sumpfschnake Tipula paludosa ist eine Art aus der Familie der Schnaken WiesenschnakeWiesenschnake Tipula paludosa WeibchenSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Mucken Nematocera Familie Schnaken Tipulidae Gattung TipulaArt WiesenschnakeWissenschaftlicher NameTipula paludosaMeigen 1830 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Imagines 2 Larven 3 Puppen 4 Lebenszyklus 5 Okologie und Lebensweise 6 Okonomische Bedeutung 7 Verbreitung 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale BearbeitenImagines Bearbeiten Die Wiesenschnake ist eine relativ grosse Muckenart Mannchen besitzen eine Korperlange von 16 bis 18 Weibchen von 19 bis 25 Millimeter Die Flugel sind 16 Millimeter lang oder langer wobei die Mannchen auffallend langere Flugel besitzen als die Weibchen Die Tiere sind einfarbig braunlichgrau gefarbt wobei bei den Weibchen eher die braune Tonung uberwiegt Wie bei fast allen Tipulidae ist der Korper langgestreckt mit walzenformigem Hinterleib die Beine sind auffallend lang und dunn die Flugel in Ruhelage schrag vom Korper abgespreizt Bei genauerer Betrachtung fallt eine v formige Naht auf dem Thorax und das Fehlen von Punktaugen Ocellen auf Weiterhin ist der Kopf vor den Augen in einen Fortsatz verlangert der Rostrum genannt wird Bei Tipula paludosa und den verwandten Arten tragen die Fuhler keine Vorsprunge oder Fortsatze jedes Glied tragt aber einen Quirl langer Haarborsten Die Flugel sind klar und ungefleckt Bei genauerer Betrachtung zeigt sich dass das vorderste Flugelfeld Costalfeld abgesetzt etwas dunkler gefarbt ist Direkt dahinter besitzt die Flugelmembran einen milchigweiss getrubten unscharf begrenzten Wisch am besten gegen dunklen Hintergrund zu sehen Bei Tipula paludosa sind die Fuhler bei Mannchen und Weibchen vierzehngliedrig bei den meisten verwandten Arten besitzen sie nur dreizehn Segmente Zur sicheren Bestimmung der Tipula Arten 1 mussen aber die Genitalbildungen von Mannchen und Weibchen verglichen werden Bei den Weibchen ist das letzte neunte Abdominalsegment verlangert und zugespitzt es tragt zwei Paar lange Anhange die Cerci und die Hypovalvae Diese bilden zusammen einen Legebohrer Ovipositor fur die Eiablage Bei den Mannchen ist das neunte Abdominalsegment kurzer es ist zu einem Hypopygium genannten Begattungsorgan umgebildet Artspezifisch ist der hintere Fortsatz des neunten Sternits und zwei Paar hakenformige Anhange Bei der Art ist der Hypopyg in einen seitlichen Fortsatz ausgezogen der an der Spitze nicht schmaler ist als im Basalteil er tragt an der Oberkante eine Reihe mit etwa 15 goldgelben Borstenhaaren Obwohl eine sichere Bestimmung von Tipula paludosa somit schwierig ist ist es relativ leicht die Art von der Kohlschnake Tipula oleracea zu unterscheiden mit der sie haufig gemeinsam vorkommt die anderen Tipula Arten sind normalerweise nur in Sumpfen oder Gewassernahe zu erwarten Bei T paludosa sind die Komplexaugen bei Betrachtung des Kopfs von unten relativ weit voneinander getrennt immer weiter als das erste Fuhlerglied lang ist Bei T oleracea ist der Zwischenraum viel kleiner die Augen stossen nahezu aneinander Ausserdem sind bei den Weibchen von T paludosa die Flugel kurzer als der Hinterleib bei T oleracea langer Der innere Fortsatz des Hyxpopygs ist bei T oleracea viel schmaler und lauft nach aussen spitz zu er tragt keine gelbe Borstenreihe 2 3 Larven BearbeitenDie Larven der Tipuliden sind lange zylindrisch geformte Tiere ohne Beine oder seitliche Fortsatze Die Kopfkapsel ist hart sklerotisiert aber sehr klein und kann in den Rumpf zuruckgezogen werden hemicephale Kopfbildung Am auffallendsten und fur eine Bestimmung wesentlich ist das Hinterende der Larve Dieses tragt auf einer dunklen sklerotisierten Platte die Stigmen Umgeben ist diese Platte von sechs lappenartigen Fortsatzen vier paarweise naher beieinander stehenden auf der Dorsalseite und einem etwas abgesetzten Paar auf der Ventralseite Diese Bildung hat phantasievolle Betrachter an ein Gesicht mit grossen dunklen Augen und Hornern erinnert und wird deshalb als Teufelsfratze bezeichnet Unterhalb dieser Fortsatze sitzt auf der Ventralseite eine unterschiedliche Anzahl ausstulp und einziehbarer Analpapillen Bei Tipula paludosa und verwandten Arten sind die Lappen der Teufelsfratze weiss und nicht sklerotisiert relativ kurz und abgerundet sowie untereinander fast gleich lang Es sind zwei Paar Analpapillen vorhanden deren oberes langgestreckt und spitz und deren unteres sehr kurz und abgerundet ist Die Larven sind nicht wie die meisten Schnakenlarven weiss gefarbt sondern braunlich aber ohne auffallende Langsstreifen die Kutikula ist dabei derb und lederartig im englischen Sprachraum wird sie daher als leatherjacket Lederjacke bezeichnet Die Larven erreichen im letzten Stadium eine Lange von 44 Millimetern 4 Es ist aber nicht moglich die Larven von Tipula paludosa von den verwandten Arten der Untergattung Tipula einschliesslich oleracea verlasslich zu unterscheiden Puppen BearbeitenDie Puppen der Tipuliden sind langgestreckt walzenformig mit drei verschmolzenen Thorax und acht freien Abdominalsegmenten Sie tragen Reihen kurzer Dornchen ringformig um die Abdominalsegmente Vorn am Prothorax sitzen zwei antennenartige Fortsatze die sogenannten Atemhorner Die Puppen besitzen freie Flugelscheiden die bis zum zweiten Abdominalsegment reichen und Beinscheiden die zwischen ihnen liegen und gerade ausgestreckt und parallel zueinander bis zum dritten oder vierten Segment reichen Am Kopfende sind ausserdem die Scheiden von Fuhlern und Maxillarpalpen erkennbar Wichtig fur die Unterscheidung der Arten und Artengruppen ist die Bedornung des achten Abdominalsegments Dieses tragt sieben Paare starker Dornen Eine Bestimmung kann mit 4 versucht werden sie ist aber unsicher Lebenszyklus BearbeitenDie Wiesenschnake besitzt eine Generation pro Jahr Die Imagines fliegen in den letzten beiden Augustwochen und den ersten beiden Septemberwochen Haufig kann man in Wiesen in dieser Zeit aneinander gekoppelte Parchen in Kopula beobachten Die Tiere hangen mit dem Hinterende und entgegengesetzt gerichteten Korpern aneinander sie sind in dieser Stellung flugfahig Die Imagines sind kurzlebig die Paarung erfolgt normalerweise unmittelbar nach dem Ausschlupfen Das Weibchen tragt zu diesem Zeitpunkt bereits die fertig gebildeten Eier im Hinterleib Aufgrund der kurzen Flugel ist es nur eingeschrankt flugfahig und kann in der Luft kaum Strecken langer als etwa funf Meter am Stuck zurucklegen es kommt daher nur in der Nahe der Lebensraume der Larven vor Es legt nach der Befruchtung die Eier etwa 5 Millimeter tief im Boden ab und stirbt anschliessend Oft sind tote Tiere zu finden die es nicht geschafft haben alle Eier abzulegen Pro Weibchen werden etwa 300 bis 500 Eier abgelegt nbsp PaarungAus den Eiern schlupft nach 11 bis 15 Tagen das erste Larvenstadium Das dritte Larvenstadium uberwintert Die Larven leben fast ausschliesslich in der allerobersten Bodenschicht bis in etwa 2 5 Zentimeter Tiefe sie uberwintern auch dort Im darauffolgenden Juni wird das vierte Larvenstadium erreicht dieses wiegt etwa 300 bis 500 Milligramm Nach dem Erreichen der maximalen Grosse legen die Larven eine Ruhepause von sechs bis acht Wochen Dauer ein Das der Verpuppung vorangehende Prapuppen Stadium kriecht etwas tiefer in den Boden verliert dann aber seine Beweglichkeit und verpuppt sich Vor dem Ausschlupfen kriecht die Puppe eigentlich die fertige in der Puppenhaut eingeschlossene Imago mit wellenformigen Bewegungen zur Bodenoberflache Das Ausschlupfen aus der Puppenhaut erfolgt meist mit freiem Vorderkorper wahrend das Hinterende noch im Boden steckt 5 6 Okologie und Lebensweise BearbeitenDie Wiesenschnake ist eine Art offener unbewaldeter Habitate Im Gegensatz zu den meisten verwandten Arten hat sie ihren Verbreitungsschwerpunkt nicht in Sumpfen oder Gewassern sondern bevorzugt frische mittlere Boden Haufig ist sie in Lebensraumen mit geschlossener Grasdecke insbesondere landwirtschaftlichem Grunland Sie besiedelt Wiesen und Weiden daneben aber auch Rasenflachen aller Art In diesen Lebensraumen kommt sie oft gemeinsam mit der Kohlschnake vor In Sumpfen fehlt sie nicht vollkommen wird aber meist von verwandten Arten ersetzt Die Art ist recht empfindlich gegenuber Uberschwemmungen der Bodenoberflache Die Larven ernahren sich als Pflanzenfresser in erster Linie wurzelfressend rhizophag von den Graserwurzeln kurz unterhalb der Bodenoberflache aber auch von oberirdisch wachsenden Pflanzenteilen Dazu verlassen die Larven besonders nachts ihre Erdgange Bei bedecktem regnerischem Wetter ist auch tagsuber eine Frasstatigkeit zu beobachten Okonomische Bedeutung BearbeitenBei Massenauftreten bedingt durch eine feucht kuhle Witterung zur Zeit der Eientwicklung und des ersten Larvenstadiums sowie durch milde Winter kann die Wiesenschnake Schaden an Rasenflachen verursachen Auf gepflegten Rasenflachen ist ein starkes Vorkommen der Wiesenschnake an vermindertem Wachstum gelb braunen Verfarbungen der Blatter und dem Auftreten von nesterformigen Kahlstellen zu erkennen Vergleichbare Schaden sind haufig auch in landwirtschaftlichem Grunland zu beobachten Schaden in Getreidefeldern kommen vor sind aber seltener oft sind sie hier an frisch umgebrochene Grunlandflachen gebunden 7 5 Junge Samlinge konnen in Hohe der Bodenoberflache abgebissen werden oft werden auch die Triebe und Blatter teilweise gefressen Die Art ist weitgehend an Graser gebunden Schaden an Nicht Grasartigen wie Gemusekulturen gehen wahrscheinlich eher auf die Kohlschnake zuruck Wiesenschnaken wurden bei starkem Befall oft mit Pestizideinsatz bekampft Chemische Mittel sind allerdings nicht mehr zugelassen Versuche einer biologischen Bekampfung durch ein spezifisches Virus fruher Tipula iridescent virus TIV heute Invertebrate iridescent virus 1 IIV 1 8 sind nicht praxisreif Bacillus thuringiensis israelensis als Koder gemischt mit Weizenkleie ist nur in hohen Konzentrationen erfolgreich hat jedoch keine Zulassung Der Einsatz des insektenpathogenen Nematoden gegen das erste Larvenstadium ist moglich Verbreitung BearbeitenDie Wiesenschnake ist eine west bis zentraleuropaische Art Sie lebt auf der iberischen Halbinsel Spanien und Portugal uber West und Zentraleuropa einschliesslich Grossbritannien und Irland nordlich bis zu den Faroer Inseln und Mittelschweden Die Ostgrenze der Verbreitung liegt bereits im ostlichen Mitteleuropa die Art kommt nur noch vereinzelt bis zur Westukraine vor Im Suden ist sie auf Norditalien und den nordlichen Balkan beschrankt und fehlt auf den eigentlichen Halbinseln 9 10 Nach Nordamerika wurde die Art eingeschleppt dort ist sie heute weit verbreitet Der erste Nachweis stammt von 1955 von der Kap Breton Insel Nova Scotia 5 Schon 1959 wurden erste okonomische Schaden aus Neufundland gemeldet 1965 erreichte die Art Vancouver British Columbia und damit die Pazifikkuste 1980 1981 gab es ein Massenvorkommen im Bundesstaat Washington mit hohen okonomischen Schaden Die Sudgrenze der Verbreitung liegt etwa auf dem 45 Breitengrad Die berichteten okonomischen Schaden scheinen in Nordamerika hoher zu liegen als in Europa Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Mannheims 15 Familie Tipulidae In Erwin Lindner Herausgeber Die Fliegen der palaarktischen Region Band III 5 Erster Teilband 1951 Neuauflage und Erganzungen 1980 Schweizerbart Verlag ISBN 978 3 510 43013 0 E Richard Hoebeke and Carolyn Klass Tipula paludosa Meigen and T oleracea Meigen European Crane Flies New to the Eastern United States Potentially Serious Turfgrass and Pasture Pests PDF John Skartveit 2006 Tipula oleracea Linnaeus 1758 in Norway with a key to the Norwegian Tipula s str Diptera Tipulidae Norwegian Journal of Entomology 53 1 4 a b Allan Brindle 1960 The larvae and pupae of the British Tipulidae and Cylindotomidae Diptera Tipulidae Transactions of the Society for British Entomology 14 Part III 19 114 a b c David Michael Jackson amp R Lee Campbell 1975 Biology of the European Crane Fly Tipula paludosa Meigen in western Washington Diptera Tipulidae College of Agriculture Research Center Washington State University Technical Bulletin No 81 R Laughlin 1967 Biology of Tipula paludosa growth of the larva in the field Entomologia Experimentalis et Applicata 10 52 68 doi 10 1111 j 1570 7458 1967 tb00044 x R P Blackshaw amp C Coll 1999 Economically important leatherjackets of grassland and cereals biology impact and control Integrated Pest Management Reviews 4 143 160 Frank Just Isolierung und Charakterisierung von Iridoviren Inaugural Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwurde der Tierarztlichen Fakultat der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Institut fur Zoologie Fischereibiologie und Fischkrankheiten der Tierarztlichen Fakultat der Universitat Munchen 2003 S 17 18 abgerufen am 14 Mai 2021 B Theowald 1984 Taxonomie Phylogenie und Biogeographie der Untergattung Tipula Tipula Linnaeus 1758 Insecta Diptera Tipulidae Tijdschrift voor Entomologie 127 33 78 B Theowald amp P Oosterbroek 2983 Zur Zoogeographie der westpalaarktischen Tipuliden III Die Tipuliden der europaischen Tiefebenen Diptera Tipulidae Bonner zoologische Beitrage 34 1 3 371 394 Weblinks BearbeitenTipula Tipula paludosa Meigen 1830 im Catalogue of the Craneflies of the World nbsp Commons Wiesenschnake Album mit Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiesenschnake amp oldid 238397345