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The People s Choice ist der Kurztitel einer Monografie die erstmals 1944 von Paul Felix Lazarsfeld sowie seinem Kollegen Bernard R Berelson und Hazel Gaudet unter dem Titel The People s Choice How the Voter Makes Up his Mind in a Presidential Campaign veroffentlicht wurde Eine deutschsprachige Ausgabe erschien 1969 in der Buchreihe Soziologische Texte unter dem Titel Wahlen und Wahler Soziologie des Wahlverhaltens Mit der Veroffentlichung des Buchs begrundete Paul Lazarsfeld die mikrosoziologische Denkrichtung zur Erklarung des Wahlerverhaltens bei politischen Wahlen die eine der drei Hauptstromungen der Wahlforschung darstellt Es gilt deshalb als Schlusselwerk sowohl der Politik als auch der Kommunikationswissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Kritik 3 Bedeutung 4 LiteraturInhalt BearbeitenDas Werk The People s Choice beruhte auf einer Analyse von Umfragendaten zur amerikanischen Prasidentschaftswahl von 1940 die von Paul Lazarsfeld und seinen Kollegen in Erie County im Bundesstaat Ohio erhoben worden waren Diese vom Bureau of Applied Social Research BASR der Columbia University durchgefuhrte und auch als Erie County Studie bekanntgewordene Wahlanalyse legte die Grundlage der spater als Columbia School bezeichneten Denkrichtung in der Wahlforschung Ziel der Arbeiten am BASR war es durch den Einsatz neuartiger quantitativer und qualitativer Forschungsansatze allgemeine Gesetzmassigkeiten des Sozialverhaltens zu erkennen In der dem Buch zugrundeliegenden Studie die spater durch die Elmira Studie zur Prasidentschaftswahl von 1948 erganzt wurde untersuchten Paul Lazarsfeld und seine Kollegen die Entstehung individueller Wahlentscheidungen Die Fokussierung auf eine bestimmte lokale Bevolkerungsgruppe ermoglichte dabei auch eine Analyse des ortlichen Kontexts wie sie im Rahmen einer landesweiten Umfrage nicht moglich gewesen ware Grundlage des Studiendesigns waren sieben Befragungen in monatlichen Abstanden wodurch es moglich war die Meinungsbildung der befragten Personen im zeitlichen Verlauf zu dokumentieren Aus den Ergebnissen leiteten die Autoren eine Reihe von Regeln ab Zu den in dem Werk ausgefuhrten Erkenntnissen zahlte unter anderem dass das Wahlerverhalten in hohem Masse durch sozialstrukturelle Merkmale der Menschen beeinflusst wird dass also soziale Merkmale die politischen Praferenzen bestimmen Die entscheidenden dieser Faktoren sind nach Lazarsfeld der soziookonomische Status die Konfessionszugehorigkeit und die Grosse des Wohnortes Diese wurden von den Autoren zu einem Index der politischen Pradisposition zusammengefasst der nach ihrer Meinung bereits lange vor einer Wahl eine Einschatzung des individuellen Wahlverhaltens ermoglichen wurde Daruber hinaus beschrieb Paul Lazarsfeld in The People s Choice ein spater nach ihm benanntes Kommunikationsmodell mit dem er fur die Verbreitung von Informationen durch Massenmedien einen zweistufigen Prozess aus Meinungsfuhrern und den eigentlichen Informationsempfangern postulierte Die Botschaften der Wahlkampagnen der Kandidaten wurden demzufolge durch Gesprache im personlichen Umfeld eines Wahlers wie seiner Familie seinen Arbeitskollegen und sozialen Gruppen wie Vereinen gefiltert Die Auswahl der Gesprachspartner sei dabei durch sozialstrukturelle Merkmale beeinflusst Die Wirkung des Wahlkampfs bei der Herausbildung von Praferenzen die letztendlich zur Wahlentscheidung fuhren bezeichnete Lazarsfeld als Aktivierungseffekt wahrend er als Verstarkereffekt die Wahlkampffunktion beschrieb eine entstandene Praferenz bis zum Wahltag argumentativ zu sichern Ebenso postulierte er den Mitlaufereffekt demzufolge bei einer Wahl ein erwarteter Erfolg eines Kandidaten die Bereitschaft von Wahlern beeinflusst fur diesen Kandidaten zu stimmen Die Situation von Wahlern die unterschiedlichen sozialen Gruppen mit widerspruchlichen Interessen angehoren beschrieb er mit dem Begriff Cross pressure Kreuzdruck Solchen Wahlern falle es schwerer sich fur eine der Optionen zu entscheiden woraus eine spate Wahlentscheidung oder auch die Nichtteilnahme an der Wahl resultieren konne Kritik BearbeitenObwohl die der Erie County Studie zugrundeliegende Methodik fur die damalige Zeit als innovativ galt wurde das daraus von Lazarsfeld abgeleitete Modell als zu schematisch kritisiert da es die Wahlentscheidung als sehr statisch darstellte und kurzfristig wirkende Faktoren nur wenig berucksichtigte Nach der Prasidentschaftswahl von 1948 wurde Lazarsfeld beispielsweise das weitestgehende Versagen der Wahlprognosen angelastet da die Umfrageinstitute auf der Grundlage seiner Theorie keine Umfragen in der Endphase des Wahlkampfes durchgefuhrt hatten und deshalb den wahlentscheidenden kurzfristigen Stimmungsumschwung zugunsten von Amtsinhaber Harry S Truman nicht vorhersagten Die These des von Lazarfeld in seinem Kommunikationsmodell postulierten Zwei Stufen Flusses der Kommunikation wurde insbesondere durch die Ausbreitung moderner Massenmedien wie des Fernsehens grosstenteils uberholt und spater von Lazarsfeld selbst in einigen Aspekten revidiert Bedeutung BearbeitenMit dem Werk The People s Choice legte Paul Lazarsfeld die Grundlagen fur mikrosoziologische Ansatze zur Erklarung des Wahlerverhaltens Diese gelten neben dem Ann Arbor Modell das Angus Campbell gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Philip E Converse Warren E Miller und Donald E Stokes in ihrer Abhandlung The American Voter entwickelte und der von Anthony Downs in dem Buch An Economic Theory of Democracy begrundeten Rational Choice Theorie als eine der drei Hauptstromungen der Wahlforschung Die auf Angus Campbell zuruckgehende Michigan School wurde auch hinsichtlich ihrer Methodik von Paul Lazarsfelds Arbeiten beeinflusst Literatur BearbeitenPaul F Lazarsfeld Bernard Berelson Hazel Gaudet The People s Choice How the Voter Makes Up his Mind in a Presidential Campaign Duell Sloan and Pearce New York 1944 weitere Auflagen Columbia University Press New York 1948 und 1968 Paul F Lazarsfeld Bernard Berelson Hazel Gaudet Wahlen und Wahler Soziologie des Wahlverhaltens Reihe Soziologische Texte Band 49 Luchterhand Neuwied und Berlin 1969 Rudiger Schmitt Beck Paul F Lazarsfeld Bernard Berelson Hazel Gaudet The People s Choice How the Voter Makes Up his Mind in a Presidential Campaign New York London 1944 In Steffen Kailitz Hrsg Schlusselwerke der Politikwissenschaft VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 531 14005 6 S 229 233 Gerhard Vowe Paul F Lazarsfeld Bernard Berelson Hazel Gaudet The People s Choice In Christina Holtz Bacha Arnulf Kutsch Hrsg Schlusselwerke fur die Kommunikationswissenschaft Westdt Verlag Wiesbaden 2002 ISBN 978 3 53 113429 1 S 255 259 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title The People s Choice amp oldid 205748533