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The Brussels Business Wer steuert die Europaische Union ist ein Dokumentarfilm von Friedrich Moser und Matthieu Lietaert uber den Mangel an Transparenz und den Einfluss von Lobbyisten auf den Entscheidungsfindungsprozess in Brussel der Hauptstadt der Europaischen Union 1 2 3 FilmTitel The Brussels Business Wer steuert die Europaische Union Originaltitel The Brussels Business Who Runs the European Union Produktionsland Belgien OsterreichOriginalsprache EnglischErscheinungsjahr 2012Lange 88 MinutenStabRegie Matthieu Lietaert Friedrich MoserDrehbuch Friedrich Moser Matthieu LietaertProduktion Friedrich Moser Steven DhoedtMusik Johannes RothenaicherKamera Friedrich MoserSchnitt Jesper Osmund Friedrich Moser Michaela Mullner Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Entstehung und Einfluss des ERT 1 2 Formierung zivilgesellschaftlichen Widerstands 1 3 Erfolg des CEO das Transparenzregister 1 4 Think Tanks in Brussel 1 5 Finanzkrise und Lobbyismus 2 Produktion 2 1 Besetzung 3 Rezeption 3 1 Premieren 3 2 Fernsehausstrahlung 3 3 Vermarktung 3 4 Auszeichnungen 3 5 Kritiken 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Film verzichtet auf einen wertenden Kommentar oder die Stimme der Interviewer Die Personen siehe Besetzung aussern sich direkt in Interviews in Begleitung eines Kamerateams oder aus dem Off zu bestimmten Sachverhalten und Themen Pascal Kerneis war zunachst neun Jahre fur den Europaischen Bankenverband European Banking Federation tatig Er schuf das European Services Forum ESF als Pendant zum European Round Table ERT da fur die Dienstleistungsindustrie zur damaligen Zeit keine gemeinsame Interessenvertretung existierte Aus Sicht von Leon Brittan war eine gemeinsame Interessenvertretung der Dienstleistungsindustrie wie sie in den USA bereits existierte auch in der EU ein notwendiger Schritt denn auch die Europaische Kommission ist auf die Ideen und Vorschlage der Lobbyisten angewiesen Als Geschaftsfuhrer des ESF vertritt Pascal Kerneis rund 80 der in der EU angesiedelten Dienstleistungsexporteure und investoren und damit ca 60 Mio Arbeitnehmer mit einem Umsatz von 50 des BIP der EU Lobbying bezeichnet er als Netzwerken denn es geht vor allem um den Kontakt zwischen Menschen Die Arbeit von Lobbyisten definiert er im Wesentlichen als Einflussnahme auf Gesetzesentwurfe als Hinwirken zur Abanderung von Gesetzestexten und als gezielte Platzierung von Ideen und Vorschlagen Gemeinsames Ziel mit internationalen Konzernen ist die Marktoffnung und der Beseitigung von Handelsbarrieren Die Vorteile fur Lobbyisten in Brussel sind zum einen dass ein Grossteil der Gesetze fur die europaischen Nationalstaaten aus Brussel kommt und dass internationale Vertrage die von der EU unterzeichnet werden fur die europaischen Lander bindend sind Lobbyismus ist aus seiner Sicht notwendig da die Regierungen auf direkte Informationen der Industrie und Dienstleistungsbetriebe angewiesen sind Olivier Hoedeman bezeichnet den Prozess der Entscheidungsfindung in der EU als fragil und leicht manipulierbar hinter dem im Geheimen eine regelrechte Industrie von Lobbyisten operiert Nach Washington D C wirkt in Brussel mit geschatzten 2500 Lobbyorganisationen und 15000 Lobbyisten die zweitgrosste Lobbyindustrie weltweit Anlaufstelle fur Lobbyisten ist in erster Linie die Europaische Kommission Seit 20 Jahren geht er den Fragen nach wer die Lobbyisten sind die Einfluss auf Entscheidungen der Kommission nehmen wie sie dabei vorgehen und in welchen Verbindungen sie zur Elite der EU stehen Entstehung und Einfluss des ERT Bearbeiten Anfang der 90er war Olivier Hoedeman als Umweltschutzer in einer NGO aktiv Dabei wurden sie auf eine Reihe von EU Bestimmungen aufmerksam die direkt von der Industrie bestimmt worden waren Daraufhin grundeten sie eine Gruppe das Corporate Europe Observatory CEO mit dem Ziel solche Falle zu dokumentieren und eine Strategie zu entwickeln um den exzessiven Einfluss der Lobbyisten zuruckzudrangen Im Sommer 1993 stellten sie fest dass hinter dem Projekt Transeuropaische Netze der European Round Table stand Das Programm der Europaischen Kommission war lediglich eine Kopie des Vorschlags des ERT Etienne Davignon dagegen bemangelte fruh dass es nicht genug Kontakt zwischen der Kommission und der Industrie gab Mit wichtigen Chefs europaischer Konzerne grundete er den ERT in Zusammenarbeit mit dem damaligen Kommissionsprasidenten Jacques Delors Nach einem Jahrestreffen des CEO im Dezember 1993 besetzen sie das Buro des ERT Keith Richardson damaliger Generalsekretar des ERT liess sie gewahren was der Gruppe die Moglichkeit gab einige Dokumente zu kopieren die den Einfluss des ERT auf Entscheidungen der EU und die enge Zusammenarbeit zeigten Mit Hilfe der Presseliste des ERT faxten sie eine von ihnen verfasste Pressemitteilung uber die Tatigkeiten des ERT an internationale Medien was jedoch auf ausserst geringes Interesse der Medien stiess Laut Olivier Hoedeman versuchte der ERT vor allem den Binnenmarkt die Wahrungsunion und einen flexiblen Arbeitsmarkt einzufuhren und Sparmassnahmen und Infrastrukturprojekte durchzusetzen Da in den USA vorwiegend Unwissenheit oder Unsicherheit gegenuber dem Binnenmarktprogramm herrschte interessierte sich die Politikwissenschaftlerin Maria Green Cowels fur den ERT Der grosse Einfluss des ERT wurde von ihr in einer Arbeit bestatigt die ebenfalls auf Dokumenten des ERT basiert zu denen ihr Keith Richardson Zugang gab Nachdem Europa in den 80er Jahren wirtschaftlich abgeschlagen hinter den USA und Japan gelegen war war das Projekt Europaische Netze unter anderem von Pehr Gyllenhammar dem damaligen Chef von Volvo und Grundungsmitglied des ERT als eine Art Marschall Plan fur Europa angedacht Die Durchsetzungskraft und Macht des ERT zeigte auch ein Fax des damaligen Chefs von Philips Wisse Dekker das er kurz vor der Unterzeichnung der Europaischen Einheitlichen Akte an alle Staatsoberhaupter schickte Im sogenannten Dekker Telegramm schrieb er dass eine mogliche Konsequenz der Nichteinfuhrung des Binnenmarkts die Abwanderung von Unternehmen sei Der CEO fasste die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen in einem Buch mit dem Titel Europa Inc zusammen das sie zeitgleich mit dem EU Gipfel in Amsterdam veroffentlichten aber auf kein mediales Interesse stiess Laut Pascal Kerneis fuhrte der Binnenmarkt in Europa nicht nur zu einem wirtschaftlich starkem Europa sondern erhohte auch den politischen Einfluss Europas in der internationalen Gemeinschaft da eine starke Interessenvertretung europaischer Unternehmen in Brussel einheitliche Positionen und Forderungen der EU beispielsweise gegenuber den USA erst ermoglichen Formierung zivilgesellschaftlichen Widerstands Bearbeiten Mit dem Multilateralen Abkommen uber Investitionen ging die Industrie laut Lori Wallach noch einen Schritt weiter Ziel dieses Abkommens war es die Regierungen davon abzuhalten Grosskonzerne Kapital und Investitionen zu regulieren Von Aktivistengruppen wurde hier erstmals eine offentliche Diskussion angeregt Begleitet von grossem medialem Interesse verhinderte der sich formierende zivilgesellschaftliche Widerstand auch die Ministerkonferenz der Wirtschafts und Handelsminister der WTO in Seattle 1999 Erfolg des CEO das Transparenzregister Bearbeiten Nach weiteren vergeblichen Versuchen des CEO in der EU mehr Transparenz der Aktivitaten der Lobbyisten zu schaffen und den Einfluss dieser zu regulieren fanden sie in Siim Kallas einen Unterstutzer der im Winter 2004 05 die Europaische Transparenzinitiative lancierte Vermutlich blockierte der Think Tank Friends of Europe diese Initiative so dass erst 2008 ein Transparenz Register eingefuhrt wurde in dem sich Lobbyisten freiwillig eintragen konnen Craig Holman der in den USA den Gesetzesentwurf Honest Leadership and Open Government Act einbrachte der ein ahnliches Register vorsieht und nach dem Korruptionsskandal um Jack Abramoff durchgesetzt wurde warnt davor die Ausmasse und den Einfluss von Lobbyisten in Brussel nicht zu verharmlosen Zum einen agiert die Lobby amerikanischer Konzerne auch in Brussel und zum anderen ist ein derartiger Korruptionsskandal in der EU nicht ausgeschlossen Think Tanks in Brussel Bearbeiten Laut Olivier Hoedeman fuhrt das Fehlen einer offentlichen europaischen Debatte zur Entstehung von Think Tanks die als Foren fur Interessenvertretungen und Unternehmen wirken die hier ihre Sichtweisen und Forderungen vertreten Problematisch sind Think Tanks dahingehend dass sie meist finanziell von Unternehmen abhangig sind In der Regel werden Think Tanks oder Forschungsinstitute direkt von Konzernen gegrundet die Studien publizieren deren Ergebnisse deckungsgleich mit den Interessen der Konzerne sind Finanzkrise und Lobbyismus Bearbeiten Olivier Hoedeman und Erik Wesselius kritisieren das Vorgehen des Kommissionsprasidenten Barroso der ein Expertengremium zur Losung der Krise einsetzte das aber hauptsachlich aus Vorstandsmitgliedern grosser amerikanischer und europaischer Banken besteht Olivier Hoedeman stellt die Frage ob nicht gerade die durch Lobbyisten durchgesetzte Liberalisierung und Deregulierung Ursache der Krise seien Pascal Kerneis unterstreicht abschliessend die Notwendigkeit von klaren Regeln und Gesetzen Produktion BearbeitenThe Brussels Business wurde von Steven Dhoedt VisualAntics Be und Friedrich Moser green blue communication Austria produziert 3 Besetzung Bearbeiten Pascal Kerneis Geschaftsfuhrer des European Services Forum Olivier Hoedeman Mitarbeiter von Corporate Europe Observatory Erik Wesselius Mitarbeiter von Corporate Europe Observatory Keith Richardson Generalsekretar des European Round Table 1988 1998 Maria Green Cowels Politikwissenschaftlerin an der American University in Washington D C Vicomte Etienne Davignon EU Industriekommissar 1977 1985 Mitglied des European Round Table 1986 2001 Sir Leon Brittan EU Handelskommissar 1993 1999 Lori Wallach Aktivistin Mitglied des Public Citizen Washington D C Craig Holman Lobbyreformer Mitglied des Public Citizen Washington D C Siim Kallas Vizeprasident der Europaischen KommissionRezeption BearbeitenPremieren Bearbeiten Der Film lief am 16 Marz 2012 zuerst in den osterreichischen Kinos an und am 24 Juli 2012 in Deutschland In Brussel selbst war der Film ab 19 April 2012 in den Kinos zu sehen 4 Fernsehausstrahlung Bearbeiten Der Dokumentarfilm lief am 27 Januar 2013 um 23 05 Uhr zuerst auf ORF 2 am 12 Februar 2013 um 20 16 Uhr auf Arte Wiederholungen auf Arte fanden am 24 Februar 2013 um 1 35 Uhr und am 5 Marz 2013 um 09 45 Uhr statt 5 Vermarktung Bearbeiten Auf arte tv wurde eine Onlineplattform The Brussels Business Online eingerichtet Auszeichnungen Bearbeiten Der Film wurde mit dem Best Pitch at The Bips Best International Project Showcase in der Rubrik Crossmedia des Sunny Side of the Doc 2010 ausgezeichnet 3 Kritiken Bearbeiten Im neuen Doku Thriller The Brussels Business werfen der osterreichische Regisseur Friedrich Moser und der belgische Co Autor Regisseur Matthieu Lietaert einen Blick hinter die Kulissen des in Brussel liegenden Machtzentrums der EU und decken die im Geheimen ablaufenden Einflussnahmen von Wirtschaftskonzernen auf die politischen Prozesse innerhalb des europaischen Binnenmarkts auf Wahrend Vertreter der unterschiedlichsten Interessensgruppen zum Thema Lobbying zu Wort kommen tragt vor allem die mit Spannung angereicherte Inszenierung des Dokumentarfilms dazu bei die trockene Materie des komplexen politischen Geschehens in Brussel interessant und verstandlich anmuten zu lassen Julia Weninger auf filmering at 6 Es geht Moser und Lietaert nicht darum zu zeigen wie Lobbyisten in Brussel arbeiten Dazu haben sie sich auch zu sehr auf die Industrie konzentriert Leisten Gruppen wie Greenpeace keine Lobbyarbeit Moser und Lietaert suchen Schuldige dafur dass sich die EU anders entwickelt hat als sie die beiden Autoren dieses Films es offenbar gern gesehen hatten Ob sie sich vorstellen konnen dass viele Europaer es anders sehen War es naiv einen europaischen Traum zu haben heisst es am Ende War es naiv unseren europaischen Traum zu haben musste es wohl heissen Hendrik Kafsack auf faz net 7 Weblinks BearbeitenThe Brussels Business in der Internet Movie Database englisch Austrianfilm The Brussels Business Who runs the European Union Abgerufen am 13 August 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Putting Europe s lobbyists in focus Euronews abgerufen am 2 Mai 2012 englisch The Brussels Business Lobbyismus in Brussel Euronews 1 Mai 2012 archiviert vom Original am 1 Juni 2017 abgerufen am 2 Mai 2012 a b c The Brussels Business European social documentary ESoDoc archiviert vom Original am 21 September 2013 abgerufen am 2 Mai 2012 englisch Kinostarts auf imdb com Abgerufen am 14 Februar 2013 TV Programm Arte Abgerufen am 14 Februar 2013 Julia Weninger The Brussels Business filmering at 15 Marz 2012 abgerufen am 14 Februar 2013 Hendrik Kafsack The Brussels Business faz net 12 Februar 2012 abgerufen am 14 Februar 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title The Brussels Business Film amp oldid 230702324