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Der zoologisch botanische Garten Wilhelma in Stuttgart wird an der Neckarseite von einem Wandelgang mit einer Terrakottawand begrenzt die nach den Entwurfen des Stuttgarter Architekten Karl Ludwig von Zanth 1846 bzw 1856 fertiggestellt wurde Terrakottawand an Neckarseite der Wilhelma in Stuttgart Inhaltsverzeichnis 1 Kurzbeschreibung 2 Abmessungen 3 Standort 4 Wandelgang 5 Terrakottawand 6 Details 6 1 Anthemion Band 6 2 Rosettenbander 6 3 Friese 6 3 1 Eichenkranzfriese 6 3 2 Lorbeerkranzfriese 7 Geschichte 8 Ikonographie 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksKurzbeschreibung BearbeitenWerktitel TerrakottawandKunstler Karl Ludwig von ZanthArt FlachreliefMotiv geometrische und PflanzenornamenteMaterial TerrakottaMasse 112 Paneele auf uber 200 m LangeEntstehungsjahr Wandelgang 1843 1846 Terrakottawand 1856Standort Stuttgart Wilhelma NeckartalstrasseAbmessungen BearbeitenAnzahl Paneele 112Breite eines Paneels 1 1 72 mHohe der Terrasse 0 65 mBreite der Terrasse 3 16 mHohe der Terrakottawand 3 75 mHohe des Sockels 0 76 mFriese 1 58 1 58 mAnthemion Kacheln 0 18 0 18 mRosetten Kacheln ohne Rand 9 5 9 5 cmRosetten Kacheln mit Rand 11 5 11 5 cmStandort Bearbeiten nbsp Plan der Wilhelma von 1855Im Sudosten der Wilhelma verlauft parallel zum Neckar die verkehrsreiche Neckartalstrasse Durch eine Kastanienbaumzeile direkt an der Strasse einen Gehweg und eine breite Rasenflache abgesetzt erhebt sich eine Terrasse mit dem ausseren Wandelgang Der Gang erstreckt sich uber mehr als 200 Meter zwischen dem Wilhelma Theater im Nordosten und dem Busparkplatz der Wilhelma im Sudwesten Der sudwestliche Teil des Gangs dient gleichzeitig als Sichtschutz fur das dahinterliegende Wilhelma Parkhaus Rote Linie innerer Wandelgang B Belvedere DH Damaszenerhalle GB Grosses Bassin Seerosenteich GG Gewachshausgang HE Haupteingang HS Halbmondsee LS Langer See MF Maurischer Festsaal heute Aquarium Terrarium ML Maurisches Landhaus NP Nordlicher Pavillon SP Sudlicher Pavillon TW ausserer Wandelgang mit der Terrakottawand WG Wintergarten WT Wilhelma Theater1 Hauptpavillon des inneren Wandelgangs 2 3 Nebenpavillons axial zu den Eckpavillons der Gewachshausflugel 4 5 Nebenpavillons axial zu den Pavillons SP bzw NP 6 7 Bogenpavillons 8 9 Eckkioske der Laubengange 10 11 Eckpavillons der GewachshausflugelWandelgang BearbeitenIn der Wilhelma gibt es zwei Wandelgange den ausseren Wandelgang mit der Terrakottawand der hier behandelt wird und den inneren Wandelgang mit der Fliesenwand der einen Teil des inneren Maurischen Gartens umschliesst Der aussere Wandelgang besteht aus zwei Abschnitten dem Terrakottagang und dem Saulengang Der Terrakottagang beginnt beim Wilhelma Parkhaus mit einem Eckpavillon dem Bellevue Tor 1837 dem letzten Uberrest des ehemaligen koniglichen Landhauses Bellevue das an der Stelle des Wilhelma Parkhauses stand und setzt sich in Richtung Wilhelma Theater fort Er ist zur Neckartalstrasse hin offen und wird von einer mit Terrakottafriesen verkleideten Wand begrenzt Ursprunglich war der Terrakottagang auf seiner ganzen Lange mit einer Gusseisenkonstruktion uberdacht Nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs zeugen davon nur noch wenige Achsen am rechten Ende nbsp Eckpavillon beim Parkhaus am linken Ende des Wandelgangs nbsp Kassenpavillon nbsp Aussenmauer des geraden Saulengangs und Teil des Bogengangs nbsp Innenseite des geraden Saulengangs und Teil des BogengangsDer uberdachte Saulengang beginnt am rechten Ende des Terrakottagangs setzt sich zuerst in gerader Richtung fort und fuhrt dann in einem konkaven Viertelkreis Bogengang Zirkelmauer zum linken Seiteneingang des Wilhelma Theaters Der Saulengang wird nach aussen von einer Mauer aus Cannstatter Travertin und zur Wilhelma hin durch Saulen abgeschlossen Ein symmetrisches Pendant des Bogengangs mundet in den rechten Seiteneingang des Wilhelma Theaters so dass zwei viertelkreisformige umfriedete Vorplatze entstehen 2 Der Terrakottagang wird durch den achteckigen Kassenpavillon in zwei Flugel geteilt Die ausseren Endpunkte der beiden Flugel werden durch quadratische Pavillons gebildet Der rechte Pavillon markiert gleichzeitig das Ende des Terrakottagangs und den Beginn des geraden Saulengangs Dieser wird durch einen weiteren Pavillon abgeschlossen bei dem der Bogengang seinen Anfang nimmt Terrakottawand BearbeitenDie Backsteinmauer an der Innenseite des Terrakottagangs ist mit einem kassettierten Sandsteinsockel und daruber mit reliefierten Friesen aus Terrakotta verkleidet Den oberen Abschluss bildet eine leicht vorkragende Mauerkrone aus Sandstein Die Ruckseite zeigt die unverkleidete durch Sandsteinlisenen gegliederte Backsteinmauer nbsp Linker Terrakottawandflugel und Kassenpavillon nbsp Rechter Terrakottawandflugel mit teilweiser Uberdachung nbsp Gusseiserne Dachkonstruktion nbsp Ruckseite der Terrakottawand am Pinguingehege Die flach gerahmten quadratischen Friese zeigen im Inneren ein achteckiges Medaillon mit einem Lorbeer oder Eichenkranz Um das Medaillon gruppieren sich waagerecht und senkrecht kleine quadratische Maanderkacheln und diagonal grossere fast dreieckige Kacheln mit pflanzlichen Arabesken Die Friese werden von Bandern mit Rosettenkacheln eingerahmt oben von einem durchlaufenden waagerechten Band und zwischen den Friesen durch ein senkrechtes Band Unterhalb der Mauerkrone verlauft ein Anthemionband aus Lotos und Palmettenkacheln Details Bearbeiten nbsp Aufbau eines PaneelsDer Terrakottagang ist etwa 200 Meter lang nicht gerechnet die Unterbrechungen durch zwei Turen und den Kassenpavillon Die Terrakottawand besteht aus 112 gleichartigen Paneelen mit zwei abwechselnd wiederkehrenden Varianten quadratischer Friese Diese unterscheiden sich durch das Medaillonmotiv Eichen oder Lorbeerkranz und die Arabesken in den Eckkacheln Lotos oder Palmettenmotiv Die Maanderkacheln an den Seiten und die Rahmung der Medaillons sind bei beiden Varianten gleich Die Friese werden durch ein senkrechtes Band mit Rosettenkacheln getrennt Ein gleiches uber die ganze Wand durchlaufendes Band begrenzt die Friese an ihrer Oberkante Uber den Friesen verlauft unter der Mauerkrone ein Anthemion Band aus Palmetten und Lotoskacheln Anthemion Band Bearbeiten nbsp Anthemion Band darunter waagerechtes Rosettenband und Teil eines Frieses nbsp Palmettenkachel nbsp LotoskachelUber dem waagerecht durchlaufenden Rosettenband verlauft uber jedem Fries ein Anthemion Band Es besteht aus sieben auf Abstand nebeneinander gesetzten quadratischen Kacheln Das Band beginnt und endet mit einer Palmettenkachel dazwischen wechseln sich Lotos und Palmettenkacheln ab Beide Varianten werden von einer umlaufenden kassettierten Leiste gerahmt Die Ecken der Kacheln sind mit je einem Akanthusblatt besetzt Die Palmettenkachel zeigt im Innern eine Palmette aus der am Grunde zwei aufsteigende Ranken spriessen Sie werden von volutenartig eingerollten Akanthusblattern flankiert und legen sich zuerst um die Palmette uberkreuzen sich zweifach und laufen in mehreren Schlingen am Ende in zwei Lotosbluten aus Die Lotoskachel zeigt im Innern eine kunstvolle Lotosblute aus der am Grunde ebenfalls zwei aufsteigende Ranken spriessen Sie schlingen sich um die Lotosblute uberkreuzen sich zweifach und enden in zwei nach unten fallenden Palmetten Rosettenbander Bearbeiten nbsp Senkrechtes Rosettenband Von oben nach unten Lilien Blatt und Palmettenrosettenkachel nbsp Blattrosettenkachel nbsp Lilienrosettenkachel nbsp PalmettenrosettenkachelDie Friese werden von Rosettenbandern eingerahmt an der Oberkante von einem durchlaufenden waagerechten Band und zwischen den Friesen durch ein senkrechtes Band in das sich zwei nebeneinander liegende Friese teilen Die senkrechten Bander bestehen aus 14 Rosettenkacheln mit drei verschiedenen Rosettenmotiven desgleichen die waagerechten Bander uber den Friesen An den Schnittpunkten des waagerechten Bandes mit den senkrechten Bandern tritt noch eine Palmettenrosettenkachel hinzu Auf die 14 teiligen Bander sind die Rosettenmotive rhythmisch verteilt jede zweite Kachel tragt eine Blattrosette dazwischen wechseln Lilien und Palmettenrosetten miteinander ab es gibt aber auch Ausnahmen von der Regel Die Blattrosetten bestehen aus vier zu den Ecken weisenden stilisierten Akanthusblattern und einer Kreuzblute deren spitze Blutenblatter nach aussen zeigen Bei den Lilienrosetten ersetzen stilisierte Lilienbluten die Akanthusblatter und die Blutenblatter der Kreuzblute sind an den Spitzen stumpf und umgebogen Die Palmettenrosetten zeigen vier diagonal ausstrahlende Palmetten mit stilisiertem Akanthusblattkern Friese Bearbeiten Die beiden Varianten der Friese sind im Aufbau gleich Die Friese sind von einem flachen breiten Rahmen umgeben der innen und aussen von Rundstaben begrenzt wird Das zentrale innere Motiv ist ein achteckiges Medaillon mit einem Anthemion Kranz Lotos Palmettenkranz der sich um das runde innere Medaillon legt Dieses wird begrenzt von einem Kymationkranz und enthalt im Inneren einen Eichen oder Lorbeerkranz Die Seitenmitten werden von Maanderkacheln mit einem vierfachen verschlungenen Maander flankiert An den Ecken sitzen fast dreieckige Kacheln Quadrate deren innere Ecke abgeschnitten ist mit spiegelbildlich gleichen Arabeskenmotiven Bei den Eichenkranzfriesen wird in den Eckkacheln eine Lotosarabeske dargestellt bei den Lorbeerkranzfriesen eine Palmettenarabeske Eichenkranzfriese Bearbeiten nbsp Fries mit Eichenkranz im Medaillon nbsp Medaillon mit Eichenkranz nbsp Lotus Eckkachel nbsp MaanderkachelLorbeerkranzfriese Bearbeiten nbsp Fries mit Lorbeerkranz im Medaillon nbsp Medaillon mit Lorbeerkranz nbsp Palmetten Eckkachel nbsp MaanderkachelGeschichte BearbeitenDer Plan einer uberdachten Terrasse zwischen dem Wilhelma Theater und dem ehemaligen Landhaus Bellevue geht bis in das Jahr 1837 zuruck als mit dem Bau des Wilhelma Theaters begonnen wurde Das spater abgerissene Landhaus Bellevue befand sich etwa an der heutigen Einfahrt zum Wilhelma Parkhaus 1843 legte Karl Ludwig von Zanth Konig Wilhelm I einen Entwurf zu einer bedeckten Terrasse nebst Pavillon auf der Mitte derselben vor In der Erlauterung seines Entwurfs fuhrt er aus Dieser bedeckte Gang sollte gegen die Stuttgarter Chaussee 3 durch leichte eiserne Saulchen gebildet auf der Seite gegen den unteren Park Rosenstein durch eine Backsteinmauer geschlossen werden deren gegen die Chaussee gewendete Seite einen Schmuck durch leichte Malerey zu erhalten haben wurde Eine solche Anlage schien mir eine Auffassung zu bedingen fur welche die analogen Vorbilder in den pompejanischen Wandmalereien zu finden sein durften wo antike Villen mit begranzenden Saulenhallen u s w in spielendem heiterem Charakter gehalten dargestellt sind Zanth betont der Terrassengang sei eine freie Nachbildung jener Vorbilder 4 Die Bauarbeiten begannen noch 1843 wurden aber erst 1846 beendet Die Wande wurden wie geplant mit Malereien ausgeschmuckt Unter Wettereinwirkung wurden diese jedoch im Laufe der Zeit so unansehnlich dass die Wande 1856 nach Zanths Planen mit ornamentierten Terrakottaplatten verkleidet wurden Im Zweiten Weltkrieg wurde die Terrakottawand stark beschadigt und die gusseiserne Dachkonstruktion bis auf wenige Achsen zerstort Von 2000 bis 2001 wurde die Terrakottawand restauriert ebenso 13 uberdachte und drei ungedeckte Achsen der Dachkonstruktion Ikonographie BearbeitenZur Verzierung der Gebaude in der Wilhelma verwendete Karl Ludwig von Zanth ausgiebig maurische Ornamente die auch sofort als solche ins Auge fallen Bei der Komposition der Terrakottawand bediente er sich des abendlandischen Formenschatzes der Ornamentik der teilweise mit dem maurischen ubereinstimmt Jedenfalls muten die Terrakottafriese den Betrachter orientalisch an wie es ja auch das orientalisierende Bauprogramm der Wilhelma beabsichtigte Orientalisch wirkt auch der Baustoff Terrakotta an sich die helle rotliche Farbe der Terrakotten die fast endlose Wiederholung der Schmuckmotive die grossflachige komplette Ornamentierung der Wand und das Fehlen von Bilderreliefs wie sie bei antiken oder antikisierenden Relieffriesen ublich waren Literatur BearbeitenHerbert Fecker Stuttgart die Schlosser und ihre Garten Das Werden der Schlosser und Garten von der graflichen Residenz bis zur Internationalen Gartenbauausstellung Stuttgart 1992 besonders S 93 101 159 169 Oskar Gerhardt Die Wilhelma In Stuttgarts Kleinod Die Geschichte des Schlossgartens Rosensteins sowie der Wilhelma Eine unterhaltsame Plauderei auf Grund reichhaltigen amtlichen Quellenmaterials Stuttgart ca 1936 S 76 103 Rainer Herzog Wilhelma Stuttgart Dokumentation der historischen und gestalterischen Entwicklung der Wilhelma Gartenanlagen Stuttgart 1990 besonders S 116 123 Sybille Muller Wandelgang an der Neckartalstrasse In Finanzministerium Baden Wurttemberg Die Wilhelma Ihre bauliche Entwicklung bis 1996 Stuttgart 1996 S 70 71 Frank Scholze Karl Ludwig Wilhelm von Zanth und die Wilhelma Eine kurze Einfuhrung zum 200 Geburtstag des Architekten Stuttgart 1996 besonders S 40 41 1 Elke von Schulz Die Wilhelma in Stuttgart Ein Beispiel orientalisierender Architektur im 19 Jahrhundert und ihr Architekt Karl Ludwig Zanth Tubingen 1976 besonders S 48 52 Michael Wenger Karl Ludwig von Zanth 1796 1857 und die Wilhelma Ein ganz moderner Styl mit maurisch orientalischen Verzierungen In Schlosser Baden Wurttemberg 1996 Heft 3 S 2 6 Einzelnachweise Bearbeiten Breite eines Paneels Breite des Frieses Breite des senkrechten Rosettenbandes Baufachinformation de Jetzt Neckartalstrasse Zitiert nach Schulz 1976 S 49 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Terrakottawand Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 48 804129 9 208085 Koordinaten 48 48 14 86 N 9 12 29 11 O Zoologisch botanischer Garten Wilhelma in Stuttgart Amazonienhaus Maurisches Landhaus Fliesenwand Terrakottawand Tierskulpturen Wilhelma Theater Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Terrakottawand Wilhelma amp oldid 230643971