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48 806291 9 206272 Koordinaten 48 48 22 65 N 9 12 22 58 O Fliesenstern im inneren Wandelgang der WilhelmaDen Wandelgang im Maurischen Garten in der Stuttgarter Wilhelma ziert eine Fliesenwand mit grossformatigen mauresken Fliesensternen die nach den Entwurfen des Stuttgarter Architekten Karl Ludwig von Zanth 1847 1848 angefertigt und installiert wurden Inhaltsverzeichnis 1 Kurzbeschreibung 2 Abmessungen 3 Standort 4 Wandelgang 5 Fliesenwand 6 Geschichte 7 Ikonographie 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksKurzbeschreibung BearbeitenWerktitel FliesenwandKunstler Karl Ludwig von ZanthArt FliesenMotiv geometrische und PflanzenornamenteMaterial KeramikMasse 74 Paneele auf ca 200 m LangeEntstehungsjahr 1847 1848Standort Stuttgart Wilhelma innerer Maurischer GartenAbmessungen BearbeitenAnzahl Paneele 74Breite eines Paneels 1 gerader Gang 2 12 m bzw 1 90 m Bogengang 1 79 mlichte Hohe des Wandelgangs 2 84 mBreite des Wandelgangs 2 90 mHohe des Sockels 2 0 76 mDurchmesser eines Fliesensterns 0 72 mStandort Bearbeiten nbsp Plan der Wilhelma von 1855Die historische Wilhelma wie sie in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts geplant und gebaut wurde liegt auf einem ungefahr rechteckigen Areal das sich vom Neckar im Sudosten bis zum Belvedere B im Westen erstreckt An den beiden Langseiten wird das Gelande begrenzt durch die Pragstrasse im Nordosten und den Gewachshausgang GG im Sudwesten der den Haupteingang HE mit dem inneren Wandelgang rote Linie im Maurischen Garten verbindet Eine Diagonale des Rechtecks bildet die fast west ostlich ausgerichtete Langsachse die sich vom Belvedere B bis zur Damaszenerhalle DH erstreckt In der nord sudlich ausgerichteten Querachse liegt zwischen dem Maurischen Landhaus ML und dem ehemaligen Maurischen Festsaal MF der innere Maurische Garten Er wird begrenzt durch das Maurische Landhaus ML mit seinen beiden Gewachshausflugeln und den daran anschliessenden Laubengangen die in den ovalen hippodromformigen inneren Wandelgang ubergehen Die heute nach beiden Seiten offenen nur noch teilweise uberdachten Laubengange erstrecken sich von den Eckpavillons der Gewachshausflugel 10 11 uber einen kleinen Eckkiosk 8 9 knicken dort rechtwinklig ab und munden in den Sudlichen bzw Nordlichen Pavillon SP NP die beiden Endpunkte des inneren Wandelgangs Rote Linie innerer Wandelgang mit der Fliesenwand B Belvedere DH Damaszenerhalle GB Grosses Bassin Seerosenteich GG Gewachshausgang HE Haupteingang HS Halbmondsee LS Langer See MF Maurischer Festsaal heute Aquarium Terrarium ML Maurisches Landhaus NP Nordlicher Pavillon SP Sudlicher Pavillon TW ausserer Wandelgang mit der Terrakottawand WG Wintergarten WT Wilhelma Theater1 Hauptpavillon des inneren Wandelgangs 2 3 Nebenpavillons axial zu den Eckpavillons der Gewachshausflugel 4 5 Nebenpavillons axial zu den Pavillons SP bzw NP 6 7 Bogenpavillons 8 9 Eckkioske der Laubengange 10 11 Eckpavillons der GewachshausflugelWandelgang Bearbeiten nbsp Blick auf zwei Fliesensternpaneele des Sudflugels nbsp Blick in den geraden Teil des Sudflugels mit Fliesensternen Blindfenstern und Blindtur nbsp Blick in den sudlichen Bogengang mit Fliesensternen nbsp Blick auf die Ruckseite des nordlichen Bogengangs mit Nebenpavillon 5 In der Wilhelma gibt es zwei Wandelgange den inneren Wandelgang mit der Fliesenwand der hier behandelt wird und den ausseren Wandelgang mit der Terrakottawand der die Wilhelma an der Neckarseite begrenzt Der uberdachte zum inneren Maurischen Garten hin offene Wandelgang beginnt mit dem Hauptpavillon 1 Hinter ihm stand vor der Zerstorung im Zweiten Weltkrieg der Maurische Festsaal MF von dem nur noch die ruckwartige Portalzone erhalten ist und an dessen Stelle 1963 das Aquarium Terrarium mit seinem sechseckigen Mittelbau errichtet wurde Von hier nehmen die beiden Flugel des Wandelgangs ihren Ausgang der Sudflugel zwischen Pavillon 1 2 4 6 und SP und der Nordflugel zwischen Pavillon 1 3 5 7 und NP nbsp Diese Ansicht der Wilhelma von Ludwig von Zanth aus dem Jahr 1855 zeigt in der Mitte vorn den Maurischen Festsaal MF und zu beiden Seiten den Wandelgang mit den vorgelagerten Gewachshausern im geraden Teil des Ganges Sie verlaufen zuerst geradlinig und umschliessen dann den inneren Maurischen Garten in einem halbkreisformigen Bogen Der gerade Teil der Gange wird zweimal von baugleichen Nebenpavillons unterbrochen die gegenuber den Eckpavillons der Gewachshausflugel 10 11 bzw gegenuber dem Sudlichen und Nordlichen Pavillon SP NP liegen und fruher als Durchfahrten zwischen ausserem und innerem Garten dienten Hinter der Ruckwand der geraden Gange waren ursprunglich Gewachshauser angebaut die aber im Zweiten Weltkrieg zerstort wurden An ihrer Stelle erstrecken sich nun die Seitenflugel des Aquarium Terrariums In der Mitte der beiden Bogengange erheben sich zwei identische Seitenpavillons der sudliche 6 der dem ehemaligen Kuchengebaude vorgelagert ist und der nordliche 7 mit einem Durchgang in Richtung Pragstrasse Der sudliche Bogengang ist noch an zwei weiteren Stellen unterbrochen zwischen Pavillon 4 und 6 durch den Ubergang zum Gewachshausgang GG und zwischen Pavillon 6 und dem Sudlichen Pavillon SP durch einen WC Trakt Der fast drei Meter hohe und breite innere Wandelgang ist ausser an den unterbrochenen Stellen grundsatzlich gleich aufgebaut Das flachgeneigte Satteldach wird an der offenen Vorderseite des Gangs von gusseisernen Saulchen gestutzt und an der hinteren Seite von einer Mauer mit vorgeblendeten dunkel und hellroten Glasurziegeln Die rechteckigen Paneele aus hellroten Ziegeln die in ihrer Mitte einen Fliesenstern tragen ausser im nordlichen Bogengang werden von dunkelroten Ziegeln eingerahmt in der Waagerechten durch eine kniehohe Sockelzone und eine schmale Deckenzone und in der Senkrechten durch schmale lisenenartige Bander Im Bereich der geraden Gange alternieren die Paneele mit Fenstern und Turen wahrend die Paneele im sudlichen Bogengang ausser an den unterbrochenen Stellen fortlaufend aufeinander folgen Die Fenster und Turen sind heute zugemauert Ursprunglich gestatteten sie den Durchblick bzw Durchgang zu den Gewachshausern die hinter dem geraden Teil des Wandelgangs lagen Fliesenwand Bearbeiten74 Paneele des Wandelgangs tragen in ihrer Mitte einen grossformatigen Fliesenstern mit einem Durchmesser von 72 cm Im nordlichen Bogengang fehlen die Fliesensterne weil sie bei der Restaurierung weggelassen wurden Die Fliesensterne ahmen in vergrossertem Massstab die in der orientalischen Kunst beliebten Sternfliesen nach Die Sternform einer achtzackigen Sternfliese bzw eines achtzackigen Fliesensterns entsteht indem zwei Quadrate um 45 gegeneinander gedreht ubereinander gelegt werden nbsp von links nach rechts Schemazeichnung eines Fliesensterns Fliesensterne Typ 1 5 Innerhalb dieser Grundform schuf Zanth funf Typen von Fliesensternen die hier von 1 bis 5 durchnummeriert werden siehe Fliesenwand Beginnend am Hauptpavillon 1 breiten sich die Fliesensterne nach links Nordflugel und nach rechts Sudflugel in der Abfolge der Typnummer aus 2 1 5 4 3 2 1 Hauptpavillon 1 2 3 4 5 1 2 Die Fliesensterne sind drehsymmetrisch d h man kann zwei gleiche Sterne nach Drehung um einen gewissen Winkel wieder zur Deckung bringen Die Typen 1 und 2 sind 4 zahlig drehsymmetrisch d h die Deckungsgleichheit tritt nach einer Drehung um jeweils 90 ein und man benotigt 4 Drehungen fur eine volle Kreisdrehung Die Typen 3 4 und 5 sind 8 zahlig drehsymmetrisch bei einem Drehwinkel von 45 nbsp nbsp TatzenkreuzDie 4zahlig drehsymmetrischen Fliesensterne vom Typ 1 Tatzenkreuz bestehen aus einem roten und einem blauen Tatzenkreuz die leicht gegeneinander gedreht sind und deren Enden spitz zulaufen Die Sterne setzen sich aus drei Motiven zusammen dem achteckigen zentralen Medaillon mit einer 8strahligen Blattrosette und aus Drachenvierecken mit gelber Arabeske je vier auf rotem bzw blauem Grund Das Achteck und die Drachenvierecke werden von schwarzen Bandern mit rot gelben Punkten eingerahmt nbsp nbsp PfeilkreuzDie Fliesensterne vom Typ 2 Pfeilkreuz sind wie Typ 1 4zahlig und bestehen aus zwei identischen Pfeilkreuzen die leicht gegeneinander gedreht sind Die Sterne setzen sich aus drei Motiven zusammen dem rautenformigen zentralen Medaillon mit einer drehsymmetrischen Arabeske acht gleichen Pfeilformen mit innerer Arabeske und vier gleichen gelben Winkelflachen die den Zwischenraum zwischen Medaillon und Pfeilformen ausfullen Alle Flachen werden von Bandern eingerahmt die aus aneinandergereihten Vier und Sechsecken bestehen Diese sind schwarz umrandet und mit ein oder zwei roten Vierecken auf gelbem Grund besetzt Die Bander bilden unter sich ein kunstvolles Flechtwerk indem sie einander uber und unterkreuzen ein beliebtes Stilmittel der maurischen Ornamentik nbsp Die 8zahlig drehsymmetrischen Fliesensterne vom Typ 3 Doppelstern imitieren die aussere Sternform durch einen verkleinerten inneren Stern von gleicher Gestalt Die Doppelsterne setzen sich aus drei Motiven zusammen dem zentralen Rundmedaillon mit einer Rosette acht paarweise achsensymmetrischen unregelmassigen Sechsecken mit einer grunen Arabeske auf gelbem Grund und acht gleichen Pfeilformen mit einer blauen Arabeske auf weissem Grund Die Medaillonrosette besteht aus einer blauen Innenrosette die ein Kranz mit je acht blauen und gelben gegenstandig alternierenden Lotosbluten umschliesst Um das Medaillon schlingt sich ein rot gerahmtes kreisformiges Band mit blauer Punktierung auf gelbem Grund Das Band bildet runde Knoten die in einer Lotosblute enden und sich in die acht Zacken des inneren Sterns schmiegen Die Sechsecke und Pfeilformen werden von schwarzen Bandern mit rot gelben Punkten eingerahmt die untereinander ein kunstvolles Flechtwerk bilden nbsp Die Fliesensterne vom Typ 4 Speichenrad sind wie Typ 3 8zahlig und gleichen einem Speichenrad mit dem Medaillon als Nabe und den acht von ihm ausstrahlenden Bandern als Speichen Die Sterne setzen sich aus drei Motiven zusammen dem zentralen Rundmedaillon mit einer 16strahligen Blattrosette acht paarweise achsensymmetrischen spitzen Rauten mit einer blau roten Arabeske auf gelbem Grund und acht gleichen Quadraten mit einer 8strahligen weiss umrandeten Lotosblutenrosette auf rotem Grund 3 Medaillon Rauten und Quadrate werden von Bandern eingerahmt die aus aneinandergereihten Vierecken bestehen Diese sind schwarz umrandet und mit einem roten Viereck auf gelbem Grund besetzt nbsp Die 8zahlig drehsymmetrischen Fliesensterne vom Typ 5 Fensterrose ahneln den Fensterrosen romanischer oder gotischer Dome Die Sterne setzen sich aus funf Motiven zusammen Von dem zentralen Rundmedaillon mit einer 16strahligen Blute strahlen acht Pfeilformen aus mit zwei alternierenden Arabesken in den Farben Hellblau Rot und Gelb auf weissem Grund Die Zwickel zwischen den Pfeilformen fullen acht paarweise achsensymmetrische unregelmassige Achtecke mit einer rot grunen blumenstraussartigen Arabeske auf gelbem Grund aus Die acht Zacken des Sterns sind mit rot gelben hellblau gerahmten Palmetten auf weissem Grund besetzt Alle Teilflachen werden von schwarzen Bandern mit rot gelben Punkten eingerahmt die untereinander ein kunstvolles Flechtwerk bilden Geschichte BearbeitenKonig Wilhelm I erteilte Zanth 1843 den Auftrag zum Bau des Wandelgangs aber die wiederholt geanderten Plane wurden erst 1846 genehmigt 1847 wurde der Bau begonnen und schliesslich im Revolutionsjahr 1848 fertiggestellt Uber Planung und Ausfuhrung der Fliesensterne ist nichts bekannt Nach den Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs wurde 1987 der Wandelgang restauriert Die Restaurierung der Fliesensterne erfolgte durch die Firma Villeroy amp Boch Ikonographie BearbeitenDie Fliesensterne sind wie viele andere Applikationen der Zanthschen Wilhelma Gebaude ein Bestandteil der maurischen Staffage der schwabischen Alhambra Fliesen sind in der maurischen Baukunst ein beliebter Zierrat und so nimmt es nicht Wunder dass Zanth sich zur Ausschmuckung des inneren Wandelgangs fur Keramikfliesen entschied so wie er sich schon beim ausseren Wandelgang fur Fliesen aus Terrakotta entschieden hatte Als Grundform seiner Wandelgangverzierungen wahlte Zanth das in der maurischen Ornamentik beliebte Sternmotiv das besonders auch in Sternfliesen seinen Niederschlag fand Er vergrosserte das Format dieser Sternfliesen allerdings zu Fliesenmosaiken die sich aus einer Vielzahl von Einzelfliesen zusammensetzen Zanth bediente sich keiner orientalischen Vorlage vielmehr komponierte er nach eigenem Entwurf die Sterne aus Ornamenten die er aus dem gemeinsamen abendlandischen und maurischen Formenschatz ubernahm Dies trifft insbesondere fur die vielfach verwendeten arabeskenhaft stilisierten Lotosbluten und Palmetten zu Die Einzelmotive der Sterne sind mit teilweise kunstvoll verflochtenen Bandern eingerahmt die an maurisches Flechtwerk erinnern Auch bei der Einfarbung der Fliesen hielt er sich an die maurischen Grundfarben Blau Rot und Gelb Literatur BearbeitenDie folgenden Literaturangaben gehen nur auf den inneren Wandelgang ein ohne sich mit den Fliesensternen zu befassen Lediglich in Herzog 1990 werden die Keramik Ornamente erwahnt 4 Herbert Fecker Stuttgart die Schlosser und ihre Garten Das Werden der Schlosser und Garten von der graflichen Residenz bis zur Internationalen Gartenbauausstellung Stuttgart 1992 besonders Seite 93 101 159 169 Oskar Gerhardt Die Wilhelma In Stuttgarts Kleinod Die Geschichte des Schlossgartens Rosensteins sowie der Wilhelma Eine unterhaltsame Plauderei auf Grund reichhaltigen amtlichen Quellenmaterials Stuttgart ca 1936 Seite 76 103 Rainer Herzog Wilhelma Stuttgart Dokumentation der historischen und gestalterischen Entwicklung der Wilhelma Gartenanlagen Stuttgart 1990 besonders Seite 29 65 Innerer Maurischer Garten 43 44 Innerer Wandelgang Susanne Lachele Sudlicher Pavillon und Wandelgang im Maurischen Garten 1987 In Finanzministerium Baden Wurttemberg Die Wilhelma Ihre bauliche Entwicklung bis 1996 Stuttgart 1996 Seite 46 Christian Friedrich von Leins Die Hoflager und Landsitze des wurttembergischen Regentenhauses Stuttgart ca 1889 besonders Seite 85 86 Frank Scholze Karl Ludwig Wilhelm von Zanth und die Wilhelma Eine kurze Einfuhrung zum 200 Geburtstag des Architekten Stuttgart 1996 besonders Seite 18 19 1 Elke von Schulz Die Wilhelma in Stuttgart Ein Beispiel orientalisierender Architektur im 19 Jahrhundert und ihr Architekt Karl Ludwig Zanth Tubingen 1976 besonders Seite 58 62 Michael Wenger Karl Ludwig von Zanth 1796 1857 und die Wilhelma Ein ganz moderner Styl mit maurisch orientalischen Verzierungen In Schlosser Baden Wurttemberg 1996 Heft 3 Seite 2 6 Einzelnachweise Bearbeiten Einschliesslich der lisenenartigen Bander die das Paneel an den Seiten einrahmen Bis zur Unterkante des Paneels Ahnliche Quadratfullungen verwendete Zanth fur die Rosettenkacheln der Terrakottawand des ausseren Wandelgangs Die Ruckseite des Ganges war als Mauerwerk aus glasierten Ziegeln ausgebildet das eine farblieh abgesetzte Unterteilung in Felder zeigte deren Mittelpunkte mit farbigen Keramik Ornamenten verziert waren Innerhalb des geradlinigen Gangabschnitts wechselten diese Ornamente mit Fensteroffnungen durch die der Blick in die ruckseitig angrenzenden Gewachshauser mit ihren Citrus Spalieren moglich war Herzog 1990 Seite 43 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelma Zoo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zoologisch botanischer Garten Wilhelma in Stuttgart Amazonienhaus Maurisches Landhaus Fliesenwand Terrakottawand Tierskulpturen Wilhelma Theater Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fliesenwand Wilhelma amp oldid 230439988