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Das Technikum Lage ist ein Mitte der 1920er Jahre im Stil des Neoklassizismus errichtetes Gebaude in Lage Kreis Lippe in Nordrhein Westfalen Darin befand sich ein privates Polytechnikum und von 1971 bis 1981 eine Abteilung der Fachhochschule Lippe als eine der Vorlauferinstitutionen der Technischen Hochschule Ostwestfalen Lippe 1988 wurde das Gebaude in die Liste der Baudenkmale der Stadt Lage aufgenommen Das Gebaude dient nach mehrfachem Besitzwechsel Jahren des Leerstands und einem Umbau als Kulturzentrum Es wird von der Musikschule Lage der Volkshochschule Lippe West und der Dotti Stiftung genutzt Technikum LageStrassenfront 2011 DatenOrt Lage Lippe Architekt Gebruder RichtsBauherr Wilhelm QuestBaustil NeoklassizismusBaujahr 1924 1926Koordinaten 51 59 17 9 N 8 47 50 6 O 51 9883 8 79738 Koordinaten 51 59 17 9 N 8 47 50 6 OTechnikum Lage Nordrhein Westfalen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorlauferinstitution 1 2 Lippisches Polytechnisches Institut 1 3 Technikum 1 4 Fachhochschule Lippe Abteilung Lage 1 5 Das Technikum nach der Aufgabe des Fachhochschulstandorts 1 6 Nutzung seit 1995 als Kulturzentrum 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorlauferinstitution Bearbeiten Vorlaufer des Technikums war eine Bau und Ingenieurschule die der Architekt Johann Berger aus Detmold ab 1906 in Lage betrieb Dafur hatte er im August 1903 ein Gebaude in der Langen Strasse 117 gekauft Als Vorbild diente das Technikum Strelitz Dessen Direktor Max Hittenkofer war mit Planen zur Einrichtung einer Filiale in Lage am Widerstand des Magistrats gescheitert Berger war dem Magistrat bekannt und erhielt die Genehmigung Zu den Studenten gehorte Wilhelm Quest dessen Vater Adolf Quest in Lage Erster Ratsherr Ziegelmeister und Fabrikbesitzer war Wilhelm Quest unterrichtete spater selbst als Dozent und gab an der Schule auch Fahrunterricht Bergers Bau und Ingenieurschule scheiterte jedoch 1913 wurde das Schulgebaude zwangsversteigert und ging an den Rentner Georg Stolte 1 Lippisches Polytechnisches Institut Bearbeiten Wilhelm Quest grundete im Herbst 1911 die Bau und Ingenieurschule Lage die er bald in Lippisches Polytechnisches Institut umbenannte Von Georg Stolte mietete er das Gebaude in der Langen Strasse und unterrichtete zunachst zusammen mit zwei Lehrkraften Gelehrt wurden Maschinenbau Elektrotechnik Tonindustrie Bauingenieur und Architekturwesen Eisenbeton und dessen Konstruktion Heizung und Luftung Die Ausbildung dauerte zwei bis zweieinhalb Jahre Angegliedert war eine Chauffeurschule Adolf Quest der Vater des Grunders nutzte seine guten Kontakte um die Absolventen in Arbeitsverhaltnisse zu vermitteln Wahrend des Ersten Weltkriegs lag der Unterricht weitgehend brach Wilhelm Quest musste das Schulgebaude in der Langen Strasse aufgeben Unterrichtet wurde im Haus der Familie Quest in der Plassstrasse Nebenbei arbeitete Quest im Gebrauchtmaschinenhandel und gab Offizieren Fahrunterricht Wegen einer Herzschwache war er selbst vom Militardienst befreit Der erneute Aufschwung kam mit Ende des Ersten Weltkriegs zum Wintersemester 1918 1919 Quest kehrte in die Lange Strasse zuruck in dem die Platzverhaltnisse jedoch bald nicht ausreichten weil sich im Erdgeschoss bis April 1920 eine militarische Einrichtung befand Noch 1919 kaufte Quest das Gebaude und drei Monate spater das gegenuberliegende Hotel Siekmann In dieser Zeit erhielt das Polytechnische Institut einen Verwaltungsrat dem in der Zeit der Weimarer Republik auch Regierungsvertreter des Freistaats Lippe angehorten Quest plante Anfang der 1920er einen Neubau geriet jedoch mit dem Magistrat von Lage uber die Bedingungen eines Darlehens dafur in Konflikt Daraufhin berieten er als Direktor und das Kollegium 1922 offentlich uber eine Verlegung des Instituts nach Detmold oder Rinteln Das Finanzierungsproblem konnte Quest schliesslich unabhangig von kommunaler Unterstutzung losen 2 Technikum Bearbeiten In den Jahren 1924 bis 1926 liess Quest nach den Planen der in Lage renommierten Architekten Gebruder Richts ein dreigeschossiges Gebaude mit ausgebautem Dachgeschoss im Stil des Neoklassizismus errichten Es enthielt grosse helle Horsale grosszugige Laboratoriumshallen und eine reprasentative Eingangshalle Uber dem Eingangsportal wurden die Direktion und das Sekretariat untergebracht Im Stammgebaude in der Langen Strasse befand sich noch die Mensa auch Quest wohnte darin Nach der Fertigstellung des Neubaus stieg die jahrliche Studentenfrequenz von 450 auf 700 bis 800 1924 war das Technikum Lage in den Verband der hoheren technischen Lehranstalten Deutschlands aufgenommen worden Im Oktober 1926 richtete Quest auf Wunsch der Lippischen Regierung wieder die Tonindustrie Ingenieurschule als Nachfolgerin der im Ersten Weltkrieg aufgegebenen Zieglerschule ein Wilhelm Quest starb am 14 Juni 1930 in Thale im Alter von 45 Jahren an einem Herzinfarkt Landesprasident Heinrich Drake wurdigte seine von Tatkraft begleitete erfolgreiche Arbeit die der Stadt Lage und dem gesamten Land Lippe zugutegekommen sei Karl und Paul Quest zwei Bruder Wilhelm Quests ubernahmen die Leitung des Technikums Wahrend der Weltwirtschaftskrise sank die Studentenzahl auf 132 im Sommersemester 1935 Zum Aufschwung trug die Schliessung des Technikums Lemgo zum Wintersemester 1936 1937 bei das sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befunden hatte Fur die Lehrkrafte galt ab Mai 1937 eine Verordnung des Reichsstatthalters in Lippe und Schaumburg Lippe die von Lehrkraften an Privatschulen einen Unterrichtserlaubnisschein verlangte der von ihnen das ruckhaltlose Eintreten fur den NS Staat verlangte Ausgestellt wurde er ausserdem nur bei Vorlage eines Ariernachweises fur sich und den Ehepartner 1938 wurde die Ingenieur und Bauschule in die Liste der deutschen Fachschulschaft des Reichsministeriums fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung eingetragen Dafur musste das Technikum in eine Ingenieurschule eine Bauschule und die Ziegelei Ingenieurschule aufgeteilt werden Die Trennung war im Oktober 1939 vollzogen Im selben Jahr erhielt die Bauschule einen Neubau im Bleichenweg Mehr als tausend Studenten schrieben sich ein doch wurden viele von ihnen bei Beginn des Zweiten Weltkriegs vor Semesterbeginn zur Wehrmacht eingezogen Im Wintersemester 1942 1943 wurden am Technikum noch 367 Studierende und mehr als 100 Technische Zeichnerinnen unterrichtet hinzu kamen 28 Praktikanten Nach der Ausrufung des Totalen Kriegs verhangte das Reichserziehungsministerium einen Erlass nach dem das Technikum zu schliessen war Karl Quest erreichte dass die Flugzeugindustrie ihn mit der Ausbildung von 150 Technischen Zeichnerinnen beauftragte Im Technikumsgebaude wurde zudem wurde eine Konstruktionsabteilung des Flugzeugherstellers Focke Wulf untergebracht in der Bauschule ein Flugzeugbau Forschungsinstitut Nach dem Einmarsch von US Soldaten in der Nacht zum 4 April 1945 wurde das Technikum als Lazarett beschlagnahmt Spater nutzten es Truppenteile der British Army 3 Im Wintersemester 1945 1946 begann der Lehrbetrieb wieder mit 256 Studenten in den Fachbereichen Hoch und Tiefbau Elektrotechnik und Maschinenbau Im Gebaude der Bauschule wurden Behelfsquartiere fur Studenten und Lehrpersonal eingerichtet 1947 erlaubte die britische Militarregierung Lehrgange der Ziegelei Ingenieurschule Hinzu kam von 1946 bis 1949 die Ausbildung technischer Nachwuchskrafte der Post 1947 hatte das Technikum rund eintausend Studenten 1952 1953 wurde hinter dem Technikum ein Konstruktionsgebaude gebaut Eine Technikerausbildung im Maschinenbau in der Elektrotechnik und im Bauwesen die 1958 eingefuhrt wurde ermoglichte eine berufliche Qualifizierung uber vier Semester Die Bildungspolitik der Landesregierung von Nordrhein Westfalen fuhrte ab den 1950er Jahren zum Sinken der Studentenzahlen des Technikums Eine Ursache war die Einrichtung staatlicher Ingenieurschulen in Bielefeld Paderborn und Lemgo an der anders als beim privatwirtschaftlich gefuhrten Technikum Schulgeldfreiheit herrschte 4 Die Erbengemeinschaft Wilhelm Quest bestehend aus Wilhelm Quests Witwe und drei ihrer Kinder die mit ihrem personlichen Vermogen fur das Technikum hafteten erkannten dass die private Bildungseinrichtung keine lange Zukunft mehr haben wurde Sie teilte dem Land Nordrhein Westfalen mit das Technikum zu schliessen 5 Fachhochschule Lippe Abteilung Lage Bearbeiten In Lage grundete sich 1970 der Verein fur Freunde und Forderer der Ingenieurschule fur Bauwesen in Lage der dazu beitrug den Ubergang vom Technikum zur Fachhochschule Lippe zu bewaltigen Vom Technikum wechselte Gerhard Quest der ursprunglich als Nachfolger fur den langjahrigen Technikumsdirektor Karl Quest vorgesehen war zum Wintersemester 1970 1971 mit den Fachbereichen Maschinenbau und Elektrotechnik an die Ingenieurschule Lemgo Die Fachbereiche Hoch und Tiefbau wurden von der Ingenieurschule Minden ubernommen blieben aber am Standort Lage Am 1 August 1971 wurde die Fachhochschule Lippe gegrundet Am Standort Lage wurden noch Architektur und Bauingenieurwesen gelehrt ein Fachbereich Innenarchitektur befand sich am Standort Detmold 1981 endete nach zehn Jahren die Zeit des Fachhochschulstandorts Lage Am 11 Februar 1981 legten dort die letzten Architekturstudenten das Examen ab Die Fachbereiche Architektur Innenarchitektur und Bauingenieurwesen wurden zur Abteilung Bauwesen am Fachhochschulstandort Detmold zusammengefasst 6 Das Technikum nach der Aufgabe des Fachhochschulstandorts Bearbeiten Fur den Baukomplex des Technikums konnte jahrelang kein sinnvolles Nutzungskonzept entwickelt werden In das Bauschulgebaude zog im August 1971 fur drei Jahre das Gymnasium Lage ein In den 1980er Jahren wurden die Bauschule das Maschinenlabor und die Technikerschule abgerissen Auch der Abriss des Hauptgebaudes wurde im Januar 1987 beantragt Die ortliche Arbeitsgemeinschaft Denkmalschutz des Lippischen Heimatbunds setzte sich fur den Erhalt ein Am 22 November 1988 wurde das Gebaude in die Denkmalliste der Stadt Lage eingetragen 7 Das Gebaude stand weiterhin leer obwohl der Rat der Stadt 1988 daruber beraten hatte die Kommunalverwaltung darin unterzubringen und ein Kulturzentrum zu schaffen 1989 kaufte die Landesentwicklungsgesellschaft Nordrhein Westfalen den Komplex 1993 verkaufte sie ihn an die Stadt Lage weiter 1991 schrieb die Stadt einen Architektenwettbewerb zum Umbau des Technikums in ein Kulturzentrum aus fur den das Buro planen bauen aus Lemgo den Zuschlag erhielt Der zwei Jahre dauernde Umbau kostete rund acht Millionen Mark 8 Nutzung seit 1995 als Kulturzentrum Bearbeiten nbsp Ruckseite des Technikums 2011 Seit Herbst 1995 wird das ehemalige Hauptgebaude des Technikums als Kulturzentrum genutzt Seither beherbergt es die Volkshochschule Lippe West 9 und die Musikschule Lage 10 Im Foyer im Erdgeschoss veranstaltet die Dotti Stiftung Ausstellungen mit Werken von Kunstlern aus der Region 11 Sie tragt den Namen der Kunstlerin und Kunstpadagogin Sibylle Dotti 1913 2003 die zu den Mitbegrundern der Kunstlergruppe junger westen gehorte 12 Von Ende Juni 2016 bis Juli 2017 war die Stadtbucherei Lage im Technikum untergebracht 13 14 Literatur BearbeitenBurkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum Beitrage zur Geschichte der Stadt Lage Band 8 Lage 1995 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Technikum Lage Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Die Anfange als Polytechnisches Institut bis 1924 In Burkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum S 7 Die Anfange als Polytechnisches Institut bis 1924 In Burkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum S 7 30 Das neue Hauptgebaude In Burkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum S 31 76 Die Nachkriegszeit 1945 1960 In Burkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum S 77 110 Von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum 1970 1995 In Burkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum S 111 Von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum 1970 1995 In Burkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum S 111 112 Ehemaliges Technikumgebaude Lange Str 124 in der Liste uber die eingetragenen Baudenkmaler in der Stadt Lage vom 20 Marz 2015 abgerufen am 23 Marz 2017 PDF Von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum 1970 1995 In Burkhard Meier Hrsg Technikum Lage von der Ingenieurschule zum Kulturzentrum S 112 S 119 Volkshochschule Lippe West lage de abgerufen am 24 Marz 2017 Musikschule Lage Memento vom 27 Juli 2014 im Internet Archive abgerufen am 24 Marz 2017 Peter Bockwinkel Kunst und Musik im Technikum lz de 14 September 2015 abgerufen am 23 Marz 2017 dotti kunst stiftung de abgerufen am 23 Marz 2017 Stadtbucherei Lage lage de abgerufen am 23 Marz 2017 Stadtbucherei Lage am neuen Standort lage de 3 Juli 2017 Normdaten Korperschaft GND 2171344 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Technikum Lage amp oldid 231497512