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Die Tochter des Konigs franzosisch filles du Roi bzw filles du Roy ist ein Begriff der fur rund 800 junge franzosische Frauen verwendet wurde die zwischen 1663 und 1673 nach Neufrankreich auswanderten Das von Konig Louis XIV finanzierte Auswanderungsprogramm sollte dort das Bevolkerungswachstum ankurbeln Einerseits sollten mannliche Immigranten dazu ermuntert werden sich in Neufrankreich niederzulassen andererseits sollte durch das Fordern von Ehen die Grundung von Familien und die Geburt von Kindern erleichtert werden Frauen und Madchen wanderten auch vor und nach dieser Zeitspanne nach Neufrankreich aus gelten aber nicht als filles du roi Der Begriff trifft nur auf jene Personen zu die aktiv von der Regierung angeworben wurden und deren Uberfahrt sowie deren Mitgift vom Konig finanziert wurden 1 S 9 S 102 Die Frauen stammten uberwiegend aus bescheidenen Verhaltnissen und zu etwa vier Funfteln aus Stadten Intendant Jean Talon Bischof Francois de Montmorency Laval und verschiedene Siedler heissen die Tochter des Konigs willkommen Gemalde von Eleanor Fortescue Brickdale Inhaltsverzeichnis 1 Die Ursachen der Auswanderung junger Frauen nach Neufrankreich 2 Die konigliche Mitgift 3 Die regionale und soziale Herkunft der filles du Roi 4 Integration 5 Das Ende der Forderung 6 Louisiana 7 Wurdigung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDie Ursachen der Auswanderung junger Frauen nach Neufrankreich Bearbeiten nbsp Mehr als die Halfte der filles du Roi waren 16 bis 25 Jahre altDas im heutigen Kanada gelegene Neufrankreich war in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens eine Mannerwelt eine von Soldaten Trappern und Priestern bevolkerte Provinz die Frauen wenig zu bieten hatte Mit der Zeit wurde in der Kolonie auch Landwirtschaft betrieben was den Frauen mehr Moglichkeiten eroffnete Mitte des 17 Jahrhunderts bestand aber weiterhin ein grosses Ungleichgewicht zwischen alleinstehenden Mannern und Frauen Die wenigen Immigrantinnen mussten ihre Uberfahrt selbst bezahlen und nur wenige alleinstehende Frauen wollten ihre gewohnte Umgebung verlassen um sich im rauen Neufrankreich niederzulassen Um das Bevolkerungswachstum anzukurbeln und die Anzahl der Familien zu erhohen schlug Intendant Jean Talon vor dass der Konig die Uberfahrt von mindestens 500 Frauen finanziere Konig Louis XIV stimmte zu und finanzierte schliesslich rund 800 Uberfahrten Die Frauen waren uberwiegend zwischen 16 und 25 Jahren alt etwa ein Zehntel zwischen 12 und 15 Jahren etwa ein Viertel 26 Jahre oder alter Marguerite Bourgeoys war die erste die in ihren Aufzeichnungen den Begriff filles du Roi verwendete Es wurde unterschieden zwischen den Tochtern des Konigs die auf Kosten des Konigs nach Neufrankreich transportiert wurden und eine Mitgift erhielten sowie jenen Frauen die aus eigenem Antrieb und auf eigene Kosten auswanderten Eine Untersuchung des Historikers Yves Landry ergab dass sich in den Jahren 1663 bis 1673 zwischen 770 und 850 filles du Roi in Neufrankreich niederliessen 2 S 19 21Die konigliche Mitgift BearbeitenDie Bezeichnung Tochter des Konigs kennzeichnete die Patronage durch den Konig nicht etwa konigliche oder adelige Herkunft Eine fille du Roi erhielt die Unterstutzung des Konigs in mehrfacher Hinsicht Er bezahlte der Franzosischen Ostindienkompanie hundert Livres fur die Uberfahrt ebenso stattete er die Frau mit einer Truhe aus die die Aussteuer enthielt ein Wintermantel eine Jacke eine Bluse vier Unterrocke zwei Paar Strumpfe ein Paar Schuhe ein Kamm eine Burste eine Schere zwei Messer zehn Nahnadeln vier Rollen Garn und Haarnadeln sowie 50 Livres in barem Geld 3 Ursprunglich war eine Mitgift von 400 Livres vorgesehen Da das Schatzamt die erforderliche Summe jedoch nicht vorschiessen konnte erhielten viele der Frauen stattdessen Sachspenden 2 S 73 75 Zur Hochzeit erhielt das junge Paar zudem eine Grundausstattung an Vieh eine Kuh sechs Schafe und zwolf Huhner 3 Die regionale und soziale Herkunft der filles du Roi BearbeitenWie die meisten Auswanderer jener Epoche stammten die filles du Roi zu etwa 80 aus der Region Paris aus der Normandie und von der Westkuste Provinzen Aunis Poitou und Saintonge 2 S 54 Das Pariser Hopital general insbesondere das Hopital de la Salpetriere und die dortige Pfarrei St Sulpice organisierten besonders viele filles du Roi 2 S 57 58 Aus diesem Grund stammten die meisten dieser Frauen aus der Stadt 2 S 108 Einige kamen aus anderen europaischen Landern darunter Deutschland England und Portugal 1 S 22 103 115 117 126Die Mehrzahl dieser Frauen waren Untertanen aus bescheidenen Verhaltnissen Viele der Frauen waren Waisen mit sehr wenig personlichem Besitz und mit uberwiegend schlechten Lese und Schreibfahigkeiten 4 Manche stammten aus verarmten adligen Familien andere aus Familien mit uberschussigen Tochtern 5 Die Behorden vermittelten ublicherweise Frauen aus hoheren sozialen Schichten direkt an Offiziere oder in Neufrankreich lebende Adlige Sie hofften dass die Adligen die jungen Frauen heiraten und sich zum Verbleib in Kanada entscheiden wurden anstatt nach Hause zuruckzukehren 2 S 68Die als filles du Roi ausgewahlten Frauen mussten strengen Anforderungen genugen Sie mussten moralisch einwandfrei und gesund genug sein um die von ihnen erwartete harte Arbeit als Kolonistinnen zu uberleben 6 Die Kolonialbehorden schickten mehrere filles du Roi nach Frankreich zuruck da sie den vom Konig und vom Intendanten festgelegten Anforderungen nicht genugten 1 S 212Integration BearbeitenDie Tochter des Konigs gingen in Quebec Trois Rivieres und Montreal an Land Nach ihrer Ankunft liessen sie sich unterschiedlich lange Zeit um einen geeigneten Ehemann zu finden Einige heirateten bereits nach wenigen Monaten bei anderen dauerte dies bis zu zwei oder drei Jahre 2 S 131 Die meisten Paare verlobten sich offiziell in der Kirche in Anwesenheit des Pfarrers und von Zeugen Einige verlobte Paare gingen danach zu einem Notar um einen Ehevertrag abzuschliessen 2 S 145 146 Ehevertrage boten verlobten Frauen eine gewisse Sicherheit Sie waren finanziell abgesichert sollte ihnen oder dem zukunftigen Ehemann etwas zustossen Ausserdem stand es ihnen frei das Eheversprechen zu annullieren falls der auserkorene Ehepartner nicht den Vorstellungen entsprach 2 S 150 Die Ehen wurden ublicherweise durch den Pfarrer jener Pfarrei geschlossen in der sich der Wohnort der Ehefrau befand 2 S 140 Rund 737 filles du Roi schlossen in Neufrankreich den Ehebund 7 230 von ihnen stammten aus der Salpetriere also ganz armen Verhaltnissen oder sie waren Prostituierte was heute nicht mit vollkommener Sicherheit belegt werden kann Das Ende der Forderung BearbeitenEnde 1671 war Jean Talon der Meinung dass es im folgenden Jahr nicht mehr notwendig sei jungen Frauen die Uberfahrt zu bezahlen Der Konig teilte diese Ansicht und stellte die Finanzierung ein Die staatlich unterstutzte Einwanderung ging 1673 fur kurze Zeit weiter als der Konig auf Wunsch des neuen Gouverneurs Louis de Buade de Frontenac nochmals 60 Frauen schickte Danach gab es keine filles du Roi mehr und die Einwanderung wurde wieder zur Privatsache 8 Louisiana BearbeitenIn der franzosischen Kolonie Louisiana war um 1700 der Begriff Filles a la cassette also Schatullenmadchen ublich wegen der erhaltenen Erstausstattung Wurdigung BearbeitenDa diese Einwanderung zur Verringerung des zahlenmassigen Ungleichgewichts zwischen Mannern und Frauen fuhrte und damit eine entscheidende Rolle bei der Besiedlung Neufrankreichs spielte wurde das Ereignis am 8 Juni 2007 durch die kanadische Regierung auf Vorschlag des Historic Sites and Monuments Board of Canada zu einem nationalen historischen Ereignis erklart 9 10 Gedenktafeln zu Ehren dieser Frauen befinden sich im historischen Viertel Vieux Quebec Maison Barbel und in Montreal Maison Saint Gabriel Literatur BearbeitenGustave Lanctot Filles de joie ou filles du roi Chantecler Montreal 1952 Yves Landry Orphelines en France pionnieres au Canada Les filles du roi au XVIIe siecle Lemeac Montreal 1992 ISBN 2 7609 5068 9 Louise Pothier Bertrand Guillet dir France Nouvelle France Naissance d un peuple francais en Amerique Hgg Musee du Chateau des ducs de Bretagne amp Musee d Archeologie et d Histoire Montreal Pointe a Calliere Somogy Paris 2005 ISBN 978 2 85056 907 4 Ausstellungskatalog zur Wanderausstellung 2004 2008 in der Bretagne und in Kanada darin bes Mickael Augeron Partir pour la Nouvelle France La place et le role des villes portuaires metropolitaines 1608 1763 S 51 73 mit zahlr Abb Bibliographie 11 Weblinks BearbeitenTom Wien Suzanne Gousse Filles du Roi In The Canadian Encyclopedia Abgerufen im 1 Januar 1 englisch francais Societe des filles du Roi et soldats du Carignan Memento vom 16 April 2015 im Internet Archive Nicht mehr aktualisierte Website zum Thema franzosisch englisch Archivversion Liste der Filles du Roi und ihrer Ehemanner Memento vom 14 April 2010 im Internet Archive franzosisch Silvio Dumas 1972 Les filles du Roi en Nouvelle France etude historique avec repertoire biographique franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gustave Lanctot Filles de joie ou filles du roi a b c d e f g h i j Yves Landry Les filles du roi au XVIIe siecle a b Hans Otto Meissner Kundschafter am St Lorenzstrom Die Abenteuer des Samuel de Champlain Cotta Stuttgart 1966 S 233 Eine solche Truhe eher ein Reisekoffer der Marguerite Bourgeoys diente ist abgebildet in dem Ausstellungskatalog France Nouvelle France 2005 S 60 Marguerite Bourgeoys ist ein eigenes Museum ihres Namens in der Chapelle Notre Dame de Bon Secours in Montreal gewidmet Bill Marshall France and the Americas Culture Politics and History ABC CLIO Santa Barbara 2005 ISBN 1 85109 411 3 S 439 Yves Landry Les filles du roi au XVIIe siecle S 51 Uberschussig war ein Euphemismus fur eine junge Frau die bis vor einigen Jahrzehnten auf Deutsch gefallenes Madchen tituliert wurde also Frauen die auf ein Eheversprechen hereingefallen waren mit ihrem Verlobten Geschlechtsverkehr gehabt hatten und danach sitzengelassen worden waren Balzac hat einen bekannten Roman dazu geschrieben vgl La Femme abandonnee vgl jedoch die Bezeichnung als Freudenmadchen auf dem unten erwahnten zeitgenossischen Stich vgl Weblink Societe des filles du Roi et soldats du Carignan Marcel Trudel La seigneurie de la Compagnie des Indes occidentales 1663 1674 Editions Fides Montreal 1997 ISBN 2 7621 1868 9 S 267 Immigration of the King s Daughters to New France National Historic Event In Directory of Federal Heritage Designations Parks Canada abgerufen am 12 September 2022 englisch Backgrounder Immigration of the Filles du roi to New France Government of Canada 16 September 2016 abgerufen am 12 September 2022 englisch Im Abschnitt Prendre pays prendre mari gibt es einen ganzseitigen anonymen Stich von 1726 genannt Le triste embarquement des filles de joie de Paris der die Abreise aus Paris detailreich darstellt S 63 ein vergrosserter Ausschnitt daraus wird spater wiederholt S 71 Der Urheber des Stichs war demnach der Ansicht dass die hier Verschifften Prostituierte gewesen sind vgl auch den Buchtitel von Lanctot 1952 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tochter des Konigs amp oldid 232912524