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Die Synagoge Arnsberg wurde 1852 53 erbaut und im Zuge der Novemberpogrome 1938 verwustet Das Gebaude der Synagoge in Arnsberg wurde wahrend und nach dem Zweiten Weltkrieg umgebaut und dient heute als Wohnhaus Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung 4 Ende 5 Folgenutzung 6 Siehe auch 7 LiteraturEntstehung Bearbeiten nbsp Vergrosserte Stadtansicht um 1900 mit Synagoge Es handelt sich um den Bau in der Bildmitte mit den vier Rundbogenfenstern nbsp Zeitungsanzeige anlasslich der Einweihung 1853 nbsp Lageplan der Synagoge an der SchlossstrasseNachdem bis zum Ubergang Arnsbergs vom kurkolnischen Herzogtum Westfalen an die Landgrafschaft Hessen Darmstadt ein Ansiedlungsverbot fur Juden bestanden hatte bildete sich in den ersten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts eine judische Gemeinde Bereits 1825 war von einer Synagoge und judischen Schule die Rede Diese befanden sich wahrscheinlich in angemieteten Raumlichkeiten Ein Jahr spater beantragte der Vorstand der Gemeinde beim Landrat den Bau eines Synagogenbaus mit Schulzimmer Fur die Finanzierung hoffte man auf eine Kollekte in den judischen Gemeinden des Regierungsbezirks Arnsberg Dieser erste Vorstoss scheiterte an der Skepsis des judischen Obervorstehers in Werl der es fur notwendiger hielt vor dem Bau einer Synagoge einen judischen Lehrer anzustellen Dazu war die noch junge Gemeinde nicht in der Lage und die judischen Kinder besuchten die christlichen Schulen Die Gottesdienste fanden nach einem Bericht von 1835 weiterhin in angemieteten Raumlichkeiten statt Immerhin hatte die Gemeinde inzwischen einen Kantor angestellt Vor 1839 hatte die Gemeinde das fruhere Husersche Haus an der Schlossstrasse gekauft Dort wurden Schule Synagoge und Lehrerwohnung untergebracht Es handelte sich um einen relativ kleinen Fachwerkbau mit rechtwinkligen Grundriss und zwei Etagen Der Bau fiel dem Stadtbrand von 1847 zum Opfer Ein Neubau ausserhalb der brandgefahrdeten Altstadt aber auch der Wiederaufbau am alten Standort erwiesen sich wegen der schlechten finanziellen Lage der Gemeinde als schwierig In einer Stellungnahme des Landrates gegenuber dem Regierungsprasidenten von 1849 hiess es dass die Gemeinde um die 100 Seelen zahlen wurde darunter befanden sich aber nur zwanzig volljahrige Manner Von denen waren nur 16 in der Lage Beitrage fur Kult und Schule zu leisten Wohlhabend ware nur einer sieben hatten ein massiges Einkommen die ubrigen waren durftig Auch bisher hatte die Gemeinde die laufenden Kosten von 250 Talern im Jahr kaum aufbringen konnen Auch weil die Gemeinde selbst stets bereit war fur wohltatige Zwecke zu spenden wurde die Bewilligung einer Hauskollekte unter den judischen Einwohnern der Provinz Westfalen befurwortet Ob es dazu gekommen ist ist nicht bekannt Es gelang der Gemeinde aber offenbar die notigen Mittel teilweise finanziert uber die Sparkasse Arnsberg zu bekommen Der Neubau wurde an der Schlossstrasse heute Nummer 15 ausgefuhrt Das Grundstuck blieb zunachst bis 1886 im Besitz der judischen Kaufleute Gruneberg Goldberg Bellerstein Neuwahl und Amberg Erst danach ist es in den Besitz der Gemeinde uber gegangen Der Neubau erfolgte 1852 53 Die Einweihungsfestlichkeiten fanden am 24 und 25 Juni 1853 auf dem Klosterberg und im Saal des Rathauses statt Baubeschreibung BearbeitenDie ursprungliche Bauparzelle wurde durch Teile der Nachbargrundstucke erweitert Der Saal der Synagogen lag in Nord Sud Richtung In Richtung Westen hatte der Saal drei grosse Rundbogenfenster Im Nordteil des Saales muss es bereits eine Frauenempore gegeben haben Im Norden des Baus wurde rechtwinklig in Richtung Schlossstrasse ein Trakt angebaut in dem sich der Klassenraum fur die judische Schule und daruber die Wohnung des Lehrers befanden Im Jahr 1879 wurde infolge des Anwachsens der Gemeinde beschlossen durch eine neue Seitenbuhne mehr Sitzplatze zu schaffen Dies genugte nicht so dass 1885 ein Erweiterungsbau beschlossen wurde Der bestehende Saal wurde um eine Fensterachse erweitert An der Sudwand wurde ein Erker angebaut der den Toraschrein aufnahm Der Saal hatte nun eine Lange von 12 70 m eine Breite von 5 70 m und eine Hohe von etwa 5 60 m Die Frauenempore war in etwa 2 70 m Hohe und war etwa 3 m breit Der Eingang war im Osten unter der Empore Diese hatte eine schone geschnitzte Balustrade Auf der Empore gab es etwa drei oder vier Bankreihen Rechts und links von der Nische mit dem Toraschrein befanden sich kleine buntverglaste Rundbogenfenster Daruber befand sich ein kleines Okuli ebenfalls mit Buntglas Im Westen befanden sich die vier grossen Rundbogenfenster Nach zeitgenossischen Berichten gab es auch eine Wand und Deckenbemalung Ausstattung BearbeitenVor dem Toraschrein befand sich auf einem Podium und umgeben mit einem Gelander das Pult des Vorbeters Rechts davon befand sich eine kleine Kanzel Die etwa funfzig Sitzplatze fur Manner in mehreren Bankreihen wiesen Pulte auf Ein Kronleuchter und Wandleuchter erhellten den Raum Die Gemeinde verfugte uber etwa sieben Torarollen mit Toramantel Dazu gehorte auch jeweils Toraschmuck aus Silber Des Weiteren gehorten unter anderem zur Ausstattung vier versilberte Metallleuchter ein silberner Kidduschbecher eine silberne Etrogdose ein Ner Tamid ein Chanukkialeuchter ein Schofarhorn drei Garnituren Parochet Toravorhange und ein Chuppa Traubaldachin Spater kam noch ein Harmonium hinzu Viele der Ausstattungsstucke waren wohl Stiftungen wohlhabender Gemeindeglieder Uber ihren Verbleib nach 1938 ist nichts Genaues bekannt Ende BearbeitenObwohl die judische Gemeinde nach dem Ersten Weltkrieg abnahm und die Synagoge weniger intensiv genutzt wurde blieb sie das Zentrum judischen Lebens in Arnsberg Bereits 1934 waren Betrunkene in das Gebaude eingedrungen und hatten den Betraum mit ihren Fakalien beschmutzt Am 10 November 1938 drangen grolende Nationalsozialisten junge Arnsberger und Auswartige in die Synagoge ein zerstorten Mobel und Einrichtungsgegenstande brachen den Toraschrein auf und warfen die Rollen auf die Strasse Die Tater zundeten im Betsaal ein Feuer an und speisten es mit den Einrichtungsgegenstanden Angesichts der Brandgefahr in der eng bebauten Altstadt protestierten die Anwohner so dass die Flammen geloscht werden mussten Das Innere war aber so grundlich verwustet dass es nicht mehr fur Gottesdienste genutzt werden konnte Folgenutzung Bearbeiten nbsp Gedenktafel in der SchlossstrasseDie Arnsberger Stadtverordnetenversammlung beschloss 1939 der Gemeinde das Gebaude abzukaufen Bevor es dazu kam hatte die Gemeinde den Bau an das Nationalsozialistische Fliegerkorps NSFK verkauft Der Kaufpreis lag bei 3000 Mark obwohl der Einheitswert 1935 auf 18 800 Mark festgelegt worden war Inwieweit hinter dem Verkauf Zwang steckte ist unbekannt Die NSFK Ortsgruppe Arnsberg liess das Gebaude umbauen der Betsaal wurde geteilt eine Werkstatte und eine Wohnung eingerichtet Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die fruhere Synagoge zunachst von der Jewish Trust Corporation verwaltet Diese verkaufte das Gebaude 1954 Im folgenden Jahr wurde es so stark fur Wohnzwecke umgebaut dass heute nichts mehr auf die einstige Nutzung hindeutet Auf der anderen Strassenseite erinnert an der Mauer unterhalb des fruheren Jesuitenmission eine Gedenktafel an die Geschichte der Synagoge Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten SynagogenLiteratur BearbeitenMichael Gosmann Die Synagoge an der Schlossstrasse In Michael Gosmann Hrsg Juden in Arnsberg Eine Dokumentation Stadtekundliche Schriftenreihe uber die Stadt Arnsberg Band 18 Stadt Arnsberg Arnsberg 1991 ISBN 3 928394 05 3 S 69 76 Michael Gosmann Ortsartikel Arnsberg in Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg hg von Frank Gottmann Munster 2016 S 128 140 Online Fassung der Historischen Kommission fur Westfalen 51 398684 8 063107 Koordinaten 51 23 55 3 N 8 3 47 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Arnsberg amp oldid 217975684