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Die ehemalige Synagoge in Weener wurde von der ortlichen Gemeinde seit dem Jahr 1829 bis in die Zeit des Nationalsozialismus genutzt Wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstorten ortliche Nationalsozialisten das Gebaude Die dazugehorige judische Gemeinde loste sich danach auf Die letzte judische Einwohnerin verliess die Stadt am 7 April 1942 Hinweis und Gedenktafel fur Synagoge an der Westerstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Judische Gemeinde Weener war die grosste im Rheiderland Ihre Entstehung geht in die Zeit um die Mitte des 17 Jahrhunderts zuruck Noch 1805 wurden in Weener lediglich elf Juden gezahlt Zu wenig fur das Quorum Minjan von zehn oder mehr im religiosen Sinne mundigen Juden das notig ist um einen vollstandigen judischen Gottesdienst abzuhalten Zu Beginn des 19 Jahrhunderts gab es offenbar eine rege judische Zuwanderung nach Weener Zunachst fanden Gottesdienste in einem Lokal an der Westerstrasse statt das die Gemeinde von einem Anwohner gekauft hatte Um 1828 begannen die Planungen zum Bau einer Synagoge Am 3 Juli 1828 konnte die judische Gemeinde in Weener dafur ein Grundstuck an der Westerstrasse 1933 2008 Hindenburgstrasse erwerben auf dem zur Jahreswende 1828 29 die Synagoge errichtet wurde 1 Kurz darauf wurde der Bau einer Lehrerwohnung erforderlich Dafur verkaufte die Gemeinde das Gebaude in dem bis zum Bau der Synagoge Gottesdienste stattfanden Mit dem Erlos liess sie 1837 in unmittelbarer Nahe der Synagoge an der Westerstrasse eine Lehrerwohnung errichten in der zunachst auch ein Schulraum untergebracht war Als dieser fur die wachsende Zahl der Kinder zu klein wurde liess die Gemeinde im Jahre 1853 zwischen den beiden Gebauden die judische Schule errichtet die bis 1924 genutzt wurde Das Gebaude selbst ist bis heute erhalten 1 1887 liess die Gemeinde die Lehrerwohnung niederreissen und an ihrer Stelle ein Jahr spater einen Neubau errichten der auch eine Mikwe enthielt Zu Beginn des 20 Jahrhunderts gab es in Weener ein reges Gemeindeleben um die Synagoge wie aus einem Revisionsbericht des Landesrabbiners Jona Hermann Lob zur Synagogengemeinde Weener an den Regierungsprasidenten in Aurich hervorgeht Alle Baulichkeiten sind in gutem Zustand die Synagoge ist im Innern wurdig ausgeschmuckt Die Bruderschaft und die anderen Wohltatigkeitsvereine entfalten segensreiche Tatigkeit 2 1928 liess die Gemeinde die Synagoge renovieren und mit einer Feier zum einhundertjahrigen Bestehen an der auch Burger anderen Glaubens teilnahmen wieder ihrer Bestimmung ubergeben Im Hotel zum Weinberg wurde dazu am 22 September 1929 ein Festakt gehalten Zu diesem Anlass publizierte der Synagogenverband eine Denkschrift die uber die Geschichte der Gemeinde und das Gemeindeleben informierte 1929 heisst es in einem Jahresbericht vom Landrabbinat Emden an den Regierungsprasidenten in Aurich dass in der Synagoge regelmassig am Sonnabend an den Festtagen und an den Jahrzeittagen ein regelmassiger Gottesdienstbesuch der Gemeindemitglieder stattfand Das Schulgebaude befand sich wie dem Bericht ebenfalls zu entnehmen ist zu dieser Zeit ebenfalls in einem guten Zustand Das Ritualbad die Mikwe bedurfte jedoch dringend einer Renovierung 1 In der Nacht vor dem Novemberpogrom 1938 fuhrte die Ortsgruppe der NSDAP im Hotel zum Weinberg eine Gedenkfeier fur die Gefallenen des Hitlerputsches von 1923 durch Als die Nachricht eintraf dass der Botschaftssekretar in Paris Ernst Eduard vom Rath einem Attentat von Herschel Grynszpan zum Opfer gefallen war wurden antisemitische Reden gehalten und allgemeine Drohungen gegen die judische Bevolkerung ausgesprochen Ein konkretes Objekt wurde nicht genannt Die Gauleitung in Oldenburg informierte den Burgermeister der Stadt Leer Erich Drescher in groben Zugen uber die geplanten Aktionen Zusammen mit seinem Neffen der zufallig zu Besuch war wurde er von seinem Fahrer zum Rathaus gebracht wo er mit dem Standartenfuhrer Friedrich Meyer eine Unterredung fuhrte die der Abstimmung der Aufgabenbereiche diente Beide wurden in dieser Nacht wahrscheinlich unabhangig voneinander uber die Vorgange informiert 3 Meyer begab sich nach dem Gesprach nach Weener um die Aktionen zu koordinieren Der ortliche Polizeihauptwachtmeister J Verlaat war vorher telefonisch von der SA Standarte in Leer daruber informiert worden dass die Synagoge in Brand gesetzt werden wurde Sturmbannfuhrer Lahmeyer wurde von Standartenfuhrer Friedrich Meyer geweckt und instruiert worauf dieser in den fruhen Morgenstunden des 10 November die ortlichen SA Mitglieder vor der Synagoge zusammenrufen liess und telefonisch bei einer Tankstelle an der Hindenburgstrasse seit 2009 Westerstrasse die Lieferung von Benzin bestellte Dieses wurde anschliessend uber seitliche Nebenwege durch die Fenster in der Nordwand in die Synagoge gebracht Dort turmten die SA Mitglieder leicht brennbare Materialien auf und entzundeten diese um 4 30 Uhr Das Feuer breitete sich schnell aus Schon kurz nach der Brandstiftung stand eine grosse Stichflamme uber dem Haus welche die ganze Strasse erleuchtete Mitglieder der SA sperrten daraufhin die Brandstelle die alarmierte Feuerwehr beschrankte sich auf Geheiss der SA darauf mit Wasserschlauchen ein Ubergreifen der Flammen auf die umliegenden Hauser eine Scheune und eine Werkstatt zu verhindern was auch gelang Die benachbarte judische Schule wurde dagegen an der Dachseite in Mitleidenschaft gezogen Die Synagoge selbst brannte bis auf die verkohlten Aussenmauern nieder Parallel zu der Aktion misshandelten ortliche Nationalsozialisten Mitglieder der judischen Gemeinde von Weener demolierten mehrere Geschafte und beschlagnahmten Geld und Wertgegenstande aus judischem Besitz 4 Die Gemeinde loste sich nach den Novemberpogromen schnell auf Am 7 April 1942 meldete der Landrat des Kreises Leer dem Regierungsprasidenten die Auswanderung der letzten judischen Einwohnerin von Stapelmoor das zur judischen Gemeinde Weener gehort hatte Damit konnte Weener fur judenfrei erklart werden 4 nbsp Denkmal an der WesterstrasseDie Reste der Synagoge wurden danach abgetragen das Grundstuck aber nicht wieder uberbaut Dort befindet sich heute ein Parkplatz auf dem die Gemeinde 1990 ein Denkmal in Form einer Menora aufstellen liess Am ehemaligen Lehrerhaus wurde eine Gedenktafel angebracht 5 Die Prozesse gegen die Hauptverantwortlichen fur die Novemberpogrome 1938 in Weener wurden 1949 vor einem Schwurgericht in Aurich gefuhrt Die Anklagepunkte lauteten auf Landfriedensbruch Brandstiftung Freiheitsberaubung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit Die acht Angeklagten wurden zu kurzzeitigen Haftstrafen verurteilt Der ehemalige Sturmbannfuhrer Lahmeyer wurde zu einem Jahr und drei Monaten Gefangnis verurteilt da er die Anordnungen weitergegeben hatte Diese Strafe musste er jedoch nicht antreten da seine Untersuchungs und Internierungshaft von insgesamt drei Jahren und neun Monaten voll angerechnet wurde Von den anderen Angeklagten verurteilte das Gericht den Maurer W wegen Freiheitsberaubung zu einer Gefangnisstrafe von sechs Monaten den Kutscher S wegen des gleichen Deliktes zu vier Monaten der Gartner B wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit in einem Falle und Freiheitsberaubung zu sechs Wochen Gefangnis und den Lohnbuchhalter S wegen Freiheitsberaubung zu einem Monat Gefangnis Drei weitere Angeklagte sprach das Gericht frei 6 Laut einem Zeitungsbericht befand der Landgerichtsdirektor dass keinem der Angeklagten der Ruf eines Fanatikers vorausgegangen sei Die von der SA gehaltene Aktion sei hier nur im engsten befohlenen Rahmen durchgefuhrt worden ohne dass sie im allgemeinen von den Angeklagten gebilligt worden sei 6 Im Sommer 2021 legten Archaologen der Ostfriesischen Landschaft die Grundmauern der Synagoge frei Demnach war sie ein 9 13 m grosses eher schlichtes Gebaude das nach seinem Brand schnell abgerissen wurde 7 Uber den Fundamenten soll der Neubau der Stadtbibliothek aber auch eine Gedenkstatte entstehen Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Liste der ehemaligen ostfriesischen SynagogenWeblinks BearbeitenVideo der AusgrabungEinzelnachweise Bearbeiten a b c Daniel Fraenkel Weener In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 1534 1544 Ausschnitt aus dem Revisionsbericht des Landesrabbiners Dr Jona Hermann Lob zur Synagogengemeinde Weener an den Regierungsprasidenten in Aurich aus dem Jahr 1909 NLA Au Rep 16 2 Nr 1602 Hier zitiert aus Judisches Leben in Weener Fundstucke und Zeugnisse 22 Mai bis 30 September 2016 Ausstellung in der ehemaligen judischen Schule Leer Stadt Leer Ostfriesland Wir wollen den Wolf in seiner Schlucht ausrauchern Die Pogromnacht in Leer a b Fritz Wessels Die Reichspogromnacht und das Ende der judischen Gemeinde in Weener In Herbert Reyer MartinTielke Hrg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriedland Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1988 S 279 ff Alemannia Judaica Weener Kreis Leer Ostfriesland Judische Geschichte Synagoge Online auf www alemannia judaica de Abgerufen am 9 Januar 2019 a b Nordwest Zeitung vom 24 Februar 1949 Die Kristallnacht von Weener Hier zitiert aus Das Rheiderland unterm Hakenkreuz Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Statten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 45 Memento vom 17 Mai 2006 Fundament judischer Synagoge in Weener entdeckt Abgerufen am 20 Januar 2022 53 165356 7 351301 Koordinaten 53 9 55 3 N 7 21 4 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Weener amp oldid 223749239