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Die Synagoge Tubingen lag in der Gartenstrasse 33 am Osterberg in Tubingen Die Synagoge der judischen Gemeinde Tubingen wurde am 8 Dezember 1882 eingeweiht und in der Reichspogromnacht vom 9 auf den 10 November 1938 zerstort Sie war Nachfolgebauwerk einer mittelalterlichen Synagoge die wahrscheinlich zwischen den Gebauden Judengasse 2 und 4 stand Die Synagoge Tubingen um etwa 1885 Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Geschichte der Synagoge 3 Geschichte des Grundstucks nach der Zerstorung der Synagoge 4 Literatur 5 Weblinks 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseArchitektur BearbeitenDie Synagoge war 14 07 m lang und 8 85 m breit Sie wurde zum Teil aus Materialien errichtet die aus dem Vorgangerbau in Wankheim stammten Der ostwestlich ausgerichtete Langsbau wies sowohl klassizistische als auch maurische Formenelemente auf wobei aber auch Anlehnungen an die Renaissance und die Romanik zu erkennen waren Im Inneren befand sich die damals ubliche Frauen Empore in konservativen Gemeinden sassen die Frauen abgetrennt die Decke des Betsaals war mit blauen Sternen auf weissem Hintergrund bemalt 1 Ursprunglich waren die Fassaden der Synagoge mit einer reichen farbigen Verzierung versehen wie eine Aufnahme aus der Zeit um 1885 beweist Aussenansicht wurde allerdings verandert denn auf einem Bild aus der Zeit um 1930 prasentiert sich das Bauwerk schlicht mit einem hellen Verputz 2 Geschichte der Synagoge Bearbeiten nbsp Stadtplan der Stadt Tubingen mit der Synagoge von etwa 1900Eine erste mittelalterliche Synagoge hat neben anderen judischen Einrichtungen wie das Gemeindehaus wahrscheinlich in der Judengasse gestanden Die erste Nennung von Juden in Tubingen stammt aus dem Jahr 1335 Uber Judenverfolgungen in Tubingen wahrend der Pestzeit in den Jahren 1348 49 gibt es keine Zeugnisse doch 1477 wurden im Zuge der Universitatsgrundung samtliche Juden durch den Universitatsgrunder Graf Eberhard im Barte aus der Stadt gewiesen 3 Danach war zum ersten Mal im Jahr 1848 wieder eine Ansiedlung von Juden in der Stadt moglich 4 Nach Leopold Hirsch der aus Wankheim kam liessen sich bald mehrere judische Familien in Tubingen nieder Sie nutzten zunachst noch die Einrichtungen der Gemeinde in Wankheim solange diese existierten Mit dem Bau der Synagoge in Tubingen wurde Ende 1881 begonnen Nachdem im Fruhjahr 1882 der Sitz der judischen Gemeinde die aus Einwohnern Tubingens Wankheims und Reutlingens bestand von Wankheim nach Tubingen verlegt worden war fand am 8 April 1882 der feierliche Abschiedsgottesdienst in Wankheim statt bei dem der Bezirksrabbiner Silberstein die Festpredigt hielt Unmittelbar danach wurde die Wankheimer Synagoge abgebrochen Manche Teile wurden dann beim Bau der Synagoge in Tubingen verwendet 5 die unter der Leitung von Oberamtsbaumeister Riekert in der Gartenstrasse 33 errichtet wurde Die Einweihungsfeier fand am 8 und 9 Dezember 1882 dem Chanukkafest statt Rabbiner Silberstein hielt erneut die Festpredigt Nach ihm sollten nur noch zwei weitere Rabbiner und sechs Kantoren in der Tubinger Synagoge predigen Im Jahr 1886 hatte Tubingen bereits 106 judische Einwohner 1910 waren es 139 Bereits 1928 erfolgte ein Anschlag auf die Tubinger Synagoge Durch Steinwurfe wurde ein grosses Fenster zerstort Einer der Steine durchschlug ausserdem das Rohrgeflecht eines Stuhles im Inneren des Bauwerks Die Tubinger Synagoge wurde im Herbst 1932 anlasslich ihres 50 jahrigen Bestehens grundlich renoviert Die Festpredigt am 25 Dezember 1932 hielt Oberlehrer Josef Wochenmark ausserdem sprach der Bezirksrabbiner Abraham Schweizer der 1942 in Treblinka ermordet wurde Im Jahr 1933 wurden noch 90 judische Einwohner in Tubingen gezahlt von denen mindestens 18 dem Holocaust zum Opfer fielen In der Reichspogromnacht in der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 wurde die Tubinger Synagoge demoliert und niedergebrannt Um Mitternacht plunderten zehn Manner darunter der Burgermeister und der NSDAP Kreisleiter und eine Frau die Synagoge und warfen die Torarollen in den Neckar In den fruhen Morgenstunden wurde das Gebaude in Brand gesteckt SA Manner hinderten einen Nachbarn daran die Feuerwehr zu rufen die verspatet erschien und das Ausbrennen der Synagoge nicht verhinderte Die judische Gemeinde musste spater die Beseitigung der Ruinen bezahlen 3 Geschichte des Grundstucks nach der Zerstorung der Synagoge BearbeitenDie Trummer der Synagoge wurden von der Stadtverwaltung mit einem Gesamterlos von 86 RM als Baumaterial versteigert und der unbrauchbare Schutt im Neckarbett entsorgt Der Platz wurde vom Bauamt planiert und dann von der Stadtgartnerei bepflanzt Im Dezember 1940 kaufte die Stadt das Grundstuck fur 3 965 RM weit unter dem damaligen Wert nbsp Der Synagogenplatz mit dem Denkmal in der Gestaltung 20091949 wurde der Kauf annulliert und das Grundstuck da die judische Gemeinde in Tubingen nicht mehr existierte an die Israelitische Kultusgemeinde Wurttemberg in Stuttgart zuruckgegeben Die Religionsgemeinschaft verkaufte das Grundstuck an einen Tubinger Privatmann um Finanzmittel zur Integration von Displaced Persons zu bekommen Der neue Eigentumer baute in den 1950er Jahren ein Wohnhaus auf dem Grundstuck 6 Am 9 November 1978 wurde am sogenannten Lutzelbrunnen auf dem Grundstuck des damaligen Oberburgermeisters der Stadt Eugen Schmid ein Gedenkstein eingeweiht Am Brunnentrog wurde folgender Text eingemeisselt Hier stand die Synagoge der Tubinger judischen Gemeinde Sie wurde in der Nacht vom 9 10 November 1938 wie viele andere in Deutschland niedergebrannt Da es grosse Kritik an dem Text gab weil er als Verharmlosung empfunden wurde wurde ein zweiter Satz hinzugefugt Zum Gedenken an die Verfolgung und Ermordung judischer Mitburger in den Jahren 1933 bis 1945 4 1998 begannen auf dem ehemaligen Synagogenplatz Baumassnahmen fur eine grosse Wohnanlage Dabei stiess man unerwartet auf die Grundsteine der ehemaligen Synagoge Der Bau wurde zunachst eingestellt Nach einer intensiv gefuhrten offentlichen Diskussion uber die Gestaltung des Platzes und nach vermehrten Protesten wurden die Fundamente im Kellerraum des neuen Wohnhauses integriert Diese konservierten Uberreste der Synagoge sind jedoch nicht fur die Offentlichkeit zuganglich 7 4 Erklartes Ziel war es schliesslich mit einem kunstlerisch gestalteten Denkmal neben der neuen Wohnanlage an das Schicksal der Tubinger Juden angemessen zu erinnern und damit ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen zu setzen Das uberwiegend von Tubinger Burgern finanzierte Denkmal wurde von Jorg Weinbrenner der Architekten Werkgemeinschaft Nurtingen und dem Bildhauer Gert Riel aus Remshalden gestaltet Initiiert wurde es von der Burgerinitiative Projektgruppe Denkmal Synagogenplatz in Zusammenarbeit mit der Stadt Die Einweihung war am 9 November 2000 Ausserdem befinden sich Fotos und erklarende Texte uber die Synagoge und die Tubinger Juden innerhalb des Denkmals Literatur BearbeitenBeate Schmid Dagmar Tonn Zeugen aus Glas Archaologische Funde von der ehemaligen Synagoge in der Gartenstrasse 33 in Tubingen In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege Bd 48 Heft 3 2019 ISSN 0342 0027 S 177 180 PDF 9 9 MB Adelheid Schlott Zur Erinnerung an die Synagoge in Tubingen Gartenstrasse 33 1882 1939 Zeugnisse und Dokumente Schriftenreihe des Fordervereins fur Judische Kultur in Tubingen e V Bd 1 2 Aufl Osiander Tubingen 2016 ISBN 978 3 926326 66 9 Adelheid Schlott Die Geschichte der Geschichten des Tubinger Synagogenplatzes Tubinger Besonderheiten Bd 3 Verl Der Faire Kaufladen Tubingen 2009ISBN 978 3 9813050 2 9 Geschichtswerkstatt Tubingen Hrsg Zerstorte Hoffnungen Wege der Tubinger Juden Beitrage zur Tubinger Geschichte Band 8 Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1216 3 Benigna Schonhagen Tubingen unterm Hakenkreuz Eine Universitatsstadt in der Zeit des Nationalsozialismus Beitrage zur Tubinger Geschichte Band 4 Theiss Tubingen 1991 ISBN 3 8062 0838 7 S 287 301 Utz Jeggle Hrsg Ute Bechdolf Nationalsozialismus im Landkreis Tubingen Eine Heimatkunde 2 Auflage Tubinger Vereinigung fur Volkskunde Tubingen 1989 ISBN 3 925340 57 2 Lilli Zapf Die Tubinger Juden Eine Dokumentation Katzmann Tubingen 1978 5 Auflage unveranderter Nachdruck mit neuem Vorwort Universitatsstadt Tubingen Fachbereich Kunst und Kultur Tubingen 2018 ISBN 978 3 941818 38 5 Weblinks BearbeitenHomepage der Stadt Tubingen Stadtrundgange Alemannia Judaica uber das judische Leben in Tubingen Website der Geschichtswerkstatt TubingenSiehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten SynagogenEinzelnachweise Bearbeiten Beschreibung der Synagoge auf www alemannia judaica de Joachim Hahn Jurgen Kruger Synagogen in Baden Wurttemberg Band 1 Geschichte und Architektur Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1843 5 S 220 a b Joachim Hahn Jurgen Kruger Synagogen in Baden Wurttemberg Bd 2 Orte und Erinnerungen Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1843 5 S 481 484 a b c Stadtrundgang zu den Spuren judischen Lebens sowie Synagoge Gartenstrasse 33 In Sehenswertes Stadtrundgange Homepage der Stadt Tubingen Auf Tuebingen de abgerufen am 5 September 2020 Wilhelm Bohringer 1887 zog die letzte Judin weg In Tubinger Blatter 61 1974 S 13 19 Homepage der Dietrich Bonhoeffer Gemeinde zur Orts Geschichte 1938 2000 Memento vom 10 September 2005 im Internet Archive Artikel auf Cityinfonetz de vom Januar 1998 Memento vom 2 Juli 2007 im Internet Archive 48 519035 9 064246 Koordinaten 48 31 8 5 N 9 3 51 3 O Normdaten Geografikum GND 7840702 3 lobid OGND AKS VIAF 244371765 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Tubingen amp oldid 231412150