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Die ehemalige Synagoge in Emden existierte von 1836 bis 1938 An gleicher Stelle stand wahrscheinlich schon seit dem 16 Jahrhundert ein judisches Gotteshaus das 1836 wegen Baufalligkeit ersetzt werden musste Wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstorten ortliche Nationalsozialisten das Gebaude Die Emder Synagoge im Jahre 1912 Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung 2 Geschichte 2 1 Novemberpogrome 1938 2 2 Nachkriegszeit und Gedenken 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBaubeschreibung BearbeitenDie Gemeinde baute die Synagoge 1835 im Stil der Grunderzeit Sie war dreischiffig 1 ca 30 Meter lang 12 Meter breit an den Seitenwanden 8 Meter hoch und besass eine Gesamthohe von 15 Metern In dem Gebaude fanden 135 Gemeindemitglieder Platz Nach der Erweiterung von 1910 verfugte sie uber 320 Platze fur Manner eine Empore fur 250 Frauen und bestand fortan aus dem Hauptgebaude von 1836 sowie dem Erweiterungsbau in dem ein Sitzungssaal das rituelle Bad Garderoben und eine Heizungsanlage Platz fanden An der Ostseite des Gebaudes befand sich der Thoraschrein davor die Kanzel und das Vorbeterpult Im Zentrum des Gebaudes stand der Almemor ein Pult auf das die Tora bei der Lesung gelegt wird Die Decke war nach eigenen Entwurfen im byzantinischen Stil gestaltet Der Westgiebel war im griechischen Stil gehalten und mit einer hebraischen Inschrift in schwarzen Buchstaben auf weissem Grund verziert Die Mitte des Giebels zierte ein grosses Rundfenster mit dem Stern Davids links und rechts schlossen zwei kleine Turme die Stirnseite des Gebaudes ab 2 Geschichte Bearbeiten nbsp Die Westfassade im Jahre 1912 nbsp Innenraum im Jahre 1912 Eine erste Synagoge gab es wahrscheinlich schon seit dem 16 Jahrhundert am Sandpfad Nr 5 der heutigen Bollwerkstrasse in Emden Darauf deutet eine Beschwerde des Kirchenrates aus dem Jahr 1593 hin aufgrund derer der Magistrat es den Juden der Stadt verbot ihre Gottesdienste offentlich auszuuben Ab 1701 ist die Existenz einer Synagoge aus Holz Am Sandpfad 5 heute Bollwerkstrasse gesichert 1835 sturzte sie wahrend des Sabbatgottesdienstes teilweise ein und wurde vom Emder Magistrat nach einem Gutachten des Stadtbaumeisters und anderer Sachverstandiger 3 wegen Baufalligkeit geschlossen An ihrer Stelle errichtete die Gemeinde 1836 eine grosse Synagoge Die feierliche Einweihung durch Landesrabbiner Lowenstamm erfolgte am 24 August 1836 in Anwesenheit von Burgermeister und Magistrat der Stadt Emden 4 1910 wurde die Synagoge nach Planen des Regierungsbaumeisters Ernst Friedheim aus dessen Feder auch der Entwurf fur die Hamburger Bornplatzsynagoge stammt erweitert Die Kosten fur den Umbau wurden mit mehr als 60 000 Goldmark angegeben 5 Bezeichnend fur das Verhaltnis der Juden zur restlichen Bevolkerung der Stadt ist es dass auch an diesen Eroffnungsfeierlichkeiten Vertreter sowohl der christlichen Gemeinden Emdens als auch des Magistrats teilnahmen So war die Stadt Emden 1910 mit ihrem Oberburgermeister und einer Abordnung der Burgervorsteher vertreten Daneben waren Vertreter der Mennoniten der lutherischen und der katholischen Gemeinde anwesend Lediglich die reformierte und die altreformierte Gemeinde waren nicht prasent 5 Novemberpogrome 1938 Bearbeiten In der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 kam es auch in Emden zu den von der Reichsleitung der Nationalsozialisten befohlenen Ausschreitungen gegen die Juden die spater als Reichskristallnacht oder Novemberpogrome 1938 bezeichnet wurden Bernhard Horstmann der 26 jahrige Kreisleiter wurde von der Gauleitung in Oldenburg gegen 23 00 Uhr telefonisch instruiert dass in dieser Nacht Vergeltungsmassnahmen gegen die Juden in ganz Deutschland durchgefuhrt wurden Um 1 Uhr nachts sollten laut einem Befehl des Gauleiters Weser Ems Karl Rover samtliche Synagogen im deutschen Reich brennen 6 Um 23 30 Uhr beauftragte Horstmann seinen Stellvertreter und Kreisamtsleiter Neeland mit der Organisation der Brandlegung in der Synagoge Dieser brachte daraufhin mit der SS Brandmittel in das Gotteshaus Parallel dazu wurde die Emder Feuerwehr uber die geplante Aktion informiert Sie sollte nicht eingreifen und sich darauf beschranken ein Ubergreifen der Flammen auf umliegende Hauser zu verhindern SA Truppen bereiteten sich auf die Verhaftung aller Emder Juden vor Gegen 1 Uhr in der Nacht begaben sich Krafte aus SA und SS zur Synagoge Sie waren nicht uniformiert um die Planmassigkeit der Brandstiftung und die Identitat der Tater zu verschleiern Die ganze Aktion sollte nach einem spontanen Gewaltausbruch der deutschen Bevolkerung aus Rache fur die Ermordung des Legationssekretars Ernst Eduard vom Rath durch den Juden Herschel Grynszpan aussehen Die Emder Nationalsozialisten drangen in das Gebaude ein und raubten wertvolles Inventar Anschliessend platzierten sie einige Stroh und Heuballen und ubergossen das Inventar mit Benzin und Brandbeschleuniger 4 Kurz darauf traf Horstmann ein und gab den Befehl die Synagoge anzuzunden Es folgte eine grosse Explosion in der Synagoge das Feuer entfachte sich aber nicht Erst nachdem noch einmal 20 Liter Benzin in die Synagoge gebracht worden waren brach ein Feuersturm aus Gegen 2 30 Uhr stand die Synagoge in hellen Flammen und brannte bis auf die Aussenmauern nieder Parallel dazu begann die Aufholung der Juden in der Stadt SA Leute unter Fuhrung des Standartenfuhrers Kroll und seines Adjutanten Otto Bennmann drangen in judische Wohnungen und Geschafte ein plunderten diese und trieben die Bewohner in die Turnhalle der Neutorschule Dabei machten die SA Truppen auch von der Schusswaffe Gebrauch So erhielt der Kaufmann Louis Philipson einen Lungensteckschuss und der Schlachter Daniel de Beer wurde unter nie geklarten Umstanden vor dem Wachgebaude todlich verletzt 4 In der Schulturnhalle misshandelten die SA Truppen die zusammengetriebenen judischen Bewohner Emdens Altere Manner uber 65 Jahre Gebrechliche Frauen und Kinder durften am Morgen des 10 November in ihre zerstorten Wohnungen zuruckkehren Die zuruckgebliebenen Manner zirka 60 wurden weiter von ihren Peinigern gequalt Schliesslich fuhrte die SA die Manner an der ausgebrannten Synagoge vorbei Dort zwang die SA einen Juden sich selbst der Brandlegung in der Synagoge zu bezichtigen Am 11 November ubernahm die SS die Gefangenen und deportierte sie vom Emder Bahnhof West aus uber Oldenburg in das Konzentrationslager Sachsenhausen Dort starben nach weiteren Misshandlungen der Kaufmann Sally Lowenstein und der Viehhandler Hermann Sax Nach und nach wurden sie mit der Auflage das Land so schnell wie moglich zu verlassen wieder freigelassen Anfang Februar 1939 kehrte der letzte Emder Jude zuruck in seine Heimatstadt 4 Die Gemeinde loste sich nach den Novemberpogromen schnell auf Noch im gleichen Monat kam es zu einer Emigrationswelle Eine Initiative ostfriesischer Landrate und des Magistrats der Stadt Emden fuhrt Ende Januar 1940 zu der Weisung der Gestapo Leitstelle Wilhelmshaven wonach Juden Ostfriesland bis zum 1 April 1940 verlassen sollten Die ostfriesischen Juden mussten sich andere Wohnungen innerhalb des deutschen Reiches mit Ausnahme Hamburgs und der Linksrheinischen Gebiete suchen In Emden erfolgte daraufhin die Ausweisung von etwa 200 Personen Die letzten 150 verbliebenen judischen Burger Emdens lebten im Herbst 1941 im judischen Altenheim an der Karl Tholen Strasse 18 Dorthin verbrachten die Nationalsozialisten im Oktober 1941 auch die letzten Juden aus Aurich und Norden 23 weitere Juden aus dem judischen Altenheim Emden wurden am 22 Oktober 1941 vorubergehend noch in das judische Altenheim in Varel und im Gegenzug 6 der verbliebenen 8 Bewohner des Altenheims Varel nach Emden verlegt Am Morgen des 23 Oktober 1941 wurden 122 Emder Juden uber die Zwischenstation Berlin in das Ghetto Lodz verschleppt wo sie am 25 Oktober ankahmen 7 Von ihnen uberlebte keiner den Holocaust Aus dem Altenheim Varel wurden die letzten 23 Bewohner am 23 Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert 8 Nachkriegszeit und Gedenken Bearbeiten nbsp Gedenkstein fur die niedergebrannte Synagoge in EmdenNach dem Krieg wurde der Platz zwischen Sandpfad und Judenstrasse wo die Synagoge und die Schule gestanden hatten eingeebnet und uberbaut Ein erster Gedenkstein zur Erinnerung an die Synagoge und ihre Zerstorung wurde 1986 aufgestellt Er wurde weil gestalterisch und technisch unzulanglich 9 1990 durch den heutigen ersetzt Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Judische Gemeinde EmdenWeblinks BearbeitenNovemberpogrome 1938 in Niedersachsen EmdenEinzelnachweise Bearbeiten Siehe den Erweiterungsbau Bauplan 1909 Stadtarchiv Emden In Max Windmuller Gesellschaft Abgerufen am 12 Marz 2021 Gesine Janssen ein leuchtendes Beispiel fur Menschenliebe die Israelitische Gemeinde zu Emden von den Anfangen bis zum Holocaust Emden 2010 S 40 Arbeitskreis Juden in Emden e V Hrsg Die Synagoge in Emden Dokumente und Texte 1834 1938 Emden 1994 S 16 a b c d Emden 23 Oktober 2018 abgerufen am 19 Januar 2019 deutsch a b Ostfriesische Zeitung Ausgabe vom 11 Juni 1910 Weihe des umgebauten israelitischen Gotteshauses Emden 23 Oktober 2018 abgerufen am 19 Januar 2019 deutsch Das deutsche Ghetto Litzmannstadt im polnischen Lodz ZbE 18 September 2005 abgerufen am 19 Januar 2019 deutsch 23 10 41 nach Litzmannstadt Abgerufen am 19 Januar 2019 Arbeitskreis Juden in Emden e V Memento vom 18 Januar 2005 im Internet Archive 53 369184 7 211666 Koordinaten 53 22 9 1 N 7 12 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synagoge Emden amp oldid 235533057