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Susanna Maria von Sandrart 10 August 1658 in Nurnberg 20 Dezember 1716 ebenda war eine Zeichnerin und Kupferstecherin in Nurnberg eingebunden in einen kunstlerisch aktiven okonomisch erfolgreichen und angesehenen Familienverband Portrat Lithografie aus der Kunstler Galerie von Maximilian Franck 1818 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Berufliche Entwicklung 3 Der Folioband 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiographie Bearbeiten nbsp Cupido und Psyche VignetteSusannas Vater Jacob von Sandrart 1630 1708 Zeichner und Kupferstecher heiratete 1654 in Regensburg Regina Christina Eimmart 1636 1708 von der keine kunstlerische Tatigkeit bekannt ist obwohl auch sie aus einer bekannten Familie von Kupferstechern stammte Das Ehepaar zog 1656 nach Nurnberg 1674 erhielt es dort das Burgerrecht Beide hatten insgesamt neun Kinder drei von ihnen waren als Kunstler aktiv Johann Jacob geb 1655 Susanna Maria 1658 als drittes Kind geboren und Joachim geb 1668 Das Wohnhaus der Familie befand sich Auf dem Neuen Bau dem heutigen Maxplatz dort hatte Jacob Sandrart auch seine Werkstatt verkaufte dort Bucher und Kupferstiche Das Haus war zudem vorubergehend Treffpunkt der von Sandrart 1662 mitbegrundeten Nurnbergischen Maler Academie der altesten Kunstakademie im deutschsprachigen Raum Uber das Leben der Susanna Maria von Sandrart ausserhalb ihrer beruflichen Tatigkeit und des zugehorigen Umfeldes sind nur wenige Einzelheiten bekannt Diese Informationen stammen vorwiegend aus dem so genannten Folioband einer Zusammenstellung ihrer grafischen Arbeiten die sie mit einigen Texten versah Uber ihre Erziehung und Ausbildung schrieb sie dort im Vorwort sie sei von ihrer Mutter von Jugend an in der Hausarbeit und ahnlichen Tatigkeiten unterwiesen worden habe aber schliesslich auch Lust zum Zeichnen bekommen und aus eigenem Antrieb begonnen etwas auf das Kupffer zu atzen Als nun mein Seel Vatter sahe dass bey mir eine naturliche Neigung zu dieser Kunst sey hat Er mich mehrers darzu veranlasset und mir Kupfer zu radiren unter die Hande gegeben endlich auch solche welche Er in seiner Kunsthandlung nutzen konnen 1 Sie entwickelte sich zu einer anerkannten von Zeitgenossen oft gelobten Reproduktionsgrafikerin und stellte fur den familieneigenen Verlag zahlreiche Kupferstichserien her daruber hinaus aber auch Illustrationen fur sonstige Veroffentlichungen in Nurnberg und anderswo 1683 heiratete sie den zwanzig Jahre alteren Johann Paul Auer Maler und Mitglied der Nurnberger Malerakademie Obwohl also beide ganz ahnliche berufliche Interessen hatten zog Susanna sich ganz auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter zuruck Ein Sohn starb 1684 gleich nach der Geburt ein zweiter als einjahriges Kleinkind 1687 Nach kurzer Ehe starb dann auch ihr Mann Im Folioband beschrieb sie dass sie nach einem Ehestand von nur vier Jahren und 10 Wochen glucklicherweise ihren Vater und ihren Bruder bei der Arbeit unterstutzen und sich auf diese Weise selbst ernahren konnte ohne jemandem zur Last zu fallen Alle in dem Buch enthaltenen Arbeiten seien von ihrer eigenen Hand und der grosste Teil davon wahrend ihrer Witwenschaft entstanden biss ich durch Gottes Schickung und auf meiner Seel Eltern einrathen mich in die andere Ehe begeben Ao Anno 1695 mit Wolfgang Moritz Endter als einem Wittwer 1 Endter 1653 1723 war ein Enkel des Nurnberger Buchdruckers Buchhandlers und Verlegers Wolf Endter d A und selbst ein erfolgreicher sehr wohlhabender Geschaftsmann auf diesen Gebieten Seine erste Ehefrau war ein Jahr zuvor gestorben Susanna wurde durch die Eheschliessung Stiefmutter von sechs Tochtern zwischen zehn und zwanzig Jahren aus Endters erster Ehe Zuvor in ihrer langjahrigen Witwenzeit war sie kunstlerisch sehr produktiv gewesen Das anderte sich nun grundlegend da ich dann wegen grosser Hausshaltung diese Arbeit vollig einstellen mussen 1 Jedenfalls sind aus der Zeit nach der zweiten Eheschliessung nur noch wenige grafische Arbeiten von ihr bekannt Aus Textstellen im Folioband lasst sich auf einen sehr angegriffenen Gemutszustand in ihren letzten Lebensjahren schliessen Eine Zeichnung entstand im 56sten Jahr meines Alters mit fast dunckeln Augen an anderen Stellen schrieb sie von erlittenen Beangstigungen und trubseligen Zeiten ohne dies naher zu erklaren 2 Susanna Maria von Sandrart starb in Nurnberg im Alter von 58 Jahren Der Witwer veranlasste die Veroffentlichung einer Trostschrift fur Kranke und Sterbende die Susanna noch zusammengestellt und mit einer Radierung versehen hatte Er legte die Anordnung der Texte fest sorgte fur eine Vorrede und liess die Schrift unter dem Titel Auserlesenes Handbuch Fur Gottselige Kranke und Sterbende noch in Susannas Todesjahr 1716 drucken Der Anteil den seine Ehefrau an der Publikation hatte blieb unerwahnt dies allerdings in Ubereinstimmung mit den Gewohnheiten der Zeit Frauen konnten wenn uberhaupt fast nur unter mannlichem Pseudonym veroffentlichen Berufliche Entwicklung Bearbeiten nbsp Darstellung einer Amazone nbsp Kopfstudien nach vorhandenen VorlagenWesentlicher Hintergrund fur die Entwicklung Susanna Maria von Sandrarts zur Grafikerin war die Tatsache dass viele Personen in ihrem Umfeld auf diesem oder ahnlichen Gebieten tatig waren Kunstler traten hier nicht vereinzelt auf vielmehr lebten zahlreiche Familienangehorige von der Kunstproduktion und dem Handel mit Kunst Ehen wurden haufig mit Mannern oder Frauen aus verwandten Berufen geschlossen Mit Susanna und ihren Brudern war schon die dritte Generation der Familie kunstlerisch tatig angefangen mit Joachim von Sandrart Susannas Grossonkel einem bedeutenden deutschen Kunstler und Kunstschriftsteller des 17 Jahrhunderts der uber lange Jahre in Nurnberg lebte und arbeitete All dies begrundete Ansehen und Einfluss der Familie und unterstutzte Susanna in ihrer Neigung und ihrem Ehrgeiz Der besondere Charakter der Familienaktivitaten Grafik Buchverlag und Buchverkauf war dazu geeignet viele Angehorige unmittelbar einzubeziehen Arbeitsschritte der Reproduktionsgrafik wie das Abpausen von Vorlagen oder die zum Teil einfachen Handgriffe der Drucktechnik erlaubten auch die Mitarbeit Heranwachsender was jedenfalls Kosten sparte und in Fallen besonderer Eignung und Neigung wie bei Susanna beinahe zwangslaufig zu hoherer beruflicher Qualifikation fuhrte Zu den gunstigen Rahmenbedingungen gehorte es auch dass Grafiken und Buchillustrationen als Anregung und zur Nachahmung in grosser Zahl stets erreichbar waren Trotz allgemein gunstiger Voraussetzungen verlief die Ausbildung Susannas auf geschlechtsspezifisch eingeschrankte Weise Sie erlernte das Zeichnen und die Techniken von Radierung und Kupferstich ausschliesslich in den Werkstatten ihres Vaters und ihres Grossonkels Anders als ihr nur wenig alterer Bruder Johann Jacob konnte sie sich nicht auf Reisen fortbilden Aufenthalte ausserhalb Nurnbergs sind von ihr nicht bekannt Die Lehrangebote an Schulen und Akademien blieben ihr als Frau verschlossen Selbst zur Maler Academie im Haus ihrer Eltern hatte sie keinen Zugang Joachim von Sandrart betonte in einer Veroffentlichung welche Bedeutung die Studien an derartigen Akademien fur angehende Kunstler hatten sie seien der allerbaeste Weg zur Wissenschaft der aeusserlichen Anatomie Mass und proportion des Menschen gruendlich zu gelangen 3 In Susanna von Sandrarts Gesamtwerk finden sich auch Beispiele fur alle Lernschritte die zum ublichen Lehrprogramm solcher Akademien gehorten Zeichnungen nach antiken Statuen Landschaften Aktzeichnungen usw doch waren dies ausschliesslich Kopien nach vorhandenen Vorlagen Sie hatte auf diese Weise eine Ausbildung nachvollzogen die sie selbst nicht absolvieren durfte Auswahl von Werken nbsp Titelblatt der Folge Angle de Plafons de gallerie et autres ornemens 1678 nbsp Blatt 2 der Folge Angle de Plafons de gallerie et autres ornemens 1678 nbsp Titelblatt der Folge Grotesques et Moresques a la Modernes 1678 nbsp Blatt 3 der Folge Grotesques et Moresques a la Modernes 1678 nbsp Titelblatt der Folge Frises et Ornements a la Moderne 1680 1708 nbsp Blatt 2 der Folge Frises et Ornements a la Moderne 1680 1708 nbsp Portret van Gabrielle Charlotte Patin 1668 1716 nbsp Blatt aus der Folge Plafons a la Romaine 1668 1716 Der Folioband BearbeitenIn einem umfangreichen Folioband sind alle Arbeiten von Susanna Maria von Sandrart enthalten soweit sie sich eindeutig zuordnen lassen bis auf zwei weitere von ihr signierte Radierungen Die endgultige Zusammenstellung muss zwischen 1713 und 1716 erfolgt sein Im Vorwort schreibt sie Unter dessen habe ich meistentheils alles von meiner Handt verfertigte in gegenwartiges Buch zusammen gerichtet zu dem Endt damit man sehen kann womit ich nicht allein meinen Jungfreulichen als in sonderheit meinen Siebenjahrigen Wittibstand zu gebracht Dieses Buch nun habe ich meinen Eheliebsten Wolfgang Moritz Endter zu einen Freundlichen Angedencken meiner verehren wollen mit an Wunschung alles guten an Leib und Seel 1 Der Band enthalt Kohle Bleistift und Tuschezeichnungen Kupferstiche Radierungen und Holzschnitte zu zahlreichen Themen und Motiven bildliche Darstellungen der bekannten Sprichworter der vier Elemente der vier Jahreszeiten der funf Sinne Anatomie und Kostumstudien Portrats Stadtebilder religiose Motive Studien nach Raffael dessen Arbeiten als Reproduktionen in Europa weit verbreitet waren Buchillustrationen und Entwurfe fur Buchschmuck Susannas zweiter Ehemann liess die Sammlung noch zu ihren Lebzeiten als Geschenk an die Stadt Nurnberg aufwandig binden Dort befindet sich der prachtige Band noch heute in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Literatur BearbeitenSabina Lessmann Susanna Maria von Sandrart 1658 1716 Arbeitsbedingungen einer nurnberger Grafikerin im 17 Jahrhundert Georg Olms Verlag 1991 ISBN 3 487 09456 8 Britta Juliane Kruse Witwen Kulturgeschichte eines Standes in Spatmittelalter und fruher Neuzeit De Gruyter Verlag 2006 ISBN 3 11 018926 7 Nadja Bennewitz Gaby Franger Hrsg Am Anfang war Sigena Ein Nurnberger Frauengeschichtsbuch ars vivendi verlag Cadolzburg 2000 ISBN 3 89716 092 7 S 124 132 Andreas Curtius Die Kunstlerfamilie Sandrart In Matthias Henkel Ursula Kubach Reutter Hrsg 1662 1806 Die Fruhzeit der Nurnberger Kunstakademie Eine Ausstellung der Gemalde und Skulpturensammlung der Museen der Stadt Nurnberg im Stadtmuseum Fembohaus Nurnberg 2012 ISBN 978 3 940594 42 6 S 58 69 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Susanna Maria Sandrart Sammlung von Bildern Literatur von und uber Susanna Maria von Sandrart im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Britta Juliane Kruse Witwen Kulturgeschichte eines Standes in Spatmittelalter und fruher Neuzeit De Gruyter Verlag 2006 ISBN 3 11 018926 7 Sabina Lessmann Susanna Maria von Sandrart 1658 1716 Arbeitsbedingungen einer Nurnberger Grafikerin im 17 Jahrhundert Georg Olms Verlag 1991 ISBN 3 487 09456 8 Nadja Bennewitz Gaby Franger Hrsg Am Anfang war Sigena Ein Nurnberger Frauengeschichtsbuch ars vivendi verlag Cadolzburg 2000 ISBN 3 89716 092 7 S 124 132 Normdaten Person GND 119008157 lobid OGND AKS LCCN nr91034317 VIAF 34563027 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sandrart Susanna Maria vonKURZBESCHREIBUNG deutsche KunstlerinGEBURTSDATUM 10 August 1658GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 20 Dezember 1716STERBEORT Nurnberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Susanna Maria von Sandrart amp oldid 237226626