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Klassifikation nach ICD 10F20 0 Paranoide SchizophrenieF20 1 Hebephrene SchizophrenieF20 2 Katatone SchizophrenieICD 10 online WHO Version 2019 Die traditionellen Subtypen der Schizophrenie sind die paranoide die hebephrene und die katatone Form 1 Im ICD 10 sind diese noch enthalten wahrend die Untergruppeneinteilung der Schizophrenie im DSM 5 ganz aufgegeben wurde Diese Dreiteilung wurde von Emil Kraepelin vorgeschlagen 2 wiewohl die einzelnen Formen schon von anderen Autoren fruher beschrieben wurden Die Erstbeschreibung der Hebephrenie geht zuruck auf Hecker und die der Katatonie auf Kahlbaum 3 4 In den modernen Diagnosemanualen werden weitere Subtypen unterschieden Daneben existieren zwei wichtige Klassifikationsschemata fur die Unterteilung der Schizophrenien der dimensionale Ansatz nach Liddle und die Unterscheidung von Typ I und Typ II Schizophrenie nach Tim Crow und deren Zuordnung zu den Positiv Negativ Symptomen nach Nancy Andreasen Inhaltsverzeichnis 1 Traditionelle Subtypen 1 1 Paranoide Schizophrenie 1 2 Hebephrene Schizophrenie 1 3 Katatone Schizophrenie 2 Sonstige Subtypen 2 1 Undifferenzierte Schizophrenie 2 2 Postschizophrene Depression 2 3 Schizophrenes Residuum 2 4 Schizophrenia simplex 3 Bewertung 4 Das Positiv Negativ Konzept 5 Der dimensionale Ansatz 6 Zusammenfassung 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseTraditionelle Subtypen BearbeitenParanoide Schizophrenie Bearbeiten Hier stehen der Wahn und die Halluzinationen im Vordergrund der Erkrankung Die haufigsten Wahnformen sind der Verfolgungswahn und der Grossenwahn Die bei paranoid halluzinatorischen Schizophrenien am haufigsten vorkommenden Halluzinationen sind akustische Halluzinationen in Form von dialogischen die Patienten horen wie Leute sich uber sie unterhalten und kommentierenden Stimmen die Patienten horen Stimmen die ihre Handlungen begleiten Die in den Medien gelegentlich dargestellten visuellen Halluzinationen spielen eine eher untergeordnete Rolle Diese Form der Schizophrenie tritt eher bei Patienten auf die einen spateren Erkrankungsbeginn haben Hebephrene Schizophrenie Bearbeiten Hauptartikel Hebephrene Schizophrenie Hier stehen Storungen von Affekt Antrieb und Denken im Vordergrund Die Patienten sind in ihrer Stimmung haufig verflacht wenig moduliert oder unpassend heiter Der Antrieb kann zwischen apathisch rastlos getrieben oder ungeniert wechseln Das Denken ist nicht selten ungeordnet Desorganisiert sodass die Patienten manchmal zur Verrichtung von Alltagsdingen unfahig sind Diese Form der Schizophrenie tritt nicht selten bei jungeren Patienten auf und geht dann mit einer deutlicheren sozialen Behinderung einher Katatone Schizophrenie Bearbeiten Hauptartikel Katatone Schizophrenie Hier werden Ausdruck und Verhalten durch eine Storung der Psychomotorik dominiert Die Patienten zeigen bisweilen eine ausgepragte Bewegungsarmut Erstarren in einer Bewegung oder auch Bewegungssturme rasende Aktionen man beobachtet Haltungs oder Sprachstereotypien immer wieder gleiche Handlungen oder Redeweisen oder eine so genannte wachserne Biegsamkeit Flexibilitas Cerea man kann die Patienten wie eine Gliederpuppe bewegen und sie verharren in der eingenommenen Haltung Sonstige Subtypen BearbeitenUndifferenzierte Schizophrenie Bearbeiten Diese ist eine Ausschlussdiagnose in solchen Fallen in denen eine Symptomatik keinem anderen Bild zugeordnet werden kann Postschizophrene Depression Bearbeiten Manche Patienten erleiden nach einer akuten Krankheitsepisode eine Phase mit einer ausgepragten Traurigkeit und einem erhohten Suizidrisikio Eine postschizophrene Depression liegt vor wenn eine depressive Episode mindestens zwei Wochen im Anschluss an eine Schizophrenie mindestens zwolf Monate auftritt Hierbei mussen zwar noch einige schizophrene Symptome vorhanden sein das klinische Bild muss jedoch von der Depression dominiert werden Schizophrenes Residuum Bearbeiten Wenn Patienten nach einer akuten Krankheitsepisode fur mindestens ein Jahr ausgepragte Negativsymptome zeigen und nur wenige Positivsymptome vorliegen spricht man von einem Residuum Schizophrenia simplex Bearbeiten Mit diesem Begriff wird eine Form der Schizophrenie bezeichnet die davon gekennzeichnet ist dass die Patienten eine ausgepragte Negativsymptomatik zeigen ohne vorher jemals starke Positivsymptome gehabt zu haben Der Krankheitsverlauf ist nicht selten chronisch und die Patienten neigen zu einer kontinuierlichen Verschlechterung des Zustandsbildes Bewertung BearbeitenDie Unterscheidung der Schizophrenie in Subtypen ist immer wieder kritisiert und in Frage gestellt worden Einerseits sind wie man aus Verlaufsbeobachtungen weiss die Subtypenzuordnungen im Langsschnitt nicht immer stabil Lediglich die paranoide Form scheint eine gewisse Stabilitat zu zeigen Zudem gibt es keine Unterschiede in der Genetik der Subtypen Auch lassen die Subtypen keine sicheren Ruckschlusse auf die Prognose zu Lediglich die hebephrene Form erscheint im Verlauf weniger gunstig die paranoide Form hat eher eine bessere Prognose Das Positiv Negativ Konzept BearbeitenDie Vorstellung dass es zwei grundsatzlich verschiedene Schizophrenietypen gabe geht auf einen Vorschlag des britischen Psychiaters Tim Crow aus dem Jahre 1980 zuruck 5 Crow schlug vor solche Patienten zu unterscheiden die eine uberwiegende Positivsymptomatik haben Wahn Halluzinationen etc und solche die eine uberwiegende Negativsymptomatik zeigen Affektverflachung Sprachverarmung sozialer Ruckzug etc Typenkonzept nach Tim Crow Typ Symptom Verlauf CT Befund NL Reaktion PrognoseTyp I Typ II Positiv Symptome Negativ Symptome akut chronisch unauffallig Ventrikel Asymmetrie Gutes Ansprechen Schlechtes Ansprechen gunstig ungunstigUm dieses Konzept zu prufen haben Nancy Andreasen und andere die Unterscheidung von Positiv und Negativsymptomen systematisch untersucht 6 7 Dabei wurde die Negativsymptomatik unter dem Stichwort der sechs A zusammengefasst Affektverflachung Verarmung des Gefuhlserlebens Alogie Spracharmut Apathie Abulie Willenlosigkeit Anhedonie Freudlosigkeit Aufmerksamkeitsstorung Asozialitat sozialer Ruckzug Die Unterscheidung von Positiv und Negativsymptomen ahnelt der Unterscheidung Bleulers von Grund und akzessorischen Symptomen 8 Zahlreiche Untersuchungen zu dieser Thematik haben ergeben dass sich die Unterscheidung von Positiv und Negativsymptomen fur eine Subtypisierung der Schizophrenie nicht eignet Der dimensionale Ansatz BearbeitenAusgehend von einer Kritik an Crows Einteilung der Schizophrenie in drei Subtypen hat Peter F Liddle vorgeschlagen drei Syndromcluster der Schizophrenie zu unterscheiden 9 Verarmung der Psychomotorik Desorganisation RealitatsverzerrungIn zahlreichen Folgeuntersuchungen haben Liddle und Mitarbeiter versucht zu zeigen dass den Syndromclustern Dysfunktionen in unterschiedlichen Hirnregionen entsprechen Der dimensionale Ansatz sieht vor dass bei einem konkreten Patienten keine reinen Syndromcluster vorliegen sondern diese Syndrome immer nur in einem mehr oder weniger ausgepragten Ausmass Zusammenfassung BearbeitenKraepelins ursprungliche Unterscheidung der Schizophrenie in vorrangig drei Untergruppen hat in der Psychiatrie nach wie vor Bestand Seit etwa Mitte der 1980er Jahre wurden allerdings im Zuge der Weiterentwicklung des Krankheitsbegriffes in der Psychiatrie und empirischer Untersuchungen zur Schizophrenie weitere Subtypisierungen vorgeschlagen Die zusatzlichen Typen im ICD 10 umfassen teilweise lediglich Verlaufsphanomene und Moglichkeiten zur Klassifikation einzelner Ausschlussdiagnosen Die von Tim Crow vorgeschlagene und von Nancy Andreasen weiterentwickelte Dichotomisierung der schizophrenen Erkrankung hat zu keiner validen Systematisierung gefuhrt Peter Liddles dimensionaler Ansatz Syndromcluster zu unterscheiden erscheint im Bezug auf neurobiologische Forschungsvorhaben aussichtsreicher Siehe auch BearbeitenKlinische Schizophreniekonzepte Neurobiologische Schizophreniekonzepte Symptome und Diagnose der Schizophrenie Beginn und Fruhverlauf der Schizophrenie Spatschizophrenie Verlauf der Schizophrenie Therapie der SchizophrenieEinzelnachweise Bearbeiten Mathias Berger Psychische Erkrankungen Klinik und Therapie Munchen 2004 ISBN 3 437 22480 8 E Kraepelin Psychiatrie 4 Auflage Abel Meixner Leipzig 1893 Hecker Die Hebephrenie In Archiv fur Pathologie Anatomie Physiologie und klinische Medizin 52 1871 S 394 429 K Kahlbaum Die Katatonie oder das Spannungs Irresein Hirschwald Berlin 1874 Tim J Crow The molecular pathology of schizophrenia More than one disease process In Br Med J 280 1980 S 66 68 PMID 6101544 N C Andreasen The Diagnosis of Schizophrenia In Schizophrenia Bulletin 13 1987 S 9 22 PMID 3496659 N C Andreasen u a Positive and negative Symptoms In S R Hirsch u a Hrsg Schizophrenie Blackwell Science Oxford 1995 S 28 45 E Bleuer Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien Deuticke Leipzig Wien 1911 P F Liddle The symptoms of chronic schizophrenia a re examination of the positive negative dichotomy In British Journal of Psychiatry 151 1987 S 145 151 PMID 3690102 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Subtypisierung der Schizophrenie amp oldid 239049025