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Das Sticharion altgriechisch stixarion sticharion russisch stihar stichar ist ein liturgisches Gewand orthodoxer Kirchen sowie mit Rom unierter Ostkirchen Als Untergewand von Priestern und Bischofen entspricht es der westkirchlichen Albe als Obergewand der Diakone eher der Dalmatik 1 Griechisch Orthodoxer Diakon in der Geburtskirche in Bethlehem der ein Orarion uber dem roten Sticharion tragtSticharion und Epitrachelion russisch vor 1700 Livrustkammaren Stockholm Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichtliche Entwicklung 3 Anlegen des Sticharions Byzantinischer Ritus 4 Dem Sticharion ahnliche Gewander in anderen Riten 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Sticharion ist ein kragenloses bis zum Knochel reichendes nach unten weiter werdendes liturgisches Gewand aus weissem Leinen es gibt allerdings keinen verbindlichen Farbkanon 1 Ein Diakon tragt das Sticharion als Obergewand beim Priester oder Bischof ist das Sticharion durch weitere liturgische Kleidungsstucke grosstenteils uberdeckt Der Schnitt ist unterschiedlich 2 Diakon Das Sticharion wird ohne Gurtel getragen Armel und Saum sind farbig eingefasst Auf Brust Rucken und Schultern sind Bander aufgenaht Auf dem Rucken ist oft ein Kreuz aufgestickt Die Armel sind weiter und kurzer als beim Sticharion des Priesters Priester und Bischof Das Sticharion wird mit einem Zingulum gegurtet 3 Die gerade geschnittenen Armel reichen bis zum Handgelenk Sie sind im unteren Teil geschlitzt und werden mit einer Schnur gebunden Wird das Sticharion als Obergewand getragen so ist es oft aus Brokatstoff gefertigt und reichlich verziert Dies ist bei Lektoren Subdiakonen und Diakonen der Fall Tragen es hingegen Priester oder Bischofe als Untergewand so ist es meist aus einfacheren Stoffen gemacht und in weiss gehalten Im Russischen Ritus tragen Bischofe ein aufwandiger verziertes Sticharion als die Priester welches podsakkosnik podsakkosnik Unter Sakkos genannt wird Geschichtliche Entwicklung BearbeitenDas Sticharion hat sich aus der Alltagskleidung der Spatantike der Tunica alba entwickelt Der Name ist von den Streifen Clavi abgeleitet die als Schmuckelement aufgenaht wurden Sie reichten bei der antiken Tunika vom oberen bis zum unteren Saum vgl altgriechisch stixos stichos Reihe Zeile Streifen Bis zur mittelbyzantinischen Zeit war das Sticharion allerdings schlicht ohne aufgenahte Schmuckelemente und meist aus weissem Leinen gelegentlich in der Passionszeit auch rot 4 Die antiken Clavi leben in der liturgischen Kleidung des byzantinischen Ritus weiter als Applikationen potamoi Flusse auf dem bischoflichen Sticharion Seit dem 12 Jahrhundert waren sie ein Privileg der Bischofe 5 Die Entwicklung des Armelschnitts des priesterlichen Sticharion sollte ihm mehr Bewegungsfreiheit der Hande bei der Zelebration geben Die Epimanikien trapezformige Textilien die mit Bandern am Armel befestigt sind verhindern dass das liturgische Gewand die eucharistischen Gaben beruhrt 6 Sie gehorten ursprunglich zur Bischofstracht und seit dem 12 13 Jahrhundert zur priesterlichen Kleidung noch spater auch zur Kleidung der Diakone Erstmals werden sie 1054 als Teil der liturgischen Kleidung des Patriarchen von Antiochia erwahnt 7 Anlegen des Sticharions Byzantinischer Ritus BearbeitenDie Liturgen bereiten sich im byzantinischen Ritus auf die Liturgie vor indem sie vor den Turen der Ikonostase beten die Ikonen begrussen den Altarraum betreten die liturgischen Gewander anlegen und die Hande waschen Die Bekleidung des Priesters geschieht gemass der Gottlichen Liturgie in folgender Weise Der Priester nimmt das Sticharion in die linke Hand verneigt sich dreimal gen Osten und bezeichnet das Sticharion mit dem Kreuz Er legt es an und spricht dabei Meine Seele soll jubeln im Herrn denn er hat mich bekleidet mit dem Gewand des Heils und mit dem Mantel der Freude umhullt wie einem Brautigam hat er mir die Krone aufgesetzt und wie eine Braut mich mit Schmuck geziert 8 Er nimmt das Epitrachelion bezeichnet es mit dem Kreuz kusst das Kreuz auf dem Epitrachelion und legt es an mit den Worten Gepriesen sei Gott der seine Gnade uber seine Priester ausgiesst wie Salbol das vom Kopf hinabfliesst auf den Bart auf Aarons Bart das bis auf den Saum seines Gewandes hinabfliesst 9 Er legt den Gurtel altgriechisch zwnh zṓne an Gepriesen sei Gott der mich mit Kraft umgurtet und meinen Weg tadellos gemacht hat Er legt die Epimanikien an zunachst auf der rechten Seite Deine Rechte Herr ist herrlich an Starke deine Rechte Herr zerschmettert den Feind In der Fulle deiner Herrlichkeit wirfst du die Gegner zu Boden Dann auf der linken Seite Deine Hande haben mich gemacht und geformt Gib mir Einsicht damit ich deine Gebote lerne 10 Mit den Epimanikien wird der Stoff des Sticharions uber den Handgelenken gerafft 1 Dem Sticharion ahnliche Gewander in anderen Riten Bearbeiten nbsp Armenische Kleriker in der Jerusalemer GrabeskircheIn der Armenischen Apostolischen Kirche bezeichnet պատմուճան patmucan ein langes Gewand zum Gurten es handelt sich hierbei um ein Lehnwort aus dem Persischen 11 In der Koptisch orthodoxen Kirche bestanden in der Vergangenheit keine strikten Regeln bezuglich der Priesterkleidung Die liturgische Grundkleidung ist heute eine weisse Tunika koptisch ⲡⲟⲧⲏⲣⲓⲟⲛ poterion vgl altgriechisch podhrhs poderḗs bis auf die Fusse reichend 12 dazu werden das Epitrachelion und ein Chorrock getragen 13 Die Athiopisch Orthodoxe Tewahedo Kirche bezeichnet das liturgische Gewand als qamiṣ Dieses Wort ist eine Entlehnung aus arabisch qamiṣ und geht uber altgriechisch kamision kamision letztlich zuruck auf lateinisch camisia 14 Verschiedene syrischsprachige Kirchen Assyrische Kirche des Ostens Syrisch Orthodoxe Kirche von Antiochien Chaldaisch katholische Kirche bezeichnen das liturgische Grundgewand die weisse Albe mit einem griechischen Lehnwort als kottina vgl altgriechisch xitwnion chitṓnion kleine Tunika 15 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Konrad Onasch Art Gewander liturgische In ders Liturgie und Kunst der Ostkirche in Stichworten unter Berucksichtigung der alten Kirche Koehler amp Amelang Leipzig 1981 S 136 Rudolf Huber Renate Rieth Hrsg Paramente der christlichen Kirchen Glossarium Artis Dreisprachiges Worterbuch der Kunst Band 4 Saur 3 Auflage Munchen 2002 Warren T Woodfin The Embodied Icon Liturgical Vestments and Sacramental Power in Byzantium Oxford University Press Oxford New York 2012 ISBN 978 0 19 959209 8 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Hans Christoph Schmidt Lauber Liturgische Gewander III Liturgien des Ostens In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 6 Herder Freiburg im Breisgau 1997 Sp 999 f Rudolf Huber Renate Rieth Hrsg Paramente der christlichen Kirchen Munchen 2002 S 127 Konrad Onasch Art Gewander liturgische In ders Liturgie und Kunst der Ostkirche in Stichworten unter Berucksichtigung der alten Kirche Koehler amp Amelang Leipzig 1981 S 136 Warren T Woodfin The Embodied Icon Liturgical Vestments and Sacramental Power in Byzantium Oxford New York 2012 S 5f Warren T Woodfin The Embodied Icon Liturgical Vestments and Sacramental Power in Byzantium Oxford New York 2012 S 9f Rudolf Huber Renate Rieth Hrsg Paramente der christlichen Kirchen Munchen 2002 S 121 Warren T Woodfin The Embodied Icon Liturgical Vestments and Sacramental Power in Byzantium Oxford New York 2012 S 16f Liturgie Die Gottliche Liturgie der Orthodoxen Kirche deutsch griechisch kirchenslawisch hrsg und erlautert von Anastasios Kallis Matthias Grunewald Verlag Mainz 1989 S 12 Vgl Jes 61 10 Liturgie Die Gottliche Liturgie der Orthodoxen Kirche deutsch griechisch kirchenslawisch hrsg und erlautert von Anastasios Kallis Matthias Grunewald Verlag Mainz 1989 S 14 Vgl Ps 132 133 2 Liturgie Die Gottliche Liturgie der Orthodoxen Kirche deutsch griechisch kirchenslawisch hrsg und erlautert von Anastasios Kallis Matthias Grunewald Verlag Mainz 1989 S 12 und 14 Vgl Ex 15 6f und Ps 118 1119 73 Heinrich Hubschmann Armenische Grammatik I Theil Armenische Etymologie Bibliothek indogermanischer Grammatiken Band VI Breitkopf amp Hartel Leipzig 1897 S 224 online A J Butler The Ancient Coptic Churches of Egypt Clarendon Press Oxford 1884 Reprint Gorgias Press 2004 S 109 Friedrich Heyer Konfessionskunde De Gruyter Berlin New York 1977 S 229 Stefan Weninger Der Wortschatz des klassischen Athiopisch In Bogdan Burtea et al Hrsg Studia Semitica et Semitohamitica Festschrift fur Rainer Voigt anlasslich seines 60 Geburtstages am 17 Januar 2004 Ugarit Verlag Munster 205 S 465 488 hier S 482f online A J Butler The Ancient Coptic Churches of Egypt Clarendon Press Oxford 1884 Reprint Gorgias Press 2004 S 116 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sticharion amp oldid 236110681