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Die Sterbetafel ist eine Ausscheideordnung in Tabellenform Nummerntafel die darstellt wie sich ein fiktives Kollektiv von Personen aus einer bestimmten Personengruppe durch Tod erwartungsgemass verringert John Graunt Titelblatt seines Buchs Natural and Political Observations Made upon the Bills of Mortality 1662 Sterbetafel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Elemente einer Sterbetafel 3 Ubliche Sterbewahrscheinlichkeiten 4 Arten von Sterbetafeln 5 Anwendung 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSterbetafeln gab es bereits in der fruhen Neuzeit Sie gehen auf John Graunt zuruck der im Jahre 1662 die Sterbeverzeichnisse in London analysierte hieraus die erste Sterbetafel berechnete und damit erstmals fur jedes Alter Uberlebenswahrscheinlichkeiten angab Diese Daten veroffentlichte er in seinem Buch Natural and Political Observations Made upon the Bills of Mortality 1662 1689 hatte Caspar Neumann statistische Daten uber das Sterbealter in Breslau zusammengetragen die er an Gottfried Wilhelm Leibniz sandte Neumanns Daten dienten Edmond Halley als Grundlage fur einen im Jahre 1693 veroffentlichten Artikel uber Leibrenten Weitere Untersuchungen fuhrten 1742 der Hollander Kerseboom 1746 der franzosische Mathematiker Antoine Deparcieux sowie 1766 der Schwede Pehr Wilhelm Wargentin durch 1 In Deutschland veroffentlichte E W Brune in Berlin Rechnungsrat der Koniglich Preussischen Allgemeinen Witwen Verpflegungsanstalt 1837 Sterbetafeln 2 die auch Carl Friedrich Gauss nutzte der sich fur die Witwenkasse der Universitat Gottingen mit dem Thema befasste Brune wertete die Daten von 31500 Ehepaaren aus seiner Kasse von 1776 bis 1834 aus Elemente einer Sterbetafel BearbeitenIn der Sterbetafel werden getrennt nach Geschlecht meist folgende Werte fur die Alter x 0 displaystyle x 0 nbsp bis zum Endalter der Sterbetafel w displaystyle omega nbsp oft wie z B bei DAV 2008 T DAV 2004 R w 120 displaystyle omega 120 nbsp aufgefuhrt die alters und geschlechtsabhangigen Sterbewahrscheinlichkeiten der betreffenden Personengruppe q x displaystyle q x nbsp daraus errechnet die Anzahl l x displaystyle l x nbsp der jeweils bis zum Alter x displaystyle x nbsp Uberlebenden eines fiktiven Kollektivs in der Personengruppe und die pro Altersjahr x displaystyle x nbsp Gestorbenen d x displaystyle d x nbsp des fiktiven Kollektivs Die Uberlebenswahrscheinlichkeit p x displaystyle p x nbsp sagt fur jedes erreichte Lebensalter x displaystyle x nbsp aus mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Individuum des Kollektivs das Alter x 1 displaystyle x 1 nbsp erreicht Die Wahrscheinlichkeit einer x displaystyle x nbsp jahrigen Person vor Erreichen des Alters x 1 displaystyle x 1 nbsp zu sterben also die Sterbewahrscheinlichkeit q x displaystyle q x nbsp ist damit 1 p x displaystyle 1 p x nbsp Haufig werden fur Manner und Frauen getrennte Sterbetafeln verwendet Aus der Sterbetafel lassen sich die Lebenserwartung eines neugeborenen Kindes und die sog fernere Lebenserwartung also die Lebenserwartung einer Person im Alter x displaystyle x nbsp errechnen In der Schreibweise der Versicherungsmathematik wird das Alter von Mannern mit x displaystyle x nbsp das von Frauen mit y displaystyle y nbsp bezeichnet Die Sterblichkeit eines x displaystyle x nbsp jahrigen Mannes wird mit q x displaystyle q x nbsp die einer y displaystyle y nbsp jahrigen Frau mit q y displaystyle q y nbsp notiert Neben den Sterbewahrscheinlichkeiten q x displaystyle q x nbsp werden fur jedes Alter x displaystyle x nbsp in der Sterbetafel die Anzahl l x displaystyle l x nbsp der noch lebenden und die Anzahl der im Alter x displaystyle x nbsp versterbenden Personen d x displaystyle d x nbsp tabelliert Dabei geht man oft von l 0 100 000 displaystyle l 0 100 000 nbsp oder l 0 1 000 000 displaystyle l 0 1 000 000 nbsp neugeborenen Personen aus Damit kann man anschaulich darstellen wie sich ein Personenkollektiv im Modell durch die Sterbefalle reduziert Es gilt l x l x 1 1 q x 1 displaystyle l x l x 1 cdot 1 q x 1 nbsp d x l x l x 1 l x q x displaystyle d x l x l x 1 l x cdot q x nbsp Ubliche Sterbewahrscheinlichkeiten BearbeitenDie Wahrscheinlichkeit im Alter von x displaystyle x nbsp bis x 1 displaystyle x 1 nbsp Jahren zu sterben mit q x displaystyle q x nbsp bezeichnet ist stark vom Alter abhangig und unterscheidet sich naturlich zwischen Sterbetafeln eklatant Ganz grob gesprochen In der Grundschule ist q x lt 0 0001 displaystyle q x lt 0 0001 nbsp also unter 0 01 zwischen 1 Jahr und 40 Jahren unter 0 1 bis zum Alter von 60 Jahren unter 1 bis zum Alter von 85 Jahren unter 10 Ein Jahres Sterbe Wahrscheinlichkeit in westlichen Industrie Nationen 3 Alter Wahrscheinlichkeitinnerhalb eines Jahreszu sterben5 10 unter 0 01 1 40 unter 0 1 0 60 unter 1 0 85 unter 10 Arten von Sterbetafeln BearbeitenIn der Versicherungswirtschaft werden vielfach Periodensterbetafeln eingesetzt Dabei werden altersspezifische Sterblichkeiten von gleichzeitig lebenden Personen ermittelt Periodentafeln beschreiben daher modellhaft die Sterblichkeitsverhaltnisse gleichzeitig lebender Generationen innerhalb eines relativ kurzen Beobachtungszeitraums Im Gegensatz dazu sind Kohortensterbetafeln die das Absterben eines Geburtsjahrganges beschreiben aufgrund des langen Beobachtungszeitraums ungeeignet fur die Kalkulation von Rentenversicherungen Unter einer Generationensterbetafel versteht man eine Sterbetafel bei der die Sterblichkeit nicht nur vom Alter und eventuell vom Geschlecht sondern zusatzlich vom Geburtsjahrgang abhangt Hierdurch lasst sich die steigende Lebenserwartung fur spater geborene Personen berucksichtigen Generationentafeln liegen daher der Kalkulation von Rentenversicherungen zugrunde 4 Die oben bereits erwahnten Tafeln DAV 1994 R und DAV 2004 R sind Generationentafeln Manchmal wird die Geburtsjahrabhangigkeit vereinfachend dadurch abgebildet dass spater geborene Jahrgange fur die Kalkulation durch eine einfache Altersverschiebung junger gemacht werden Zum Teil werden auch Versichertensterbetafeln eingesetzt Diese berucksichtigen dass die Sterblichkeit des Versichertenkollektivs von derjenigen der Bevolkerung z B aufgrund einer Gesundheitsprufung oder der Selbstselektion abweicht Die Methode der Sterbetafelberechnung gehort zu den nichtparametrischen Verfahren der Ereignisanalyse Anwendung Bearbeiten nbsp Grafische Darstellung der Sterbetafel 2008 10 des Statistischen BundesamtesWird die Tafel zur Kalkulation von Beitragen eines Versicherungsvertrages oder der Deckungsruckstellung verwendet so werden die Sterbewahrscheinlichkeiten erster Ordnung angesetzt Sie sind gegenuber den Wahrscheinlichkeiten zweiter Ordnung den realistischen Werten mit Sicherheitsmargen versehen um jeweils das Risiko vorsichtig einzuschatzen Sie bilden geeignete Rechnungsgrundlagen Entsprechende Sterbetafeln werden beispielsweise von der Deutschen Aktuarvereinigung e V DAV herausgegeben Besteht das Risiko im Tod des Versicherten Lebensversicherungen auf den Todes und Erlebensfall Risikolebensversicherung so werden die Sterbewahrscheinlichkeiten erhoht Zuschlag Ein Beispiel ist die Tafel DAV 2008 T Besteht das Risiko im Uberleben Rentenversicherungen so werden die Sterbewahrscheinlichkeiten gesenkt Abschlag Ein Beispiel ist die Tafel DAV 2004 R Passende DAV Tafeln durfen fur die Berechnung der in der Bilanz einer Versicherung auszuweisenden Deckungsruckstellung verwendet werden Die Tafel DAV 1994 R berucksichtigt den Trend zur grosseren Lebensdauer wegen des medizinischen Fortschritts und der Verbesserung der Lebensumstande fur spater geborene Personen aus heutiger Sicht nicht ausreichend vorsichtig und darf daher nicht mehr von Rentenversicherungen verwendet werden Die zur Kalkulation von Altersrenten verwendeten Sterbetafeln Rententafeln berucksichtigen die steigende Lebenserwartung Die anzusetzende Sterbewahrscheinlichkeit hangt damit nicht nur vom Alter x displaystyle x nbsp sondern auch vom Geburtsjahrgang ab da seit Jahrzehnten von Geburtsjahrgang zu Geburtsjahrgang die Lebenserwartung zunimmt Die damit entstehende zweidimensionale Tafel mit einer Altersverschiebung wird auch zu einer eindimensionalen Tafel vereinfacht Siehe auch BearbeitenDemografie Heubeck Tafeln Mortalitat LebensversicherungsmathematikWeblinks BearbeitenDeutschland Statistisches Bundesamt Destatis Themenbereich Sterbefalle Lebenserwartung Abgerufen am 12 Oktober 2017 Deutsche Aktuarvereinigung e V DAV Bayerische Sterbetafel ab 1891 1900 Lebenserwartung nach vollendetem Alter Bayerische Sterbetafel 2009 2011 Lebenserwartung Uberlebende Sterbenswahrscheinlichkeit Osterreich Sterbetafeln Verschiedene Lander Datenbank mit Sterbetafeln Human Life Table Database Datenbank zur Mortalitat und Sterbetafelberechnungen Human Mortality Database Einzelnachweise Bearbeiten Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1909 zeno org abgerufen am 18 Juni 2019 Lexikoneintrag Sterblichkeit Brune Neue Sterblichkeitstafeln fur Wittwen Cassen Journal fur Reine und Angewandte Mathematik Crelle J Band 16 1837 S 58 SUB Gottingen Zugrunde gelegt wurden Werte von Mannern in Bayern 2018 2020 GDV Wie Sterbetafeln Lebenserwartung und Rente zusammenhangen Abgerufen am 12 August 2016 Normdaten Sachbegriff GND 4183117 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sterbetafel amp oldid 236396385