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Die Lebensversicherungsmathematik ist ein Teilgebiet der Versicherungsmathematik Vereinfacht gesprochen gibt es zwei Arten von Lebensversicherungen die Versicherung auf den Todesfall zum Schutz fur die Hinterbliebenen und die Versicherung auf den Erlebensfall als Vorsorge fur das Alter Im Detail gibt es dann weitere Unterschiede z B zwischen Versicherung auf ein oder mehrere Leben z B Ehe Gruppen sowie Lebensversicherungen unter einem Risiko oder unter mehreren Risiken z B Invaliditat Tod Im Folgenden wird exemplarisch eine Lebensversicherung auf ein unter einem Risiko stehendes Leben betrachtet Lebensversicherungsmathematik ist eine Kopplung von deterministischer Finanzmathematik insbesondere Zinsrechnung wegen langjahriger Laufzeit und Wahrscheinlichkeitstheorie wegen des zufalligen Todeszeitpunktes Inhaltsverzeichnis 1 Leistungen und Pramien 1 1 Versicherung auf den Todesfall 1 2 Versicherung auf Erlebensfall 1 3 Gemischte Versicherung 1 4 Pramien 2 Aquivalenzprinzip 3 Pramienkalkulation 4 LiteraturhinweiseLeistungen und Pramien BearbeitenPramie ist der versicherungstechnische Ausdruck fur Versicherungsbeitrag Sei i displaystyle i nbsp der als fix angenommene Zinssatz v 1 i 1 displaystyle v 1 i 1 nbsp der Abzinsungsfaktor und t 0 displaystyle t in 0 infty nbsp der Zeitpunkt des Todes Wir betrachten im Folgenden jeweils die Summe der auf Vertragsbeginn abgezinsten Versicherungsleistungen und die entsprechend abgezinsten Pramienzahlungen Zur Vereinfachung wird angenommen dass Leistungen und Pramien am Jahresende oder am Jahresanfang gewahrt bzw gefordert werden die sogenannte unterjahrige Betrachtung ist dann lediglich eine Verfeinerung In diesem Zusammenhang wird das Intervall k 1 k k 1 2 displaystyle k 1 k quad k 1 2 cdots nbsp als das Jahr k displaystyle k nbsp nach Vertragsbeginn bezeichnet Versicherung auf den Todesfall Bearbeiten Wenn die Person im Jahr k displaystyle k nbsp nach Vertragsabschluss stirbt d h t k 1 k displaystyle t in k 1 k nbsp dann wird am Ende des Jahres k displaystyle k nbsp d h nachschussig die Leistung d k displaystyle delta k nbsp fallig Die auf Vertragsbeginn abgezinste Versicherungsleistung betragt also D t k 1 v k d k x k 1 k t v d 1 falls Tod im Jahr 1 v 2 d 2 falls Tod im Jahr 2 v k d k falls Tod im Jahr k displaystyle Delta t sum k 1 infty v k delta k chi k 1 k t begin cases v delta 1 amp text falls Tod im Jahr 1 v 2 delta 2 amp text falls Tod im Jahr 2 vdots v k delta k amp text falls Tod im Jahr k vdots end cases nbsp Dabei bezeichnet x displaystyle chi nbsp die Indikatorfunktion Die Folge d 1 d 2 displaystyle delta 1 delta 2 cdots quad nbsp heisst nachschussiger Leistungsplan im Todesfall Versicherung auf Erlebensfall Bearbeiten Falls die Person im Jahr k displaystyle k nbsp noch lebt wird am Anfang des Jahres k displaystyle k nbsp d h vorschussig die Leistung l k displaystyle lambda k nbsp fallig Die auf Vertragsbeginn abgezinste Leistung ist dann L t k 1 v k 1 l k x k 1 t l 1 falls Tod im Jahr 1 l 1 v l 2 falls Tod im Jahr 2 k 1 m v k 1 l k falls Tod im Jahr m displaystyle Lambda t sum k 1 infty v k 1 lambda k chi k 1 infty t begin cases lambda 1 amp text falls Tod im Jahr 1 lambda 1 v lambda 2 amp text falls Tod im Jahr 2 vdots sum k 1 m v k 1 lambda k amp text falls Tod im Jahr m vdots end cases nbsp Die Folge l 1 l 2 displaystyle lambda 1 lambda 2 cdots quad nbsp heisst vorschussiger Leistungsplan im Erlebensfall Gemischte Versicherung Bearbeiten Wir betrachten beispielsweise eine m displaystyle m nbsp jahrige Todesfallversicherung kombiniert mit einer um m displaystyle m nbsp Jahre aufgeschobenen Erlebensfallversicherung Die abgezinste Leistung ist dann D t L t k 1 m v k d k x k 1 k t k m v k 1 l k x k 1 t displaystyle Delta t Lambda t sum k 1 m v k delta k chi k 1 k t sum k m infty v k 1 lambda k chi k 1 infty t nbsp Pramien Bearbeiten Am Anfang des Jahres k displaystyle k nbsp also vorschussig wird die Pramie p k displaystyle pi k nbsp fallig wenn die Person im Jahr k displaystyle k nbsp noch lebt Abgezinst auf Vertragsbeginn lautet die Gesamtpramienzahlung P t k 1 v k 1 p k x k 1 t displaystyle Pi t sum k 1 infty v k 1 pi k chi k 1 infty t nbsp Die Folge p 1 p 2 displaystyle pi 1 pi 2 cdots quad nbsp heisst vorschussiger Pramienplan Aquivalenzprinzip BearbeitenVom Versicherungsnehmer wird als gerecht empfunden wenn die zu erwartenden Pramienzahlungen mit den zu erwartenden Leistungen ubereinstimmen Diese Ubereinstimmung wird Aquivalenzprinzip genannt Die Grossen D t L t P t displaystyle Delta t Lambda t Pi t nbsp hangen vom Todeszeitpunkt t displaystyle t nbsp ab Da dieser Zeitpunkt zufallig ist kommt nun die Wahrscheinlichkeitstheorie ins Spiel Es bezeichne x displaystyle x nbsp das Alter der Person zu Vertragsbeginn und T x displaystyle T x nbsp die zufallige Restlebensdauer dieses x displaystyle x nbsp Jahrigen Das Aquivalenzprinzip fordert E D T x E L T x E P T x displaystyle operatorname E Delta T x operatorname E Lambda T x operatorname E Pi T x nbsp Dabei bezeichnet E displaystyle operatorname E nbsp den Erwartungswertoperator Aus der in der Wahrscheinlichkeitstheorie bekannten Tatsache dass fur eine Zufallsgrosse X displaystyle X nbsp stets E x A X P X A displaystyle operatorname E chi A X P X in A nbsp gilt lassen sich die obigen Erwartungswerte leicht berechnen E D T x k 1 v k d k P k 1 lt T x k E L T x k 1 v k 1 l k P k 1 lt T x E P T x k 1 v k 1 p k P k 1 lt T x displaystyle operatorname E Delta T x sum k 1 infty v k delta k P k 1 lt T x leq k quad operatorname E Lambda T x sum k 1 infty v k 1 lambda k P k 1 lt T x quad operatorname E Pi T x sum k 1 infty v k 1 pi k P k 1 lt T x nbsp Die Wahrscheinlichkeiten in diesen Formeln mussen geschatzt werden Dies geschieht in der Regel mit Hilfe von Sterbetafeln Pramienkalkulation BearbeitenFur gewunschte Leistungen des Versicherungsvertrages kann man mit dem Aquivalenzprinzip den dazu notigen Pramienplan berechnen Diese Pramien heissen Nettopramien Fur Versicherungsnehmer und Versicherungsunternehmen ist es jedoch nicht ausreichend in der Pramienkalkulation nur die Erwartungswerte von Pramien und Leistungen zu berucksichtigen Langfristige Sicherheit gibt es nur wenn man auch die Volatilitat dieser Grossen z B deren Varianz durch einen Sicherheitszuschlag beachtet Nettopramie plus Sicherheitszuschlag ergibt die sogenannte Risikopramie Die Pramie die der Versicherungsnehmer schliesslich bezahlen muss die sogenannte Bruttopramie ist noch hoher weil zur Risikopramie z B noch Betriebskosten und der einkalkulierte Unternehmensgewinn dazukommen Literaturhinweise BearbeitenGerber H U 1986 Lebensversicherungsmathematik Springer Berlin Heidelberg New York Milbrodt H und Helbig M 1999 Mathematische Methoden der Personenversicherung DeGruyter Berlin Schmidt K D 2009 dritte Auflage Versicherungsmathematik Springer Dordrecht Heidelberg London New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lebensversicherungsmathematik amp oldid 231444108