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Dieser Artikel erlautert den geologischen Begriff Zum Strassenbelag siehe Pflaster Belag Steinpflaster sind ebene aus mineralischen Verwitterungstrummern bestehende Oberflachen in Wusten Ihre maximalen Korngrossen uberschreiten nur selten 100 Millimeter Sie sind durch pedogene Anreicherungsprozesse gebildet worden und konnen weite Gebiete bedecken Wustenpflaster Der Massstabswurfel hat die Kantenlange 1 cm Wustenpflaster in der Rub al Chali Der Massstabswurfel hat die Kantenlange 1 cm Inhaltsverzeichnis 1 Definierende Beschreibung 2 Bezeichnungen 3 Entstehung 3 1 Deflation 3 2 Ausspulung 3 3 Turbation 3 4 Langsam akkumulierende Bodenbildung 3 5 Differentielle Verwitterung 4 Vesikularhorizont 5 Einflussfaktoren 5 1 Klima 5 1 1 Einfluss von Temperatur 5 1 2 Einfluss von Niederschlag 5 1 3 Einfluss von Wind 5 2 Wasser 5 3 Relief 5 4 Lebewesen 5 4 1 Einfluss der Flora 5 4 2 Einfluss der Fauna 5 5 Substrat 5 6 Zeit 6 Rezente Wustenpflaster 7 Verbreitung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDefinierende Beschreibung BearbeitenSteinpflaster Wustenpflaster oder Wustenmosaik im Englischen als desert pavement bezeichnet sind typische Oberflachenformen arider Gebiete Sie bestehen aus einer dunnen einlagigen kiesfraktionellen Oberflachenschicht deren Machtigkeit nur ein oder zwei Partikeldurchmesser 3 3 bis 10 Zentimeter betragt 1 Kleinere Korngrossen werden aolisch verlagert und grossere Steine dienen nicht mehr als geeignete Sedimentfalle Die Gesamtflache von Steinpflastern kann zwischen wenigen Quadratmetern bis hin zu einigen hundert Hektar variieren 2 Ihr Bedeckungsgrad liegt bei 50 90 Die das Pflaster aufbauenden Gesteinspartikel konnen gerundet oder eckig sein Ihre Herkunft ist entweder allochthon oder autochthon wobei zwischen primarer Ausgangsgestein im Ursprungszustand und sekundarer durch Verwitterung zerkleinertes Ausgangsgestein Bereitstellung unterschieden wird 2 Die freiliegende Oberflache der Steine ist meist mit einem dunkelbraunen bis schwarzen Wustenlack uberzogen welcher aus Eisen und Manganoxiden besteht Das Pflaster uberlagert einen wesentlich dickeren und feinkornigeren Mantel aus vorwiegend aolischen Sedimenten der keine groberen Gerolle oder Gesteinsbruchstucke enthalt 3 Dieser unterlagernde Mantel wird meist durch einen charakteristischen steinfreien bis steinarmen Oberboden dem so genannten Vesikularhorizont oder auch Av Horizont gekennzeichnet Eine Wechselwirkung dieses blasenreichen Horizonts mit dem aufliegenden Wustenpflaster wird in der Literatur haufig vermutet 4 Bezeichnungen BearbeitenSteinpflaster tragen nach ihrer Art des Auftretens unterschiedliche regionale Bezeichnungen Wird das Pflaster vorwiegend aus Gesteinsbruchstucken und wesentlich wenigeren losen Gerollen aufgebaut so ist der Begriff Schutt Hammada angebracht Das Wort Hammada stammt aus dem Arabischen همادة hammada ist abgeleitet von hamid هامد und bedeutet abgestorben leblos erstarrt erloschen unfruchtbar Fels Hamadas sind ausgedehnte Flachen die weitgehend von grossen eckigen Gesteinsbruchstucken ubersat werden mit Korngrossen gt 100 Millimeter Sie treten beispielsweise in der Sahara Libyens auf Bei einer Vormacht von kleineren gerundeten Bruchstucken und geschlossener Oberflache ist jedoch der arabische Begriff Reg angebracht der kleiner werden bedeutet und Kieswusten bezeichnet 5 Beispiele fur Regs finden sich z B am Toten Meer und im Sinai Reg Oberflachen werden in der Zentralsahara als Serir bezeichnet sie sind im Unterschied zu Regs jedoch aus kantigem Material zusammengesetzt 6 In Australien heissen Steinpflaster Gibber Gibber Plains oder auch Stone Mantle und in Zentralasien gobi oder sai Entstehung BearbeitenIm Gegensatz zum optischen Eindruck den Steinpflaster hervorrufen handelt es sich nicht um die sichtbare aberodierte Oberflache einer mehr oder weniger dicht gepackten losen Gerollbrekzie sondern um eine oft nur 20 30 Millimeter flache Steinlage die einen sehr lockeren Gerollmantel mit hohem Schluffanteil abdeckt Der Fuss kann beim Betreten von Steinpflastern deshalb mehrere Zentimeter einsinken Vielmehr entstehen Steinpflaster durch eine Anreicherung der Kiesfraktion an der Oberflache In der Regel dauert dieser Sortierungsvorgang mehrere Jahrzehntausende wobei durch Prozesse wie Deflation oder Turbation das ursprunglich vorhandene Feinmaterial ausgeblasen abtransportiert und verlagert wird Steinpflaster kennzeichnen daher immer auch rezente oder fossile Erosionsflachen Folgende geomorphologischen Prozesse konnen die Anreicherung bewerkstelligen Sedimentausblasung durch den Wind Deflation Oberflachenausspulung Lessivierung Aufwartswandern der Kiesfraktion Turbation Langsame Bodenbildung Akkumulation Differentielle Verwitterung Substrat Erosion und Oberflachen Erosion Deflation Bearbeiten Die Deflation wird gewohnlich als erstrangiger Entstehungsprozess fur Steinpflaster angefuhrt So waren fruhe Erklarungsansatze von einer Auswehung des aolisch verlagerbaren Feinmaterials ausgegangen 7 Die Anreicherung erfolgt demzufolge durch den Wind der kleine Korngrossen ausblast und die Kiesfraktion als Residuum engl lag deposit zurucklasst 8 Die aeolische Deflation wirkt somit selektiv Das bedeutet dass Feinmaterial zuerst angegriffen und ausgeweht wird wahrend die groben Komponenten zuruckbleiben und passiv an der Oberflache akkumulieren Ein so entstandener Bodenhorizont erreicht irgendwann einen stabilen inaktiven Zustand Eine weitere Umgestaltung findet nach vollstandiger Auspragung dann kaum mehr statt Die Glatte der entstandenen Oberflache bietet selbst bei hoheren Windgeschwindigkeiten keinerlei Angriffsflache mehr zur Auswehung des unter dem Steinpflaster befindlichen Bodens der daher vor weiterer Deflation geschutzt wird Im Gegensatz zur kantigen grobkornigen Hammada bei der es zwischen den Gesteinsfragmenten zu starken Makroverwirbelungen kommt welche das Ausblasen des Schluffs noch verstarken verbleiben die feinkornigen Bestandteile unter und zwischen den Komponenten des Steinpflasters Die Deflations These stutzt sich auf Feldversuche die eine Deflation von freiliegendem Feinmaterial belegen 9 Dabei wurden auf einen Quadratmeter 10 kg gesiebtes Material des Av Horizontes kunstlich aufgetragen Innerhalb von drei Tagen wurde das Feinmaterial vollstandig ausgeweht Der sehr geringe Anteil grosser Gesteinsbruchstucke im Untergrund steht kontrar zum aufliegenden Steinpflaster Dies wird mit dem oberflachlichen Auswehen kleinerer Steine wahrend der Pavementgenese erklart Bei dem Substrat handelt es sich um allochthones Material welches durch Erosion der umliegenden Hochlagen bereitgestellt wurde und moglicherweise wahrend feuchterer Klimaperioden in Form von Massenbewegungen z B Muren transportiert und abgelagert wurde Beispiele fur sicher belegte Deflation finden sich in Israel und in der peruanischen Kustenwuste In Peru wird das Pflaster von Sand und Kies unterlagert und nicht wie bei Steinpflastern ublich von Silt und Tonen Einige Forscher bezweifeln jedoch die Effizienz der Winderosion aufgrund Der beobachteten Bindung des Feinmaterials in Krusten 7 Der zunehmenden Abschirmung des Feinmaterials durch das langsam entstehende an Relief gewinnende Pflaster 9 Der recht machtigen Lage von Feinmaterial im Mantel unter dem Pflaster Die Deflation wird folglich nur als Teilprozess der Genese von Steinpflastern angesehen Als Ursachen fur das Aufwachsen des Grobbodenanteils gelten vielmehr Quell und Schrumpfungsprozesse Turbation Weiterhin wird auf den Einfluss von Oberflachenabfluss Ausspulung als Hauptursache flachenhafter Erosion verwiesen der Wechselbeziehung mit dem unterlagernden Vesikularhorizont und anderen mechanischen und chemischen Prozessen Ausspulung Bearbeiten Die Ausspulung Lessivierung engl wash wird als weiterer wichtiger Anreicherungsprozess angesehen wobei Inundationen der Oberflache Feinmaterial hinwegfuhren 10 Mehrere Forscher konnten quantitativ nachweisen dass in Steinpflastern die von Ausspulung betroffen waren betrachtliche Mengen an Feinmaterial freigesetzt werden 11 Fur die Umgebung der Aguila Mountains in Arizona sieht McHargue in der Oberflachenspulung sogar eine notwendige Bedingung zur Entstehung von Steinpflastern 12 Damit sich erste Pflaster bilden konnen mussen 1 bis 3 Zentimeter an Feinmaterial ausgewaschen werden erst bei 3 bis 15 Zentimeter werden die Pflaster stabil Widerspruchlich sind jedoch in diesem Zusammenhang die weit verbreiteten Oberflachenkrusten die die Effizienz des Ausspulprozesses in Frage stellen Turbation Bearbeiten Der dritte und zweifellos am haufigsten hinzugezogene Anreicherungsprozess ist ein Aufwartswandern der Kiesfraktion durch Turbation Diese Theorie stellte eine Weiterfuhrung der Deflationstheorie dar Hierunter wird die Aufwartsdynamik groberen Gesteinsmaterials im quellfahiges Feinmaterial des unterlagernden Mantels verstanden Je nach klimatischen Bedingungen Substrat und anderen Faktoren kann es sich um Salzdynamik Peloturbation oder Kryoturbation handeln 2 Der Einfluss der Bioturbation wird in der Literatur meist auf die laterale Bewegung von Steinen innerhalb der Diskussion um die Regeneration von Steinpflastern beschrankt und nicht als Ursache fur ein flachiges Aufwachsen der Steine gesehen Kryoturbation beruht hauptsachlich auf der Volumenzunahme von Wasser beim Wechsel in den festen Aggregatzustand Aufgrund der klimatischen Voraussetzungen sie ist vor allem im periglazialen glazialen und alpinen Milieu von Bedeutung spielt sie fur einige der Untersuchungsgebiete keine aktuelle Rolle kann jedoch in Zeiten eines feuchteren und kalteren Klimas durchaus Einfluss ausgeubt haben Eine Salzdynamik ist hingegen innerhalb arider Klimate weit verbreitet Beim Ausfallen von Natriumchlorid oder Gips entsteht ein Kristallisationsdruck Die Wirkungsweise ist vergleichbar mit dem Prinzip der Kryoturbation Das Wirkungsprinzip des Aufwachsens durch Peloturbation beruht auf einer Volumenzunahme des Sedimentkorpers Die Aufwartsbewegung wird durch alternierendes Befeuchten und Austrocknen in Gang gesetzt welches das Feinmaterial anschwellen und wieder einschrumpfen lasst 13 Das gesamte Substrat erfahrt dabei eine Aufwartsbewegung Durch das Anschwellen feinkornigen Materials werden grossere Fragmente nach oben gedruckt Bei Einsetzen der Austrocknung konnen die grosseren Fragmente nicht wieder in ihre Ausgangsposition zurucksinken da mittlerweile Feinmaterial in den entstandenen Freiraum eingedrungen ist Durch oftmalige Wiederholung des Vorgangs Einfeuchten Austrocknen werden die groben Partikel somit ganz langsam an die Oberflache verlagert Als Hauptursache der Aufwartsbewegung werden die Quell und Schrumpfungsvorgange beim Befeuchten und Trocknen von Tonmineralen gesehen Dabei kommt es wahrend des Austrocknens zur Entstehung von oberflachlichen vertikalen Rissen in hexagonaler Anordnung welche fur eine abwartige Verlagerung des Steinpflasters meist zu schmal sind und daher mit Silt verfullt werden Nach einem Niederschlagsereignis erfolgt eine Volumenzunahme der quellfahigen Tonminerale was zu einem Herauspressen des Materials fuhrt Gestutzt wird diese These durch ein Laborexperiment bei welchem jeweils 12 Steine in einem Becherglas mit Feinboden begraben wurden und mit 22 Wiederholungen beregnet und getrocknet wurden 14 Vor jedem Zyklus wurde etwas Bodenmaterial uber die Becher gestreut Am Versuchsende wurde die Hohe der Steine gemessen und mit dem Ausgangswert verglichen Die hochste Aufwartsverlagerung betrug 1 02 Zentimeter Steine eines Kontrollversuches welche nicht beregnet wurden zeigten hingegen keine Aufwartsbewegung Der Anreicherungsprozess der Turbation ist am effektivsten in Manteln deren Boden einen starken Gefugekontrast zwischen dem A und dem B Horizont an den Tag legen Eine Gipslage engl gypcrete unterhalb des Steinpflasters kann jedoch den Anreicherungsprozess behindern Die Turbationstheorie bleibt insgesamt dennoch schwierig da sie sich in der Natur kaum beobachten lasst so wurden bisher noch keine Beweise fur in Transit befindliche Gesteinsfragmente erbracht 15 Ferner erscheint in extrem ariden Regionen eine ausreichende Eindringtiefe der Feuchtigkeit recht fragwurdig Langsam akkumulierende Bodenbildung Bearbeiten Der Anreicherungsprozess der langsamen akkumulierenden Bodenbildung engl cumulic pedogenesis ist moglicherweise fur das Zentrum Australiens zutreffend Gemass Mabbutt 1977 und 1979 wird Staub von der rauen Oberflache des Steinpflasters eingefangen Mit zunehmender Staubakkumulation wandert dann das Steinpflaster immer weiter nach oben Eine eventuelle Grossensortierung findet nur im obersten Bereich des feinkornigen Mantels statt 6 Ein vergleichbarer Bildungsmechanismus wird auch von McFadden u a 1987 angefuhrt Die Entstehung von Steinpflastern im Cima Volcanic Field in Kalifornien geht ihrer Meinung nach auf die In situ Verwitterung des anstehenden Basalts und dem Abtransport der Verwitterungsprodukte an der Erdoberflache zuruck Nach der Akkumulation von aolischem Silt und Ton unterhalb der Kiesfraktion hebt sich das Steinpflaster Es entsteht somit unmittelbar an der Erdoberflache und verandert sich nach seiner Formation nur noch wenig Die Bodenbildung darunter schreitet jedoch weiter voran Wells u a 1991 konnten durch ihre Datierungsarbeiten mittels kosmogener Nuklide 3He und 21Ne dieses Modell weitgehend bekraftigen Sie fanden dass die Alter der anstehenden Lava und die Alter der Klasten statistisch nicht voneinander zu trennen waren 16 Ein vergleichbares aktuelleres Modell ist die sogenannte Floating Pebble Hypothese Demzufolge handelt es sich bei Desert Pavements nicht um Deflationsgebiete sondern um Depositionsflachen deren Steinpflaster niemals bedeckt waren 17 4 Zwei Prozesse sind fur die Genese der Oberflache dominant Zum einen ist das die alluviale Verlagerung von basaltischen Gesteinsbruchstucken aus topografisch hoher liegenden Gebieten in bereits mit Feinmaterial gefullte Senken Zum anderen wachsen Gesteinsbruchstucke des Ausgangsmaterials unter dem sich akkumulierenden Feinmaterial auf Die raue Oberflache der Steinpflaster bewirkt eine Abnahme der Windgeschwindigkeit und damit der Transportkraft des Windes was eine Deposition der Siltfraktion zur Folge hat Eine vertikale Bewegung der Steine die ein Begraben des Pavements verhindert erfolgt uber die Volumenanderung des Feinmaterials durch Quell und Schrumpfungsprozesse Feinmaterial wird zwischen den Steinen abgelagert und ein Teil in die Trockenrisse verlagert Bei einem Niederschlagsereignis kommt es zur Volumenzunahme und damit zum Herausdrucken des vorher eingewehten Materials Neben dem Aufwachsen des Steinpflasters durch die Quell und Schrumpfdynamik des tonhaltigen Feinmaterials wird uberdies ein enger Zusammenhang mit dem unterlagernden Vesikularhorizont vermutet Differentielle Verwitterung Bearbeiten Als funfter Anreicherungsprozess wurde 1977 von Mabbutt die differentielle Verwitterung des Substrats engl substrate weathering vorgeschlagen 6 Aufgrund der Feuchtigkeitsverteilung ist die mechanische Verwitterung unter der Oberflache wirksamer als an der trockenen Oberflache In der Tiefe herrscht somit eine erhohte Verwitterungsrate mit dem Ergebnis dass grosse Klasten schneller zerfallen und eine Schicht mit feinkornigem Material ohne Klasten resultiert Laut Mabbutt soll dieser Vorgang insbesondere bei der Entstehung von Steinpflastern mit granitischer Zusammensetzung wirksam werden Die Verwitterung grober Klasten unterhalb der Oberflache in Gegenwart von Salzen sieht er ebenfalls als sehr effizient an Verstarkt wird die Verwitterung im Boden durch das hohere Feuchtigkeitsangebot was zu geringen Korngrossen im Substrat bei gleichzeitiger groberer Steinauflage fuhren kann Vorrangig seien Insolations Frost und Salzverwitterung genannt Ein weiterer Ansatz fuhrt die Genese von Pavements auf intensive chemische oder physikalische Verwitterung der steinigen Oberflache zuruck Das verwitterte Feinmaterial fallt dabei in die Zwischenraume und lagert sich dort ab 18 Zusammenfassend lasst sich sagen dass Steinpflaster in einer ganzen Reihe von Anreicherungsprozessen eine Erklarung finden Einige dieser Prozesse konnen unabhangig voneinander ablaufen wohingegen andere zusammenwirken Sie konnen je nach Ortlichkeit unterschiedlich ausgebildet sein ganz in Abhangigkeit vom herrschenden Klima von den geomorphologischen Gegebenheiten vom verfugbaren Ausgangsmaterial und von den lokal realisierbaren Bodenbildungen 19 Vesikularhorizont BearbeitenVesikularhorizonte sind chemisch und physikalisch komplexe Oberboden welche meist von einer Steinauflage bedeckt werden Charakteristisch ist die blasenreiche Struktur woraus sich die Nomenklatur Av fur vesikular ableitet Die Bezeichnung ist jedoch diskutabel da innerhalb eines Av Horizontes die Lessivierung sowie Kalk und Salzanreicherungen eine Rolle spielen welche typische Prozesse eines B Horizontes reprasentieren 4 Weiterhin ist die stetige Zufuhr von Ausgangsmaterial als Charakteristikum des C Horizontes zu sehen Die Genese des uberwiegend steinfreien bis steinarmen Oberbodens wird mit der Akkumulation von feinkornigen aolischen Material erklart welches sich an der rauen Oberflache des Steinpflasters ablagert 4 Die Entstehung der Vesikel fuhren Evenari et al 1974 auf Grundlage ihrer Laborexperimente auf die thermale Ausdehnung der durch die oberflachliche Befeuchtung des Bodens eingeschlossenen Luft zuruck 20 Die Oberflachenverdichtung kann ausserdem durch Verschlammung oder durch das aufliegende Gesteinsmaterial verursacht werden Im Experiment konnten Evenari et al 1974 lediglich unter der Petrischale eine Vesikelbildung beobachten und nicht unter unbedecktem Boden Es konnte jedoch eine Abnahme der Machtigkeit des Av Horizontes sowohl unter grosseren Steinen als auch bei zunehmender Hangneigung festgestellt werden Positiv hingegen korreliert die Vesikelbildung mit einem hoheren Ton und Schluffgehalt Der Kapillardruck und der Wasserdruck fuhren zu einem Komprimieren der Luft und innerhalb des durchfeuchteten und daher sehr instabilen Bodengefuges zur Bildung blaschenformiger Poren Einflussfaktoren BearbeitenDie Entstehung von Desert Pavements mit einem darunterliegenden Vesikularhorizont ist ein komplexer Prozess welcher durch mehrere Faktoren beeinflusst wird Im Folgenden sollen Interaktionen der Einflussfaktoren mit dem Steinpflaster und dem Schaumboden dargelegt sowie Konnektivitaten untereinander gezeigt werden Klima Bearbeiten Grundlage fur die Bildung eines Vesikularhorizontes ist die Akkumulation von Feinmaterial Erosion Transport und Ablagerung von Loss konnen nur unter ariden Bedingungen und damit einhergehender geringer Vegetationsdichte und ausreichend hoher Windenergie geschehen Da die Verbreitung von Steinpflastern stark an die Niederschlagsverteilung gebunden ist wird im Folgenden naher auf den entscheidenden Einfluss des Klimas eingegangen Einfluss von Temperatur Bearbeiten Neben diversen Prozessen die zum Aufwachsen des Grobmaterials fuhren konnen kann es durch Frosthebung ebenfalls zur Bildung eines Steinpflasters kommen Grundlegenden Einfluss auf Pavements ubt die Temperatur indirekt uber die Wechselwirkung mit anderen Faktoren aus Die temperaturbedingte hohe Verdunstung reduziert das pflanzenverfugbare Wasser und pragt damit die Vegetationsverteilung Ein hoher taglicher Temperaturwechsel begunstigt die Insolationsverwitterung was zu einem hoheren Bedeckungsgrad des Pavements fuhren kann Einfluss von Niederschlag Bearbeiten Zwar sind die Niederschlagsmengen und haufigkeiten in ariden Gebieten sehr gering dennoch besitzen sie einen grossen Einfluss auf die Morphogenese von Wusten So sind Splash Effekte und ein oberflachlicher Abfluss verantwortlich fur die Verkrustung des Oberbodens Die mechanische Energie der Regentropfen zerstort beim Aufprall die Bodenaggregate welche wiederum die Makroporen verschliessen und es kommt zur Einregelung der Tonminerale Weiterhin fungieren Tonminerale und Salze als Bindemittel zwischen groberem Feinmaterial Infolge der Verdichtung wird zum einen der aolische Austrag von Feinmaterial reduziert und zum anderen nimmt die Infiltrationsrate ab was zu einem verstarkten Oberflachenabfluss fuhrt 7 Weiterhin wird der Oberflachenabfluss als Ursache fur die laterale Bewegung von Steinen gesehen welche auch in Gebieten mit sehr geringer Reliefenergie moglich ist Niederschlag wird demnach als notwendiger Bestandteil der Entstehung von Steinpflastern gesehen Einfluss von Wind Bearbeiten Die Bildung eines uberwiegend steinfreien Oberbodens unter Steinpflastern wird auf die Akkumulation aolisch verfrachteten Feinmaterials zuruckgefuhrt Damit ist Wind eine Hauptursache fur die akkretionare Pedogenese 4 Der Einfluss auf Steinpflaster wird kontrovers diskutiert So belegt die Existenz von Windkantern in der Atacamawuste eine hohe Windenergie welche in diesem Gebiet Wustenpflaster als Folge von Deflationsprozessen moglich erscheinen lassen 7 Ebenso zeigen Experimente die erodierende Wirkung von Wind auf unbefestigtes Feinmaterial 9 Nach Ausbildung eines Steinpflasters und der Verkrustung des Vesikularhorizontes kann es hingegen nur zu einer sehr geringen Deflation kommen da kaum verlagerbares Material zur Verfugung steht 7 Man geht davon aus dass maximal Steine bis 2 cm Durchmesser aolisch verlagert werden konnen wobei Windgeschwindigkeiten bis 60 km h lediglich zu einem Transport von Feinmaterial bis 1 cm fuhren Die untergeordnete Rolle des Windes wird mit dem Vorhandensein des Wustenlackes begrundet welcher ein Zeichen geringer Winderosion ist Wind als mogliche Ursache fur die laterale Bewegung spielt nicht nur bei Steinpflastern eine Rolle So wird das Phanomen der sich bewegenden Steine in der Racetrack Playa hauptsachlich auf Windenergie zuruckgefuhrt Dabei kommt es unabhangig vom minimalen Gefalle zur Bewegung von bis zu 320 kg schweren Steinen Um die Haftreibung zu reduzieren ist eine Durchfeuchtung des sehr tonhaltigen Substrats notwendig Wasser Bearbeiten Steinpflaster haben einen entscheidenden Einfluss auf die Infiltrationsrate und damit auf das pflanzenverfugbare Wasser Die Reduzierung der infiltrierenden Wassermenge wird durch den Interzeptionsspeicher der Steine und die Versiegelung der Oberflache bewirkt Oberflachenabfluss welcher fahig ist neben Sediment auch Grobmaterial zu verlagern wird fur die geringe Reliefenergie der meisten Pavements mitverantwortlich gemacht Relief Bearbeiten Innerhalb flach geneigter Ebenen kann es durch Wassersattigung der obersten Bodenschicht zu einer Fliessbewegung des Feinmaterials kommen 7 Es kann eine Abnahme der Lagerungsdichte des Steinpflasters mit zunehmender Hohe um circa 3 pro 100 Hohenmeter festgestellt werden Weiterhin nimmt die Ausbildung des Vesikularhorizontes mit zunehmender Hangneigung ab was moglicherweise auf die geringere Infiltrationsrate zuruckzufuhren ist Lebewesen Bearbeiten Einfluss der Flora Bearbeiten Vegetation ist die Hauptursache fur die Zerstorung von Wustenpflastern und indirekt proportional zur Dichte des Steinpflasters In Gebieten mit Strauchgesellschaften ist eine verstarkte aolische Akkumulation von Feinmaterial unter Strauchern festzustellen wobei das Steinpflaster lediglich in den Zwischenraumen der diffusen Vegetation auftritt Weiterhin fuhrt Vegetation zu einer Destruktion des Vesikularhorizontes bzw verhindert dessen Genese Moglicherweise wird durch den fehlenden Av Horizont das Einwandern der Steine verhindert Storungen des Pavements wie umgedrehte Steine korrelieren raumlich stark mit Gebieten annueller Pflanzen und konnen direkt durch das Wachstum der Pflanzen verursacht sein oder indirekt durch den Einfluss von Tieren Einfluss der Fauna Bearbeiten Ausserdem wird die Aktivitat von Tieren als Ursache sowohl fur das Umdrehen der Steine als auch fur die laterale Bewegung von Steinen vermutet Dies kann durch die Fortbewegung von Lebewesen am Boden erfolgen oder durch Vogelschwarme welche zur Nahrungssuche landen und den Boden nach Samen durchsuchen Somit ist eine Storung des Pavements direkt an das Vorhandensein rezenter Vegetation gebunden Ein Einfluss der Mikrofauna auf die Beschaffenheit der Oberflachen wird ebenfalls diskutiert Weiterhin werden Filamente von Bakterien auf der Bodenoberflache als relevant fur die Bewegung der Steine in der Racetrack Playa gehalten Substrat Bearbeiten Neben einem ariden Klima scheint der Vesikularhorizont ausserdem an ein geeignetes Substrat gebunden zu sein Eine Vesikulargenese findet unter den meisten Bodenarten statt wobei Sand eine Ausnahme bildet Demnach ist ein Mindestanteil von Schluff und Ton notwendig fur die Genese Eine positive Korrelation des Vesikularhorizontes mit dem Anteil von Schluff und Ton konnte ebenfalls nachgewiesen werden Ausgefallenes Calciumcarbonat sowie Tonhautchen an den Innenwanden der Vesikel konnen deren Stabilitat erhohen 20 Infolge des ariden Klimas kommt es zu einer Salzanreicherung im Boden Die Volumenzunahme bei dem Auskristallisieren von Salz kann ein Aufwachsen des Steinpflasters induzieren ahnlich den Prozessen der Frosthebung 7 Der Kristallisationsdruck ist ausserdem fur die Salzverwitterung verantwortlich welche die Korngrosse der Steinauflage reduziert und damit den Bedeckungsgrad erhoht Ein hoherer Bedeckungsgrad fuhrt wiederum zu einer geringeren Infiltration Ein erhohter Salzgehalt im Oberboden reduziert die Wurzeltiefe der meisten Pflanzen eine Ausnahme bilden Halophyten und damit das Pflanzenwachstum allgemein Die destruierende Wirkung von Vegetation wurde im obigen Abschnitt dargelegt Zeit Bearbeiten Steinpflaster gehoren zu den altesten Oberflachenformen der Welt Bedingt durch eine extrem geringe Erosion kann ihre Gestalt fur mehr als 2 Millionen Jahre unverandert bleiben Bei der Entwicklung von Desert Pavements kann ein Klimaxstadium erreicht werden In diesem Zustand hatte die Steinauflage durch Verwitterung einen minimalen Durchmesser erreicht und somit bestande grosster Schutz vor Erosion Ein geringerer Durchmesser der aufliegenden Gesteinsfragmente ist folglich ein Zeichen einer langer anhaltenden Verwitterung und damit alteren Ursprungs Weiterhin wird die Intensitat des Wustenlackes als Indikator fur das Alter des Pavements gesehen Einerseits benotigen Desert Pavements mehrere zehntausend Jahre zur vollstandigen Entwicklung anderseits verlauft ein Regenerationsprozess uber wenige Jahrzehnte bis Jahrhunderte So belegen Untersuchungen eine signifikante Regeneration eines beraumten Steinpflasters innerhalb weniger Jahre In 80 Jahren konnte sich so eine Flache im Quadratdezimeterbereich vollstandig regenerieren 21 Rezente Wustenpflaster Bearbeiten nbsp Meteoritenfund auf Wustenpflaster Chondrit 408 50 g Wustenpflaster reprasentieren oft sehr alte Oberflachen Alle grosseren Objekte aus widerstandsfahigen Materialien die vor oder wahrend des Deflationsprozesses in oder auf den Loss Boden gelangten enden schliesslich auf der rezenten Oberflache Dazu zahlen prahistorische Werkzeuge ebenso wie moderne Artefakte aber auch Meteoriten Meteoritenfunde auf Wustenpflaster reprasentieren oft sehr alte Falle die zunachst im Boden einsedimentiert wurden und so der chemischen und mechanischen Verwitterung entgingen Durch Winderosion freigelegt kommen sie bei der Bildung des Wustenpflasters auf der rezenten Oberflache zu liegen Verbreitung BearbeitenIn der Bezeichnung Wustenpflaster ist implizit das Hauptverbreitungsgebiet enthalten Jedoch beschranken sich Wusten in diesem Fall nicht ausschliesslich auf aride und semiaride Gebiete innerhalb der Wendekreise Ahnliche Erscheinungsformen sind ebenso fur periglaziale Gebiete und Gebirgsregionen bekannt 22 jedoch wurde hier bisher kein Vesikularhorizont nachgewiesen So werden in Island mehr als 50 Zentimeter machtige Sandablagerungen unter einer steinigen Oberflache gefunden Im Gebiet des Gebirges Sor Rondane in Antarktika wurde eine 30 40 Zentimeter machtige salzhaltige schluffige Schicht nachgewiesen welche von einem Steinpflaster aus leicht verwitterbarem Gneis bedeckt ist 18 Ob es sich bei diesen Erscheinungen des periglazialen und glazialen Bereichs lediglich um Konvergenzformen handelt welche durch Frosthebung und intensive Verwitterung entstanden sind oder ob vergleichbare morphogenetische Prozesse stattfanden ist fraglich Ubereinstimmung herrscht bei der These dass auch in Island das Steinpflaster als Sedimentationsfalle fungiert Fossile Steinpflaster finden sich oft an der Basis von Lossablagerungen Ihre Verbreitung im Einzelnen Agypten Gilf Kebir Algerien Hammada du Draa Hammada de Tindouf 23 Hammada Tounassine 24 Umgebung des Hoggar Antarktis Sor Rondane Chile Atacamawuste Island Israel Sinai Reg Totes Meer Reg Jordanien Djebel Drus Schutt Hamada Libyen Gilf Kebir Hamada al Hamra Djebel Ben Ghnema Serir Kalanshiyu Serir Marzuk Hamada Tibesti Serir Tinghert Hamada Kapverdische Inseln Boa Vista Marokko Hamada von Tindouf Umgebung des Erg Chebbi Peru Nazca Punta Carballes Saudi Arabien Jilh Sandstein bei Buraidah Fels Hamada Syrien Gebiet ostlich des Hauran Vereinigte Staaten Arizona Aguila Mountains Kalifornien Afton Canyon Cima Dome amp Volcanic Field National Natural Landmark Death Valley Mojave Wuste Nevada Lahontan BasinLiteratur BearbeitenDetlef Busche Die zentrale Sahara Oberflachenformen im Wandel Perthes Gotha 1998 S Buhl The Hammadah al Hamra Meteorite Field after 20 Years of Prospecting In Meteorite Magazine Nov 2004 S 37 48 A J Parsons A D Abrahams Geomorphology of Desert Environments Springer Dordrecht Niederlande 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Steinpflaster Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Meteoritensuche in Wendekreiswusten dort S 9 zum SteinpflasterEinzelnachweise Bearbeiten L D McFadden S G Wells J C Dohrenwend Influences of quaternary climatic changes on processes of soil development on desert loess deposits of the cima volcanic field California In 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