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Die Staustufe Hochst auch Schleuse Hochst genannt war eine Staustufe des Mains im heutigen Stadtgebiet von Frankfurt am Main bei Hochst oberhalb der Nidda Mundung Sie wurde 1883 bis 1886 errichtet und 1932 mit Inbetriebnahme der etwa drei Kilometer flussaufwarts gelegenen Staustufe Griesheim stillgelegt Heute existiert noch das alte Schleusenwarterhaus am Schwanheimer Ufer Staustufe HochstAm Main bei der ehemaligen Staustufe HochstAm Main bei der ehemaligen Staustufe HochstLageStaustufe Hochst Stadtteile von Frankfurt am Main Koordinaten 50 5 54 N 8 33 36 O 50 09846 8 56002 89 6 Koordinaten 50 5 54 N 8 33 36 OLand PreussenOrt Hochst SchwanheimGewasser MainGewasserkilometer km 25 5DatenBauzeit 1883 1886Betriebsbeginn 16 Oktober 1886Stilllegung 1932SchleuseTyp KammerschleuseNutzlange 85 mNutzbreite 10 5 mHohe Oberwasser 89 6 m u NNDurchschnittlicheFallhohe 1 8 mObertor Zweiflugelig EichenholzUntertor Zweiflugelig EichenholzKammer fullen leeren 4 MinutenSonstigesZugehoriges Wehr Nadelwehr Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lage und Architektur 2 1 Schleusenanlage 2 2 Nadelwehr 2 3 Flossrinne 2 4 Fischpass 2 5 Wartergehoft 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Blick von der Schleuse auf Hochst um 1900 nbsp Reste der gemauerten Sohle des Nadelwehrs nbsp Reste des Ehrenmals am nordlichen UferDer Main wurde in den Jahren 1883 1886 auf einem rund 33 Kilometer langen Abschnitt zwischen Frankfurt am Main und der Mundung bei Mainz Kostheim kanalisiert und fur die damals grossten Rheinschiffe von etwa 1000 Tonnen Tragfahigkeit schiffbar gemacht Um das Gefalle von 10 4 Metern zu uberwinden wurden funf Staustufen bei Frankfurt Hochst Okriftel Florsheim und Kostheim errichtet Alle Staustufen erhielten eine Kammerschleuse 85 10 5 m am linken Ufer und bestanden aus einem Nadelwehr einer 12 Meter breiten Flossrinne mit Trommelwehr sowie einer Fischtreppe Da die Schleusenkammern in gewachsenen Boden gegraben wurden ergab sich die Anlage mehr oder weniger langer Schleusenkanale Der Kanal der Schleuse Hochst hatte eine Lange von 100 Meter im Oberwasser und 200 Meter im Unterwasser Alle Schleusenanlagen waren von vorneherein fur eine Fahrwassertiefe von 2 50 Metern konstruiert Die Fahrrinnentiefe im freien Main betrug anfangs 2 Meter Bis 1891 wurde sie durch Ausbaggerung und andere wasserbauliche Massnahmen auf 2 50 Meter gebracht Wahrend der Bauzeit ereignete sich ein Unfall Ein mit Backsteinen beladener holzerner Kahn wurde von der starken Stromung gegen den bereits fertiggestellten Mittelpfeiler geworfen und sank Mehrere Bergungsversuche blieben erfolglos so dass das Wrack schliesslich durch Pioniere des Pionier Bataillons 21 aus Mainz Kastel mit Pulver und Dynamit gesprengt werden musste Der Pfeiler blieb bei der Sprengung unbeschadigt Nach der Inbetriebnahme des Frankfurter Osthafens 1912 und dem weiteren Ausbau des Mains bis Offenbach und Hanau 1924 konnten die alten Schleusen den gestiegenen Schiffsverkehr nicht mehr bewaltigen 1921 erhielt daher zunachst die Staustufe Kostheim eine zweite Schleusenkammer 1929 bis 1934 wurden die vier Staustufen Florsheim Okriftel Hochst und Frankfurt durch die beiden Staustufen Eddersheim und Griesheim ersetzt Die Staustufe Hochst wurde abgebaut und die Schleusenanlage stillgelegt 1 Auf alteren topographischen Karten ist erkennbar dass der Schleusenkanal noch nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 bestand 2 Erst spater wurde er endgultig verfullt 3 Am nordlichen Ufer wurde 1937 am Platz des ehemaligen Wehrs ein monumentales Ehrenmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Hochst und Nied errichtet 1965 wurde das im Krieg beschadigte Denkmal bis auf die noch erhaltene Terrasse entfernt 4 Heute gehoren die Ufer an beiden Seiten der ehemaligen Staustufe zum Landschaftsschutzgebiet Frankfurter Grungurtel Das auf einer hochwassersicheren Aufschuttung gelegene ehemalige Schleusenwarterhaus am Schwanheimer Ufer ist weiterhin bewohnt Lage und Architektur BearbeitenSchleusenanlage Bearbeiten Die Schleuse Hochst lag am linken Mainufer etwas oberhalb der Mainfahre Hochst Der Main fliesst an dieser Stelle in nordwestlicher Richtung kurz bevor er an der Niddamundung seinen Lauf in sudwestlicher Richtung andert Der 300 Meter lange Schleusenkanal war in der Sohle 20 Meter breit und 2 50 Meter tief In Hohe des Wasserspiegels verlief eine beidseitig jeweils einen Meter breite Berme in der Kanalboschung deren unter Wasser liegende Teile mit einer Steinpackung und Abpflasterung versehen waren Die Schleusenkammer war zwischen Ober und Unterhaupt 101 40 Meter lang mit einer lichten Weite von 10 50 Meter Die nutzbare Lange betrug 85 Meter die Drempeltiefe 2 90 Meter Die Kammerwande ragten knapp einen Meter uber den Oberwasserspiegel hinaus Das Mauerwerk bestand aus Bruchstein mit einer Verkleidung aus Werksteinen Drempel und Wendenischen der Tore waren aus Eifel Basalt gemauert Linke Schleusenmauer und linker Sohlenrand des Schleusenkanals verliefen in einer Flucht um den Schiffen das Ein und Ausfahren zu erleichtern wahrend wartende Schiffe nach dem nordlichen Kanalufer ausweichen konnten Am linken Kanalufer verlief auf der gesamten Lange ein vier Meter breiter Leinpfad Die Schleusentore bestanden aus Eichenholz mit einem Belag aus Kiefernholz Jeder der vier Torflugel besass zwei Hubschutze Zur schnelleren Fullung und Entleerung der Kammer dienten zudem 1 30 Meter breite und 2 20 Meter hohe Umlaufe im Ober und Unterhaupt die durch Drehschutze verschlossen wurden Die Schleuse war so konstruiert dass die Schleusenkammer spater durch Bau eines zweiten Unterhauptes auf 350 Meter verlangert werden konnte um ganze Schleppzuge aufnehmen zu konnen Die Fullungszeit der Schleuse hatte sich dadurch von ca 4 Minuten auf ca 10 Minuten verlangert Die 1886 begonnene Kettenschifffahrt auf dem Main erforderte eine besondere Fuhrung der Schleppkette in der Schleusenkammer Dafur besassen die Schleusentore kleine Aussparungen und der Drempel eine etwa 10 cm tiefe und 10 cm breite Rinne Der Schleppdampfer musste sich beim Durchfahren der Schleuse moglichst in der Mitte halten um die empfindliche Kette nicht zu sehr zu belasten Nadelwehr Bearbeiten Rechts neben dem Unterhaupt der Schleuse durch einen etwa 25 Meter breiten Damm getrennt lag das Nadelwehr Als Vorbild dienten die entsprechenden Konstruktionen im belgischen Abschnitt der Maas Das Wehr besass zwei Offnungen von jeweils 59 Metern lichter Breite Die schmiedeeisernen Wehrbocke waren jeweils 1 20 Meter breit und an der Oberseite durch eine bewegliche Stange verbunden gegen die sich die Nadeln lehnten Jeder Wehrbock trug ausserdem hinter der Stange eine Metallbuhne so dass die nebeneinanderliegenden Buhnen der einzelnen Bocke eine begehbare Brucke bildeten Als zusatzliche Sicherung diente ein abnehmbares Gelander auf der stromabwarts gelegenen Seite Bei Hochwasser Eisgang oder zu Wartungszwecken konnten die Wehrbocke einzeln mittels einer Winde nach links niedergelegt werden Sie verschwanden dann im Schutz einer 40 cm hohen Kante unter der Oberseite des gemauerten Wehrruckens Auf diese Weise waren sie vor Geschiebe Eisschollen oder mitgefuhrten Sedimenten geschutzt Der gemauerte Pfeiler zwischen beiden Wehroffnungen war 3 50 Meter breit und hatte ungefahr die Hohe des hochsten schiffbaren Wasserstandes Die rechte Offnung war als Schiffsdurchlass konstruiert hier lag die Oberkante des gemauerten Wehrruckens 60 cm unter dem Niedrigwasser um kleineren Fahrzeugen auch bei vollstandiger Niederlegung des Wehres noch eine Passage zu ermoglichen Die Nadeln wurden aus Schwarzwalder Tannenholz gefertigt und wogen zwischen 15 und 20 kg Um bei schnell steigendem Wasserstand das Wehr notfalls schnell offnen zu konnen besass jeder Wehrbock die sogenannte Auslosung Kummer mit der alle zu diesem Bock gehorenden Nadeln auf einmal gelost wurden Die Nadeln schwammen dann aus dem Wehr und konnten mit Hilfe ihrer Sicherungsleinen aus der Stromung geborgen werden Flossrinne Bearbeiten Einen bedeutenden Anteil des Verkehrs hielt die Flosserei auf dem Main Anfang des 20 Jahrhunderts wurden jahrlich 1400 bis 1800 Flosse auf dem Untermain transportiert Im Aschaffenburger Flosshafen wurden die Stamme zu Flossen von 9 Metern Breite und bis zu 130 Metern Lange zusammengestellt Sie konnten die Staustufe Hochst durch eine 12 Meter breite und 200 Meter lange gemauerte Flossrinne am rechten Ufer passieren Die Rinne hatte ein konstantes Gefalle von 1 200 Sie wurde an der Oberseite durch einen gemauerten Strompfeiler und einen landseitigen Pfeiler von jeweils 4 40 Metern Hohe begrenzt Die Pfeiler dienten als Lager fur ein Trommelwehr das fur die Passage eines Flosses geoffnet wurde Eine eiserne Brucke uber die Flossrinne ermoglichte dem Wehrmeister und seinen Gehilfen die Uberquerung des Wehrs Bei geschlossenem Wehr lag das Stauziel 1 70 Meter uber dem Rucken der Flossrinne Lange und Gefalle der Flossrinne waren so berechnet dass bei geoffnetem Wehr die Wassertiefe in der gesamten Rinne konstant 0 9 Meter betragen sollte Fischpass Bearbeiten Der Fischpass am rechten Ufer bestand aus sechs gemauerten jeweils 0 80 Meter tiefen und 2 50 Meter breiten Becken Der Hohenunterschied zwischen zwei Becken betrug 0 30 Meter Vom unteren Becken fuhrte ein 1 20 Meter breiter gemauerter Kanal zuruck in den Fluss Die Anlage diente vor allem den damals noch haufigen Wanderfischen wie Lachs und Aal Wartergehoft Bearbeiten Fur die Bedienung der Schleuse und des Wehres war ein Beamter zustandig der ein auf einer Sandaufschuttung neben der Schleuse errichtetes Gebaude am Schwanheimer Ufer bewohnte Das Schleusenwarterhaus war nicht unterkellert sondern direkt auf eine 20 Zentimeter dicke Sandsteinplatte gegrundet Es beherbergte neben der Wohnung des Warters auch ein Amtszimmer Im Nebengebaude befanden sich ein Gerateschuppen Lagerraume und ein Stall Das ehemalige Schleusenwarterhaus ist weiterhin bewohnt Literatur BearbeitenVolker Rodel Ingenieurbaukunst in Frankfurt am Main 1806 1914 01 00 Die Mainkanalisierung 1883 1886 Beitrage zur Stadtentwicklung Societats Verlag Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 7973 0410 2 S 16 25 Eduard Cuno Paul Gutzmer Die Canalisierung des Maines von Frankfurt a M bis zum Rhein In Zeitschrift fur Bauwesen Herausgegeben im Ministerium der offentlichen Arbeiten Jahrgang XXXVIII Verlag von Ernst amp Korn Berlin 1888 S 19 44 urn nbn de kobv 109 1 13610557 Otto Sarrazin Karl Schafer Die Canalisierung des Maines von Frankfurt bis Mainz In Centralblatt der Bauverwaltung Herausgegeben im Ministerium der offentlichen Arbeiten Jahrgang VI Nr 42 Verlag von Ernst amp Korn Berlin 16 Oktober 1886 S 407 410 urn nbn de kobv 109 1 14018499 Weblinks BearbeitenTopographische Karte 1900 Historische Kartenwerke In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Foto vom Abbruch des Nadelwehrs in den 1930er Jahren Institut fur Stadtgeschichte Topographische Karte 1945 Historische Kartenwerke In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Topographische Karte 1970 Historische Kartenwerke In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hans Gunter Thorwarth Helden Gefallene oder Opfer In L I S A Wissenschaftsportal Gerda Henkel Stiftung 2012 abgerufen am 29 September 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staustufe Hochst amp oldid 231822841