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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Der Stadtpfarrfriedhof Baden ist der Friedhof der Pfarre St Stephan in der niederosterreichischen Stadt Baden Er wird auch von der 1990 abgespalteten Pfarre St Josef und von der evangelischen Gemeinde verwendet Der 1812 errichtete Friedhof umfasst heute nach mehreren Erweiterungen eine Flache von 62 300 m und rund 10 000 Grabstellen Pro Jahr finden etwa 250 Beerdigungen statt Unmittelbar sudlich angrenzend liegt der Judische Friedhof Baden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Friedhofskapelle 3 Turnvater Jahn Denkmal 4 Friedhofskreuz 5 Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg 6 Russenfriedhof 7 Opfer der letzten Kriegsmonate Zweiter Weltkrieg 8 Denkmal der Heimatvertriebenen 9 Aufbahrungshalle 10 Grabstatten 10 1 Grabdenkmal Friedrich Freiherr von Mylius 10 2 Grabdenkmal Anton Ritter von Strassern 11 Literatur 12 Weblinks 13 Einzelnachweise 14 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDer alte Friedhof neben der Pfarrkirche war im Laufe der Jahrhunderte zu klein geworden und wurde inmitten der Kurstadt auch zunehmend als storend empfunden Erste Bestrebungen den Friedhof zu verlegen sind aus dem Jahre 1806 dokumentiert aber es dauerte noch bis zum 18 August 1812 bis der Friedhof bei den Halser Hutten rund eine halbe Stunde ausserhalb der Stadt geweiht werden konnte Dieser Teil heisst heute noch alter Friedhof In der Folgezeit grassierte immer wieder die Cholera in Baden es gab einen eigenen Cholerafriedhof auf dem Gelande des Stadtpfarrfriedhofs So wurde der Friedhof bald zu klein und musste 1865 und 1885 erweitert werden mittlerer Friedhof Der Friedhof wurde bis 1887 mit einer 1 90 Meter hohen Mauer umgeben Eine dritte Erweiterung erfolgte 1932 und wurde 1939 geweiht neuer Friedhof ein Teil wurde dabei als Heldenfriedhof gewidmet und gleich mit der Bestattung von sechs verungluckten Fliegersoldaten seiner Bestimmung ubergeben Friedhofskapelle Bearbeiten nbsp Friedhofskapelle von 1841In der Mitte des alten Friedhofs steht eine kleine 1841 errichtete Kapelle Lage 47 99595 16 23726 Der einfache wuchtige klassizistische Bau ist mit einem Glockenturmchen bekront Turnvater Jahn Denkmal BearbeitenAn der Friedhofsmauer befindet sich ein 1862 errichtetes Denkmal fur den Turnvater Jahn Lage 20 m 47 99644 16 23955 Auf einen Aufbau aus Natursteinen prangt eine marmorne Inschriftentafel Deutsch Turnverein Baden N O 1862 In deutscher Treue seinen verstorb Mitgliedern Ein Bronzemedaillon zeigt das Portrat Jahns F L Jahn 1852 und ist mit Vock signiert 1924 wurde hier der Badener Turnvater Anton Wagensonner bestattet Der Grabdeckel mit dem Turnerkreuz ist mit Oberturnwart Ehren Gauturnwart Anton Wagensonner 1862 1924 beschriftet Beidseitig der Gedenktafel stehen sechs Steinpfeiler mit den Namen der verstorbenen Vereinsmitglieder Friedhofskreuz BearbeitenDas Friedhofskreuz bei der Schiestl Gruft Lage 47 99677 16 23733 Gruppe 07 Reihe 1 wurde 1870 von Anton Schiestl Sohn einer Badener Farberfamilie und Kurat Benefiziat bei St Peter in Wien finanziert Das Kruzifix wurde von der Furstlich Salm schen Blansker Eisenfabrik in Blansko hergestellt In den hohen gotisch inspirierten Steinsockel sind zwei Marmortafeln eingelassen Christus ist mein Leben Sterben mein Gewinn und Dieses Bildnis unseres gekreuzigten Herrn und Erlosers liess fur den Gottesacker seiner Vaterstadt Baden im Jahre 1870 errichten Anton Schiestl Curat Beneficiat zu St Peter in Wien Rund um das Friedhofskreuz wahlten zahlreiche Priester ihre letzte Ruhestatte Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg Bearbeiten nbsp Kriegerdenkmal Erster WeltkriegDas Kriegerdenkmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs Lage 47 99673 16 23943 wurde 1923 nach Planen von Josef Fischer vom Bildhauer Franz Vock errichtet Eine Allee von sechs zuruckgeschnittenen Linden und vier machtigen Steinbanken fuhrt zum eigentlichen Kriegerdenkmal Auf einem niedrigen Sockel mit quadratischem Grundriss steht ein wuchtiger Betonquader mit der Inschrift 1914 1918 Gedenket der Sohne unserer Stadt die als Helden starben furs Vaterland Die anderen drei Seiten des Quaders und ein Teil des Sockels tragen die Namen der Gefallenen Der Adler aus vergoldeter Bronze auf dem Quader halt in seinen Klauen ein Schwert und einen Palmzweig auf der Brust tragt er zwei Schilde mit den Wappen des Landes Niederosterreich und der Stadt Baden Beidseitig wird die Allee von zwolf langen Reihen einfacher schwarzer Schmiedeeisenkreuze begleitet sie tragen die Namen der Soldaten die von 1914 bis 1919 in den Badener Lazaretten ihren Verletzungen erlagen 1 2 Russenfriedhof Bearbeiten nbsp Russenfriedhof mit ObeliskNach dem Zweiten Weltkrieg wurde der nordwestliche Teil des Friedhofs Lage 47 99783 16 23709 fur einen russischen Soldatenfriedhof an die Stadt Baden abgetreten sowie adaptiert und mit einem Obelisken ausgestattet Der ehemalige Heldenfriedhof wurde dazu aufgelost und die Soldatenleichen umgebettet Die Priestergruft konnte erhalten bleiben 1948 ubernahm die Stadtgemeinde die Betreuung des russischen Friedhofs er umfasste dazumal 35 Brudergraber und 151 Einzelgraber die um den bis heute erhaltenen Obelisken angeordnet waren Bestattet waren hier 454 Personen 34 Offiziere 306 Soldaten und Unteroffiziere 8 zivile Sowjetangehorige und 106 unbekannte Angehorige der Sowjetarmee 1955 nach dem Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht wurden im Garten der Pension Silvana Helenenstrasse 88 90 die den Russen als Lazarett gedient hatte ein Soldatenfriedhof entdeckt Die etwa 150 Personen wurden nach langwierigen Verhandlungen bis 1957 hierher umgebettet Insgesamt ruhen am Badener Russenfriedhof 579 Personen in 230 Grabern 42 Gruppengraber 188 Einzelgraber Nach Artikel 19 des Osterreichischen Staatsvertrags ist Osterreich zur Erhaltung der Graber alliierter Soldaten und Kriegsgefangener verpflichtet Der Russenfriedhof wurde 1984 renoviert die alten Grabeinfassungen entfernt und die Inschriften erneuert Die Planung der ursprunglichen Anlage erfolgte durch den Badener Architekten Josef Fischer Der Obelisk tragt den Sowjetstern mit Hammer und Sichel uber gekreuzten Lanzen und Gewehren und die Inschrift in Ubersetzung Ewiger Ruhm den Helden die in den Kampfen um die Freiheit und Unabhangigkeit unserer sowjetischen Heimat gefallen sind Die Grabsteine sind alle gleich gestaltet und streng militarisch ausgerichtet Fast alle der hier Bestatteten sind in den Monaten April und Mai 1945 gestorben Neben den Soldaten sind auch einige ihrer Frauen und Kinder hier begraben Opfer der letzten Kriegsmonate Zweiter Weltkrieg BearbeitenIm neuesten Teil befindet sich ein mit einer lebenden Hecke eingegrenzter kleiner Garten Lage 47 99734 16 23798 in dem die letzten Opfer des Zweiten Weltkriegs aus dem Zeitraum von Ende Marz bis Ende Juni 1945 in ausserordentlich kleinen und bescheidenen Grabstatten begraben wurden nachdem sie zuerst notdurftig an Ort und Stelle verscharrt und erst in den anschliessenden Monaten hierher umgebettet wurden Es starben damals die Verluste der Sowjettruppen nicht eingerechnet insgesamt 494 Personen darunter 72 Bombenopfer 58 Selbstmorde 44 Erschiessungen und 22 Falle unbekannten Todes Denkmal der Heimatvertriebenen BearbeitenDas Denkmal der Heimatvertriebenen Lage 47 99793 16 23833 wurde 1945 an der nordlichen Friedhofsmauer errichtet Es handelt sich um ein einfaches Kunststeinkreuz mit der Inschrift Den Toten in der Heimat und den Opfern der Austreibung 1945 Aufbahrungshalle BearbeitenPlane fur den Bau einer modernen Einsegnungshalle gab es bereits 1939 doch erst 1962 konnte die nach Planen der Badener Architekten Kurt Bartak und Anton Wichtl errichtete Aufbahrungs und Einsegnungshalle Lage 47 99602 16 23603 ihrer Bestimmung ubergeben werden Die Fenster aus franzosischem Dickglas entwarf der Maler Florian Jakowitsch Grabstatten BearbeitenDer Friedhof beherbergt viele kunst und kulturgeschichtlich wertvolle Graber als auch Graber prominenter Personlichkeiten Viele dieser interessanten Graber liegen an der Umfassungsmauer des Friedhofs Neben Badener Burgern sind auf dem Friedhof auch wahrend der Kuren verstorbene Gaste begraben Zwei Grabdenkmaler die von Friedrich Freiherrn von Mylius und Anton Ritter von Strassern stehen unter Denkmalschutz Von den anderen Grabstatten seien die des Buhnenautors und Komponisten Richard Genee des Politikers Josef Kollmann des Dichters und Schauspielers Anton von Klesheim der Kammerschauspielerin Hilde Wagener und der Eltern von Kurt Waldheim sowie der Eltern von Katharina Schratt erwahnt Grabdenkmal Friedrich Freiherr von Mylius Bearbeiten nbsp Grabdenkmal von Friedrich Freiherrn von MyliusDas Grabdenkmal von Friedrich Freiherrn von Mylius 1782 1852 3 befindet sich in Gruppe 01 Reihe 1 Nr M23 Lage 47 99564 16 23662 Die Grabarchitektur beinhaltet ein ausserordentliches Denkmal der Gusseisenzeit Der Inschrift Sockel ist aus Mariazeller Eisenguss Rein ausserlich ist es in der uber 2000 Jahre alten Form der Trophae gehalten doch bei genauerer Beschau ist nicht nur das Material grundlegend modernisiert Der klassische Pfahl mit Helm und Panzer des besiegten Feindes ist nicht von den vergleichsweise harmlosen Feldzeichen und Waffen der Antike flankiert sondern von Kriegsfahnen und Kanonenrohren Trommel und Trompete Kanonenkugeln und Handgranaten und das Rutenbundel als Zeichen des Oberkommandos ist sogar mit einem Pionierbeil ausgestattet Der solchermassen Geehrte hatte wahrend der Napoleonischen Kriege und der Wirren des beginnenden Risorgimento in Italien hohe Orden erworben 1835 wurde er Kommandant samtlicher Truppen mit denen er zur Kur nach Baden befohlen war Bei offiziellen Anlassen hatte er in Baden wiederholt als Stellvertreter des Kaisers zu fungieren er wurde daher 1841 zum Ehrenburger der Stadt ernannt 4 Grabdenkmal Anton Ritter von Strassern Bearbeiten nbsp Grabdenkmal von Anton Ritter von StrassernDas Grabdenkmal von Anton Ritter von Strassern 1814 1869 5 befindet sich in Gruppe 18 Reihe 1 Nr M01 02 Lage 47 99706 16 23884 An der monumentalen in Renaissanceformen ausgefuhrten Grabstelle sitzt in einer Pfeileradikula 6 auf einer Sella curulis die Gottin Badenia die personifizierte Stadt Baden mit der von allen Stadtgottinnen getragenen Mauerkrone In der Rechten halt sie einen goldenen Stift mit dem sie eben in das Ehrenbuch der Stadt Baden eingeschrieben hat 1814 1869 Anton Ritter v Strassern An den Thron gelehnt ist eine Kartusche mit dem Wappen der Stadt Baden diesem zu Fussen ein Eichenzweig Auf dem Sockel des Denkmals steht in epigrammatischer Kurze Die Stadt Baden ihrem Wohlthaeter Das im Giebelfeld des Torbogens platzierte Wappen des Geehrten zeigt drei Ahren mit daruber gelegtem Balken Anton Ritter von Strassern war zeit seines Lebens ein stiller Wohltater gewesen der an Bedurftige Kredite vergab deren Ruckzahlung er nie einforderte Er hinterliess der Stadt Baden sein Badener Haus in der Strasserngasse 4 und ein riesiges Vermogen 300 000 Gulden dessen Jahreszinsen er nach 56 eigenformulierten Verwendungsvorschlagen 7 dem Ausbau der stadtischen Infrastruktur widmete Als sein Wiener Grab 1897 mangels Erben heimzufallen drohte fuhlte sich die Stadt Baden verpflichtet ihn und seine Mutter Anna Edle von Strassern in ein Ehrengrab auf dem Badener Stadtfriedhof umzubetten Anm 1 Zwei Tage nach Exhumierung am Schmelzer Friedhof wurden die sterblichen Uberreste am 13 September 1897 in Baden in einer neu errichteten Gruft beigesetzt 8 Das 1899 errichtete Grabmal ist ein Werk des Wiener Bildhauers Josef Beyer 1843 1917 9 Der Kunsthistoriker Werner Kitlitschka deutet die in eine Rundbogenarchitektur eingeordnete Sitzfigur als bewusste Auseinandersetzung Beyers mit den Fassadenallegorien seines Lehrers Carl Kundmann 1838 1919 am Wiener Kunsthistorischen Museum 10 Literatur BearbeitenRudolf Maurer Denen Allen Gott der Allmechtig ein froliche Aufferstehung verleihen wolle Ein kleiner Fuhrer durch den Friedhof der Pfarre Baden St Stephan In Rollettmuseum Hrsg Katalogblatter des Rollettmuseums Baden Band 73 Baden 2008 ISBN 978 3 901951 73 2 Katalogblatt Nr 73 PDF 1 9 MB abgerufen am 17 Oktober 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtpfarrfriedhof Baden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stadtpfarrfriedhof BadenEinzelnachweise Bearbeiten Maurer 2008 S 49 52 Kriegerdenkmal in 2500 Baden b Wien Friedhof Niederosterreich Abgerufen am 28 Mai 2015 Bilder Constantin von Wurzbach Mylius Friedrich Freiherr von In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 19 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1868 S 493 495 Digitalisat Maurer 2008 S 27 f Julius Boheimer Strassen amp Gassen in Baden bei Wien Lexikon der Strassen Gassen Platze Wege Stege Brucken Grasl Baden 1997 ISBN 3 85098 236 X S 112 Bundesdenkmalamt Hrsg Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Niederosterreich sudlich der Donau Teil 1 A bis L Verlag Berger Horn Wien 2003 ISBN 3 85028 364 X S 234 Viktor Wallner Kaiser Kuren und Kommandos Baden von 1804 1918 Hrsg Gesellschaft der Freunde Badens Baden 1999 S 39 Local Nachrichten Exhumirung In Badener Zeitung Nr 74 1897 XVII Jahrgang 15 September 1897 S 3 Mitte online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung bzt Maurer 2008 S 53 Maurer 2008 S 54 Anmerkungen Bearbeiten Die Errichtung eines monumentalen Grabdenkmales stiess im Badener Gemeinderat auf Vorbehalte Es wurde als Alternativprojekt ein Denkmal in der Stadt vorgeschlagen unter anderem ein monumentaler Brunnen auf dem Platz vor der Stadtpfarrkirche ein Vorhaben des Wiener Architekten Eugen Fassbender 1854 1923 dem die ungeklarte Wasserfrage entgegenstand Siehe Gemeinde Ausschuss der Stadt Baden Offentliche Sitzung vom 30 Juni 1898 Errichtung eines Grabdenkmales fur Ritter von Strassern In Badener Zeitung Nr 53 1898 XVIII Jahrgang 2 Juli 1898 S 2 Mitte unten online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung bzt47 99678 16 23797 Koordinaten 47 59 48 N 16 14 17 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtpfarrfriedhof Baden amp oldid 238236034