www.wikidata.de-de.nina.az
Die Stadthalle ist ein Lubecker Lichtspielhaus und gegenwartig das alteste bespielte Kino der Stadt Die Stadthalle Inhaltsverzeichnis 1 Stadthallen Theater 2 Nach dem Ersten Weltkrieg 3 Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit 4 Verkauf und Umbau 1994 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksStadthallen Theater BearbeitenAb etwa 1899 erwuchs der Wunsch nach der Schaffung eines grossen modern angelegten Saales mit einem Fassungsvermogen um die 2 000 Personen wie die Mainzer Stadthalle oder der Mannheimer Rosengarten Die Architekten Georg Runau Lubeck und Otto Kerwien Potsdam und andere ersannen 1899 eine Losung fur die Stelle des alten Tivoligartens Burgtor und 1901 fur die der Salzspeicher Holstenbrucke Beide wurden nicht realisiert Nun fand sich am dritten Stadteingang ein Grundstuck dessen Lage und Form den Ausschlag geben sollte der Concordia Garten Das Projekt wurde mit einem vorlaufigen Kapital von 800 000 M was vom Verein fur Musikfreunde nach kurzem um 500 000 M erhoht wurde unter Bildung eines aus 12 Personen bestehenden Konsortiums im Januar 1903 begonnen und nach nicht ganz 9 Monaten vollendet Rohbau Nach dem Entwurf Kerwiens oblag Runau die Leitung vor Ort Stadthalle 1904 nbsp Gartenansicht nbsp Foyer nbsp Grosser Festsaal nbsp Festsaal nbsp Beleuchtungskorper Altlubsche Kriegskogge im Festsaal der Stadthalle nbsp Strassenansicht um 1905Das Wohngebaude erhebt sich mit vier Stockwerken 43 m zur Strasse Muhlenbrucke 9 13 in die Hohe Es enthielt zehn Wohnungen heute Geschaftsraume der Greater Union International GmbH drei Laden eine Durchfahrt zum Garten und an der sudlichen Seite im Erdgeschoss das Restaurant und Eingangsvestibule fur die Festraume Die Fronten wurden mit Rathenower Steinen mittelalterlichen Formats im Sinne der norddeutschen Backsteingotik erbaut Es fuhr ein Fahrstuhl und zwei Kunstsandsteintreppen mit schmiedeeisern vergoldeten Gelandern fuhrten zu den Platzen des ersten Ranges Der Hauptsaal mit einer Flache von 926 m stand der Grosse nach in Deutschland an 17 Stelle Die Buhnenfassade kronte der Lubeckische Adler der von zwei Frauen Attribut der Schauspielkunst und Musik flankiert wurde Die Architektur der Festraume war bis auf den Beleuchtungskorper in modern stilisiertem Barock gehalten Ein architektonisches Motiv kehrt mehrfach wieder Es ist die Darstellung dreier vertikal gehaltener Striche siehe z B die Gartenansicht Sie stellen Stabbrunnen das Zeichen des Architekten dar Sie sollen die gottliche Dreifaltigkeit als das Symbol der wahren gottlichen Kunst andeuten Neben den Festraumen am Krahenteich mit Blick auf Lubeck liegt der 8 000 m terrassenformig angelegte Garten der fur Konzerte genutzt wurde Die Einweihung der Buhne geschah durch ein Gastspiel Lessing Minna von Barnhelm durch das Ensemble des Deutschen Theaters zu Hamburg am Sonntag den 23 Oktober Am Montag konzertierte der Verein der Musikfreunde und Donnerstag schloss ein Festessen in den Restaurationsraumen die Feierlichkeiten ab Lubeck hatte eine neue Sehenswurdigkeit Zeichnung fur den inneren Umbau in der Stadthalle 1907 nbsp Skizze 1 Querschnitt nbsp Skizze 2 Langsschnitt nbsp Skizze 3 Parterre nbsp Skizze 4 1 RangIn der Folgezeit erwies sich jedoch diese als bei weitem nicht so rentabel wie es die Planungen einst prophezeiten So erwies sich die Anordnung der Gesellschaftsraume als nicht so zweckmassig wie es fur einen gewinnbringenden Betrieb erforderlich war Zudem war der grosse Konzert und Theatersaal aufgrund seiner erheblichen akustischen Mangel nicht tragbar Nach Planen des Architekten Rudolph Wilken nach dessen Planen auch das Hansa Theater erbaut wurde wurde die Stadthalle umgebaut Fur eine bessere Akustik musste der Saal Skizze 1 verkleinert werden Dem Querschnitt ist zu entnehmen dass die tonnenartig gewolbte Decke durch eine gerade nur 13 m uber den Fussboden liegende ersetzt wurde Die tragenden Saulen wurden bis zum Deckenfries hochgefuhrt Dadurch wurde die Breite des Saals auf 19 5 m und die Lange von 36 auf 28 m verringert Skizze 2 Skizze 3 zeigt den Grundriss des umgebauten Saales im Parterre Die Sitzplatze in ihrer neuen Anordnung steigen reihenmassig von der Buhne weg und von der Mitte zu den Seiten Der Grundriss des ersten Ranges zeigt Skizze 4 Er wurde bis an die Buhnenoffnung vorgeschoben Auch hier war die hintere Reihe gegenuber der Vorderen hoher Die Decke wurde in Kassettenteilung in Holz eingebaut Dies diente der Dammung und Absorbierung des Schalls Die Turen zum Foyer wurden ersetzt und die Beleuchtung durch 4 Bogenlampen und in die Kassetten verteilte Gluhbirnen ersetzt Vom Theaterausgang wurde ein unmittelbarer Zugang zum Restaurant geschaffen Der Garten wurde vollig neu angelegt und mit einem Wandelgang am Wasser versehen Im August 1915 geriet der Betreiber in finanzielle Schwierigkeiten die Stadthalle wurde von der Hansestadt Lubeck ubernommen Fur die langfristige Nutzung des im Unterhalt ausserst kostspieligen Gebaudes bestand jedoch zunachst kein Konzept Selbst der Umbau zu einem Hallenbad wurde in Erwagung gezogen Die Verpachtung an ein Theaterunternehmen schied aus da man Konkurrenz fur das Stadttheater befurchtete Nach dem Ersten Weltkrieg BearbeitenErst im Februar 1919 fand sich ein fur die Stadt Lubeck akzeptabler Pachter Die James Henschel GmbH ein Tochterunternehmen der Universum Film AG das mehrere Kinos in Hamburg betrieb und zudem ein bedeutender Filmverleih im norddeutschen Raum war ubernahm die Stadthalle als Lichtspielhaus Im Pachtvertrag behielt sich die Stadt vor Einfluss auf das Kinoprogramm zu nehmen und erhielt als Eigentumer des Gebaudes das Recht die Stadthalle gegebenenfalls fur eigene Veranstaltungen nutzen zu konnen Nachdem die notwendigen Umbauten vollendet waren fand am 19 September 1919 die Eroffnung der Stadthallen Lichtspiele statt die mit 1200 Platzen das grosste Kino Lubecks waren Im Unterschied zu den bis dahin bestehenden Kinos der Stadt galt ein Besuch der als vornehmer empfundenen und zudem obrigkeitlich kontrollierten Stadthalle von Anfang an als respektable Unterhaltung und nicht als anspruchslose bis anruchige Zerstreuung fur die Unterschicht Im September 1929 verzichtete Henschel auf die Verlangerung des Pachtvertrags Sein Partner der Hamburger Geschaftsmann Wilhelm Markmann benotigte wegen der anstehenden kostspieligen Umrustung auf Tonfilmapparaturen und fur die dringend notwendige Renovierung der Stadthalle neue Teilhaber Er gewann den Lubecker Kaufmann Leopold Gonser und den Musikalienhandler Ernst Robert Robert schied nach wenigen Jahren wieder aus der Teilhaberschaft aus und Markmann trat geschaftlich nur noch selten in Erscheinung so dass die Leitung des Lichtspielhauses in den folgenden Jahrzehnten alleine bei Gonser lag Mit dem neu gewonnenen Kapital wurden die Stadthallen Lichtspiele 1930 zu einem Tonfilmkino umgerustet 1934 folgte eine umfassende Modernisierung wobei auch die mittlerweile als altmodisch empfundenen reichhaltigen Stuckverzierungen und Dekorationen die noch aus der Zeit der ursprunglichen Nutzung als Theater stammten entfernt wurden Neben einem zeitgemasseren Erscheinungsbild versprach man sich davon eine Verbesserung der nach wie vor unbefriedigenden Akustik die jedoch nicht eintrat 1938 angesichts der Konkurrenz des Delta Palastes banden sich die Stadthallen Lichtspiele als sogenanntes Regietheater eng an die Universum Film AG da es nur auf diese Weise moglich war die publikumswirksamen Produktionen des Konzerns zu erhalten die fur ein Kino dieser Grosse unverzichtbar waren Die Stadthalle wurde vertraglich verpflichtet 8 der Einspielergebnisse an die Ufa abzutreten und erhielt im Gegenzug gunstigere Verleihkonditionen als unabhangige Lichtspielhauser Dank der bevorzugten Behandlung durch den Ufa Konzern wurde die Stadthalle wieder zum fuhrenden Kino Lubecks Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit BearbeitenDer britische Bombenangriff vom 28 29 Marz 1942 der grosse Teile der historischen Lubecker Altstadt vernichtete traf auch die Stadthalle Der Kinosaal wurde zerstort wahrend der vordere Teil des Gebaudes mit dem Foyer nur verhaltnismassig geringe Schaden davontrug Eingangshalle und Foyer wurden zum behelfsmassigen Saal umgebaut noch im selben Jahr wurde das Kino als Not Lichtspiel Theater Stadthalle mit 400 Platzen wiedereroffnet Nach der Besetzung Lubecks durch britische Streitkrafte am 2 Mai 1945 wurde die Stadthalle beschlagnahmt und diente als Victory Cinema ausschliesslich britischen Soldaten und ihren Familien 1947 wurde sie Leopold Gonser zuruckerstattet und die Betriebserlaubnis als unabhangiges Kino erteilt 1951 begann die Errichtung eines neuen Saals unterstutzt durch zweckgebundene Mittel des Landes Schleswig Holstein fur die Beseitigung von Kriegsschaden Entsprechend den Interessen der Stadt Lubeck die nach wie vor Eigentumerin der Stadthalle war entstand ein in erster Linie als moderne Kongress und Konzerthalle mit 1011 Platzen konzipierter Bau dessen tatsachliche Hauptnutzung als Kino zahlreiche Kompromisse erforderte Der neue Pachtvertrag mit Gonser war inhaltlich nahezu identisch mit dem 1919 mit Henschel geschlossenen Die Stadt liess sich das Recht zusichern die Stadthalle jahrlich fur 10 Kongresse 18 kulturelle Veranstaltungen sowie eine beliebige Anzahl sonstiger Grossveranstaltungen nach Bedarf nutzen zu konnen Die Doppelnutzung der Stadthalle erwies sich in den Folgejahren als problematisch da die Akustik des Kompromissbaus weder fur Konzerte noch Filmvorfuhrungen ideal war Fur Kongresse wurde sie so gut wie nie verwendet Nach Leopold Gonsers Tod im Dezember 1953 ubernahmen seine Tochter Barbara und ihr Ehemann Kurt Bovensiepen die Leitung der Stadthallen Lichtspiele die durch die notige Berucksichtigung von Veranstaltungswunschen der Stadt und die ungunstigen Konditionen die unabhangige Lichtspielhauser gegenuber Kinoketten von Filmverleihern erhielten kompliziert wurde Als zu Beginn der 1960er Jahre unter anderem durch die zunehmende Verbreitung des Fernsehens die Zuschauerzahlen in den Kinos abnahmen war eine Verkleinerung des Kinosaales aufgrund der Doppelnutzung nicht moglich und auch ein starker ausgewahltes Filmprogramm liess sich nicht umsetzen da der grosse Saal zur Kostendeckung die Vorfuhrung von Mainstream Filmen mit entsprechender Auslastung notwendig machte Im April 1973 gab Barbara Bovensiepen die Stadthallen Lichtspiele an die Kinobetreiber Albert Kieft und Wilhelm Griesshammer als neue Pachter ab die das Lichtspielhaus trotz zuruckgehender Attraktivitat und sinkenden Zuspruchs beim Lubecker Kinopublikum in den folgenden Jahrzehnten weiterbetrieben 1991 wurde im 1951 errichteten Kinosaal Asbest entdeckt was eine Fortfuhrung des Kinobetriebs unmoglich machte Die Stadthallen Lichtspiele wurden daraufhin geschlossen Verkauf und Umbau 1994 Bearbeiten1992 erwarb die nunmehr in Lubeck ansassige Kieft Gruppe die Stadthalle von der Hansestadt Lubeck Der asbestbelastete Kinosaal wurde in den folgenden zwei Jahren komplett entkernt Nach Abschluss dieser Arbeiten entstand im Rahmen einer vollstandigen Modernisierung eine Kinoanlage mit sieben Salen verschiedener Grosse und insgesamt 1570 Sitzplatzen Die umgebaute Stadthalle nunmehr unter dem Namen CineStar Filmpalast Stadthalle wurde 1994 wiedereroffnet und ist seit Schliessung des Capitols im Fruhjahr 2006 das derzeit alteste betriebene Lubecker Lichtspieltheater Siehe auch BearbeitenListe der Lubecker KinosLiteratur BearbeitenPetra Schaper Kinos in Lubeck Verlag Graphische Werkstatten GmbH Lubeck 1987 ISBN 3 925402 35 7 Vaterstadtische Blatter Lubeck den 30 Oktober 1904 Artikel Der Neubau der Stadthalle Vaterstadtische Blatter Lubeck den 14 April 1907 Artikel Der Umbau der Stadthalle Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadthalle Lubeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Architekturburo Tillmann Umbau der Stadthalle Lubeck53 860444444444 10 690305555556 Koordinaten 53 51 37 6 N 10 41 25 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadthalle Lubeck amp oldid 237549256