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St Martin auf Kirchbuhl ist eine der altesten Kirchen im Schweizer Kanton Luzern Sie steht im Sempacher Weiler Kirchbuhl auf einer Anhohe uber dem Sempachersee St Martin auf Kirchbuhl Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte Funktion 2 Baugeschichte Aussenbau 3 Innenraum Fresken 4 Ausstattung 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte Funktion Bearbeiten1234 ist St Martin auf dem Kirchbuhl erstmals urkundlich bezeugt der Bau ist jedoch nachweislich alter 1275 wird sie als reichste Kirche des Dekanats genannt 1288 befand sie sich im Besitz von Kloster Murbach in den Vogesen das sie 1420 dem Kloster St Leodegar im Hof in Luzern abtrat Vom 13 Jahrhundert bis 1832 war St Martin auf dem Kirchbuhl Pfarrkirche von Sempach Doch wegen seiner abseitigen Lage ausserhalb der Stadtmauern am Sudhang des Eichbergs ca 30 Minuten Anstieg vom Zentrum Sempach etablierte sich bereits 1275 die Konkurrenzkirche St Stefan in der Stadt Der Leutpriester wohnte bereits im Spatmittelalter teilweise nicht mehr auf dem Kirchbuhl Dennoch blieb die Mutterkirche Pfarrei von Sempach auch nach der Reformation jedoch wurden im 17 Jahrhundert die hier gefeierten Messen immer seltener Am Ende setzte sich St Stefan 1831 geweiht als neue Pfarrei von Sempach durch 1832 wurde dann auch der Friedhof von St Martin in die Stadt verlegt und mit diesem Schritt die Kirche ganzlich aufgegeben Baugeschichte Aussenbau BearbeitenGemass Ausgrabungen von 1958 steht die sich heute als romanisch gotischer Mischtypus darstellende Kirche auf den Fundamenten eines romischen Gutshofs sowie eines weiteren spatromischen quadratischen Baus unklarer Funktion Von einem fruhromanischen Vorgangerbau 10 11 Jh ist ein Teil des einschiffigen Langhauses mit zugemauerten kleinen Rundbogenfenstern sowie eine ehemalige Pforte noch erkennbar In spatromanischer Zeit 12 13 Jh wurde das Schiff verlangert und erhoht sowie der Turm errichtet Dieser Kasbissenturm bis zur Hohe des Kirchenschiffs aus Sandstein daruber aus Bruchstein ist auffalligster Blickfang des Kirchenbaus Der dreiseitig geschlossene spatgotische Chor mit Masswerkfenstern wurde im spaten 16 Jahrhundert angebaut ein Gewolbeschlussstein ist 1583 datiert und mit den Initialen PB signiert In der gleichen Bauphase wurde dem Turm unter Wiederverwendung alterer Bauteile gekuppelte Doppelfenster Teile des Gewandes ein Glockengeschoss aufgesetzt Ein Beinhaus am Eingang des Kirchhofs quadratischer spatgotischer Bau 1575 geweiht gehort ebenfalls in diese Epoche 1903 1905 wurden unter der Leitung des Kunsthistorikers Robert Durrer zwei ubertunchte Schichten Fresken freigelegt hochgotische um 1300 sowie Teile aus mehreren Ubermalungen im 15 Jahrhundert 1951 bis 1962 fuhrte die lokale Vereinigung Pro Kirchbuhl weitere Restaurierungen durch und finanzierte archaologische Grabungen Zudem wurden 1964 von dem Sempacher Kunstschlosser Ineichen die auf dem verwahrlosten Friedhof noch vorhandenen schmiedeeisernen Grabkreuze restauriert und auf den alten Grabern wiederaufgestellt Bei der letzten Sanierung 1989 1991 wurde die gesamte Innenausstattung gereinigt Die unter Denkmalschutz stehende Anlage ist unter Sempach als A Objekt im Schweizerischen Inventar der Kulturguter von nationaler und regionaler Bedeutung eingetragen Innenraum Fresken Bearbeiten nbsp Nordwand Fresko Holle um 1300 Die Wande des einschiffigen Langhauses Saalraum Holzdecke erneuert sind vollstandig mit Fresken ausgemalt Trotz ihres sehr rudimentaren Erhaltungszustandes und der teilweisen Zerstorung durch das erst spater erfolgte Ausbrechen der Fenster liegt in den fruhen Fresken um 1300 in ihrer Vollumfanglichkeit da es aus dieser Zeit in dieser Region nur noch wenige Beispiele gibt eine hohe kulturhistorische Bedeutung fur den Kanton Luzern Die folgenden Darstellungen der fruhen Fresken sind noch in Umrissen und Teilen erhalten An der Westwand oben Christus und Maria flankiert von der Heiligen Katharina mit Schwert und Rad links und einem nicht mehr identifizierbaren Monch und Bischof rechts Die Zone darunter ist zerstort An der Nordwand tragt der Erzengel Michael die Seelenwaage Rechts fullt der Teufel die rechte Schale mit Sacken links die Muttergottes die Schale mit guten Werken Darunter ist die Holle dargestellt Neben dem grossen Teufel rechts sind ein Damon der einen Verdammten mit etwas futtert und ein weiterer kleiner Teufel der eine Gestalt am Spiess tragt noch gut zu erkennen Rechts daneben fullt ein grossformatiger Heiliger Christophorus die ganze Innenwandzone Neben dem Fenster folgt dann rechts die Geburt Christi Maria auf der Bettstatt mit Christuskind in der Krippe Josef und ein Hirte mit Hund Darunter finden wir eine nicht mehr identifizierbare Heilige einen Abt oder Bischof eine zelebrierte Messe an einem Altar und eine Apostelversammlung darunter ist Petrus mit dem Schlussel gut erkennbar Ein fur die Schweiz fruhes ikonografisches Motiv an der Sudwand ist eine Begegnung der drei Lebenden und der drei Toten nach einer aus dem 13 Jahrhundert stammenden Legende dargestellt Drei edel gekleidete junge Manner gingen uber den Friedhof Dort begegneten sie drei ausgemergelten Gestalten in Fetzen einst vornehmer Gewander Sie grussten Was Ihr seid waren wir auch und was wir sind werdet Ihr bald sein Sie sagten es und verschwanden 1 Wegen des erst spater ausgebrochenen Fensters links sind von der Darstellung nur noch eine der drei Lebenden sowie die drei Toten erhalten Unterhalb dieses Freskos sind Passionsszenen dargestellt Christus an der Geisselsaule Dornenkronung Kreuzigung und rechts daneben eine nicht mehr identifizierbare Szene gelegentlich als Paradiespforte gedeutet Da die fruhen Fresken im 15 Jahrhundert mehrmals ubermalt wurden wurden bei der Restaurierung 1901 1903 auch einige Teile dieser zweiten spatgotischen Schicht freigelegt In ihrem defizitaren Erhaltungszustand sind diese Fresken von untergeordneter kunsthistorischer Bedeutung An der Sudwand sind fragmentarisch Szenen aus dem Alten Testament auszumachen u a Moses mit den Gesetzestafeln vor dem Chorbogen d h neben dem fruhen Christophorus an der Nordwand Auferstehung Frauen am Grabe Christus in der Vorholle und Begegnung mit Maria Magdalena Mitten im Feld des fruhen Christophorus Grossfreskos sind Reste einer Schopfungsdarstellung freigelegt worden Der spatgotische Chor zuganglich durch einen Spitzbogen weist ein Kreuzrippengewolbe auf Uber dem Chorbogen ist eine Verkundigungsszene dargestellt Gabriel links Maria rechts des Bogens Die gut restaurierten Gewolbefresken die vier Kirchenvater mit Laubkranzen und die vier Evangelistensymbole sowie die paarweise in den Schildbogen abgebildeten 12 Apostel stammen aus der Entstehungszeit des Chors spates 16 Jahrhundert Ausstattung Bearbeiten nbsp St Martin auf Kirchbuhl spatgotischer Chor mit Hochaltar und Fresken Evangelistensymbole Apostel Die spatgotische Ausstattung geht weitgehend auf das 16 Jahrhundert zuruck Im Gegensatz zu den meisten Kirchen der Region wurde St Martin in Kirchbuhl nicht barockisiert moglicherweise da sie ihre Bedeutung als Pfarrei im 17 18 Jahrhundert bereits zu Gunsten von St Stefan in Sempach Stadt eingebusst hatte Die drei gotischen Altare haben ihre ursprunglichen Seitenflugel und Gesprenge verloren Dies hat zu der Annahme gefuhrt sie seien beim Neubau des Chors von St Stefan auf den Kirchbuhl versetzt worden was aber nicht bewiesen ist Den linken Seitenaltar pragt im Schrein eine Pieta flankiert von Antonius und mutmasslich Walburga nach anderer Interpretation Odilia Hierbei handelt es sich um Schnitzwerke eines namentlich unbekannten doch durch diverse Vergleichsstucke stilistisch identifizierbaren Luzerner Meisters Das Predella Gemalde zeigt Christus zwischen zwei Engeln eine besonders qualitatsvolle Darstellung ohne Vergleichsbeispiel in der Luzerner Region Der rechte Seitenaltar zeigt im Schrein die Kreuzigung Christi mit Maria Johannes und Maria Magdalena im Stil des Luzerner Bildschnitzers Jorg Keller Das Predella Gemalde bildet das von zwei Engeln getragene Schweisstuch Christi ab Auf den Seitenflugeln erscheinen die Ritterheiligen Moritz und Ursus von Solothurn sie sind 1515 datiert und gehoren stilistisch in den Umkreis des 1512 1513 in Luzern nachgewiesenen Meisters Christoph Bockstorfer bzw seiner Werkstatten Der Hochaltarschrein mit dem Patronatsheiligen Martin im Bischofsornat der seinen Mantel dem Bettler reicht flankiert von Barbara und Maria Magdalena wirkt durch seine im 19 Jahrhundert hinzugefugte Baldachin Fassung stilistisch heterogen Die Gemalde der Seitenflugel zeigen Joachim und Anna selbdritt aussen und Jakobus der Altere und Ursula innen Diese Seitenflugel standen bis zur Restaurierung in den 1950er Jahren im Beinhaus Aus dem ausgehenden 15 bzw 16 Jahrhundert stammen ferner das Chorbogen Kruzifix die Muttergottes und ein Heiliger Laurentius im Chor Zwei Ausstattungsstucke des romanischen Vorgangerbaus ein kleines Bronzekruzifix integriert in ein Vortragekreuz des 17 Jahrhunderts sowie eine holzerne Madonna befinden sich in Museen Rathaus Sempach bzw Landesmuseum Zurich Literatur BearbeitenUta Bergmann Kirchbuhl bei Sempach Schweizerische Kunstfuhrer Nr 504 Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 1992 ISBN 3 85782 504 9 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Georg Wehrens Der Totentanz im alemannischen Sprachraum Muos ich doch dran und weis nit wan Verlag Schnell amp Steiner Regensburg 2012 S 26 ISBN 978 3 7954 2563 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin auf Kirchbuhl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien St Martin auf Kirchbuhl auf der Website der Stadt Sempach47 145206 8 186662 Koordinaten 47 8 42 7 N 8 11 12 O CH1903 656738 221851 Normdaten Geografikum GND 1251257046 lobid OGND AKS VIAF 3306164479552726210006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin auf Kirchbuhl amp oldid 231980518