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Die Sprengstofffabrik Ueckermunde war eine von zwei benachbarten Sprengstoffwerken bei Ueckermunde und Torgelow im heutigen Mecklenburg Vorpommern die im Rahmen der Aufrustung und Kriegsvorbereitung des nationalsozialistischen Deutschen Reiches ab 1936 errichtet wurden Die Tarnbezeichnungen fur beide Fabriken lauteten See I und See II nicht zu verwechseln mit dem Seewerk einer 1940 bis 1945 gebauten Fabrik fur Kampfstoffe bei Falkenhagen in Brandenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauten 3 Heutiger Zustand 4 Literatur 5 Fussnoten und Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenSeit 1936 wurde unter dem Tarnnamen See I im Wald zwischen Ueckermunde und Eggesin im Auftrag und finanziert durch die Wehrmacht eine private Sprengstoff Fabrik errichtet Die Wehrmacht als Auftraggeber verbarg sich dabei gemass dem Montan Schema hinter den irrefuhrenden Firmenbezeichnungen Verwertungsgesellschaft fur Montanindustrie GmbH und Gesellschaft m b H zur Verwertung chemischer Erzeugnisse kurz Verwertchemie Im Waldgebiet ostlich der Uecker und nordlich der Randow wurde nach gleichem Muster unter dem Tarnnamen See II ein Werk der DSC Deutsche Sprengchemie GmbH einer Tochtergesellschaft der WASAG Westfalisch Anhaltische Sprengstoff AG heute H amp R WASAG gebaut Die Herstellung von Sprengstoff durch die DSC begann 1938 Produziert wurde bis Anfang April 1945 hauptsachlich POL Pulver Pulver ohne Losungsmittel das als Treibladung fur Munition diente Im August 1944 fand ein alliierter Bombenangriff statt Am 27 April 1945 besetzte die Rote Armee die Anlagen Nach Kriegsende wurde eine umfassende Demontage grosstenteils durch zwangsarbeitende Frauen aus dem Landkreis und Sprengung der Werksanlagen durchgefuhrt Wahrend der Produktion kamen im Werk durch Betriebsunfalle Bombenangriffe und Uberlastung fast 400 Menschen ums Leben Auf dem Gelande in Torgelow Spechtberg wurde ab 1952 eine Kaserne der Volkspolizei errichtet Nach 1960 entstand auf dem Gelande der DSC Werke ein wenig genutzter Truppenubungsplatz in Jagerbruck Bauten BearbeitenZum Sprengstoffwerk See II gehorten verschiedene Zufahrtsstrassen ein eigener Bahnanschluss und mehrere aus Sicherheitsgrunden weit voneinander abgesetzte Fertigungsstatten zur Herstellung von Nitrocellulose Nitroglyzerin und Schwarzpulver sowie zur Gewinnung hochkonzentrierter Sauren Zusatzlich wurden Gebaude fur chemische Labore und Tests gebaut Das Werk wurde von drei Kraftwerken und einem Wasserwerk versorgt Alle Bauten wurden massiv gemauert oder aus Stahlbeton errichtet Zwischen den Anlagen wurden zahlreiche Bunker mit bis zu 90 cm dicken Wanden errichtet Zusatzlich zu den Produktionsanlagen wurden rund um das Werk Siedlungen fur die Arbeiter angelegt Ein Arbeiterlager befand sich in Eggesin westlich des Werkes Weiter entfernt in Torgelow sudwestlich der Anlage und am Ortsrand von Ueckermunde Eckbusch wurden Siedlungen fur leitende Angestellte und Facharbeiter erstellt Im abseits liegenden Ortsteil Spechtberg wurde ein zusatzliches Arbeiterlager mit Holzbaracken gebaut Die Anlage See II war streng bewacht und wurde geheim und getarnt betrieben Neben den festangestellten Ingenieuren und Facharbeitern mussten hier tausende Deutsche und auslandische Zwangsarbeiter arbeiten Die extrem harte Arbeit wurde haufig von Frauen ausgefuhrt Heutiger Zustand BearbeitenDie ehemalige Kaserne der Volkspolizei wird heute von der Panzergrenadierbrigade 41 der Bundeswehr genutzt In Torgelow wurde 1946 auf dem Gelande einer Wohnsiedlung ein psychiatrisches Pflegeheim errichtet Die Gebaude wurden 1998 von Kursana saniert und rekonstruiert Die Waldsiedlung genannte Betreuungseinrichtung fur psychisch kranke Menschen liegt vom Kiefernwald umgeben am Ausgang von Torgelow in Richtung Anklam 1 In Eggesin wird die Wohnsiedlung heute unter dem Namen Wohngebiet Karl Marx Strasse betrieben Die eigentlichen Produktionsanlagen sind tief in der Ueckermunder Heide verborgen Die Ruinen der fruheren Produktionsanlagen sind vielfach zwischen Birken und Fichten sichtbar Das Gelande gilt heute als unbewachtes militarisches Sperrgebiet es wird durch eine Hochspannungs Trasse durchschnitten Bei Untersuchungen wurden zahlreiche Schadstoffe gefunden Literatur BearbeitenLandesarchiv Greifswald inklusive Online Recherche Dietmar Materna Tarnname See Ein Bericht uber zwei ehemalige Werke der Pulver und Sprengstofferzeugung im Kreis Ueckermunde Milow 2000 ISBN 3 933978 30 0 Dietmar Materna Briefe gegen das Vergessen ehemalige Zwangsarbeiter erinnern sich Stadt Ueckermunde Ueckermunde 2001 Der Primer Forderverein Gustrow e V Gustrow 2001 Fussnoten und Einzelnachweise Bearbeiten torgelow de Historische Sehenswurdigkeiten Waldsiedlung abgerufen am 12 November 2014 Weblinks BearbeitenAuszug aus Tarnname See von D Materna PDF Datei 761 kB Geschichte von Ueckermunde Chronik von Eggesin Tarnname See I amp See II Bilder vom Werk See I Bilder vom Werk See II Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sprengstofffabrik Ueckermunde amp oldid 238867708