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Spitzkarren sind eine Karrenstruktur erster Ordnung Sie entstehen in Karstgebieten durch Losungsverwitterung Unter tropischen Bedingungen gebildete Spitzkarren im Tsingy de Bemaraha Strict Nature Reserve in Madagaskar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Vorkommen 3 1 Ausgangsgesteine 3 2 Environments 4 Entstehung 5 Beispiele 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 LiteraturGeschichte BearbeitenDie wissenschaftliche Beschreibung von Spitzkarren engl pinnacles Zinnen beginnt im Jahr 1900 mit M Eckert 1 Ihm folgen unter vielen anderen Autoren Jovan Cvijic im Jahr 1924 C E Wilford amp J R D Wall 1965 M M Sweeting 1979 sowie M W Longman amp D N Brownlee 1980 Eine Definition war 1951 von Alfred Bogli erbracht worden 2 Beschreibung BearbeitenSpitzkarren bilden im Karst nach oben spitz projektilartig zulaufende Pyramiden Die Strukturen treten gewohnlich nicht vereinzelt auf sondern formen Ansammlungen Die einzelnen Pyramiden werden durch miteinander vernetzte Furchen oder beckenartige Vertiefungen voneinander abgegrenzt Die Einzelpyramiden sind an ihrer Basis selten breiter als 2 Meter Gruppierungen konnen jedoch recht grosse Komplexe im Dekameterbereich und mehr hervorbringen Die steilen Seitenpartien bestehen aus mehreren konvexen bis flachen Facetten die sich an scharfen Graten beruhren und nach oben in einer Spitze zusammenlaufen Auch Formen mit mehr als nur einer Spitze kommen vor Gewohnlich bilden sich auf den Facetten Rillenkarren und manchmal auch Losungsrippeln engl solution ripples Die Hohe von Spitzkarren liegt gewohnlich im Meterbereich kann aber unter tropischen Bedingungen in den Dekameterbereich ubergehen Vorkommen BearbeitenAusgangsgesteine Bearbeiten Spitzkarren bilden sich gewohnlich in Karbonatgesteinen Kalkstein und Dolomit Sie sind aber auch in Salzgesteinen Steinsalz beschrieben worden 3 sehr ahnliche Strukturen konnen selbst in verwitterten Graniten angetroffen werden 4 Die so genannten Penitentes Ablationsstrukturen im Eis sind Spitzkarren ebenfalls sehr ahnlich 5 Environments Bearbeiten Spitzkarren treten in drei verschiedenen Environments auf im Inlandkarst auf nacktem Fels vor allem im Hochgebirge im Inlandkarst unter Bodenbedeckung im Kustenbereich in der intertidalen und supratidalen Zone Die unter Bodenbedeckung gebildeten Spitzkarren sind im Vergleich zu den im Freien entstandenen Formen wesentlich unregelmassiger und besitzen auch keine scharfkantigen Facetten 6 Ihre Oberflachen sind generell glatter und abgerundeter Ihre Seiten konnen von steilstehenden Rundkarren uberpragt werden Am unregelmassigsten von allen Formen sind die auf Kalken im Kustenbereich gebildeten Spitzkarren 7 litorale Karren Es handelt sich bei ihnen um wahllos zerfurchte pyramidale Massen deren Seiten Uberhange aufweisen konnen und deren Relief durch Napfe und Locher sehr aufgeraut wird Auch finden sich zwischen ihnen wesentlich mehr Kamenitzas als bei den beiden anderen Spitzkarrenformen Sie konnen bis einen Meter hoch werden sind aber meist wesentlich niedriger Entstehung BearbeitenSehr wahrscheinlich stellt die Entstehung von Spitzkarren eine Weiterentwicklung der Evolution Flachkarren Kluftkarren dar unter Bodenbedeckung oder auch im Freien Fortgesetztes Einwirken von Niederschlagen auf von Kluftkarren begrenzte Flachkarren verbreitert die Kluftkarren mehr und mehr so dass die dazwischenliegenden Flachkarrenareale in ihrer Ausdehnung allmahlich zuruckweichen und letztendlich auf einen Punkt Spitze reduziert werden Ubrig bleibt die projektilformige Spitzkarre Dieser Entwicklungsprozess konnte experimentell in Ablationsexperimenten an Gesteinsprismen nachvollzogen werden 8 Die Evolutionsreihe kann etwas abgekurzt aber auch uber das Zwischenstadium von unter Bodenbedeckung gebildeten Saulen englisch pillars erfolgen die nach Abtragung ihrer schutzenden Bodenschicht wieder der normalen atmospharischen Losungsverwitterung ausgesetzt sind zu beobachten beispielsweise im Palaokarst des Cerro del Hierro in Andalusien dessen eisenreiche Bodenschicht abgebaut worden war Die im Tropenraum insbesondere in Sudostasien recht haufig anzutreffenden Kalkstein Zinnen haben diesen Weg eingeschlagen Die ihnen sehr ahnlich wirkenden Kalkfallungszinnen im Nambung National Park in Westaustralien sind kein Karstphanomen sondern durch Ausfallung von Kalk mit anschliessender Winderosion entstanden Eine andere Evolutionsreihe verlauft moglicherweise uber Kamenitzas die sich sukzessive verbreitern und mehr und mehr nach unten vordringen Dies wurde hauptsachlich bei Spitzkarren im Kustenbereich gelegentlich aber auch bei Inlandformen beobachtet Beispiele BearbeitenSpitzkarren treten weltweit auf etwa am 1642 m hohen Matajur in den julischen Alpen nordostlich von Udine Italien Schone Beispiele fur litorale Karren finden sich an der Gower Coast in Wales Sehr grosse Kalkstein Zinnen und Saulen haben sich unter subtropischen Bedingungen in Shilin und im Lunan Stone Forest in Yunnan in Sudchina gebildet Siehe auch BearbeitenKarre Rinne KarstEinzelnachweise Bearbeiten M Eckert Wiss Erganzh Z Dtsch Osterr Alpenver Band 31 1900 S 52 60 Alfred Bogli Geogr Helv Band 6 1951 S 191 204 L Jakucs Morphogenetics of Karst Regions Hilger Bristol 1977 W Klaer Petermanns Geogr Mitt Erganzh Nr 261 1956 S 146 L Lliboutry Traite de la Glaciologie Band 2 Masson Paris 1965 F Bauer Actes 2nd Congr Int Speleol Band I 1962 S 299 328 R G Ley Z Geomorphologie Band 32 1979 S 75 89 D T Williams AIAA J Band 1 1963 S 2384 2385 Literatur BearbeitenJ R L Allen Sedimentary structures their character and physical basis Elsevier 1984 ISBN 0 444 42232 3 Helmut Blume Das Relief der Erde ein Bildatlas Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 432 99242 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spitzkarre amp oldid 224936553