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Spielgattung gelegentlich auch Spielegattung oder franzosisiert Spielgenre ist ein Fachbegriff der Spielwissenschaft zur Systematisierung und Kategorisierung der vielfaltigen Formen des Spiels Mit dem Begriff Spielgattung werden Spiele zusammengefasst die ein gemeinsamer Grundgedanke eint Innerhalb jeder Spielgattung bzw unterhalb dieser Ebene bilden sich wiederum Unterformen die ein gemeinsamer engerer Spielgedanke verbindet Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Charakter 3 Systematisierungen 4 Gattungsbeispiele 5 Literatur 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenBei dem Begriff Gattung oder Genre handelt es sich um einen sogenannten Oberbegriff der seinerseits mehrere sogenannte Unterbegriffe subsumiert So umfasst beispielsweise die Spielgattung Bewegungsspiele Unterformen mit Unterbegriffen wie Laufspiele oder Hupfspiele die sich ihrerseits weiter etwa in Fangspiele bzw Seilhupfspiele und andere verwandte Spiele aufgliedern Das Einzelspiel das in der Regel ebenfalls mit einem eigenen Namen versehen wird bildet den Ausgangspunkt dieser Hierarchisierung Bei der Klassifizierung von Computerspielen wird bisweilen das Fremdwort Genre bevorzugt zur ausfuhrlichen Darstellung der Genres siehe Computerspielgenre Charakter BearbeitenEine Spielgattung bestimmt sich uber ihren charakterisierenden gemeinsamen Grundgedanken und die daraus erwachsenden Regeln unter denen die Spiele gestaltet werden 1 So charakterisiert etwa das Stichwort Abenteuer die Gattung Abenteuerspiele das des Glucks die Glucksspiele das der Hame die Hamespiele Dabei lassen sich die Gattungen nicht immer eindeutig und in Ganze voneinander abgrenzen Vielmehr sind aufgrund der Vielschichtigkeit des Spielens und der Moglichkeit sie unter verschiedenen Aspekten zu betrachten haufig auch Uberschneidungen zwischen den definierten Gattungen zu finden Die Gattungseinteilung bezieht sich lediglich auf den ubergreifenden Kerngedanken des jeweiligen Spieltypus Einteilungen konnen aber unter arbeitstechnischen Aspekten auch nach der Spielweise dem Spielgelande dem Spielgerat oder anderen Gesichtspunkten getroffen werden Systematisierungen BearbeitenEinfache Spielesammlungen fur den alltaglichen Gebrauch ordnen ihr Spielangebot haufig aus praktischen Anwendungsgrunden schlicht nach Spielgerat Ballspiele Kreiselspiele Wurfelspiele etc Material Schneespiele Wasserspiele Sandkastenspiele etc Spielgelande Freiluftspiele Hallenspiele Stubenspiele Brettspiele Waldspiele etc Beanspruchungsform Denkspiele Bewegungsspiele Kooperationsspiele etc Gruppenbildung Partnerspiele Parteienspiele Mannschaftsspiele etc Spielintensitat besinnliche Spiele Raufspiele Kampfspiele etc Tatigkeit Bastelspiele Malspiele Laufspiele Hupfspiele etc Organisationsform Kreisspiele Pendelspiele Versteckspiele etc Lerngebiet Lesespiele Rechenspiele Legespiele etc oder weiteren alltagsnahen Gesichtspunkten 2 3 Die Spielwissenschaftler Siegbert A Warwitz und Anita Rudolf systematisieren die Fulle moglicher Spielformen gattungsmassig nach Sinngebungen also entsprechend dem jeweils zentralen Spielgedanken In ihrem Buch Vom Sinn des Spielens erlautern sie zudem wie die veranderte Sinngebung Spiele in ihrem Charakter und entsprechend in ihrer Zugehorigkeit zu einer bestimmten Spielgattung verandern kann 4 Das einfache Spiel mit dem Preckel gehort beispielsweise nach seinem Spielgerat und seiner ursprunglichen Verwendung zunachst zu den Kreiselspielen im Gattungsrahmen der Bewegungsspiele Durch eine neue Sinngebung und eine Veranderung des Spielgedankens kann es aber auch zu einem Kriegsspiel oder einem Abenteuerspiel werden und sich damit einer anderen Spielgattung zuordnen Wenn der Preckel nicht mehr nur zum Kreiseln als Tanzknopf dient sondern in einen Wettbewerb mit anderen Preckeln gestellt wird bei dem er an einen konkurrierenden Mitspieler verloren gehen kann wird das Kreiselspiel zum risikohaltigen Abenteuerspiel Wenn das Spielzeug gepanzert wird um es gegen Luftangriffe durch feindliche Preckel die es beschadigen oder gar zerstoren wollen zu schutzen und Spielgruppen unter dieser Terminologie gegeneinander antreten um eine Schlacht auszukampfen um fremdes Eigentum zu erobern wird das Preckelspiel zum Kriegsspiel Der Erfolgs Autor Khaled Hosseini beschreibt in seinem Buch Drachenlaufer das auch verfilmt wurde ausfuhrlich die Wandlung des Drachenspiels zu einem Abenteuerspiel 5 Das in westlichen Landern schon seit Johann Amos Comenius bekannte und beliebte einfache Spiel mit dem Flugdrachen den man steigen und im Wind tanzen lasst wird nach der traditionellen afghanischen Spielweise die unter anderem auch in Pakistan praktiziert wird zu einem Abenteuerspiel bei dem die Drachen verschiedener Spieler miteinander kampfen Jeder Spieler versucht mit seinem Drachen die fremden vom Himmel zu holen indem er ihnen in spielerischem Wettkampf die Leinen kappt Der daraufhin niedersturzende fremde Drachen gehort dem der ihn als erster im Lauf erreicht Es besteht also die Gefahr den eigenen Drachen zu verlieren aber auch die Chance als Sieger aus dem Wettkampf hervorzugehen und einen wertvollen anderen Drachen zu gewinnen Auch die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai erwahnt das Spiel ihres Heimatlandes Pakistan in ihrer Autobiografie mehrfach wenn auch ohne eine differenzierte Darstellung 6 Gattungsbeispiele BearbeitenOhne den nicht leistbaren Anspruch auf Vollstandigkeit oder abschliessende Einteilung kann man nach der wissenschaftsorientierten Spielliteratur etwa folgende Spielgattungen nach ihren jeweiligen ubergreifenden Spielgedanken unterscheiden 7 8 Wahrnehmungsspiele Entdeckerspiele Kennenlernspiele Entspannungsspiele Bewegungsspiele Abenteuerspiele Gesellschaftsspiele Kooperative Spiele Wettspiele Konstruktionsspiele Glucksspiele Kriegsspiele Friedensspiele Hamespiele Lernspiele ErotikspieleUnter solche Kategorien lassen sich die meisten Spiele systematisch einordnen und dann wissenschaftlich analysieren vergleichen und bewerten So zahlen etwa die Fangspiele Laufspiele Hupfspiele Geschicklichkeitsspiele Ballspiele zu den Bewegungsspielen die Sehspiele Horspiele Tastspiele zu den Wahrnehmungsspielen die Wurfelspiele und Kartenspiele zu den Glucksspielen oder die Videospiele Computerspiele Konsolenspiele gattungsmassig zu den Virtuellen Spielen Literatur BearbeitenKarl Josef Kreuzer Hrsg Handbuch der Spielpadagogik Bande I IV Schwann Dusseldorf 1983 1984 Johann Christoph Friedrich GutsMuths Spiele zur Ubung und Erholung des Korpers und des Geistes Schnepfental 1796 Nachdruck Berlin 1959 Hans Scheuerl Das Spiel Untersuchungen uber sein Wesen seine padagogischen Moglichkeiten und Grenzen 11 Auflage Weinheim und Basel 1990 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Schneider Baltmannsweiler 2021 ISBN 978 3 8340 1664 5 Siehe auch BearbeitenThematische Liste von Spielen Alphabetische Liste von Spielen Liste von Computerspielen nach GenreEinzelnachweise Bearbeiten Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Sinngebungen des Spiels In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Baltmannsweiler 2021 S 37 I C F Guts Muths Spiele zur Ubung und Erholung des Korpers und des Geistes Schnepfenthal 1796 Christoph Sonntag Abenteuer Spiel Eine Sammlung kooperativer Abenteuerspiele 3 Auflage Verlag Ziel Hergensweiler 2011 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Die Entwicklung eines Spiels aus einer Spielidee In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 aktualisierte Auflage Schneider Baltmannsweiler 2021 S 161 166 Khaled Hosseini Drachenlaufer Berliner Taschenbuch Verlag Berlin 2003 Malala Yousafzai Patricia McCormick Malala Meine Geschichte Verlag Fischer KJB Frankfurt am Main 2014 Siegbert A Warwitz Anita Rudolf Sinngebungen des Spiels In Dies Vom Sinn des Spielens Reflexionen und Spielideen 5 Auflage Baltmannsweiler 2021 S 37 125 Hans Scheuerl Das Spiel Untersuchungen uber sein Wesen seine padagogischen Moglichkeiten und Grenzen 11 Auflage Weinheim und Basel 1990 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