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Das Verzieren von Ostereiern ist ein fester Bestandteil der Osterbrauche der Sorben Ahnlich wie bei anderen slawischen Volkern zeichnen sich die Eier durch eine besonders kunstvolle und aufwandige Verzierung aus Diese Muster auf den Eiern sollen im Volksglauben bestimmte magische Effekte auf den Beschenkten haben Traditionell wird hierzu ein Huhnerei bemalt da beispielsweise Enteneier die Farbe auf ihrer glatteren Schale nicht so gut annehmen Vereinzelt werden aber auch Wachteleier oder Eier des Strausses verwendet Sorbische Ostereier Inhaltsverzeichnis 1 Brauchtum 2 Waleien 3 Techniken 3 1 Atztechnik 3 2 Wachsreserviertechnik 3 3 Bossiertechnik 3 4 Ritztechnik 4 Symbolik 5 Farben 6 Ausstellung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBrauchtum BearbeitenDas Huhnerei selbst gilt in vielen Kulturkreisen als Ursprung des Lebens und ist daher in erster Linie ein Fruchtbarkeitssymbol Auch im Christentum setzte sich der Brauch des Verschenkens von Eiern zu Ostern als ein Zeichen fur den Glauben an die Auferstehung Jesu Christi durch In den Gebieten der Mittel und Niederlausitz galt der Karfreitag seit der Reformation als Feiertag Das Bemalen der Eier galt nicht als Arbeit und so entstanden die verzierten Eier die am darauf folgenden Ostersonntag von den Patenkindern an deren Paten mitsamt einigen Sussigkeiten uberreicht wurden Dies wurde bis zur Konfirmation des Kindes praktiziert danach bedankt sich das Kind traditionellerweise mit einem Gedicht bei seinem Paten Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein gegenseitiges Beschenken mit verzierten Eiern unter Familienmitgliedern und Freunden zudem werden die Eier zum Teil auch zu weiteren Anlassen wie Hochzeiten oder Kindstaufen verschenkt Sie dienen in diesem Zusammenhang einfach als Symbol des personlichen Gluckwunsches Der Forderkreis fur sorbische Volkskultur e V veranstaltet zudem jahrlich einen Wettbewerb bei dem das schonste Ei pramiert wird 1 Waleien Bearbeiten nbsp Waleien auf einer Briefmarke der DDR aus dem Jahr 1982Die bemalten Eier dienen bis heute sorbischen Kindern als Spielmaterial fur das Waleien ein Ostereierrollen auf einer abschussigen Bahn Zunachst legt ein Kind eines seiner Eier in eine Grube die sich am Ende der Bahn befindet Ein zweites Kind versucht dieses Ei zu treffen in dem es ebenfalls ein Ei die Bahn hinabrollen lasst Gelingt ihm dies so erhalt er das Ei des ersten Spielers Verfehlt er es so bleibt das Ei in der Grube und das nachste Kind ist an der Reihe Das Spiel endet wenn alle Eier in der Grube liegen 2 Techniken BearbeitenEs gibt einige Grundtechniken die im Folgenden beschrieben werden Daneben kommen auch ein klassisches Bemalen z B mit Acrylfarbe sowie die Kombination der verschiedenen Techniken zum Einsatz Atztechnik Bearbeiten Die Atztechnik ist die alteste Verzierungstechnik Ursprunglich wurde ein gefarbtes Ei dabei in einen Ameisenhugel gestellt wodurch es durch die von den Ameisen abgegebene Ameisensaure ein unregelmassiges Muster erhielt 3 Spater nutzten die Sorben insbesondere die Milchsaure aus Sauerkraut und trugen diese in Mustern auf das gefarbte Ei auf 3 In neuerer Zeit wurde z B verdunnte Salzsaure zum Atzen benutzt Durch das Atzen entstehen unscharfe faserige Konturen Vorteilhaft ist dass kaum Vorbereitungen erforderlich sind Auch besteht kaum Gefahr dass das Ei zerdruckt wird Nachteilig ist dass die auseinanderfliessende Saure die Konturen zerstoren kann Auch stellt die Saure an sich eine Gefahrenquelle dar Wachsreserviertechnik Bearbeiten Bei der Wachsreserviertechnik auch Reservetechnik oder Wachstechnik genannt wird das Ei vor dem Auftragen von Farbe mit heissem Bienenwachs betupft Hintergrund ist dass auf den mit dem Wachs reservierten Flachen keine Farbe haftet Dadurch kann man durch ein prazises Auftragen des Wachses entsprechende Muster erzeugen Ursprunglich benutzte man zu diesem Zwecke Gansefedern deren Spitzen zu einer bestimmten geometrischen Form gefeilt wurden Dreiecke Vierecke etc um einfache Formen zu erzeugen 4 Um Punkte und Striche auf dem Ei aufzubringen werden Stecknadeln mit unterschiedlich grossen Glaskopfen in Holzstabchen oder Bleistifte gesteckt Soll das Ei mehrfarbig gestaltet werden so legt man das Ei nach dem Betupfen mit Wachs in eine lauwarme Farblosung und bedeckt reserviert anschliessend die nachste Farbe Auf die Art und Weise entstehen vielfarbige Eier von denen zum Schluss das Wachs angewarmt und bis auf eine dunne schutzende Wachsschicht entfernt wird Die Technik gilt als die farbenprachtigste aller Verfahren Nachteilig ist dass die Vorbereitung vergleichsweise aufwandig ist Einmal aufgetragenes Wachs kann daruber hinaus kaum wieder entfernt werden Bossiertechnik Bearbeiten nbsp Gestaltung eines Ostereis mithilfe der BossiertechnikDie Bossiertechnik entwickelte sich im Wesentlichen aus der Wachsreserviertechnik Dabei wird das Ei wiederholt mit heissem Bienenwachs betupft allerdings ist hier das Wachs vorher gebrannt und damit gefarbt worden Dadurch wird die Farbe mit dem Wachs direkt aufgetragen und erzeugt bei entsprechender Schichtdicke neben dem Muster auch ein Relief Die Technik wird zunehmend angewendet weil sie vergleichsweise leicht zu erlernen ist Sie kann auch mit der Wachsreservetechnik kombiniert werden Vorteilhaft ist dass das mehrmalige Einfarben Trocknen und Wachsen entfallt Ein fertiges Ei kann daher auch nicht durch ein fleckiges Farben beschadigt werden Nachteilig ist dass mehrere verschieden eingefarbte Wachsmischungen bereitgehalten werden mussen Ritztechnik Bearbeiten Hauptartikel Eierkratzen Die Ritztechnik auch Kratztechnik genannt ist die aufwandigste und filigranste Verzierungstechnik In ein gefarbtes Ei mit besonders widerstandsfahiger und dicker Schale werden dabei mit einem scharfen Gegenstand entsprechende Ornamente in die Schale geritzt Wichtig ist die Eierschale zuvor genau zu uberprufen denn durch das Kratzen wird ein konstanter Druck auf die Schale ausgeubt Aus diesem Grund werden fur diese Technik Enten und Ganseeier genutzt die eine dickere Schale aufweisen Vor dem Ritzen werden die Eier in der Regel kraftig eingefarbt Durch Variation in der Ritztiefe konnen dabei entsprechende Farbnuancen bis hin zum Weiss der Eischale erzeugt werden Dabei kann prinzipiell jeder scharfe Gegenstand beispielsweise ein Messer ein Spiralbohrer oder eine Dreikantfeile genutzt werden Vorteilhaft ist dass das zeitaufwandige Farben der Eier entfallt Auch benotigt man im Gegensatz zur Wachstechnik keine Vorrichtung Nachteilig ist der vergleichsweise hohe Zeitaufwand Auch ist die Gefahr grosser dass das Ei zerbricht Symbolik BearbeitenDie Ornamentik orientiert sich an traditionellen Formen wie Symmetrie Rhythmik und Gleichgewicht Auf den Eiern findet man haufig die Sonne als Symbol des Lebens Daneben werden aber auch dreieckige Formen aufgebracht die an die Trinitat oder die Familie mit Vater Mutter und Kind erinnern sollen Bei der Kratz und Atztechnik ist die Darstellung von Blumen Ranken oder Sternen verbreitet Man findet aber auch den Lebensbaum der Fruchtbarkeit und Wachstum symbolisiert Passend zur Osterzeit werden Symbole wie das Kreuz oder das Lamm aufgebracht Gelegentlich findet man Landschaftsdarstellungen oder sorbische Sprichworter Farben BearbeitenDie Farbgestaltung der sorbischen Ostereier unterliegt einer langjahrigen Tradition So gilt die rote Farbung als Symbol fur Macht und Magie aber auch fur Liebe und Freundschaft Das Patengeschenk in Burg bestand in den 1950er Jahren aus drei roten Eiern wurde es abgeholt so sagte man nach den roten Eiern gehen Zur Farbung der Eier verwendet man in der Regel Naturfarbstoffe Um einen braunen Farbton zu erzielen werden Zwiebelschalen genutzt fur schwarze Farben dagegen Erlenzapfen oder Walnussschalen Die rote Farbe wurde mit Hilfe der Rotbuche dem Brasilholz oder der Koschenille erzeugt Zur Zeit der DDR waren Farbholzer kaum erhaltlich Chemisch erzeugte Farben haben den Vorteil dass sie sowohl mit kaltem wie auch mit warmem Wasser eingesetzt werden konnen Ausstellung BearbeitenDie Sorbische Webstube in Drebkau verfugt uber eine Sammlung von uber 3 000 Ostereiern aus 52 Landern Sie wurden vom inzwischen verstorbenen Museumsstifter Lotar Balke zusammengetragen 5 Literatur BearbeitenVenetia Newall An egg at Easter A folklore study Routledge amp Kegan Paul Books London 1971 ISBN 0 7100 6845 X Jewa Marja Cornakec Kleine sorbische Ostereierfibel 7 Auflage Domowina Verlag Bautzen 2010 ISBN 978 3 7420 1908 0 Postkartenmappe Ostergrusse aus der Lausitz Traditionelle sorbische Ostereier Domowina Verlag Bautzen 2008 ISBN 978 3 7420 2116 8 Gisela Bruk Osterbrauche in der Lausitz Domowina Verlag 2010 ISBN 978 3 7420 2147 2 Alfons Frenzel Osterreiten Domowina Verlag Bautzen 2005 ISBN 3 7420 0732 7 Jurgen Matschie Hanka Fascyna Sorbische Brauche 3 Auflage Domowina Verlag Bautzen 2006 ISBN 3 7420 1686 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sorbische Ostereier Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien sorbische ostereier de Sorbisches Kulturzentrum SchleifeEinzelnachweise Bearbeiten Wettbewerb um das schonste sorbische Osterei Webseite des Forderkreises fur sorbische Volkskultur e V abgerufen am 24 Mai 2022 Das Waleien Walkowanje Eierrollen Memento des Originals vom 4 Mai 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot spreewald info de Webseite von Spreewald Info abgerufen am 4 Mai 2014 a b Venetia Newall An egg at Easter A folklore study 1971 S 286 Venetia Newall An egg at Easter A folklore study 1971 S 299 Sorbische Webstube Drebkau Webseite des KulturProjektes des Regionalbudgets Region in Aktion des Landkreises Spree Neisse und der Initiative der Museen der Lausitz sowie im Landkreis Spree Neisse abgerufen am 4 Mai 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sorbisches Osterei amp oldid 229758499