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Die Sonnenbaulehre ist eine Architekturtheorie die der Hofrat und Leibarzt Bernhard Christoph Faust aus Buckeburg ab etwa 1824 propagierte Inhaltsverzeichnis 1 Kernsatz des Faust schen Sonnenbausystems 2 Lehre 3 Umsetzung 4 Literatur 5 FussnotenKernsatz des Faust schen Sonnenbausystems Bearbeiten Zur Sonne rechtwinkelig nach Mittag sollten alle Hauser der Menschen mit ihren vordern Hauptseiten gerichtet seyn Alle die zur Mittagssonne zum Hochsten das Hochste sollte ewig dem Menschen Ziel seyn gerichteten Hauser mehr lang als tief gebaut haben vorn Rasenplatze mit Blumen und Buschen keine Baume 30 bis 50 oder mehrere Fuss tief und hinten Hofe 60 100 und mehrere Fuss tief mit Hofgebauden vom Hause entfernt und getrennt am Ende des Hofs Neugebaute und angelegte Stadte und Oerter in gesunder Landschaft nicht auf Bergen auch nicht leicht an oder unter ihrem nordlichen Abhange nicht unmittelbar an Flussen diese verunreinigend entweihend von Hazzi auch die Fische vertreibend und wo es nur immer moglich ist hoher als alle Ueberschwemmungslinien benachbarter Flusse Stadte und Oerter haben in der Mitte ihren Sonnenplatz mit seiner Mittagslinie 1 Lehre BearbeitenDie Sonnenbaulehre fordert dass nicht jeder Bauplatz vom Einzelnen willkurlich genutzt wird denn die Erfahrung hat gelehrt dass Einzelne sich selbst uberlassen nicht einmal im Stande sind eine gerade Baulinie einzuhalten was unsere grossten Theils krummen buckligen und hasslichen Stadte Markte und Dorfer zur Genuge bezeugen Die Hauser sollen mit ihren Vorderseiten nicht unmittelbar an die Strasse sondern an freundlichen Rasenplatzen getreu zur Mittagssonne stehen Weitere Forderungen Beheizung aller privaten und offentlichen Gebaude durch erwarmte Luft Einfuhrung beweglicher und geruchloser Abtritte die Anwendung feuersicherer Gebalke eiserner Dachstuhle mit Metallbedachungen besonders bei offentlichen und Stadtgebauden der Schutz aller Gebaude durch Blitzableiter die Anlegung trockener unterirdischer Getreidegruben verbesserter Einrichtung der Stalle auf brabanter Weise oder Schweizer Stalle fur Gullebereitung zweckmassige Anlage aller Dungerstatten welche nie zunachst offentlicher Strassen und Platze zu gestatten sind die Ableitung der Gewasser in Stadten Markten und Dorfern so viel wie moglich in unterirdischen Kanalen alle Strassen trefflich gebahnt und gepflastert Neugebaute und angelegte Stadte und Oerter in gesunder Landschaft nicht auf Bergen auch nicht leicht an oder ihrem nordlichen Abhange nicht unmittelbar an Flussen diese verunreinigend entweihend auch die Fische vertreibend und wo es nur immer moglich ist hoher als alle Uberschwemmungslinien benachbarter Flusse Stadte und Oerter haben in der Mitte ihren Sonnenplatz mit seiner Mittagslinie zu welchen Sonnenplatz vier Hauptstrassen fuhren Die Hauser stehen in Reihen die vordern und hintern Seiten sind parallel wie auch die vordern und hintern Seiten der Rasenplatze der Hauser und Hofe der Reihe Alles muss Licht und Luft Raum und Freiheit haben und ob der Ordnung und des Friedens gerade und rechtwinkelig seyn Die Strassen von Osten nach Westen von Norden nach Suden der Fahrweg in der Mitte nicht hoher wie recht und Mark Adam lehrte gewolbt mit Fussweg Grosse Platze mit Tempeln Denkmalern und offentlichen Gebauden Brunnen und Marktplatze Spielplatze mit Buschen und Baumen fur die Kinder alle Platze umgeben von breiten Strassen Wasserleitungen dass in jedem Hause springe die Quelle des Lebens Canale unter den Strassen dass diese dauern die Erde und alles was auf ihr ist trocken sey und das Regenwasser der Strassen kein sogenannter Unrath aller der gehort als Gold wie von Joseph von Hazzi sagt zum Dunger die Erde zu nahren zum Garten zu machen abfliesse dass es den Bewohnern dieser Hauser Oerter und Stadte wie von den Seligen heisse sie kennen ihre Sonne und ihre Gestirne Gustav Vorherr stellt in der Zeitschrift Allgemeiner Anzeiger der Deutschen vom 5 August 1826 die Frage 2 Wie lange wird es noch dauern bis die schon von Socrates gegebene Lehre die Wohnungen der Menschen zur Mittagssonne stellen allenthalben befolgt wird Er bezieht sich damit auf den von Xenophon uberlieferten Dialog des Sokrates mit Aristipp J M Heinzes Ubersetzung von 1784 3 in dem es heisst Wer ein Haus haben will wie sich es gehort muss darauf sehen dass es so angenehm zu bewohnen und so bequem sey als moglich Raumt man das ein so wird s im Sommer kuhl im Winter warm seyn mussen Ist das auch richtig so muss die Sonne im Winter in die mittagigen Zimmer das Hauses scheinen im Sommer aber uber uns und uber unser Dach weggehen und Schatten machen Folglich wird man wenn das so gut ist gegen Mittag hoher bauen damit die Wintersonne freien Zugang habe niedriger aber gegen Norden damit die kalten Winde nicht so darauf stossen Kurz zu sagen das Haus wo einer zu jeder Jahreszeit die angenehmste Zuflucht und den sichersten Aufenthalt fur alles das Seine findet das ist die angenehmste und schonste Wohnung Dann zeigte ich ihr die fur die Menschen bestimmten Zimmer so schon angeordnet dass sie im Sommer wohl beschattet im Winter aber wohl besonnt sind und die ganze Wohnung zeigte ich ihr wie sie gegen Mittag erhoht sey so dass es sich von selbst versteht dass sie im Winter viel Sonne im Sommer aber viel Schatten habe Xenoph Oecon cap 9 4 Sie beinhalten die Beobachtung des Verfassers dass in absonnigen Gegenden der Schweiz mehr Cretinen d h verkruppelte nervenlahme und mit Kropfen ausgestattete Menschen zu finden seien Diese Erkenntnis fuhrte ihn auch dazu mit seiner Zimmergymnastik eine allgemeine Bewegungstherapie sowie regelmassige Besonnung zu fordern 4 welche wie sechzig Jahre spater nachgewiesen wurde fur die Bildung des lebenswichtigen Vitamin D unerlasslich ist Umsetzung BearbeitenDie Munchner Sonnenstrasse erhielt ihren heutigen Namen 1812 da ihr Verlauf nach dem Konzept der Sonnenbaulehre ausgerichtet ist 5 Es wird erwahnt dass noch Konig Max Joseph von Bayern am 14 Juli 1824 fur den Isarkreis eine Verfugung erliess die Gebaude nach der Sonnenstellung auszurichten Der bayerische Konig Ludwig I wird erwahnt weil er mit Beispiel voranging und seine jetzige Wohnung in einem edlen Styl mit der Hauptseite zur Sonne erbauen liess Gemeint ist der Konigsbau der Munchner Residenz Im Monatsblatt fur Bauwesen und Landesverschonerung Nr 7 vom Juli 1826 findet sich von Gustav Vorherr eine erneute Aufforderung zum Sonnenbau Er bezieht sich hierbei auf den ersten Teil der Ausgewahlten Schriften von Heinrich Zschokke Aarau 1825 S 128 130 Literatur BearbeitenB Ch Faust Andeutungen uber das Bauen der Hauser und Stadte zur Sonne Hahn sche Hofbuchhandlung Hannover 1829 B Ch Faust Zur Sonne nach Mittag sollten alle Hauser der Menschen gerichtet seyn Bruchstucke als Handschrift gedruckt B Ch Faust Beytrag zum Bauwesen Buckeburg 1830Fussnoten Bearbeiten Kornvereine Kornhauser Kornpapiere Ein Schreiben an den H Baumeister Geinitz zu Altenburg vom Hofrath Dr Faust In Allgemeiner Anzeiger der Deutschen Gotha 30 December 1824 Sp 4136 books google siehe auch Journal der practischen Heilkunde herausgegeben von Christoph Wilhelm Hufeland und Emil Osann Berlin October 1825 S 106 f books google Sp 2319 books google Xenophons sokratische Denkwurdigkeiten S 240 f books google Arnd Kruger Geschichte der Bewegungstherapie In Praventivmedizin Springer Loseblatt Sammlung Heidelberg 1999 07 06 1 22 Ulrike Heidenreich Munchen Warum aus der Sonnenstrasse ein Park werden muss Kommentar Abgerufen am 23 Marz 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonnenbaulehre amp oldid 237234910