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Der Begriff Sinnkriterium bezeichnet in der Philosophie einen allgemeinen Massstab rational sinnvolle Aussagen von sinnlosen Aussagen zu unterscheiden Inhaltsverzeichnis 1 Logischer Empirismus 2 Pragmatische Maxime 3 Quellen 4 LiteraturLogischer Empirismus BearbeitenEin grundlegendes Ziel des logischen Empirismus war es kognitiv sinnvolle Aussagen von solchen Aussagen abzugrenzen die keinerlei kognitive Bedeutung haben Damit wird nicht ausgeschlossen dass letztere z B einen emotiven oder metaphorischen Sinn haben konnen Die logischen Empiristen vertraten allerdings die Position dass nur kognitiv sinnvolle Aussagen wissenschaftlich rational behandelbar seien Andererseits sah z B Rudolf Carnap in der Erfullung des empiristischen Sinnkriteriums nur eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung fur die Wissenschaftlichkeit einer Aussage oder eines Aussagensystems Nach Carnap gibt es besonders bei Pseudowissenschaften wie z B der Astrologie zwar kognitiv sinnvolle Aussagen die aber aus anderen Grunden nicht wissenschaftlich sind 1 Das Sinnkriterium darf deswegen nicht als ein Kriterium zur Abgrenzung zwischen Wissenschaft auf der einen und Nicht Wissenschaft auf der anderen Seite oder gar als ein Kriterium fur Pseudowissenschaft missverstanden werden Vielmehr ist das Sinnkriterium gegen solche Systeme gerichtet welche im Sprachgebrauch der logischen Empiristen als Metaphysiken bezeichnet wurden Vertreter des Wiener Kreises und die logischen Empiristen bezeichneten solche Systeme als Metaphysik welche zwar aus emotiven und metaphorischen Aussagen bestehen diese aber falschlich so behandeln als waren sie kognitiv sinnvolle Aussagen Anders als Religion oder Kunst welche etwa durch emotive und metaphorische Aussagen ein bestimmtes Lebensgefuhl erzeugen wollen gebraucht demnach ein Metaphysiker solche Aussagen fehlerhaft als kognitiv sinnvolle nach Auffassung der Vertreter des Wiener Kreises wurden durch diesen fehlerhaften Sprachgebrauch immer wieder Scheinprobleme innerhalb der Philosophie erzeugt Ausgehend von einer empiristischen Grundauffassung lautet das Sinnkriterium in seiner ersten Form Die Bedeutung einer Aussage ist die Methode ihrer Verifikation 2 Demnach sind alle die Aussagen sinnvoll wenn sie sich anhand von Beobachtungen verifizieren lassen Bringt eine Aussage keinen Sachverhalt zum Ausdruck so hat sie keinen Sinn 3 Carnaps Kritik richtete sich besonders gegen bedeutungslose Worter und syntaktisch falsche Satze Sein Paradebeispiel war der Heidegger Satz Das Nichts nichtet Kritiken sowohl innerhalb des logischen Empirismus als auch von ausserhalb haben zu mehreren Modifizierungen des Sinnkriteriums Anlass gegeben Zweifel an der Verifizierbarkeit von wissenschaftlichen Aussagen speziell die Unmoglichkeit sogenannte Allaussagen zu verifizieren 4 haben dazu gefuhrt dass von der Forderung nach Verifizierbarkeit abgegangen wurde Andererseits wurde die von Popper vorgeschlagene deduktive Methode als zu eng abgelehnt Stattdessen hat Carnap die Begriffe Bewahrung und Prufbarkeit so verallgemeinert dass sowohl induktive als auch deduktive Methoden zugelassen sind damit ein Satz das Sinnkriterium erfulle Eine weitere Problematik ist dass wissenschaftliche Theorien Satze und Begriffe Theoretischer Begriff enthalten die sich nicht als uberprufbare Beobachtungssatze formulieren lassen ohne dass dabei ein fur den praktisch arbeitenden Wissenschaftler nicht handhabbares Aussagensystem herauskommt Dies hat einerseits dazu gefuhrt dass von Alfred Jules Ayer und Carnap jeweils verschiedene relationale Sinnkriterien entwickelt wurden Gemeinsam haben diese relationalen Sinnkriterien dass nicht mehr jeder Aussage selbst bestatigbar bzw prufbar sein muss sondern dass es unter bestimmten Bedingungen ausreichend ist dass aus einer Aussage bestatig oder prufbare Aussagen logisch ableitbar sind Ein anderes ebenfalls von Carnap entwickeltes Konzept zur Behandlung des Problems der theoretischen Terme ist die Zweistufentheorie Ihr zufolge wird die wissenschaftliche Sprache in zwei Sprachen unterteilt eine theoretische Sprache und eine Beobachtungssprache Aussagen der Beobachtungssprache erfullen automatisch das Sinnkriterium Aussagen sind auch dann empirisch sinnvoll wenn sie in die Beobachtungssprache ausdruckbar bzw ubersetzbar sind Fur theoretische Aussagen und Begriffe hingegen die nicht vollstandig in die Beobachtungssprache ubersetzbar sind wird die Prognoserelevanz gefordert d h aus solchen theoretischen Aussagen mussen prufbare Aussagen in der Beobachtungssprache gefolgert werden konnen welche ohne sie nicht gefolgert werden konnen Ein kritischer Einwand gegen das empiristische Sinnkriterium ist dass es nicht ausschliesslich logisch begrundet ist sondern dass es normativ ist bzw aus Zweckmassigkeitsgrunden eingefuhrt wurde 5 Seit John Leslie Mackie ist indes auch die Erklarung des Normativen in das Blickfeld empiristischer Philosophen geruckt Ein weiterer Einwand gegen das Sinnkriterium ist dass es zu tolerant sei d h es lassen sich Aussagensysteme angeben die nicht sinnvoll sind und trotzdem das Sinnkriterium gemass dem Zweisprachenkonzept erfullen Nach Carnap ist deswegen die Forderung nach Prognoserelevanz fur theoretische Terme nur eine Mindestanforderung aber keine hinreichende Bedingung fur ein kognitiv sinnvolles Aussagensystem 6 Pragmatische Maxime BearbeitenEbenfalls als Sinnkriterium wird die Pragmatische Maxime von Charles S Peirce aufgefasst Uberlege welche Wirkungen die denkbarerweise praktische Relevanz haben konnen wir dem Gegenstand unseres Begriffs in unserer Vorstellung zuschreiben Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen das Ganze unseres Begriffs des Gegenstandes CP 5 402 Die Bedeutung eines Gedankens liegt nach Peirce darin welche Verhaltensdisposition er zu einer moglichen Handlung erzeugt Quellen Bearbeiten In seiner Antwort auf K Poppers Beitrag P A Schilpp The Philosophy of Rudolf Carnap vertritt Carnap die Auffassung dass der Streit zwischen Popper und dem logischen Empirismus zum Teil aus dem Missverstandnis resultiere dass beide das gleiche Abgrenzungsproblem bearbeiten wurden Tatsachlich wurden beide jedoch verschiedene Probleme behandeln die logischen Empiristen die Abgrenzung der kognitiv sinnvollen Aussagen Popper hingegen die Abgrenzung der empirisch wissenschaftlichen Aussagen welche lediglich eine Teilmenge der kognitiv sinnvoll Aussagen ausmachten Carnap sieht Poppers Problemstellung und dessen Losungsversuch im Prinzip als kompatibel bzw Erganzung zum logischen Empirismus an lehnt aber dessen konkrete Losung ab da seiner Meinung nach ein reiner Deduktivismus nicht zielfuhrend sei siehe Moritz Schlick Philosophische Logik Frankfurt 1986 S 144 Rudolf Carnap Scheinprobleme in der Philosophie S 47 K Popper Logik der Forschung Wolfgang Stegmuller Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie Band II Theorie und Erfahrung 1974 R Carnap Autobiography In P A Schilpp Hrsg The Philosophy of Rudolf Carnap Literatur BearbeitenRudolf Carnap Scheinprobleme in der Philosophie Meiner Hamburg 2004 ISBN 978 3 7873 1728 8 Klaus Oehler Charles Sanders Peirce Beck Munchen 1993 ISBN 3406346359 Pirmin Stekeler Weithofer Sinn Kriterien Die logischen Grundlagen kritischer Philosophie von Platon bis Wittgenstein Mentis Paderborn 1995 ISBN 978 3506787491 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sinnkriterium amp oldid 227903292