www.wikidata.de-de.nina.az
Schuberts Entwurfe zu einer Sinfonie in D Dur D 936A sind ein unvollstandiges Werk das nur in einem sogenannten Particell auf zwei Notensystemen uberliefert ist Der Komponist schrieb es in den letzten Wochen seines kurzen Lebens Die Existenz von Sinfonie Fragmenten Schuberts in D Dur war seit langerem bekannt aber erst seit der 1978 von Ernst Hilmar herausgegebenen Faksimile Edition ist klar dass Schubert tatsachlich drei verschiedene Sinfonien D 615 D 708 A und D 936 A in dieser Tonart skizziert hat Es existieren verschiedene Versuche das vorhandene Material auffuhrbar zu machen der fruheste von Peter Gulke 1982 Brian Newbould schrieb eine komplettierte Orchesterversion der Sinfonie welche schliesslich unter dem Titel Sinfonie Nr 10 aufgefuhrt veroffentlicht und aufgenommen wurde Franz Schubert 1827 Olgemalde von Anton Depauly Inhaltsverzeichnis 1 Zeitgenossische Geschichte 2 Vorhandenes Material der einzelnen Satze 2 1 Erster Satz 2 2 Zweiter Satz 2 3 Dritter Satz 3 Versuche zur Vervollstandigung 3 1 Newboulds Vervollstandigung 3 2 Bartholomees Erganzungen 4 Werke mit Bezug zu der Sinfonie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseZeitgenossische Geschichte BearbeitenDie Skizze wird auf die letzten Lebenswochen des Komponisten datiert also Oktober November 1828 und gilt als dessen letzte Symphonie die sein Freund Eduard von Bauernfeld in einer Wurdigung Schuberts erwahnte die in der Wiener Zeitschrift fur Kunst Literatur Theater und Mode am 13 Juni 1829 erschien 1 Manchen erscheint die Musik dieser Sinfonie bis zu einem gewissen Grad von hohem Forschungswert und sie enthalt ungewohnliche Elemente vor allem die Mischform im dritten Satz und die kontrapunktische Stimmfuhrung die im grossten Teil des musikalischen Materials vorherrscht Die Skizzen zum dritten Satz vermischen sich mit einigen Kontrapunktubungen von welchen vermutet wird dass sie mit den Kontrapunktstunden zusammenhangen die Schubert von Simon Sechter einige Wochen vor seinem Tod 1828 erhalten hatte Vorhandenes Material der einzelnen Satze BearbeitenDie Skizzen sind auf zwei Notensystemen geschrieben und bestehen aus einer fuhrenden Stimme und Harmonien die komplett oder teilweise ausgeschrieben sind 2 Das Manuskript weist auf eine Komposition fur uber 30 Instrumente hin bestarkt dadurch dass das beabsichtigte Orchester ahnlich der Grosse der Sinfonien in h Moll und der Grossen C Dur war und ein Trio der Posaunen enthielt 3 Das Manuskript enthalt Entwurfe fur drei Satze und jeder Satz hat eine andere Taktart Fachleute sind sich einig dass der zweite Satz so gut wie fertiggestellt war wahrend die anderen beiden Satze nicht komplett waren 2 Newbould zufolge sind der zweite und dritte Satz vollstandig beim ersten Satz fehlt nur die Reprise 2 Erster Satz Bearbeiten Allegro maestoso in D Dur nbsp nbsp Der Beginn des ersten Satzes aus Schuberts Manuskript In der Exposition des Satzes der in Sonatensatzform geschrieben ist strich der Komponist das erste Thema und die Fortfuhrung und schrieb eine uberarbeitete Form auf eine separate Seite Um Verwirrungen vorzubeugen notierte er uber dem Satz Anfang Fur den ersten Satz welcher der Sonatensatzform entspricht schrieb Schubert die komplette Exposition Der Grund ist nicht bekannt aber er strich das erste Thema und die Uberleitung weg und schrieb sie auf der folgenden Seite neu auf diese fuhren zu dem zweiten Thema das er im ersten Entwurf schon geschrieben hatte 3 Die Exposition endet in mehreren Kadenzen in A Dur und das Tempo andert sich von Allegro maestoso zu Andante und die Tonart andert sich zu b Moll Der neue Teil hat eine unkonventionelle Durchfuhrung und klingt wie eine feierliche chorahnliche Variation des zweiten Themas und wird von den Posaunen gespielt Nach Newbould ist die komplette Durchfuhrung ausgeschrieben aber ohne Reprise 3 Eigentlich fehlt auch bei Schuberts vollendeten Werken oft die Reprise zum Beispiel bei seiner letzten Klaviersonate und meistens ist sie nur eine transponierte Wiederholung der Exposition 4 Schliesslich folgt die Coda des Satzes in Form einer Serie von kurzen Elementen die als Presto markiert wurden 3 Zweiter Satz Bearbeiten Andantein h Moll 38 nbsp Im Nachhinein fugte Schubert ein Fis Dur Thema an das Ende der Exposition des zweiten Satzes das er auf eine separate Seite schrieb Um Missverstandnisse zu vermeiden markierte er die Passage mit Zum Andante gehorend Die ersten funf Takte tauchten bereits im originalen Entwurf des ersten Satzes auf Das Kreuzzeichen das oben links im Bild zu sehen ist weist auf den Punkt hin wo das Fragment eingefugt werden soll Der zweite Satz dessen Lyrik an Schuberts Komposition Winterreise erinnert genauso wie an Mahlers Kindertotenlieder ist auch in der Sonatensatzform komponiert 5 In seiner Skizze strich Schubert die Coda trotz des dadurch offensichtlichen Ruckgangs der Qualitat Eine schwermutige mit Newboulds Worten Fis Dur Melodie am Ende der zweiten Themengruppe tauchte also spater in dem Satz nicht mehr auf sie wurde im Nachhinein auf einer anderen Seite hinzugefugt offensichtlich nachdem die Coda verworfen wurde 3 Newbould behauptet dass die Fis Dur Melodie zu schon war als dass man sie nur einmal horen sollte und dass es Schuberts Absicht war sie in der Reprise noch einmal zu wiederholen in der Tonika und zwar vor der Coda wie man es in der Sonatensatzform erwartet aber er verwarf dieses Detail und fuhr mit dem dritten Satz fort 3 Dritter Satz Bearbeiten Scherzo Allegro moderato in Newboulds Version in D Dur 24 nbsp Die vier letzten Takte des dritten Satzes Besonderheit ist das Motiv welches es eroffnet notiert in der finalen Barline Obwohl hier verschiedene ungeordnete Teile erscheinen ist der Satz laut Newboulds Meinung komplett Der dritte Satz wurde zuerst als Scherzo bezeichnet obwohl er im 2 4 Takt notiert wurde Nachdem Schubert ein paar Takte geschrieben hatte horte er auf und fullte die Seite stattdessen mit Kontrapunktubungen um die Kompatibilitat der Elemente zu testen und um dem ursprunglichen Anfang eine logische Kontinuitat zu geben 3 Auf einem anderen Notenblatt beginnt der Satz von neuem und diesmal wurde der komplette Satz in die Tat umgesetzt und er wird zum Finale der Symphonie Newbould folgend 3 Der Satz ist unkonventionell sowohl fur ein Scherzo als auch fur ein Finale Was im ersten Entwurf als das Trio eines Scherzos in dreiteiliger Form beabsichtigt war wurde eine Version spater als das Stuck umgeformt wurde zu einem Rondo Der Satz ist durchsetzt mit Kontrapunkten Kanon Umkehrung Fuge Augmentation und die zwei Hauptthemen die originalen Scherzo und Trio Themen wurden am Ende der Sinfonie kopiert Newbould zufolge mussten verschiedene mittelgrosse Teile des Satzes umgebildet werden um den Satz zu verstehen und zwei der Teile wurden von Schubert verworfen obwohl sie nicht explizit aus dem Manuskript herausgeloscht wurden da ihr Material und ihre Funktion von anderen Stellen ubernommen wurden 3 Versuche zur Vervollstandigung BearbeitenNewboulds Vervollstandigung Bearbeiten Nach Newbould wurden die Exposition und die Fortfuhrung des ersten Satzes komplett ausgeschrieben und die Reprise basierte auf der Exposition mit der relevanten Transposition Nur 11 Takte basierten auf dem vorherigen Ubergangsmaterial oder sind von Newbould komponiert und hinzugefugt worden Fur die Coda machte er seine Rekonstruktionen eher nach seinen eigenen Vermutungen aber Schubert hinterliess eine Serie von Elementen die mit Presto markiert waren welche den gesamten Verlauf klar erscheinen lassen Seiner Meinung nach hinterliess der Komponist genug Hinweise um die korrekte Reihenfolge der Elemente zu erkennen 3 Im zweiten Satz wiederholte Newbould die Fis Dur Melodie diesmal in der Tonika H Dur am Ende der Reprise analog zur Exposition Er benutzte also die Coda die Schubert verworfen hatte denn er glaubte dass sie gestrichen wurde um sie noch einmal neu zu schreiben 3 Fur den dritten Satz schrieb Newbould manche Teile um die ihm nicht in der richtigen Reihenfolge schienen und verwarf zwei davon die seiner Meinung nach von Schubert gestrichen worden waren obwohl sie nicht explizit aus dem Manuskript geloscht worden waren da das Material und die Funktion von anderer Stellen ubernommen worden waren 3 Bartholomees Erganzungen Bearbeiten Der belgische Dirigent Pierre Bartholomee betrachtete Newboulds Vervollstandigungen als zu respektvoll und konservativ Spater reharmonisierte er Teile davon um die Idee von Schuberts spaterem Stil zu wurdigen und bezog sich mehr auf die Entwicklung zu den Anfangen des Kontrapunktes die nur im Manuskript zu erkennen waren Er fugte also das Scherzo des Sinfonie Fragments D 708A als zusatzlichen dritten Satz ein und erweiterte somit das Fragment zu einer viersatzigen Form 2 In diesem Aspekt ist Bartholomees Fassung angreifbar da das Fragment der Sinfonie D 936A von Schubert offenbar in dreisatziger Form konzipiert wurde bei dem im letzten Satz Elemente eines Scherzos und eines Rondos gemischt sind Ausserdem missachtete Bartholomee die zu Schuberts Zeit verfugbaren Instrumente da er fur chromatische Horner und Trompeten schrieb Werke mit Bezug zu der Sinfonie BearbeitenDie Komposition Rendering von Luciano Berio aus dem Jahr 1989 basiert auf den Entwurfen zu dieser Sinfonie 6 7 Literatur BearbeitenOtto E Deutsch Franz Schubert Thematisches Verzeichnis seiner Werke in chronologischer Folge Barenreiter Kassel 1978 ISBN 3 7618 0571 3 S 599 600 Peter Gulke Neue Beitrage zur Kenntnis des Sinfonikers Schubert Die Fragmente D 615 D 708 A und D 936 A In Heinz Klaus Metzger Hrsg Franz Schubert Musik Konzepte Sonderband Edition Text und Kritik Munchen 1979 ISBN 3 88377 019 1 S 187 220 Peter Gulke Franz Schubert Drei Sinfonie Fragmente D 615 D 708 A D 936 A Partitur EP 9351 Edition Peters Leipzig 1982 Ernst Hilmar Hrsg Franz Schubert Drei Symphonie Fragmente Faksimile Erstdruck der Original Handschriften Documenta Musicologica 2 VI Barenreiter Kassel 1978 ISBN 3 7618 0600 0 Wolfram Steinbeck Schuberts letzter sinfonischer Versuch Entwurfe fur eine Sinfonie in D D 936A In Walther Durr Andreas Krause Hrsg Schubert Handbuch Metzler Stuttgart 1997 ISBN 3 476 01418 5 S 661 668 Brian Newbould Schubert and the Symphony A New Perspective Toccata Press Surbiton 1992 ISBN 0 907689 26 4 Franz Schubert Symphony No 10 Realisation Brian Newbould Faber London 1995 ISBN 0 571 51547 9 Brian Newbould Schubert s last Symphony In The Musical Times Vol 126 Nr 1707 1985 S 272 273 275 JSTOR 961303 Weblinks BearbeitenFaksimile des Notenmanuskripts bei schubert online at Symphony No 10 Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Brian Newbould Schubert and the Symphony S 298 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d Joseph Stevenson Franz Schubert Symphony No 10 in D major sketch D 936a bei AllMusic englisch a b c d e f g h i j k l Brian Newbould Schubert s last Symphony In The Musical Times Vol 126 Nr 1707 1985 S 272 273 275 JSTOR 961303 Stephen E Carlton Schubert s Working Methods S 230 231 258 Robert Winter Paper Studies and the Future of Schubert Research S 252 253 M J E Brown Drafting the Masterpiece S 21 28 Brian Newbould Schubert and the Symphony S 264 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Luciano Berio Rendering bei Universal Edition Wien abgerufen am 10 Juli 2015 Giordano Montecchi Ubersetzer Karel Clapshaw Liner notes to Decca 476 2830 2005 Sinfonien von Franz Schubert 1 Sinfonie D Dur D 82 2 Sinfonie B Dur D 125 3 Sinfonie D Dur D 200 4 Sinfonie c Moll Tragische D 417 5 Sinfonie B Dur D 485 6 Sinfonie C Dur Kleine C Dur D 589 Sinfonie in E Dur D 729 Sinfonie h Moll Unvollendete D 759 Sinfonie C Dur Grosse C Dur D 944 Sinfonie in D Dur D 936A Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sinfonie in D Dur D 936A Schubert amp oldid 221648103