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Sigrid Sigurdsson 1943 in Oslo ist eine deutsche Kunstlerin Sie ist in Island und Deutschland aufgewachsen und lebt seit 1951 in Hamburg Sie hat von 1961 bis 1966 an der Hochschule fur Bildende Kunste Hamburg bei Kurt Kranz 1910 1997 studiert Sigrid Sigurdsson zahlt zu den bedeutendsten Kunstlerinnen ihrer Generation die sich wie Christian Boltanski Jochen Gerz Anselm Kiefer Anne und Patrick Poirier Dorothee von Windheim u a in ihrem Werk mit Geschichte Gedachtnis und Erinnerung befassen Das Spektrum ihres umfangreichen Œuvres umfasst Zeichnungen Konzeptkunst Malerei Text Fotografie Film Plastik Installation Environment und Interaktion Ihr Hauptwerk Die Architektur der Erinnerung ist als Museum im Museum in der standigen Sammlung des Osthaus Museums Hagen zu sehen Inhaltsverzeichnis 1 Thematik und kunstlerische Arbeitsweise 2 Fruhe Zeichnungen und Objekte 3 Prosa 4 Papierarbeiten und Installationen 5 Die Offenen Archive 5 1 Die Architektur der Erinnerung 5 2 Weitere realisierte Offene Archive 5 2 1 1994 ff Fragment to mala calosc Das Fragment ist ein kleines Ganzes 5 2 2 1996 ff Braunschweig eine Stadt erinnert sich 5 2 3 1996 ff Deutschland Ein Denkmal Ein Forschungsauftrag 1996 bis 5 2 4 2000 2105 Die Bibliothek der Alten heute Bibliothek der Generationen 5 2 5 2003 ff Eroffnung 2007 Weltenwunderland die Bibliothek der Kinder 6 Literatur und Texte zu Sigrid Sigurdsson Auswahl nach Erscheinungsjahr 6 1 Monographien 6 2 Ausstellungskataloge 6 3 Aufsatze und Einzelkapitel 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseThematik und kunstlerische Arbeitsweise BearbeitenSigrid Sigurdsson setzt sich seit Beginn ihrer kunstlerischen Tatigkeit mit dem Phanomen des Gedachtnisses und seinen vielfaltigen Dimensionen und Funktionen auseinander Im Fokus ihrer Arbeit steht die Zeit des Nationalsozialismus mit ihren Auswirkungen in Geschichte und Gegenwart Ihr Interesse gilt vor allem der Sichtbarmachung unbewusster tabuisierter oder verdrangter Erinnerungen die im individuellen und kollektiven Gedachtnis verankert sind und bis in die Gegenwart hineinwirken Grundprinzip ihrer Arbeit bildet das Sammeln Bearbeiten und Kombinieren von authentischen und fingierten Materialien die sie in ihre Installationen und Projekte integriert Durch das Zusammenfuhren historischer Materialien und offizieller Dokumente mit individuellen biografischen Spuren oder Fundstucken aus der Alltagsgeschichte arrangiert sie scheinbar zufallige Zusammenhange Diese verweisen auf die Unberechenbarkeit und auf den Konstruktcharakter der Erinnerung So ergeben sich je nach Vorwissen und eigener Erfahrung der Betrachter unterschiedliche Assoziationen werden personliche Erinnerungen ausgelost und subjektive Deutungszusammenhange hergestellt Fruhe Zeichnungen und Objekte BearbeitenDie ersten Arbeiten der Kunstlerin entstanden bereits ab 1956 Hierzu zahlen verschiedene Serien von Zeichnungen die in einer Mischtechnik aus Bleistift Buntstift und Tempera auf collagiertem Papier oder Karton ausgefuhrt sind Sie zeigen anthropomorphe Figuren mit kafigartigen Rumpfen Kafigmenschen oder doppelkopfige Wesen die durch einen gemeinsamen Rumpf verbunden sind Doppelkopfe 39 dieser Zeichnungen aus den Jahren von 1957 bis 1982 sind in die Architektur der Erinnerung im Osthaus Museum in Hagen integriert Bereits diese Zeichnungen wie auch andere fruhe Arbeiten die aus Erinnerungsobjekten Fragmenten und Fundstucken bestehen sind Ergebnis ihrer intensiven Beschaftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus und deren Auswirkungen sowohl auf die eigene Kindheit und Familienbiografie als auch auf die kollektive Geschichte 1 Die wechselseitige Beziehung zwischen individueller Biografie und kollektiver Geschichte erfahrbar zu machen und die Erinnerung in das Gedachtnis des einzelnen zuruckzuverlegen charakterisiert seither das Werk von Sigrid Sigurdsson Prosa BearbeitenDas autobiografische und literarische Schreiben begleitet Sigrid Sigurdssons kunstlerische Tatigkeit von Anfang an Viele ihrer fruhen Tagebuchaufzeichnungen Erinnerungstexte und gedanklichen Reflexionen die sie in vorgefundenen Buchern oder losen Blattsammlungen festgehalten hat sind in spatere Arbeiten und Installationen integriert Seit Anfang der sechziger Jahre verfasst Sigrid Sigurdsson auch fiktive Geschichten und Marchen in denen sie dem Ratsel des Gedachtnisses und der Erinnerung auf die Spur zu kommen sucht Ein grosser Teil dieser Geschichten ist in dem Zyklus Das Wunderknauel zusammengefuhrt der aus uber dreihundert Buchern mit eingearbeiteten Fotos und eigenen Zeichnungen besteht Jede Episode dieses Zyklus vermittelt eine Fulle von Bildern und Metaphern die sich mit der labyrinthartigen Struktur des Gedachtnisses und seinen unterschiedlichen Funktionen in Verbindung setzen lassen Im Jahr 2000 hat Sigrid Sigurdsson mit der Uberarbeitung dieser Geschichten begonnen 366 Bucher aus dem Wunderknauel Zyklus werden seit September 2009 als fester Bestandteil der Architektur der Erinnerung im Osthaus Museum Hagen erstmals gezeigt Papierarbeiten und Installationen BearbeitenEnde der 1970er Jahre experimentierte Sigrid Sigurdsson mit verschiedenen asthetischen Verfahren in denen sie das Prinzip der Schichtung und Uberlagerung bei der Gestaltung von Flachen und plastischen Gebilden einsetzte Eine Werkgruppe bestand aus ca 300 grossformatigen Papierarbeiten und zeigte schwarze Chiffren auf weiss grundiertem Seiden und Makulaturpapier welches in stetem Wechsel mit weiteren Lasuren und Papierschichten immer wieder mit schwarzen Zeichen uberschrieben wurde so dass die unteren Schichten wie bei einem Palimpsest durch die oberen hindurchschienen Weitere Werkgruppen aus dieser Zeit zeigten Variationen dieses Verfahrens durch die Ausweitung in wandfullende Formate wie auch die zusatzliche Einarbeitung verschiedener Materialien in die einzelnen Papierschichten 2 Es sind nur noch wenige dieser Arbeiten erhalten die sich alle in Privatbesitz befinden Ab Anfang der achtziger Jahre erhielten Sigurdssons Arbeiten einen zunehmend offenen und interaktiven Charakter Es entstanden erste Realisationen von raumlichen Installationen und Objekten in denen die Betrachter als Benutzer und Mitwirkende einbezogen werden Zwei dieser Arbeiten mit den sprechenden Titeln Der Dialog 1984 1986 und Anleitung zum Wahnsinn 1987 waren Tischinstallationen deren Flachen mit Hunderten von kleinen Wurfeln Spielsteinen und anderen Elementen bespielt werden konnten Kennzeichnend fur diese Arbeiten war die Konstruktion paradoxer Spielkonstellationen hervorgerufen durch Brechung oder Umgehung ublicher Spielregeln Zusatzliche Elemente wie an den Tischkanten aufsteckbare Tafeln oder enge begehbare Kabinen mit Sehschlitzen losten weitere Irritationsmomente aus Die Benutzer gerieten in absurde Situationen der Kommunikation der Beobachtung und des Beobachtetwerdens 1986 entstand in der Hamburger Kunsthalle die erste Rauminstallation mit dem Titel Verschliessen und Offnen 3 Diese Arbeit die bis 1991 in einem eigens dafur eingerichteten Raum prasentiert wurde war als prozessuale Arbeit als work in progress angelegt Hier ging es der Kunstlerin darum zuerst mit der personlichen Erinnerungsarbeit abzuschliessen um sich dann schrittweise dem Dialog mit den Besuchern zu offnen Dieser Prozess verlief in mehreren Phasen er begann mit dem Verschliessen und Verpacken personlicher Dokumente und Tagebucher und endete mit der Auslage eines leeren Buchs welches den Besuchern und Benutzern des Raums als ein eigenes Medium fur ihre unmittelbaren Reaktionen und Kommentare zur Verfugung stand Verschliessen und Offnen bedeutet innerhalb des Werks von Sigrid Sigurdsson eine Zasur die den Ubergang vom Werk als singulare Schopfung einer Kunstlerin hin zur Gemeinschaftsarbeit zur Realisierung der Offenen Archive markiert Die Offenen Archive BearbeitenSeit Mitte der 1980er Jahre liegt der Hauptansatz der Arbeit von Sigrid Sigurdsson in der Initiierung von Gedachtnisinstallationen und Erinnerungsprojekten die sie in Zusammenarbeit mit Museen Institutionen und Einzelpersonen realisiert und unter dem Begriff des Offenen Archivs subsumiert Das Bezeichnende fur die Projekte ist ihre offene Form Diese ergibt sich zum einen aus ihrer Konzeption als work in progress und zum anderen aus der direkten Einbeziehung der Rezipienten die mit selbstverfassten Beitragen Geschichten und Biografien aktiv am Aufbau des Archivs partizipieren konnen Bisher hat Sigrid Sigurdsson Offene Archive an funf Orten in Hagen Gdansk Polen Braunschweig Frankfurt und Munchen realisiert Der Initiierung eines Offenen Archivs geht immer eine genaue Recherche der Geschichte und der lokalen Bedingungen des Ortes voraus an dem das Archiv entstehen soll Auf dieser Grundlage entwickelt die Kunstlerin ein Konzept fur die Organisation und formale Gestaltung des Archivs gefolgt von der Aufforderung an die Bewohner des Ortes oder der Region sich mit ihren Beitragen zu beteiligen Auf diese Weise werden die Offenen Archive zu Orten an denen die individuellen Erinnerungen und Geschichten ihren Platz finden und sich im Zusammenspiel mit anderen zu einem virtuellen Gedachtnis einer Stadt oder einer ganzen Region verdichten konnen Die Betreuung des Archivs wird meist von der auftraggebenden Institution des Ortes einem Museum einer Gedenkstatte oder einer Schule ubernommen und auf diese Weise der Offentlichkeit zuganglich gemacht Jedes der Offenen Archive hat seine individuelle Struktur und formale Gestalt Die Aufzeichnungen der Teilnehmer werden in Mappen Leinenkassetten oder Boxen prasentiert und aufbewahrt Diese werden von der Kunstlerin entworfen und von einem Buchbinder in handwerklicher Arbeit angefertigt Es gehort zur grundsatzlichen Methode der Offenen Archive dass die Namen der beteiligten Autoren genannt und die Aufzeichnungen in ihrer Originalitat bewahrt bleiben Das heisst sie werden weder aussortiert noch in irgendeiner Weise von der Kunstlerin oder anderen Personen redigiert Im Rahmen der Archive werden von der Kunstlerin haufig historische Materialien Dokumente oder Objekte in separaten Aufbewahrungskassetten oder Vitrinen prasentiert Diese markieren den historischen oder lokalen Kontext der Autorensammlung und fungieren zugleich als Assoziationsmaterial fur die Besucher der Archive Durch die Teilnahme zahlreicher Autoren sind durch die Initiierung der Offenen Archive an mehreren Orten einzigartige Konglomerate individueller Geschichten Erinnerungen und Erfahrungen entstanden 4 Die Architektur der Erinnerung Bearbeiten nbsp Karl Ernst Osthaus MuseumDie Architektur der Erinnerung ist das Hauptwerk der Offenen Archive Sigrid Sigurdssons Es kann zugleich als die zentrale Arbeit der Kunstlerin bezeichnet werden in der sich einzelne Werkkomplexe aus unterschiedlichen Werkphasen zusammen mit den Beitragen zahlreicher Autoren zu einem vielschichtigen und vielteiligen Konstrukt verdichten Es handelt sich um eine archiv und bibliotheksahnliche Rauminstallation die seit 1988 zum Kern der zeitgenossischen Sammlung des Osthaus Museums in Hagen gehort Sie wurde bestandig verandert und erweitert und wurde bis 2006 unter dem Titel Vor der Stille im oberen Stockwerk des Altbaus prasentiert 5 Zwischenzeitlich ausgelagert ist die Arbeit seit der Wiedereroffnung des Osthaus Museums im August 2009 nun wieder unter dem neuen Titel Die Architektur der Erinnerung Das Museum im Museum an zentraler Stelle im Erdgeschoss des Altbaus zuganglich Der ca 180 m grosse und ca 6 m hohe Raum ist an den Wanden mit offenen mahagonibraunen Regalen ausgestattet in deren Fachern eine unuberschaubare Anzahl von Buchern Folianten Mappen und ca 200 kleinen Vitrinen lagern Den Grundstock bildet die ursprungliche Sammlung von Vor der Stille in deren Folianten und Vitrinen insgesamt mehrere Tausend Schriftstucke private Briefe amtliche Formulare Bucher Zeitungen Alben Fotografien Fundstucke und alltagsgeschichtliche Objekte enthalten sind Die meisten dieser Materialien stammen aus der Zeit des Nationalsozialismus oder sie thematisieren diese Geschichte Es finden sich aber auch Relikte aus den vorangegangenen und nachfolgenden Jahrzehnten Das alteste Objekt eine Ausgabe der Werke Ciceros datiert aus dem 16 Jahrhundert Die Materialien wurden von der Kunstlerin seit uber 40 Jahren aus antiquarischen Bestanden und privaten Nachlassen gesammelt und zusammengestellt Allein dieser Komplex birgt eine riesige Ansammlung von Relikten Fragmenten und Spuren die von menschlichen Schicksalen und deren Verstrickung in die Geschichte erzahlen Einen weiteren Komplex der Arbeit bilden 800 so genannte Reisebucher die seit 1993 von interessierten Besuchern fur eine bestimmte Zeit ausgeliehen und nach eigenen Vorstellungen gestaltet werden konnen Nach Ablauf der Zeit sollen die Bucher wieder an die Architektur der Erinnerung zuruckgegeben werden Dort sind sie in den offenen Fachern einer Regalwand untergebracht und konnen auf Wunsch herausgenommen und betrachtet werden Ca 600 Autoren aus aller Welt sind bislang an dem Projekt beteiligt Die Mitte des Raumes wird von zwei alten musealen Vitrinenschranken dominiert in denen die weiter oben erwahnten 366 Bucher aus dem Marchen Zyklus Das Wunderknauel ausgestellt sind Sie sind so prasentiert dass Einblicke in ihr Inneres gewahrt werden ohne dass sie wie die meisten anderen Objekte in dem Raum zuganglich sind Die Lekture einzelner Geschichten wird durch gedruckte Auszuge auf Kartonbogen ermoglicht die auf Ablagen an den Vitrinenschranken und einem eigens dafur angefertigten Tisch ausgebreitet sind In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Vitrinenschranken mit dem Marchenzyklus ist ein weiterer Tisch platziert Seine eingefasste Tischplatte ist mit 1700 farbigen oder mit Buchstaben gekennzeichneten Wurfeln bestuckt und bespielbar Weitere Elemente befinden sich in zwei Schubladen sowie in zwei grossen schwarzen Boxen unter dem Tisch Der Spieltisch ist nicht nur ein Instrument das die Besucher zur Interaktion herausfordert sondern er verbildlicht in knapper Form auch die Struktur der Architektur der Erinnerung Denn so wie die beweglichen Spielsteine auf dem Tisch keiner festen Ordnung unterliegen und unendliche Variationsmoglichkeiten bieten so sind auch die einzelnen Bucher und Elemente in den Regalen keiner archivarischen Ordnung unterworfen Fur viele Besucher uberraschend und ungewohnt ist dabei die Tatsache dass bis auf wenige Ausnahmen fast alle Bestandteile der Arbeit bewegt betrachtet oder benutzt werden durfen Aber im Gegensatz zu herkommlichen Archiven oder Bibliotheken gibt es keinen systematischen Katalog der ein gezieltes Auffinden moglich macht Welche Elemente hervorgeholt und benutzt werden hangt allein vom zufalligen Zugriff der Benutzer ab Dieses System richtet sich also in ubertragenem Sinne nicht nach den Massstaben der linearen Historiographie sondern nach der Willkur der subjektiven Erinnerung Die Fragmente und Versatzstucke in den Vitrinen und Folianten vermitteln keine koharente n Geschichte n und kein abgeschlossenes Geschichtswissen sondern sie fungieren als Anhaltspunkte und Impulsgeber an denen sich die Erinnerung und die Phantasie der Besucher entzunden und mit vorhandenem Geschichtswissen verbinden kann In diesem Sinne kann die Architektur der Erinnerung auch als eine Metapher oder ein Modell fur das Gedachtnis mit all seinen unterschiedlichen Dimensionen und Funktionen verstanden werden Dass in dem ubergreifenden System der Architektur auch die Perspektive der Wissenschaft nicht ausgeklammert bleibt sondern bewusst als Meta und Reflexionsebene einbezogen wird belegen drei weitere Komplexe der Arbeit Die Datenbank Deutschland Ein Denkmal Ein Forschungsauftrag wurde von Sigrid Sigurdsson bereits 1996 konzipiert und in Auftrag gegeben 6 Ausgangspunkt des Projekts war die Beobachtung der Kunstlerin dass in der Forschung bis 1996 keine umfassende Ubersichtskarte existierte die das nationalsozialistische Lager und Haftstattensystem als Ubersichtsbild darstellte Sigurdsson erteilte daher zunachst einer Historikerin den Auftrag samtliche in der Literatur nachgewiesenen Lager Haft und Internierungsanstalten des NS Regimes auf einer Karte in den Grenzen von 1937 zu markieren Ab 1998 wurde die Arbeit vom Osthaus Museum grundlegend uberarbeitet und digitalisiert Diese digitale Fassung wurde 2009 noch einmal uberarbeitet und ist seit der Wiedereroffnung des Museums in den Raum integriert Erganzt wird diese Datenbank von zwei wissenschaftlichen Prasenzbibliotheken zu den Themen Nationalsozialismus und Gedachtnis und Erinnerung Zielsetzung der Bibliotheken ist es zusatzlich zu der wissenschaftlich fundierten Kartografie von Deutschland ein Denkmal einen weiteren wissenschaftlichen Referenzrahmen fur die Materialien und Werkkomplexe innerhalb der Architektur der Erinnerung zur Verfugung zu stellen Die einzelnen Komplexe der Architektur der Erinnerung sind im Folgenden noch einmal aufgefuhrt Vor der Stille Arbeiten ab 1956 insgesamt ca 30 000 Materialien 1988 2005 Kurator Michael Fehr Die Architektur der Erinnerung 75 Bucher ab 1996 noch in Arbeit 23 Buchmappen und drei Vitrinen 39 Zeichnungen aus den Jahren von 1957 bis 1962 Leihgabe von Michael Otto Hamburg Drei Zeichnungen aus den Jahren 1959 und 1982 Schenkung von Hanna Hohl Hamburg Das Wunderknauel 366 Bucher mit Texten und Zeichnungen ab 1961 uberarbeitet ab 2000 redigiert von Lothar Brandt Sigurdsson Spieltisch mit 1700 Wurfeln und Buchstaben und Erganzungsspiel Sigrid Sigurdsson 1987 2009 Schachwurfel mit Originalbuch und Roulette Sigrid Sigurdsson von 1967 1974 2009 Zwei Schiffsmodelle Wilhelm Gustloff 1996 Cap Arcona 2001 ca zehn Besucherbucher mit 500 und 2000 Seiten ab 1988 800 Reisebucher fur Besucherbeitrage ab 1993 bisher ca 600 Autoren beteiligt Das Archiv der Zukunft 100 Mappen fur Besucherbeitrage ab 2002 Das Museum der Biografien 100 Mappen fur Besucherbeitrage ab 2002 Datenbank Deutschland ein Denkmal ein Forschungsauftrag Ein Projekt zur Erforschung der nationalsozialistischen Lager und Haftstatten sowie der Orte des Massenmordes 1933 1945 Idee und Konzept Sigrid Sigurdsson Kurator Michael Fehr wissenschaftliche Recherche und Bearbeitung der Datenbank Bettina und Holger Sarnes 1996 2000 aktualisiert 2009 Prasenzbibliothek zum Thema Nationalsozialismus Nils Reschke ab 2009 Prasenzbibliothek zum Thema Erinnerung und Gedachtnis Martina Pottek ab 2009Forderer und Schirmherr der Architektur der Erinnerung ist Michael Otto Hamburg Kuratorin Birgit Schulte Osthaus Museum Hagen Weitere realisierte Offene Archive Bearbeiten 1994 ff Fragment to mala calosc Das Fragment ist ein kleines Ganzes Bearbeiten Ein Projekt anlasslich des 50 Jahrestages des Kriegsendes in Polen Region Pomerellen in der Nahe von Gdansk 7 Ausgehend von der ortsbezogenen Geschichte wandte sich die Kunstlerin direkt an Uberlebende und Augenzeugen der so genannten Todesmarsche die bei Kriegsende von dem Konzentrationslager Stutthof ausgingen Sigrid Sigurdsson besuchte innerhalb von zwei Jahren Vorbereitungszeit 24 Dorfer die an der Strecke der Todesmarsche lagen Sie bat die dort noch lebenden Zeitzeugen ihre Erinnerungen an die Ereignisse aufzuschreiben Es beteiligten sich an die 180 Autoren Die handschriftlichen Aufzeichnungen wurden in leinenbezogene Kassetten gelegt und am 9 Mai 1995 in einem feierlichen Akt im Alten Rathaus der Stadt Gdansk der Offentlichkeit ubergeben Seit 2001 ist das Archiv im Museum der Gedenkstatte Stutthof zu sehen Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Nadbaltyckie Centrum Kultury Gdansk Barbara Bergmann Maciey Nowak und Martina Pottek realisiert 1996 ff Braunschweig eine Stadt erinnert sich Bearbeiten Konzeption und Umsetzung der Gedenkstatte KZ Aussenlager Schillstrasse in Braunschweig nbsp Das 1840 erbaute Invalidenhauschen beherbergt heute das Offene Archiv Anlass fur diese Arbeit war die Wettbewerbsausschreibung fur ein Mahnmal welches an die Opfer eines Aussenlagers des KZ Neuengamme in der Schillstrasse erinnern soll Dieses Lager in dem zwischen November 1944 und Ende Marz 1945 mehrere Hundert politische Haftlinge und judische Zwangsarbeiter der Braunschweiger Firma Bussing NAG inhaftiert waren befand sich auf einem Gelande das heute zur Hauptpost gehort nbsp Das Podest vor der Mauer mit Text und Bildtafeln In unmittelbarer Nahe des ehemaligen KZs befindet sich das 1837 eingeweihte Schill Denkmal das an den preussischen Major Ferdinand von Schill erinnert Das Denkmal das seit seiner Errichtung Ort zahlreicher patriotischer Gedenkfeiern war wurde 1955 auf Anregung traditionalistischer Verbande umgewidmet und den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges geweiht An Volkstrauertagen fanden hier zentrale Kranzniederlegungen des Volksbundes Deutsche Kriegsgraberfursorge zusammen mit Vertretern der Stadt Braunschweig der Bundeswehr sowie verschiedenen traditionalistischen Vereinen und Verbanden statt In den 1980er Jahren als einer breiten Offentlichkeit die Existenz des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers an der Schillstrasse bekannt wurde fuhrte dies zu Demonstrationen gegen die Fortsetzung der militarischen Gedenkzeremonien an diesem Ort Die Kontroverse dauerte bis 1996 und fuhrte schliesslich zur Ausschreibung eines Wettbewerbs durch die Stadt wobei sich die Jury fur Sigrid Sigurdssons Entwurf entschied Sigurdssons Arbeit besteht aus zwei Teilen Architektonische Platzgestaltung mit begehbarem Podest Markierung der angrenzenden Mauer durch Texttafeln Markierung des ehemaligen Lagergelandes und heutigen Sitzes der Hauptpost mit einem Schriftzug aus blauen Leuchtbuchstaben Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit Initiierung eines Offenen Archivs mit Beitragen von uber 200 Autoren sowie stadtischen und kommunalen Institutionen die uber ihren jeweiligen Umgang mit der eigenen Geschichte Aufschluss geben Die Beitrage werden in leinenbezogenen Kassetten aufbewahrt Diese sind seit Mai 2000 in einem historischen Gebaude dem ehemaligen Invalidenhauschen auf dem Mahnmalsgelande untergebracht Hier finden regelmassig Vortrage Lesungen und Begegnungen mit Uberlebenden und Zeitzeugen statt Die von Sigrid Sigurdsson initiierte Gedenkstatte wird durch den Arbeitskreis Andere Geschichte e V unter Leitung des Historikers Frank Erhardt betreut Er ist mit der Pflege und Erweiterung des Offenen Archivs der Beratung der Benutzer Fuhrungen und der Pflege des Kontaktes zu Uberlebenden des Lagers betraut 1996 ff Deutschland Ein Denkmal Ein Forschungsauftrag 1996 bis Bearbeiten Ein Projekt zur Erforschung der nationalsozialistischen Lager und Haftstatten 1933 1945 6 Erste analoge Fassung 1996 Cornelia Steinhauer Hamburg Grundlegend uberarbeitete und digitalisierte Fassung ab 1998 in Zusammenarbeit mit dem Karl Ernst Osthaus Museum Hagen Kurator Michael Fehr wissenschaftliche Recherche und Bearbeitung der Datenbank Bettina und Holger Sarnes wissenschaftliche Beratung Thomas Lutz Stiftung Topografie des Terrors Berlin Institut fur Zeitgeschichte Munchen Eine offline Version dieser Datenbank befindet sich seit Oktober 1999 in der Dokumentation Obersalzberg des Instituts fur Zeitgeschichte Munchen Seit 2009 gehort die erneut uberarbeitete und aktualisierte Fassung von Deutschland ein Denkmal zu den Bestandteilen der Architektur der Erinnerung im Osthaus Museum Hagen Seit Sommer 2011 fuhren die beiden langjahrigen Mitarbeiter Bettina und Holger Sarnes das Projekt weiter Im Februar 2012 wurde es wieder online gestellt 2000 2105 Die Bibliothek der Alten heute Bibliothek der Generationen Bearbeiten Die Bibliothek entstand anlasslich der Ausstellung Das Gedachtnis der Kunst Geschichte und Erinnerung in der Kunst der Gegenwart die vom Dezember 2000 bis Marz 2001 im Historischen Museum und der Schirn Kunsthalle in Frankfurt stattfand 8 Die Idee bestand darin die Geschichte der Stadt Frankfurt aus der Sicht von Personen einzufangen die der Stadt Frankfurt durch ihre Herkunft oder ihren Wohnsitz verbunden sind Hierfur wurden ein halbes Jahr vor Beginn der Ausstellung 100 Teilnehmer gesucht die bereit waren einen biografischen historischen oder wissenschaftlichen Beitrag zu verfassen Im Unterschied zu den anderen Offenen Archiven liegt der Konzeption der Bibliothek der Alten ein genau kalkulierter Zeitplan zugrunde 65 der Autoren sollten uber 50 Jahre und 35 unter 50 Jahre alt sein Die Beitrage der alteren Autoren werden aus der Ruckschau auf das 20 Jahrhundert verfasst Sie werden bereits seit 2004 wieder an das Historische Museum zuruckgegeben Die jungeren Teilnehmer haben bis zu 50 Jahre Zeit um in die Zukunft hineinzuschreiben und das beginnende 21 Jahrhundert reflektieren zu konnen Bis zum Jahr 2055 soll jedes Jahr ein weiterer Autor oder eine weitere Autorin hinzukommen so dass die Bibliothek am Ende aus 150 Beitragen bestehen wird Sollte sich im Jahr 2055 die letzte Person zur Teilnahme bereit erklart haben und weit unter 50 Jahre alt sein dann lasst sich der Abschluss des Projekts wenn sie ihren Beitrag nach 50 Jahren zuruckgibt bis ins Jahr 2105 berechnen Die historische Zeitspanne die in den Beitragen der Bibliothek der Alten reflektiert wird konnte also bei Abschluss nahezu 200 Jahre umfassen vorausgesetzt die altesten Projektteilnehmer sind zu Beginn der zweiten Dekade des 20 Jahrhunderts geboren Die Bibliothek der Alten wurde in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Frankfurt am Main Kurt Wettengl Wolf von Wolzogen und Felicitas Gursching realisiert Mit der Neukonzeption des Historischen Museums 2017 erfolgte die Umbenennung in Bibliothek der Generationen 2003 ff Eroffnung 2007 Weltenwunderland die Bibliothek der Kinder Bearbeiten Als Pendant zur Bibliothek der Alten konzipierte Sigrid Sigurdsson im Mai 2003 das Weltenwunderland Die Bibliothek der Kinder die seit 2007 in der Grundschule an der Gebelestrasse in Munchen entsteht Auch diesem Projekt liegt eine genaue Berechnung zugrunde Das Archiv besteht aus 366 leinengebundenen verschiedenfarbigen Kassetten die fur die Tage eines Schaltjahres stehen Diese Kassetten sind mit 24 Briefumschlagen sowie weiteren 24 Ruckumschlagen gefullt deren Zahl den Stunden eines Tages entsprechen Die Briefe sollen kunftig von den Kindern der Gebele Schule an Personen ihrer Wahl verschickt werden mit der Bitte auf dem darin enthaltenen leeren Blatt einen besonderen Tag oder ein besonderes Ereignis ihres Lebens zu beschreiben und als Geschenk an die Kinder zuruckzuschicken Auf diese Weise wurde das Weltenwunderland am Ende aus 8784 Geschichten eines Tages aus aller Welt bestehen Die Vielfalt der Geschichten spiegelt sich auch in der Gestaltung der Kassettenbezuge die den sechs Farben des Goetheschen Farbkreises entspricht Zugleich so lautet das Konzept der Kunstlerin wurde die Bibliothek eine Sammlung darstellen die nicht nur offentlich die Entwicklung von Schulern und Schule begleitet sondern auch etwas uber die Gesellschaft des 21 Jahrhunderts aussagen konnte Realisierung in Zusammenarbeit mit der Gebeleschule Munchen Leitung Christine Lorbeer Literatur und Texte zu Sigrid Sigurdsson Auswahl nach Erscheinungsjahr BearbeitenMonographien Bearbeiten Viola Hildebrand Schat Sigrid Sigurdsson Kartographie einer Reise Geschichtserfahrung im offenen Archiv Hg Viola Hildebrand Schat modo Verlag Freiburg i B 2020 ISBN 978 3 86833 270 4 9 Pottek Martina Kunst als Medium der Erinnerung Das Konzept der Offenen Archive im Werk von Sigrid Sigurdsson Weimar VDG 2007 Sigrid Sigurdsson Vor der Stille Ein kollektives Gedachtnis Hg von Michael Fehr und Barbara Schellewald Koln Wienand 1995 Ausstellungskataloge Bearbeiten Deutschland Ein Denkmal Ein Forschungsauftrag Ein Projekt zur Erforschung der nationalsozialistischen Lager und Haftstatten sowie der Orte des Massenmordes 1933 bis 1945 Mit Beitragen von Michael Fehr Bettina Heil und Holger Sarnes sowie Sigrid Sigurdsson Hagen Neuer Folkwang Verlag 1999 Fragment to mala calosc Das Fragment ist ein kleines Ganzes 24 Orte schreiben ihre Geschichte Ein Projekt von Sigrid Sigurdsson Mit Beitragen von Barbara Bergmann und Martina Pottek Hg vom Karl Ernst Osthaus Museum Hagen und der Stadtischen Galerie am Fischmarkt Erfurt Erfurt DRV 1995 Sigrid Sigurdsson Vor der Stille Hg vom Karl Ernst Osthaus Museum Hagen 1989 Sigrid Sigurdsson Bilder und Objekte Hg von der Overbeck Gesellschaft Lubeck 1987 Standpunkte Sigrid Sigurdsson Innenraume Hg von der Hamburger Kunsthalle 1984 85 Aufsatze und Einzelkapitel Bearbeiten Monika Wagner Sigurdssons Archiv der schlechten Nachbarschaft Gebrauch als Kontaminierung In Wagner Monika Das Material der Kunst Eine andere Geschichte der Moderne Munchen Beck 2001 S 98 107 Kurt Wettengl Das Gedachtnis der Kunst In Das Gedachtnis der Kunst Geschichte und Erinnerung in der Kunst der Gegenwart Ausstellungskatalog Historisches Museum Frankfurt und Schirn Kunsthalle Frankfurt Hg Von Kurt Wettengl Frankfurt am Main Hatje Cantz 2000 S 11 19 Aleida Assmann Sigrid Sigurdsson In Dies Erinnerungsraume Formen und Wandlungen des kulturellen Gedachtnisses Munchen Beck 1999 S 364 367 Monika Wagner Bild Schrift Material Konzepte der Erinnerung bei Boltanski Sigurdsson und Kiefer In Mimesis Bild Schrift Ahnlichkeit und Entstellung im Verhaltnis der Kunste Hg von Birgit R Erdle und Sigrid Weigel Koln Weimar Wien Bohlau 1996 S 23 40 Monika Wagner Sigrid Sigurdsson und Anselm Kiefer Das Gedachtnis des Materials In Gedachtnisbilder Vergessen und Erinnern in der Gegenwartskunst Hg von Kai Uwe Hemken Leipzig Reclam 1996 S 126 134 Barbara Schellewald Das Museum als Gedachtnisort Zeitgenossische Kunst im Umgang mit Geschichte In Kunst im Kontext Kunstmuseum und Kulturgeschichte anlasslich der Tagung vom 29 Januar bis 1 Dezember 1991 im Rahmen der Ausstellung Rollenbilder im Nationalsozialismus Umgang mit dem Erbe im Frauen Museum Bonn Hg von Stefanie Poley Alfter VDG 1993 S 75 90 Barbara Schellewald Sigrid Sigurdsson Vor der Stille Die Kunst der Erinnerung In Denkraume zwischen Kunst und Wissenschaft Hg von Silvia Baumgart Gotlind Birkle u a Berlin Reimer 1993 S 280 303 Hanna Hohl Ein Lebensraum im Museum In Geschichte Bild und Museum Zur Darstellung von Geschichte im Museum Hg von Michael Fehr und Stefan Grohe Koln Wienand 1989 S 212 218 Weblinks BearbeitenHagen Osthaus Museum 1 Deutschland ein Denkmal Initiiert von Sigrid Sigurdsson Fortgefuhrt von Bettina und Holger Sarnes Polen Fragment to mala calosc Das Fragment ist ein kleines Ganzes 2 Braunschweig Eine Stadt in Deutschland erinnert sich Offizielle Website der Gedenkstatte Schillstrasse Site der Stadt Braunschweig zur Gedenkstatte Vernetztes Gedachtnis Topographie der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Braunschweig Frankfurt Die Bibliothek der Alten Historisches Museum Frankfurt Frankfurtlounge Radiobeitrag hr online de 24 Januar 2007 Munchen Die Bibliothek der Kinder Gebeleschule Quivid das Kunst am Bau Programm der Stadt MunchenEinzelnachweise Bearbeiten Martina Pottek Kunst als Medium der Erinnerung 2007 S 39 77 Sigrid Sigurdsson Bilder und Objekte Katalog Lubeck 1987 Hohl Hanna Ein Lebensraum im Museum 1989 S 212 218 Pottek Martina Kunst als Medium der Erinnerung 2007 S 109 200 Sigrid Sigurdsson Vor der Stille Hg von Michael Fehr Barbara Schellwald 1995 a b Deutschland Ein Denkmal Ein Forschungsauftrag Mit Beitragen von Michael Fehr Bettina Heil Holger Sarnes Sigrid Sigurdsson 1999 Fragment to mala calosc Katalog 1995 Kurt Wettengl Das Gedachtnis der Kunst 2000 S 11 19 Veroffentlicht modo Verlag Freiburg i B 2020 Normdaten Person GND 119274175 lobid OGND AKS LCCN nr96040753 VIAF 69572602 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sigurdsson SigridKURZBESCHREIBUNG deutsche KunstlerinGEBURTSDATUM 1943GEBURTSORT Oslo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sigrid Sigurdsson amp oldid 225756208