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Das Siechenhaus in Burgdorf im Kanton Bern ist ein ehemaliges spatmittelalterliches Leprosorium und als einziges in der Schweiz in seinen Grundformen noch unverandert Es diente bis ins 17 Jahrhundert als Pflegehaus fur Aussatzige 1 Das Siechenhaus und im Hintergrund das Landhaus Sommerhaus Die Bartholomaus Kapelle und dahinter das Siechenhaus Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Die Kapelle 4 Das Siechenhaus 5 Leben im Siechenhaus 6 Literatur 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenUrsprunglich lag das Siechenhaus 2 an der Landstrasse in den Aargau und Luzern die zwischen Kapelle und Krankengebaude verlief Die isolierte Lage ausserhalb der Stadt jenseits der Emme ergab sich aus der Ansteckungsgefahr des Aussatzes Im Jahr 1179 hatte das Dritte Laterankonzil Aussatzigen jedoch die Anlage eigener Kirchen und eigener Friedhofe erlaubt 3 So gehort zum Leprosorium neben der Bartholomauskapelle ein Friedhof der noch nicht archaologisch erforscht wurde Den Siechen war das Recht zugestanden Almosen und Bruckenzolle zu nehmen deshalb waren die Siechenhauser bei vielen Stadten an den Hauptverbindungsstrassen sowie in der Nahe von Brucken zu finden wie beispielsweise das Siechenhaus Waldau an derselben Strasse in Bern Geschichte Bearbeiten1316 wird in Burgdorfer Schriftquellen erstmals ein Siechenhaus erwahnt Die Kapelle wird 1446 urkundlich nachgewiesen und vermutlich stand der ursprungliche Vorgangerbau des noch bestehenden Siechenhauses von 1506 bis 1508 an ahnlicher Stelle Nach dem Erloschen der Lepra Seuche beherbergte das Siechenhaus im 17 bis 18 Jahrhundert jeweils etwa zehn Insassen meist Frauen dazu eine Kochin Die Aufsicht und Verwaltung oblag dem Siechenvogt Der letzte Insasse wechselte 1798 vom Siechenhaus ins Krankenhaus und auch der Gottesdienst wurde aufgehoben Danach wurde der Innenausbau wohl aus Angst vor Ansteckung vollig ausgekernt und diente fortan als Lagerraum fur Gewerbebetriebe 1925 kaufte die Burgergemeinde Burgdorf das Haus mit der Kapelle und stellte beide unter Denkmalschutz Die Kapelle BearbeitenDer Werkmeister Heinrich Fritag rechnete am 6 August 1446 mit dem Rat uber den Neubau der Capellen ze den Siechen wegen ab Am 22 August konsekrierte Weihbischof Johannes von Konstanz Altar und Kapelle Sie war dem hl Bartholomaus der Hl Magdalena Barbara Verena und dem hl Oswald geweiht Den Gottesdienst versah wohl der Spitalkaplan der auch die Kirche Heimiswil zu betreuen hatte Nach der Reformation blieb die Kapelle erhalten und der Gottesdienst wurde wie auch in Bern weiter gehalten 4 Der Schulmeister der schon 1300 erwahnten stadtischen Lateinschule versah von der Reformation bis zur Anstellung eines Provisors 1575 auch das Siechenhaus und die Kirche Heimiswil 5 1854 erwarb Hans Schnell vom benachbarten Sommerhaus das leerstehende Siechenkilchlein um es zu erhalten Es diente bis 1884 als Geratemagazin Danach bis 1930 wieder als Gotteshaus fur die neu entstandene Christkatholische Gemeinde Nach mehreren Versuchen liess die Burgergemeinde 1955 durch den Burgdorfer Architekten Ernst Bechstein 1889 1960 unter Mitwirkung Michael Stettlers als Experten die Kapelle bis auf die Mauern und den Dachstuhl ausraumen Das Dach und das umgebaute Turmchen wurden neu gedeckt und die Leistendecke als Kopie der alten eingezogen Die Kapelle konnte mit der neuen Ausstattung wieder fur den protestantischen Gottesdienst verwendet werden Seit 1958 verfugt die Kapelle uber eine Kleinorgel der Firma Genf A G mit sechs klingenden Registern 6 Das Siechenhaus BearbeitenIm fruhen 16 Jahrhundert 1506 08 eine genaue Entstehungszeit ist nicht sicher wurde der im rechteckigen Grundriss 21 14 4 Meter grosse spatgotische Quaderbau errichtet Das machtige wenig geknickte und stark vorkragende Walmdach bildet den Hauptakzent des Gebaudes Uber 14 Meter lange Bindebalken Streben und Stuhlsaulen bilden den original erhaltenen Dachstuhl Die Eingangspforte befindet sich an der sudlichen Langsfassade zur ehemaligen Hauptstrasse Die Wande aus behauenem Sandstein sind auf zwei Stockwerken von zahlreichen unregelmassigen Fenstern durchbrochen Das Hauptportal mit gekehltem Spitzbogengewande wird mit einer Kielbogennische und zwei Tartschen mit dem Stadtwappen uberhoht Im Innern bestanden uber Jahrhunderte neben Vorratsraumen und Kuche eine Bad und Schwitzstube eine grosse und mehrere kleine Stuben wobei die grossere wohl die Conventsstube war Eine Treppe fuhrte in der Hausmitte ins Obergeschoss Vor der 1997 abgeschlossenen Restaurierung konnte der Archaologische Dienst des Kantons Bern systematische Untersuchungen an Mauern und Boden durchfuhren Man vermutet dass nach der Fertigstellung der aus behauenem Sandstein gemauerten Aussenhulle und des Daches wohl durch die stadtische Bauhutte der ungleich primitivere Innenausbau durch die Insassen selbst erfolgte Es zeigt sich zum architektonisch gekonnten Ausseren ein deutlicher Unterschied Anscheinend wurden planlos verschiedenste Verschlage aneinandergefugt Anhand der Markierungen kann heute der ursprungliche Ausbau nachvollzogen werden 7 Leben im Siechenhaus BearbeitenAnhand erhaltener Inventarlisten kann die Ausstattung und die Nutzung des Hauses nachvollzogen werden In der Bade und Schwitzstube Sudatorium wurden medizinische Anwendungen wie Baden Schwitzen und Schropfen angewendet damit sollten krankmachende Korpersafte ausgeschieden werden Ausgegrabene Schropfkopfe Tropfenzahlflaschchen und Salbtopfchen belegen die wohl durch den Bader der Stadt besorgte Behandlung Daneben gab es Kuche Fleischkammer Keller Schopf Stall und Speicher zur Verpflegung der Bewohner Ein Gemeinschaftsschlafraum fur die armeren und eine Pfrundstube fur besser gestellte Insassen die sich mit ihren Geldeinlagen auch eine bessere Versorgung erkauften Die Conventstube war wie in Klostern der Raum fur Zusammenkunfte Dass die Siechenhausbewohner sich weitgehend selbst versorgten belegen die vielen Landwirtschaftsgerate zur Bearbeitung eines Gemusegartens Fur das seelische Wohl sorgte ein Geistlicher der Stadtpfarrei und zum Gebet und Gottesdienst war die nahe Kapelle da Es mangelt den Kranken also gegenuber der ubrigen Bevolkerung an nichts ausser der Tatsache unheilbar krank und fur den Rest des Lebens ausgesondert zu sein Literatur BearbeitenRegula Glatz Daniel Gutscher Burgdorf Ehemaliges Siechenhaus Ergebnisse der archaologischen Grabungen und Bauforschungen 1989 1991 Bern 1995 Jurg Schweizer Die Kunstdenkmaler des Kanton Bern Landband 1 Die Stadt Burgdorf ISBN 3 7643 1712 4Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in BurgdorfWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Siechenhaus Burgdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Faltblatt Das ehemalige Siechenhaus in Burgdorf PDF Datei 912 kB Die Siechenhauser in Historische Verkehrswege im Kanton Bern Seite 38 41 PDF Datei 4 9 MB Einzelnachweise Bearbeiten Piera Borradori Aussatz In Historisches Lexikon der Schweiz Ingrid Muller Landgraf Die Siechenhauser In Historisches Lexikon der Schweiz Canon 23 Siechenhaus und Kapelle auf digibern Seiten 447 451 Anne Marie Dubler Burgdorf 2 3 In Historisches Lexikon der Schweiz Burgdorf Bartholomauskapelle ehem Siechenkapelle Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 2 April 2023 Fundbericht Archaologischer Dienst47 062904 7 633983 Koordinaten 47 3 46 5 N 7 38 2 3 O CH1903 614840 212450 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siechenhaus Burgdorf amp oldid 235901634