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Sidonie Siddy Wronsky hebraisch סידי ורונסקי geboren am 20 Juli 1883 in Berlin als Sara Sidonie Neufeld 1 gestorben am 8 Dezember 1947 in Jerusalem war deutsche Sozialarbeiterin Sozialpolitikerin und Lehrerin Siddy Wronsky 1936 archiviert im Ida Seele Archiv Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Tatigkeiten in der privaten Fursorge 3 Tatigkeiten in der Ausbildung von Sozialarbeiterinnen 4 Judische Sozialarbeit 5 Soziale Arbeit in Palastina 6 Gedenken 7 Schriften Auswahl 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenSiddy Neufeld wurde in der elterlichen Wohnung am Monbijouplatz 4 geboren 1 Ihre Eltern waren der Banquier Max Moses Neufeld 1852 1931 2 und dessen Ehefrau Thekla geb Kleinmann 1860 1899 3 Das Ehepaar hatte sieben Kinder wovon Siddy das zweitalteste war Sie wuchs in einem gebildeten assimilierten judischen Elternhaus auf und machte nach ihrer Schulzeit eine Ausbildung zur Lehrerin Nach ihrem Examen absolvierte Siddy Neufeld ein zweijahriges Aufbaustudium der Heil und Sonderpadagogik Anschliessend arbeitete sie als Lehrerin fur geistig behinderte Kinder 4 1909 heiratet Siddy Neufeld den Rentier Eugen Wronsky 5 1864 1929 6 Uber diese Ehe ist wenig uberliefert 4 Tatigkeiten in der privaten Fursorge Bearbeiten nbsp Deutsche Zeitschrift fur Wohlfahrtspflege 1932 1908 ubernahm Siddy Wronsky zusatzlich zu ihrer Arbeit als Lehrerin die Leitung des Archivs fur Wohlfahrtspflege das 1906 aus der 1893 von Jeanette Schwerin gegrundeten Auskunftsstelle der Deutschen Gesellschaft fur ethische Kultur e V hervorgegangen war 7 Von 1922 bis 1933 war Wronsky die Leiterin des Archivs 4 und parallel dazu in der Nachfolge von Albert Levy Leiterin der Zentrale fur private Fursorge 8 1925 grundete sie die Deutsche Zeitschrift fur Wohlfahrtspflege 9 und war bis 1933 deren Mitherausgeberin Von 1914 bis 1919 hatte Wronsky dem Vorstand des Berliner Nationalen Frauendienstes angehort Tatigkeiten in der Ausbildung von Sozialarbeiterinnen BearbeitenSeit 1915 war Wronsky als Dozentin an der 1908 von Alice Salomon in Berlin gegrundeten Sozialen Frauenschule tatig der heutigen Alice Salomon Hochschule Berlin Sie hielt Vorlesungen zu historischen und systematischen Fragen der Wohlfahrtspflege Kriegshinterbliebenen und Beschadigtenfursorge und zur Berufskunde und betreute die praktische Ausbildung der Schulerinnen 4 1925 unterstutzte Siddy Wronsky Alice Salomons Bemuhungen um eine Deutsche Akademie fur soziale und padagogische Frauenarbeit und war nach der am 25 Mai 1925 erfolgten Grundung dort als Lehrende und als Vorstandsmitglied aktiv In der zweiten Halfte der 20er Jahre wandte sie ihr theoretisches Interesse immer mehr der sozialpadagogischen Methodenentwicklung zu Hier entwickelte sie zusammen mit Alice Salomon den individualisierenden padagogischen Ansatz durch die Rezeption der amerikanischen Social Case Work Methode weiter und forderte die Zusammenarbeit von Sozialarbeitern Arzten Psychologen und Psychotherapeuten Bekannt waren die Fortbildungsveranstaltungen die sie zusammen mit dem Individualpsychologen Manes Sperber und dem Psychotherapeuten Arthur Kronfeld im Archiv regelmassig durchfuhrte 10 Zwischen 1929 und 1933 fuhrte Siddy Wronsky auch einen intensiven Meinungsaustausch mit Elisabeth Rotten in den auch Friedrich Siegmund Schultze einbezogen war der Grunder der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin Ost In diesem Kreis ist z B ausfuhrlich uber Ben Schemen gesprochen worden da alle Beteiligten Siegfried Lehmann aus seiner Zeit im Judischen Volksheim in Berlin kannten 11 Auf Shemen wird Wronsky spater im Zusammenhang mit ihrer Arbeit in Palastina wieder zu sprechen kommen siehe unten Judische Sozialarbeit BearbeitenSiddy Wronsky engagierte sich 1915 in dem schon erwahnten Judischen Volksheim in Berlin Uber diese Mitarbeit uber die sie in Kontakt zu ostjudischen Fluchtlingen kam fand sie zum Judentum zuruck und wurde Zionistin 10 Von 1917 bis 1933 war sie Vorsitzende des Judischen Frauenbundes in Berlin und von 1920 bis 1923 Vorsitzende des deutschen Landesverbandes der Women s International Zionist Organisation WIZO 4 Gleich nach dem Ersten Weltkrieg gehorte Wronsky zu den Grunderinnen der Judischen Kinderhilfe 12 deren Vorstand sie auch angehorte Ebenfalls zu Beginn der 1920er Jahre grundete sie zusammen mit Beate Berger das Kinderheim Ahawah der Judischen Gemeinde Berlins Von 1927 bis 1930 war Wronsky Mitarbeiterin am Judischen Lexikon bis 1933 Vorstandsmitglied der Judischen Arbeits und Wanderfursorge 13 Vorstandsmitglied der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden und zionistische Vertreterin im Preussischen Landesverband judischer Gemeinden Soziale Arbeit in Palastina BearbeitenNachdem sie 1933 ihre Amter in den Wohlfahrtsorganisationen hatte niederlegen mussen emigrierte Siddy Wronsky 1934 nach Palastina Auf Einladung von Henrietta Szold wurde sie in Jerusalem Mitarbeiterin 10 in der Sozialpadagogischen Abteilung im Vaad Leumi der offiziellen Vertretung der judischen Burger im Jischuw In dieser Funktion war sie massgeblich am Aufbau einer modernen judischen Wohlfahrtspflege in Palastina beteiligt fur die der Vaad Leumi eigens eine Ausbildungs und Forschungsabteilung eingerichtet hatte zu der auch eine von ihr gegrundete Schule fur den Sozialdienst gehorte in der eine zweijahrige Aus und Weiterbildung fur Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter betrieben wurde 14 Wronsky propagierte wie schon in ihrer Berliner Zeit eine am Case Work Ansatz orientierte Familienfursorge die in Palastina in den letzten Jahren aufgrund neuerer Forschungen eine weitere neu Gestaltung gefunden hat die der produktiven Arbeit in der Sozialarbeit neue Wege zeigt in der Form der sozialen Diagnose und der sozialen Therapie 14 Daneben galt ihr Augenmerk der Jugendfursorge weil aufgrund europaischer Verfolgungen und Vertreibungen viele vereinzelte Kinder oder Waisen nach Palastina einwanderten fur die der Ersatz des Elternhauses durch die Gesellschaft in vielen Fallen erforderlich wurde Sie verweist in dem Zusammenhang auf das von der Sozialpadagogischen Abteilung im Vaad Leumi geschaffene Netz von einzelnen Familienpflegestellen auf dem Lande in denen das Kind in die Gemeinschaft aufgenommen und moglichst fur das Landleben erzogen wird Dieser Einzelunterbringung in Familien stellt sie eine neu entwickelte Form der Jugendfursorge zur Seite Neben dieser Einzelunterbringung in den Familien hat sich in Palastina eine neue Form der Jugenderziehung in den Kinderdorfern entwickelt die sich in Meir Schfeya am Abhang des Carmel in Ben Schemen bei Lod in der Ahawa in der Haifabucht und im Kfar Noar Dati in der Emek Ebene finden Diese Kinderdorfer stellen Gemeinschaften dar in denen die Kinder zum Landleben erzogen werden und in denen die Verwaltung und die Arbeit vorwiegend in der Hand der Kinder liegen Das gesamte Leben Unterricht und Freizeit Feste und Wirtschaft Kultur und Pflege wird vorwiegend von den Kindern bestimmt und die Verantwortung fur das Gemeinschaftsleben liegt in ihren Handen Diese Kinderdorfer die 100 500 Kinder aufnehmen und in denen die Kinder in allen Zweigen der Landwirtschaft und der Hauswirtschaft herangebildet werden haben sich als eine gluckliche Form der neuen werktatigen Erziehung herausgebildet und stellen ein neues Beispiel der modernen Sozialpadagogik dar das wie keine andere Form der Erziehung die Entwicklung des Gemeinschaftssinnes und den sozialen Charakter bei den Kindern zu fordern im Stande sind 14 Ahnlich bewertete Wronsky die Unterbringung der mit der Jugend Alijah ins Land gekommenen Jugendlichen in Genossenschaftssiedlungen Kwuzot und Dorfgemeinschaften Moschawim und folgerte aus der Sicht von 1945 Die Sozialarbeit in Palastina steht vor dem Beginn ihrer dritten Periode Ihre neue Aufgabe wird es sein die vorhandenen Leistungen planmassig zusammenzufassen vorhandene Lucken auszufullen und die Ergebnisse der bisherigen Erkenntnisse auszuwerten um den neuen Bedurfnissen der nahen Zukunft genuge zu tun 15 Gedenken Bearbeiten nbsp Stolperstein vor dem Haus Barstrasse 23 in Berlin WilmersdorfAm 23 Oktober 2019 wurde vor ihrem ehemaligen Wohnort Berlin Wilmersdorf Barstrasse 23 ein Stolperstein verlegt Schriften Auswahl BearbeitenLeitfaden fur die Wohlfahrtspflege 1921 Die Vereinheitlichung der Wohlfahrtspflege im Deutschen Reich 1922 Gegenwartsaufgaben der judischen Wohlfahrtspflege 1924 Quellenbuch zur Geschichte der Wohlfahrtspflege Berlin 1925 Soziale Therapie Ausgewahlte Akten aus der Fursorgearbeit Berlin 1926 gemeinsam mit Alice Salomon Zur Soziologie der judischen Frauenbewegung 1927 Soziale Diagnose 1927 zweite Aufl Methoden der Fursorge 1929 Sozialtherapie und Psychotherapie in den Methoden der Fursorge Berlin 1932 gemeinsam mit Arthur Kronfeld Social Work and the Jewish Community Idea in Palestine 1936 Soziale Pionier Arbeit in Palastina 1945 16 Literatur BearbeitenEckhard Hansen Florian Tennstedt Hrsg u a Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945 Band 2 Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945 Kassel University Press Kassel 2018 ISBN 978 3 7376 0474 1 S 222 f Online PDF 3 9 MB Manfred Berger Wer war Siddy Wronsky In Sozialmagazin 2000 H 6 S 6 8 Manfred Berger Siddy Wronsky In Christ und Bildung 1998 H 7 S 35 Gertrud Heitz Siddy Wronsky Pionierin sozialer Arbeit In Bulletin des Leo Baeck Instituts 1988 80 S 19 36 ISSN 0024 0915 Joachim Wieler Siddy Wronsky In Jutta Dick Marina Sassenberg Hrsg Judische Frauen im 19 und 20 Jahrhundert Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1993 ISBN 978 3 499 16344 9 S 406 407 Gertrud Heitz Rami Siddy Wronsky 1883 1947 Zionistin und Vorkampferin fur das Wohlfahrtswesen In Julius Carlebach Hrsg Zur Geschichte der judischen Frau in Deutschland Metropol Berlin 1993 ISBN 3 926893 50 8 S 183 202 Ludwig Liegle Franz Michael Konrad Hrsg Reformpadagogik in Palastina Dokumente und Deutungen zu den Versuchen einer neuen Erziehung im judischen Gemeinwesen Palastinas 1918 1948 dipa Verlag Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 7638 0809 4 Peter Reinicke Wronsky Sidonie In Hugo Maier Hrsg Who is who der Sozialen Arbeit Lambertus Freiburg 1998 ISBN 3 7841 1036 3 S 642 645 Cornelia Wenzel Sozialreformerin und Archivarin Siddy Wronsky 1883 1947 In Mitteilungen Forderkreis Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung Nr 60 September 2021 Berlin 2021 S 15 17 ISSN 1869 3709 Wronsky Siddy in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 836Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Siddy Wronsky Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Siddy Wronsky im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiographie im Jewish Women s Archive Digitales Deutsches Frauenarchiv Uber Siddy Sidonie WronskyEinzelnachweise Bearbeiten a b StA Berlin IX Geburtsurkunde Nr 1532 1883 StA Berlin XIIb Sterbeurkunde Nr 1270 1931 StA Berlin XI Sterbeurkunde Nr 422 1899 a b c d e Biografie von Siddy Sidonie Wronsky StA Berlin XIIb Heiratsurkunde Nr 580 1909 StA Wilmersdorf Sterbeurkunde Nr 745 1929 Deutsches Zentralinstitut fur soziale Fragen Geschichte Zentrale fur Private Fursorge Uber uns Siehe hierzu Deutsches Zentralinstitut fur soziale Fragen DZI Digitalisierung der Deutschen Zeitschrift fur Wohlfahrtspflege a b c Ludwig Liegle Franz Michael Konrad Hg Reformpadagogik in Palastina S 232 233 Ludwig Liegle Franz Michael Konrad Hg Reformpadagogik in Palastina S 229 230 Siehe das Kapitel Krieg Revolution Inflation Das Projekt Judische Kinderhilfe in Claudia Prestel Jugend in Not Fursorgeerziehung in deutsch judischer Gesellschaft 1901 1933 Bohlau Wien 2003 ISBN 3 205 77050 1 S 197 ff Das Kapitel ist online einsehbar bei Google Books Siehe Verena Hennings Sabine Hering Pragungen der judischen Wohlfahrt durch die Wanderfursorge a b c Siddy Wronsky Soziale Pionier Arbeit in Palastina S 152 155 Und in Erganzung Jewish Virtual Library Siddy Wronsky Siddy Wronsky Soziale Pionier Arbeit in Palastina S 155 Der hier erwahnten dritten Periode der Sozialarbeit sind nach Wronsky vorausgegangen die Periode bis 1925 der als zweite die letzten 15 Jahre bis zur Jetztzeit die fruhen 1940er Jahre folgten abgedruckt in Ludwig Liegle Franz Michael Konrad Hg Reformpadagogik in Palastina S 152 155PersonendatenNAME Wronsky SiddyALTERNATIVNAMEN Wronsky Sidonie Neufeld Sidonie Geburtsname KURZBESCHREIBUNG judische WohlfahrtspolitikerinGEBURTSDATUM 20 Juli 1883GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 8 Dezember 1947STERBEORT JerusalemNormdaten Person GND 129110736 lobid OGND AKS VIAF 202548403 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siddy Wronsky amp oldid 235067636