www.wikidata.de-de.nina.az
Schwarzer Hof auch Scheichlhaus genannt ist ein Gebaude das sich in der Flutergasse 9 in Eisenerz Steiermark befindet Es ist das Herrenhaus zum Radwerk 6 und eines der letzten annahernd original erhaltenen mittelalterlichen Radmeisterhauser der Steiermark Trotz Umbauten und Erweiterungen ist auch heute noch sein Erscheinungsbild weitgehend im Stil der Renaissance des 16 Jahrhunderts erhalten Die in mehreren Etappen entstandene Sudseite des Schwarzer Hofs im Jahr 2008 Inschriftenstein des Georg ScheichlEingangsportalDie Einfahrt durch die das Haupthaus mit dem Wirtschaftsgebaude verbunden wurdeFreigelegtes Sgraffito Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung 2 Besitzgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Die erste Bauphase 3 2 Die zweite Bauphase 3 3 Die dritte Bauphase 3 4 Weitere Bauphasen 3 5 Restaurierung und weitere Nutzung 4 Quellen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBaubeschreibung BearbeitenDas dreiflugelige zweigeschossige Gebaude umschliesst einen Innenhof mit Saulenarkaden an einer Seite uber beide Geschosse Die Arkadenbreite im Unter und Obergeschoss ist wie 1 2 Sgraffitodekorationen finden sich sowohl im Innenhof als auch an den Aussenfassaden unter spateren Putzschichten grossteils jedoch nicht freigelegt Uber dem Portal ist ein Inschriftenstein mit einem Wappenrelief aus dem Jahr 1589 eingemauert Darauf sind der Name Georg Scheichl sowie als Inschrift ein Spruch von Prosper Tiro von Aquitanien 1 zu lesen Nunquam bella bonis nunquam certamina desuntEt quocum certet mens pia semper habet Niemals mangelt es den Guten an Kriegen niemals an Streitigkeiten Und ein frommer Sinn hat immer jemanden mit dem er streiten muss Inschriftenstein 1589Besitzgeschichte BearbeitenDer Schwarzer Hof wurde laut fruheren Angaben zu Beginn des 16 Jahrhunderts erbaut Bauforscher haben jedoch mittels Putzschichtentreppen und Sondierungen an aussagekraftigen Stellen nachgewiesen dass die alteste Bausubstanz bis ins 15 Jahrhundert zuruckreicht Die Besitzer wahrend der ersten Bauphase sind nicht bekannt ebenso wenig ob es sich damals bereits um ein Radmeisterhaus handelte Spatestens seit 1524 war das Gebaude im Besitz von Erasmus Haidenreich einem Radmeister und kaiserlichen Amtmann von Innerberg ehem Bezeichnung fur Eisenerz Spater scheint Sebald Puchler als Besitzer auf Um 1549 gelangte das Anwesen in den Besitz der einflussreichen protestantischen Radmeisterfamilie des Wolfgang Scheichl Am Ende dieses unter dem Einfluss der Reformation stehenden Jahrhunderts gehorte der Hof Georg Scheichl der ihn 1589 zu einem reprasentativen Renaissancebau erweiterte Da Georg Scheichl sich von der Gegenreformation nicht beeindrucken liess und weiterhin dem Protestantismus zusprach wurde er wie einige andere Radmeister auch um 1600 aus Eisenerz vertrieben Sein katholischer Nachfolger war Georg Reinprecht Auf ihn folgte ab 1623 Karl Schwarz nach dem der Hof heute noch benannt ist Schwarz behielt den Hof nur zwei Jahre denn am 20 Oktober 1625 setzte als Folge einer Krise im Bergbau eine neue Ordnung des Eisenwesens ein Samtlicher Radwerksbesitz wurde zwangsvergesellschaftet und an die von den Kammergrafen gegrundete Innerberger Hauptgewerkschaft ubergeben die eine bergrechtliche Gewerkschaft im Sinne einer Kapitalgesellschaft war 1881 ging die Innerberger Hauptgewerkschaft in die Osterreichisch Alpine Montangesellschaft ein und somit auch der Schwarzer Hof Als Teil der Montangesellschaft gehorte der Hof wahrend des Zweiten Weltkriegs einer Tochtergesellschaft der Reichswerke Hermann Goring der Reichswerke Aktiengesellschaft fur Erzbergbau und Eisenhutten Hermann Goring Nach Kriegsende ging der Besitz am Schwarzer Hof in die ab 1946 verstaatlichte VOEST uber in deren Hand er bis 1978 blieb Per 1 Janner 1979 wurde er an eine Tochtergesellschaft der VOEST die Gemeinnutzige Industrie Wohnungs Ges m b H Eisenerz GIWOG ubergeben Bis 2002 befanden sich Genossenschaftswohnungen im Schwarzer Hof Im Juli 2004 hat der Verein zur Erforschung und Erhaltung der Osterreichischen Baukultur Baukulturstiftung den Hof ubernommen und mit der grundlichen Erforschung und Dokumentation sowie der sanften Restaurierung des Gebaudes begonnen Baugeschichte BearbeitenDie erste Bauphase Bearbeiten Die Forscher der Baukulturstiftung wiesen in ihren Untersuchungen nach dass als alteste Bausubstanz aus dem 15 Jahrhundert ein dreigeschossiger Kernbau vorhanden ist sowie ein daran anschliessender nicht unterkellerter Teil der im Wesentlichen die heutige Front zur Flutergasse ausmacht Von dem nicht unterkellerten Raum fuhrt ein Abgang in den Keller der im Originalzustand erhalten ist Der Keller ist die Ursache fur die versetzte Geschossanzahl sowie fur unterschiedliche Raumhohen durch die die Raume im Obergeschoss wieder auf annahernd gleiches Niveau gebracht wurden Ein zwischen beiden Raumen befindliches Fenster gibt den Forschern noch Ratsel auf Die Art der ursprunglichen Deckenkonstruktionen ist noch nicht geklart Das derzeit vorhandene Gewolbe wurde wie hinter das Gewolbe laufende Verputzreste zeigen erst spater eingebaut Ein weiterer Gebaudeteil entstand im Sudosten und wurde in Richtung Westen mit einer Umfassungsmauer verlangert deren Ende nicht mehr feststellbar ist Nach Abtragen des rezenten Verputzes im Inneren dieses Bauteils wurden in einem Raum mehrere Abdrucke von Holzbalken im Mauermortel gefunden Die Abdrucke lassen darauf schliessen dass es sich dabei um eine Blockwerkstube handelt eine Bautechnik wie sie auch bei mittelalterlichen Burgen und grosseren Profanbauten angewendet wurde um eine bessere Warmedammung zu erreichen Dabei wurde zunachst eine Holzkonstruktion Blockwerk errichtet und um diese herum die Aussenmauern aufgebaut Die gefundenen Abdrucke lassen darauf schliessen dass der Mortel an so einem Blockwerk getrocknet ist Auch zeigen die Abdrucke und weitere Details jene Stelle an der sich vermutlich ein fur diese Bauweise typischer aus einem Nebenraum beheizter Kachelofen befunden hat Ein zweigeschossiges Wirtschaftsgebaude entstand im Norden des Grundstucks Es wurde durch eine Hofmauer bis zum Erzbach im Westen verlangert Die zweite Bauphase Bearbeiten In der ersten Erweiterungsphase wurden im Suden drei Raume in Richtung Westen verlaufend angebaut Dabei wurde die Sudmauer der Blockwerkstube teilweise ersetzt Einer der Raume ist mit einem Ausgussstein versehen der heute an der Fassade abgeschlagen ist Solche Ausgusssteine waren Bestandteil spatmittelalterlicher bis fruhneuzeitlicher Rauchkuchen Durch einen westlich des Ausgusssteins gelegenen Kamin und seine ursprungliche Ausgestaltung konnten hier Rauchkuchen im Unter und Obergeschoss nachgewiesen werden Ebenfalls in dieser Bauphase wurde das Wirtschaftsgebaude unter Einbindung der Hofmauer um einen eingeschossigen Anbau vergrossert Die dritte Bauphase Bearbeiten Die markanten Umgestaltungen wahrend der Renaissance lassen sich anhand des mit 1589 bezeichneten Inschriftensteins dem Radmeister Georg Scheichl zuordnen Dabei wurde der Sudtrakt abermals um einige Raume nach Westen verlangert Im Hof wurde dem Haupttrakt ein Saulengang mit toskanischer Saulenordnung vorgebaut In den nicht unterkellerten Raum des alten Hauptgebaudes der eine grossere Raumhohe aufweist als der unterkellerte wurde ein Gewolbe samt Mittelsaule eingezogen Die Sudmauer dieses Raumes wurde vermutlich wegen statischer Probleme verstarkt Das Obergeschoss erhielt eine Balkendecke die Farbspuren zeigt Zwischen dem Hauptbau und der Blockwerkstube entstand ein Durchhaus in dem ein Tonnengewolbe eingezogen und eine Treppe errichtet wurden Spatestens anlasslich dieses Umbaus wurde das Blockwerk entfernt und am Plafond durch eine Holzbalkendecke mit Trambau ersetzt in deren Mitte sich eine Rosette mit dekorativem Schmuck befindet Der grobe nicht getunchte Verputz an den Wanden lasst darauf schliessen dass anstelle des Blockwerks eine Holzvertafelung angebracht wurde die im Gegensatz zum Blockwerk nicht fix mit der Mauer verbunden war und eine Weiterentwicklung darstellte Mittels einer Toreinfahrt wurden im Nordosten das Wirtschaftsgebaude und der Hauptbau miteinander verbunden Der wahrend der zweiten Bauphase angebaute bis zum Erzbach reichende Teil des Wirtschaftsgebaudes wurde um 1600 durch ein Hochwasser beschadigt Dabei wurden die Sudwestecke und die Bachmauer in Mitleidenschaft gezogen wodurch auch ein Teil des dort eingebauten Tonnengewolbes einsturzte Die Wiederherstellungsarbeiten nutzte man um durch einen Knick in der hofseitigen Mauer die Parallelitat der Gebaudemauern zu erhohen die sich zum Bach hin etwas weiten Als Auflage fur das Gewolbe im Norden dient seither eine zusatzlich eingezogene Stutzmauer Weitere Bauphasen Bearbeiten Wahrend des Barocks wurde der Schwarzer Hof im Anschluss an den Sudtrakt in Richtung Westen durch einen zweischiffigen Pferdestall erweitert Der Klassizismus brachte einzelne Zwischenwande und eine Umgestaltung der Fensteroffnungen mit sich Ende des 19 bis Anfang des 20 Jahrhunderts wurden entlang der Bachseite im Westen einfache Ziegelbauten aufgestellt Mitte des 20 Jahrhunderts wurde das ehemalige Herrenhaus zu einem Arbeiterwohnhaus umgebaut indem man die ehemals grosszugigen Raume durch Zwischenwande in kleinere Einheiten unterteilte Restaurierung und weitere Nutzung Bearbeiten Nach Beendigung der Bauforschung im Jahr 2005 wurde mit der Restaurierung begonnen deren Intention es ist das Gebaude durch Entfernen spaterer Einbauten wie Trennwande und mithilfe minimaler Eingriffe so wiederherzustellen wie er sich zur Zeit der Renaissance prasentierte Unter anderem wurde die Dachkonstruktion des Haupttraktes originalgetreu erneuert Dabei wurden auf alten Stichen sichtbare Dachgauben wiederhergestellt Die nicht mehr original erhaltene Dachdeckung wurde durch neue Larchenschindeln ersetzt An der Fassade sollen die aus verschiedenen Epochen stammenden Sgraffiti vom Spritzputz des 20 Jahrhunderts befreit restauriert und erganzt werden Die verschiedenartigen Fenster sollen ebenfalls restauriert aber nicht verandert werden Die Baukulturstiftung schliesst eine zukunftige Verwendung fur Wohnungen oder Gastraume aus Auch sollen etwa bezuglich der Treppen und Boden keine Zugestandnisse an die Bauordnung gemacht werden Vielmehr sollen die Gebrauchsspuren Geschichte und Nutzung des Gebaudes nachempfindbar machen und die Gebaudequalitaten jenseits modischer Alluren sichern Quellen BearbeitenJurgen Moravi Entdeckung eines Gebaudes PDF 840 kB Abgerufen am 20 Dezember 2012 Der Schwarzer Hof in Eisenerz Abgerufen am 20 Dezember 2012 Kurt Woisetschlager Peter Krenn Die Kunstdenkmaler Osterreichs Dehio Handbuch Steiermark ohne Graz Hrsg Bundesdenkmalamt Anton Schroll amp Co Wien 1982 ISBN 3 7031 0532 1 S 88 89 Einzelnachweise Bearbeiten Aurelius Prudentius Clemens Faustino Arevalo Carmina Band 2 1789 S 584 Google Books Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwarzer Hof Eisenerz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 47 539789 14 887615 Koordinaten 47 32 23 2 N 14 53 15 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwarzer Hof amp oldid 191510284