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Die Schneewissenschaft befasst sich mit der Entstehung von Schnee und Eis seiner Verteilung und den Prozessen die die Veranderung von Schneedecken im Laufe der Zeit beeinflussen Wissenschaftler verbessern die Sturmvorhersage untersuchen die globale Schneedecke und ihre Auswirkungen auf das Klima die Gletscher und die Wasserversorgung auf der ganzen Welt Die Untersuchung umfasst die physikalischen Eigenschaften des sich verandernden Materials die Volumeneigenschaften von Schneedecken an Ort und Stelle und die Gesamteigenschaften von Regionen mit Schneedecken Dabei setzen sie sowohl physikalische Messverfahren vor Ort als auch Fernerkundungsverfahren und Simulationen ein um das Verstandnis fur schneebezogene Prozesse in grossen Gebieten zu entwickeln 1 Querschnitt der Oberflache eines Gletschers der den Verlauf von losem Schnee hin zu dichterem Eis zeigt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Messung 2 1 Messinstrumente 3 Klassifizierung 3 1 Niederschlagspartikel 4 Physikalische Eigenschaften 5 Satellitendaten und Analysen 6 Modelle 6 1 Globaler Klimawandel 6 2 Schneeschmelze 7 Transfer in Technik 8 Weblinks 9 Literatur 10 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Eine fruhe Klassifizierung von Schneeflocken durch Israel Perkins Warren Schnee wurde in China bereits 135 v Chr in Han Yings Buch Disconnection beschrieben in dem die funfeckige Symmetrie der Blumen der sechseckigen Symmetrie des Schnees gegenubergestellt wird 2 Albertus Magnus lieferte 1250 die wohl fruheste detaillierte europaische Beschreibung des Schnees Johannes Kepler versuchte in seinem Buch Strena seu De Nive Sexangula 1611 zu erklaren warum Schneekristalle sechseckig sind 3 Im Jahr 1675 katalogisierte der deutsche Arzt Friederich Martens 24 Arten von Schneekristallen Im Jahr 1865 veroffentlichte Frances E Chickering das Buch Cloud Crystals a Snow Flake Album 4 5 1894 fotografierte A A Sigson Schneeflocken unter dem Mikroskop und ging damit Wilson Bentleys Fotoserie von einzelnen Schneeflocken in der Monthly Weather Review voraus Ukichiro Nakaya begann 1932 mit einer umfassenden Studie uber Schneeflocken Von 1936 bis 1949 schuf Nakaya die ersten kunstlichen Schneekristalle und zeichnete die Beziehung zwischen Temperatur und Wasserdampfsattigung auf die spater als Nakaya Diagramm bezeichnet wurde sowie weitere Forschungsarbeiten uber Schnee die 1954 von der Harvard University Press unter dem Titel Snow Crystals Natural and Artificial veroffentlicht wurden Teisaku Kobayashi uberprufte und verbesserte das Nakaya Diagramm mit dem Kobayashi Diagramm von 1960 das spater im Jahr 1962 verfeinert wurde 6 Das Interesse an der Entstehung kunstlicher Schneeflocken setzte sich 1982 fort als Toshio Kuroda und Rolf Lacmann von der Technischen Universitat Braunschweig Growth Kinetics of Ice from the Vapour Phase and its Growth Forms veroffentlichten 7 Im August 1983 synthetisierten Astronauten wahrend der Mission STS 8 mit dem Space Shuttle Challenger Schneekristalle in der Umlaufbahn 1988 bestatigten Norihiko Fukuta et al das Nakaya Diagramm mit kunstlichen Schneekristallen die in einem Aufwind erzeugt wurden 8 und Yoshinori Furukawa zeigten das Wachstum von Schneekristallen im Weltraum 9 Messung BearbeitenSchneeforscher heben in der Regel eine Schneegrube aus in der sie grundlegende Messungen und Beobachtungen durchfuhren Die Beobachtungen konnen Merkmale beschreiben die durch Wind Versickern von Wasser oder Abladen von Schnee von Baumen verursacht werden Das Versickern von Wasser in einer Schneedecke kann zu Fliessfingern und Pfutzenbildung fuhren oder entlang von Kapillarbarrieren fliessen die zu horizontalen und vertikalen festen Eisformationen innerhalb der Schneedecke gefrieren konnen Zu den Messungen der Eigenschaften von Schneedecken zusammen mit ihren Codes die in der Internationalen Klassifikation des saisonalen Schnees am Boden aufgefuhrt sind gehoren Die Hohe H wird senkrecht von der Bodenoberflache aus gemessen normalerweise in Zentimetern cm Die Dicke D cm ist die Schneehohe die rechtwinklig zum Hang auf geneigten Schneedecken gemessen wird Schneedeckenhohe HS cm ist die Gesamttiefe der Schneedecke gemessen vertikal in Zentimetern von der Basis bis zur Schneeoberflache Die Neuschneehohe HN cm ist die Hohe des frisch gefallenen Schnees der sich in einem Zeitraum von 24 Stunden oder einem anderen festgelegten Zeitraum auf einem Schneebrett angesammelt hat Das Wasseraquivalent des Schnees SWE ist die Wassertiefe die sich ergeben wurde wenn die Schneemasse vollstandig schmelzen wurde unabhangig davon ob es sich um ein bestimmtes Gebiet oder eine begrenzte Schneeparzelle handelt es wird berechnet als das Produkt aus der Schneehohe in Metern mal der vertikal integrierten Dichte in Kilogramm pro Kubikmeter Wasseraquivalent des Schneefalls HNW ist das Wasseraquivalent des Schneefalls gemessen fur eine Standardbeobachtungszeit von 24 Stunden oder einen anderen Zeitraum Schneestarke S P a s 2 textstyle frac Pa s 2 nbsp ob Druck Zug oder Scherfestigkeit die Schneestarke kann als die maximale Belastung angesehen werden der Schnee standhalten kann ohne zu versagen oder zu brechen Die Eindringtiefe der Schneeoberflache P cm ist die Tiefe die ein Objekt von der Oberflache in den Schnee eindringt Sie wird in der Regel mit einer Schweizer Rammsonde oder noch grober von einer stehenden oder auf Skiern stehenden Person gemessen Die Oberflachenbeschaffenheit SF beschreibt das allgemeine Aussehen der Schneeoberflache aufgrund von Ablagerung Umverteilung und Erosion durch Wind Schmelzen und Wiedergefrieren Sublimation und Verdunstung sowie Regen Die folgenden Prozesse fuhren zu den entsprechenden Ergebnissen glatte Ablagerung ohne Wind wellig durch Wind abgelagerter Schnee konkave Furchen Schmelze und Sublimation konvexe Furchen Regen oder Schmelze zufallige Furchen Erosion Die schneebedeckte Flache SCA beschreibt das Ausmass des schneebedeckten Bodens und wird in der Regel als Bruchteil der Gesamtflache angegeben Hangneigung F ist der mit einem Neigungsmesser gemessene Winkel zwischen der Horizontalen und der Ebene eines Hangs Die Hangneigung AS ist die Himmelsrichtung in die ein Hang senkrecht zu den Hohenlinien ausgerichtet ist sie wird entweder in Grad vom wahren Norden N 0 360 oder als N NE E SE S SW W NW angegeben Die Zeit t wird in der Regel in Sekunden fur eine Messdauer oder in langeren Einheiten angegeben um das Alter von Schneeablagerungen und schichten zu beschreiben Messinstrumente Bearbeiten nbsp Ein Ultraschallsensor zum Messen der SchneedeckenhoheHohe Die Schneedeckenhohe wird mit einem Weberbrett in der Regel ein weiss gestrichenes Stuck Sperrholz gemessen das wahrend eines Zeitraums von sechs Stunden beobachtet wird Am Ende des Sechs Stunden Zeitraums wird der gesamte Schnee von der Messflache geraumt Zur Ermittlung des taglichen Gesamtschneefalls werden vier sechsstundige Schneemessungen addiert Schneefall kann aufgrund von Schmelzen Verdichtung Verwehungen und Verwehungen sehr schwierig zu messen sein 10 Flussigkeitsaquivalent durch Schneemesser Das Flussigkeitsaquivalent von Schneefall kann mit einem Schneemesser ermittelt werden 11 oder mit einem Standard Regenmesser mit einem Durchmesser von 100 mm oder 200 mm 12 Regenmesser werden auf den Winter eingestellt indem der Trichter und der innere Zylinder entfernt werden und sich der Schnee bzw der gefrierende Regen im ausseren Zylinder sammeln kann Frostschutzmittel kann hinzugefugt werden um den Schnee oder das Eis zu schmelzen das in den Regenmesser fallt 13 Bei beiden Messgeraten wird der Schnee geschmolzen und die Wassermenge aufgezeichnet sobald sich der Schneefall Eis angesammelt hat oder wenn die Hohe im Messgerat 300 mm erreicht Klassifizierung BearbeitenDie Internationale Klassifikation des saisonalen Schnees am Boden enthalt eine umfassendere Klassifikation des abgelagerten Schnees als die des Schnees aus der Luft Eine Liste der wichtigsten Kategorien zusammen mit ihren Codes umfasst Niederschlagspartikel PP siehe unten Maschinell hergestellter Schnee MM Kann aus runden polykristallinen Partikeln bestehen die durch das Gefrieren sehr kleiner Wassertropfchen von der Oberflache nach innen entstehen oder aus zerkleinerten Eispartikeln die durch Zerkleinerung und erzwungene Verteilung entstehen Zersetzende und zersplitterte Niederschlagspartikel DF Die Zersetzung wird durch eine Verringerung der Oberflache verursacht um die freie Oberflachenenergie zu reduzieren die durch leichte Winde verursacht wird Wind verursacht Fragmentierung Packung und Abrundung der Partikel Abgerundete Korner RG Es handelt sich um abgerundete meist langliche Partikel mit einer Grosse von etwa 0 25 mm die stark gesintert sind Sie konnen auch windgepackt oder facettiert gerundet sein Facettierte Kristalle FC Wachsen mit einer Dampfdiffusion von Korn zu Korn die durch einen grossen Temperaturgradienten angetrieben wird und die Hauptursache fur facettierte Kristalle in der trockenen Schneedecke ist Tiefenreif DH Dampfdiffusion von Korn zu Korn angetrieben durch einen grossen Temperaturgradienten ist die Hauptursache fur Tiefenreif in der trockenen Schneedecke Surface Hoar SH Schnelles Wachstum von Kristallen an der Schneeoberflache durch Ubertragung von Wasserdampf aus der Atmosphare auf die Schneeoberflache die durch Strahlungswarmeverlust unter die Umgebungstemperatur abgekuhlt wird Schmelzformen MF Die Bandbreite reicht von zusammengeballten runden Kornern aus Nassschnee uber schmelzgefrorene abgerundete Polykristalle wenn Wasser in Adern gefriert bis hin zu locker gebundenen vollstandig abgerundeten Einkristallen und Polykristallen bis hin zu Polykristallen aus einer Oberflachenschicht aus Nassschnee die wieder gefroren ist nachdem sie durch Schmelze oder Niederschlag benetzt wurde Eisformationen IF Umfassen die folgenden Merkmale Horizontale Schichten die durch Regen oder Schmelzwasser von der Oberflache entstehen das in den kalten Schnee einsickert und entlang von Schichtbarrieren wieder gefriert Vertikale Finger aus gefrorenem Drainagewasser Eine Basalkruste die durch Schmelzwasser entsteht das sich uber einem Substrat sammelt und gefriert Eine Eisschicht auf der Schneeoberflache die durch gefrierenden Regen auf Schnee entsteht Eine Sonnenkruste aus Schmelzwasser an der Schneeoberflache die aufgrund von Strahlungswarmeverlust an der Oberflache wieder gefriert Niederschlagspartikel Bearbeiten Die Klassifizierung von gefrorenen Partikeln erweitert die fruheren Klassifizierungen von Nakaya und seinen Nachfolgern und ist in der folgenden Tabelle aufgefuhrt Niederschlagspartikel Unterklasse Form Physikalischer ProzessSaulen Prismatischer Kristall fest und hohl Wachstum aus Wasserdampf bei 8 C und unter 30 CNadeln Nadeln zylindrisch Wachstum aus Wasserdampf bei Ubersattigung bei 3 bis 5 C unter 60 CPlatten Meist hexagonal Wachstum aus Wasserdampf bei 0 bis 3 C und 8 bis 70 CStellare Dendriten Sechsfach sternformig flachig oder raumlich Wachstum aus Wasserdampf bei Ubersattigung bei 0 bis 3 C und bei 12 bis 16 CIrregulare Kristalle Cluster aus sehr kleinen Kristallen Wachstum von Polykristallen bei unterschiedlichen UmgebungsbedingungenGraupel Stark gerandete Teilchen kugelformig kegelformig hexagonal oder unregelmassig geformt Starke Randbildung der Partikel durch gefrieren von Regentropfen oder Wiederauffrieren von weitgehend geschmolzenen Schneekristallen oder Schneeflocken Hagel Laminare innere Struktur durchscheinende oder milchig glasierte Oberflache Anlagerung von unterkuhlten Wassertropfchen Wachstum durch Akkretion von unterkuhltem Wasser Grosse gt 5 mmEis Pellets Durchsichtig meist kleine Spharoide Anhaufung von kleinen unterkuhlten Nebeltropfchen die an Ort und Stelle gefrieren Graupel oder Schneekugeln die von einer dunnen Eisschicht umgeben sind kleiner Hagel Grosse jeweils 5 mmReif Unregelmassige Ablagerungen oder langere Kegel und Nadeln die in den Wind zeigen Anhaufung von kleinen unterkuhlten Nebeltropfchen die an Ort und Stelle gefrieren Wenn der Prozess lange genug anhalt bildet sich eine dunne zerbrechliche Kruste auf der Schneeoberflache Alle bilden sich in Wolken mit Ausnahme von Reif der sich auf Objekten bildet die unterkuhlter Feuchtigkeit ausgesetzt sind und einigen Platten Dendriten und Sternchen die sich bei einer Temperaturinversion unter klarem Himmel bilden konnen Physikalische Eigenschaften BearbeitenJede dieser Schichten einer Schneedecke unterscheidet sich von den angrenzenden Schichten durch ein oder mehrere Merkmale die ihre Mikrostruktur oder Dichte beschreiben und die zusammen die Schneeart und andere physikalische Eigenschaften definieren Daher mussen zu jedem Zeitpunkt die Art und der Zustand des Schnees der eine Schicht bildet definiert werden da seine physikalischen und mechanischen Eigenschaften davon abhangen Die Internationale Klassifikation des saisonalen Schnees am Boden legt die folgenden Messungen der Schneeeigenschaften zusammen mit ihren Codes fest Die Mikrostruktur des Schnees ist komplex und schwer zu messen hat aber einen entscheidenden Einfluss auf die thermischen mechanischen und elektromagnetischen Eigenschaften des Schnees Obwohl es mehrere Moglichkeiten zur Charakterisierung der Mikrostruktur gibt gibt es keine Standardmethode Die Kornform F umfasst sowohl naturliche als auch kunstliche Ablagerungen die sich zersetzt haben oder neu gebildete Kristalle aus Gefrier oder Raureif enthalten konnen Die Korngrosse E gibt die durchschnittliche Grosse der Korner an die jeweils an ihrer grossten Ausdehnung gemessen werden gemessen in Millimetern Die Schneedichte rs ist die Masse pro Volumeneinheit von Schnee mit bekanntem Volumen berechnet in kg m Die Klassifizierung reicht von sehr fein unter 0 2 mm bis sehr grob 2 0 5 0 mm und daruber hinaus Die Schneeharte R ist der Widerstand den ein Gegenstand dem Eindringen in den Schnee entgegensetzt Bei den meisten Schneeuntersuchungen werden eine Faust oder die Finger fur weicheren Schnee sehr weich bis mittel und ein Bleistift hart oder ein Messer sehr hart unterhalb der Hartegrenze von Eis verwendet Der Flussigwassergehalt LWC oder Freiwassergehalt ist die Wassermenge im Schnee in der flussigen Phase die entweder aus Schmelze Regen oder beidem stammt Die Messungen werden als Volumen oder Massenanteil in Prozent ausgedruckt Trockener Schnee hat einen mittleren Volumenanteil von 0 Nasser Schnee 5 5 und durchnasster Schnee mehr als 15 Die Schneetemperatur Ts wird haufig in verschiedenen Hohen in und uber der Schneesaule gemessen am Boden an der Oberflache und in einer angegebenen Hohe uber der Oberflache in C Bei den Verunreinigungen J handelt es sich in der Regel um Staub Sand Russ Sauren organische und losliche Stoffe die jeweils vollstandig beschrieben und als Massenanteil ppm angegeben werden sollten Frisch gefallene und metamorphe von Schneekristalle nbsp Dendritische Schneeflocken Mikrografie von Wilson Bentley nbsp Plattchen und Nadeln zwei abwechselnde Formen von Schneeflocken nbsp Frischer trockener Schnee mit neu gebildeten Bindungen der eine Korngrenze zeigt oben Mitte nbsp Anhaufung von Eiskornern in nassem Schnee bei niedrigem Flussigkeitsgehalt Kornkristalle zwischen 0 5 und 1 0 mm Satellitendaten und Analysen BearbeitenDie Fernerkundung von Schneedecken mit Satelliten und anderen Plattformen umfasst in der Regel eine multispektrale Erfassung von Bildern Eine ausgefeilte Interpretation der gewonnenen Daten ermoglicht Ruckschlusse auf das was beobachtet wird Die wissenschaftlichen Erkenntnisse die diesen Fernbeobachtungen zugrunde liegen wurden durch Bodenuntersuchungen der tatsachlichen Bedingungen verifiziert Satellitenbeobachtungen zeigen einen Ruckgang der schneebedeckten Flachen seit den 1960er Jahren als die Satellitenbeobachtung begann In einigen Regionen z B in China wurde ein Trend zur Zunahme der Schneedecke beobachtet von 1978 bis 2006 Diese Veranderungen werden auf den globalen Klimawandel zuruckgefuhrt der zu einem fruheren Abschmelzen und einer geringeren Schneebedeckung fuhren kann In einigen Gebieten kann es jedoch zu einer Zunahme der Schneehohe aufgrund hoherer Temperaturen in Breitengraden nordlich von 40 kommen Fur die nordliche Hemisphare insgesamt ist die mittlere monatliche Schneedeckenausdehnung um 1 3 pro Jahrzehnt zuruckgegangen 14 Die Satellitenbeobachtung von Schnee beruht auf der Nutzlichkeit der physikalischen und spektralen Eigenschaften von Schnee fur die Analyse von Fernerkundungsdaten Dietz et al fassen dies wie folgt zusammen 14 Schnee reflektiert einen grossen Teil der einfallenden Strahlung im sichtbaren Wellenbereich Die Erde sendet kontinuierlich Mikrowellenstrahlung von ihrer Oberflache aus die vom Weltraum aus mit passiven Mikrowellensensoren gemessen werden kann Die Verwendung aktiver Mikrowellendaten zur Kartierung der Merkmale der Schneedecke wird dadurch eingeschrankt dass nur nasser Schnee zuverlassig erkannt werden kann Die am haufigsten verwendeten Methoden zur Kartierung und Messung der Schneeausdehnung der Schneehohe und des Schneewasseraquivalents verwenden mehrere Inputs aus dem sichtbaren Infrarotspektrum um auf das Vorhandensein und die Eigenschaften von Schnee zu schliessen Das National Snow and Ice Data Center NSIDC verwendet die Reflexion sichtbarer und Infrarotstrahlung um einen normalisierten Differenzschneeindex zu berechnen der ein Verhaltnis von Strahlungsparametern darstellt mit dem zwischen Wolken und Schnee unterschieden werden kann Andere Forscher haben Entscheidungsbaume entwickelt die die verfugbaren Daten nutzen um genauere Bewertungen vorzunehmen Eine Herausforderung bei dieser Bewertung besteht darin dass die Schneedecke luckenhaft ist z B in Zeiten der Akkumulation oder Ablation und auch in bewaldeten Gebieten Die Wolkendecke behindert die optische Erfassung der Oberflachenreflexion was zu anderen Methoden zur Abschatzung der Bodenverhaltnisse unter den Wolken gefuhrt hat Fur hydrologische Modelle ist es wichtig kontinuierliche Informationen uber die Schneedecke zu erhalten Anwendbare Techniken beinhalten Interpolation d h die Verwendung des Bekannten um auf das Unbekannte zu schliessen Passive Mikrowellensensoren sind besonders wertvoll fur die zeitliche und raumliche Kontinuitat da sie die Oberflache unter Wolken und bei Dunkelheit abbilden konnen In Kombination mit Reflexionsmessungen erweitert die passive Mikrowellensensorik die moglichen Ruckschlusse auf die Schneedecke erheblich 14 Modelle Bearbeiten nbsp Schneefall und Schneeschmelze sind Teil des Wasserkreislaufs der Erde Die Schneewissenschaft fuhrt haufig zu Vorhersagemodellen die die Schneeablagerung die Schneeschmelze und die Schneehydrologie Elemente des Wasserkreislaufs der Erde einbeziehen und zur Beschreibung des globalen Klimawandels beitragen Globaler Klimawandel Bearbeiten Modelle fur den globalen Klimawandel GCMs beziehen Schnee als Faktor in ihre Berechnungen ein Zu den wichtigen Aspekten der Schneedecke gehoren ihre Albedo Lichtreflexionsvermogen und ihre isolierenden Eigenschaften die das saisonale Schmelzen des Meereises verlangsamen Seit 2011 wird angenommen dass die Schmelzphase von GCM Schneemodellen in Regionen mit komplexen Faktoren die die Schneeschmelze regulieren wie Vegetationsdecke und Gelande schlecht funktioniert Diese Modelle berechnen das Schneewasseraquivalent SWE auf eine bestimmte Art und Weise z B SWE ln 1 fc Dmit fc Anteil der von Schnee bedeckt wird D Verdeckungstiefe der Vegetation 0 2 m weltweit Schneeschmelze Bearbeiten Angesichts der Bedeutung der Schneeschmelze fur die Landwirtschaft befassen sich hydrologische Abflussmodelle die Schnee in ihre Vorhersagen einbeziehen mit den Phasen der Akkumulation der Schneedecke den Schmelzprozessen und der Verteilung des Schmelzwassers durch die Fliessgewassernetze und in das Grundwasser Entscheidend fur die Beschreibung der Schmelzprozesse sind der solare Warmestrom die Umgebungstemperatur der Wind und der Niederschlag Die ersten Schneeschmelzmodelle verwendeten einen Gradtag Ansatz bei dem die Temperaturdifferenz zwischen der Luft und der Schneedecke zur Berechnung des Schneewasseraquivalents SWE im Vordergrund stand SWE M Ta Tm when Ta Tm 0 when Ta lt Tm dd mit M Schmelz Koeffizient Ta Lufttemperatur Tm SchneetemperaturNeuere Modelle verwenden einen Energiebilanzansatz bei dem die folgenden Faktoren berucksichtigt werden um die fur die Schmelze verfugbare Energie Qm wie folgt zu berechnen Qm Q Qh Qe Qg Qr Q8mit Q Netto Strahlung Qh konvektive Ubertragung von thermischer Energie fruher thermodynamisch nicht korrekt auch fuhlbare Warme genannt zwischen Schneedecke und Luftmasse Qe Sublimationsenthalpie fruher thermodynamisch nicht korrekt auch latente Warme genannt die fur die Sublimation von Wassereis Schnee aufgewendet wird Qg Warmeableitung vom Boden in die Schneedecke Qr Advektion von Warme durch Regen Q8 Anderungsrate der inneren Energie pro FlacheneinheitDie Berechnung der verschiedenen Warmestromgrossen Q erfordert die Messung einer viel grosseren Anzahl von Schnee und Umweltfaktoren als nur der Temperaturen Transfer in Technik Bearbeiten nbsp Umzug der Radaranlage DYE 2 auf ein neues Fundament auf der gronlandischen Eiskappe Die aus der Wissenschaft gewonnenen Erkenntnisse fliessen in die Technik ein Vier Beispiele sind der Bau und die Instandhaltung von Anlagen auf den Polkappen die Einrichtung von Schneepisten die Konstruktion von Schneereifen und Skigleitflachen nbsp Abnahmetests der Phoenix Runway fur Radflugzeuge in der McMurdo Station mit einer Boeing C 17 Gebaude auf Schneefundamenten Das Cold Regions Research and Engineering Laboratory CRREL der US Armee unterstutzte die US Luftwaffe wahrend des Kalten Krieges bei der Errichtung und Instandhaltung eines Systems von DEW Anlagen Distant Early Warning Im Jahr 1976 war ein CRREL Forscher massgeblich an der Verlegung einer 10 Stockwerke hohen 2900 t schweren DEW Anlage auf der gronlandischen Eiskappe von einem Fundament das durch die Bewegung des Eises auf dem es errichtet wurde beeintrachtigt worden war auf ein neues Fundament beteiligt Dies erforderte die Messung der Festigkeit des Schnees an Ort und Stelle und deren Verwendung bei der Planung des neuen Fundaments fur das Gebaude Schneepisten 2016 entwarfen bauten und testeten CRREL Forschungsbauingenieure eine neue Schneepiste fur die McMurdo Station genannt Phoenix Sie ist fur etwa 60 jahrliche Einsatze von schweren Transportflugzeugen auf Radern ausgelegt Die verdichtete Schneepiste wurde fur den Betrieb einer Boeing C 17 mit einem Gewicht von mehr als 230 000 kg konzipiert und gebaut Dies erforderte technische Kenntnisse uber die Eigenschaften von mechanisch gehartetem Schnee 15 Winterreifen Winterreifen erfullen drei Funktionen Verdichtung Scherhaftung und Lagerung Auf der Strasse verdichten sie den Schnee vor ihnen und sorgen fur eine Scherverbindung zwischen den Laufflachen und dem verdichteten Schnee Im Gelande sorgen sie auch fur die Auflage auf dem verdichteten Schnee Der Auflagekontakt muss so gering sein dass die Reifen nicht zu tief einsinken und das Vorankommen durch die Verdichtung des Schnees vor ihnen behindert wird 16 Das Profildesign ist entscheidend fur Winterreifen auf der Strasse und stellt einen Kompromiss zwischen der Traktion auf Schnee und dem Komfort und dem Handling auf trockener und nasser Strasse dar Schneegleiter Die Fahigkeit eines Skis oder einer anderen Kufe uber den Schnee zu gleiten hangt sowohl von den Eigenschaften des Schnees als auch des Skis ab um eine optimale Menge an Schmierung durch das Schmelzen des Schnees durch Reibung mit dem Ski zu erreichen zu wenig und der Ski interagiert mit festen Schneekristallen zu viel und die Kapillarwirkung des Schmelzwassers bremst den Ski Bevor ein Ski gleiten kann muss er den Hochstwert der Haftreibung uberwinden F m a x m s F n displaystyle F max mu mathrm s F n nbsp fur den Kontakt zwischen Ski und Schnee wobei m s displaystyle mu mathrm s nbsp der Haftreibungskoeffizient ist und F n displaystyle F n nbsp die Normalkraft des Skis auf dem Schnee ist Die kinetische oder dynamische Reibung tritt auf wenn sich der Ski uber den Schnee bewegt 17 Weblinks BearbeitenUnited Nations Environment Programme Global Outlook for Ice and Snow Institute of Low Temperature Science Hokkaido University Swiss Federal Institute for Forest Snow and Landscape Research website U S National Snow and Ice Data Center Snow Science website American Society of Civil Engineers ground snow loads interactive map for the continental US The International Classification for Seasonal Snow on the Ground ICSSG Literatur BearbeitenH U Gubler Schneeforschung in Physik in unserer Zeit Volume 5 1974 Issue 2 Einzelnachweise Bearbeiten All About Snow Snow Science In National Snow and Ice Data Center University of Colorado Boulder 2016 abgerufen am 30 November 2016 The History of the Science of snowflakes Dartmouth College abgerufen am 18 Juli 2009 Johannes Kepler Colin Hardie The six cornered snowflake Clarendon P Oxford 1966 OCLC 974730 englisch 36 CHICKERING Mrs Francis E Dorothy Sloan Books Bulletin 9 12 92 Dezember 1992 abgerufen am 20 Oktober 2009 Cloud Crystals a Snow Flake Album Author Chickering Frances E Year 1865 Memento des Originals vom 15 Juli 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www raremapsandbooks com Hideomi Nakamura 中村秀臣 Osamu Abe 阿部修 Density of the Daily New Snow Observed in Shinjō Yamagata National Research Institute for Earth Science and Disaster Prevention NIED abgerufen am 18 Juli 2009 japanisch T Kuroda R Lacmann Growth kinetics of ice from the vapour phase and its growth forms In Journal of Crystal Growth Band 56 Nr 1 Januar 1982 S 189 205 doi 10 1016 0022 0248 82 90028 8 elsevier com abgerufen am 1 Dezember 2021 Murai式人工雪発生装置による雪結晶 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 25 Januar 2010 abgerufen am 1 Dezember 2021 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www1 linkclub or jp Crystal growth in space JAXA archiviert vom Original am 22 Juli 2009 abgerufen im 1 Januar 1 japanisch National Weather Service Forecast Office Northern Indiana Snow Measurement Guidelines for National Weather Service Snow Spotters National Weather ServiceCentral Region Headquarters Oktober 2004 abgerufen im 1 Januar 1 Nipher Snow Gauge On ec gc ca 27 August 2007 archiviert vom Original am 28 September 2011 abgerufen am 16 August 2011 National Weather Service Office Northern Indiana 8 Inch Non Recording Standard Rain Gage National Weather Service Central Region Headquarters 13 April 2009 Abgerufen am 2 Januar 2009 Chris Lehmann Central Analytical Laboratory Memento des Originals vom 16 Juni 2004 im Internet Archive National Atmospheric Deposition Program Abgerufen am 7 Juli 2009 a b c Andreas Juergen Dietz Claudia Kuenzer Ursula Gessner Stefan Dech Remote sensing of snow a review of available methods In International Journal of Remote Sensing Band 33 Nr 13 10 Juli 2012 ISSN 0143 1161 S 4094 4134 doi 10 1080 01431161 2011 640964 tandfonline com abgerufen am 1 Dezember 2021 Michael Lucibella Phoenix Rising McMurdo Station s Newest Airfield Passes Its Biggest Test In Antarctic Sun National Science Foundation 21 November 2016 abgerufen am 20 Dezember 2016 Donald F Hays Alan L Browne General Motors Corporation Research Laboratories The physics of tire traction theory and experiment proceedings Plenum Press New York 1974 ISBN 978 1 4757 1370 1 S S Bhavikatti Engineering mechanics J Wiley New York 1994 ISBN 0 470 22054 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schneewissenschaft amp oldid 237726563