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Das Schloss Bad Wurzach auch Schloss Wurzach oder Wurzacher Schloss genannt ist Kulturdenkmal und Wahrzeichen der Stadt Bad Wurzach im oberschwabischen Landkreis Ravensburg in Baden Wurttemberg Bemerkenswert ist das Barocktreppenhaus von 1728 Schloss Bad WurzachDie Denkmalstiftung Baden Wurttemberg ernannte das Schloss zum Denkmal des Monats Mai 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kriegsgefangenenlager 1 2 Internierungslager 1 3 Judische Haftlinge aus Bergen Belsen 2 Schlossanlage 3 Heutige Nutzung 4 Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach 5 Anmerkungen 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Schloss wurde in den Jahren 1723 bis 1728 von Graf Ernst Jakob Truchsess von Waldburg Zeil Wurzach erbaut Zwei Jahrhunderte lang war es Residenz der Wurzacher Linie des Adelsgeschlechts und entwickelte sich dabei zum Zentrum hofischer Musik und Malerei 1922 kauften die Salvatorianer das Wurzacher Schloss und errichteten darin eine Lateinschule mit Jungeninternat Der Betrieb lief 1924 an und die neue Schule wuchs sehr schnell Am 28 November 1937 wurde dem Salvatorkolleg aufgrund der nationalsozialistischen Bildungspolitik untersagt weitere Schuler aufzunehmen Bald musste es seinen Schulbetrieb einstellen und das grosse Gebaude stand praktisch leer Im September 1940 mietete die Heeresstandortverwaltung Biberach das Schloss fur die Verwendung als Gefangenenlager an Von 1940 bis 1945 war Schloss Wurzach als Standort dreier Lager dann Teil des nationalsozialistischen Lagersystems Im Schlosspark befand sich zudem ein so genanntes Wehrertuchtigungslager Die Gefangenen in Wurzach waren relativ sicher Sie wurden am 28 April 1945 von der franzosischen Armee befreit 1 Wurzach war Standort dreier Offizierslager Oflag der Wehrmacht Oflag V C von September 1940 bis Mai 1942 Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis V unterstellt Oflag V D ab Dezember 1942 Kommandeur der Kriegsgefangenen im Wehrkreis V unterstellt Oflag 55 von Mai 1942 bis zum 1 April 1944Kriegsgefangenenlager Bearbeiten Es diente zunachst nach seiner erzwungenen Schliessung von 1940 als Kriegsgefangenenlager Oflag V C fur franzosische Offiziere Zwischen Anfang 1941 und Mitte 1942 wurden 500 bis 600 Kriegsgefangene im Schloss und in funf Baracken im Schlossgarten untergebracht Nach Auflosung des Lagers im Herbst 1942 wurden die Gefangenen in andere Lager verlegt 1 Die Hochstbelegung erreichte das Lager bereits im Marz 1941 mit 804 franzosischen Kriegsgefangenen und 210 Mann der Wachmannschaften Im November 1942 kundigte die Heeresstandortverwaltung den Vertrag uber die Anmietung des Schlosses allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt das Schloss bereits fur einen anderen Zweck verwendet Internierungslager Bearbeiten Am Ende des Westfeldzugs wurden die britischen Kanalinseln von der deutschen Luftwaffe am 30 Juni 1940 besetzt Eine deutsche Zivilverwaltung ubernahm die Inselgruppe baute dort eine Zivilverwaltung auf und die Inseln wurden zu uneinnehmbaren Festungen ausgebaut Im September 1941 hatten die britischen Behorden die persische Regierung aufgefordert deutsche Staatsburger auszuliefern die gegen die Alliierten arbeiteten Als Gegenmassnahme ordnete Adolf Hitler an alle in England geborenen Bewohner der Kanalinseln als Geiseln zu nehmen 2 und zu deportieren Die Deportation erfolgte im September 1942 sie wurden ins Oflag VI Dorsten sudwestlich von Munster in Westfalen und schliesslich in verschiedene Lager in Suddeutschland gebracht Weil das Lager Lindele in Biberach uberfullt war wurden am 31 Oktober 1942 186 Manner und 411 Frauen und Kinder in das Wurzacher Nebenlager Ilag Internierungslager VC verlegt Dort war am 16 September 1942 der erste Transport aus Jersey eingetroffen Am 31 Oktober 1942 wurden die Burger aus Jersey per Sonderzug ungewohnlicherweise 2 Klasse nach Wurzach verlegt Zu diesem Zeitpunkt war das alte Gebaude verdreckt die Betten waren feucht Gips fiel von den Wanden und Decken Zwischen Reichsbehorden und lokalen Institutionen entstand ein Wirrwarr der Zustandigkeiten fur das Internierungslager im Schloss Nach wenigen Wochen unter Bewachung der Wehrmacht wurde die Verwaltung des Lagers am 1 Dezember 1942 an das wurttembergische Innenministerium ubergeben Die Wacheinheiten der Wehrmacht wurden abgezogen und durch Polizeikrafte des Wachbataillons der Schutzpolizei Ravensburg ersetzt Lagerkommandant wurde der Meister und spatere Leutnant der Schutzpolizei Martin Riedesser Es waren zu keinem Zeitpunkt SS Wachen eingesetzt auch wenn die zentrale Entscheidungsbefugnis uber das Internierungslager in der Hand des Reichsfuhrers SS und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern lag Die zentralen Anweisungen kamen deshalb vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin In der Regel kummerten sich aber Mitarbeiter der Rechtsabteilung des Auswartigen Amtes die in Liebenau ein Ausweichquartier gefunden hatten und ein Mitarbeiter des wurttembergischen Innenministeriums um die Belange der Internierten Dabei wird deutlich dass die Briten im Unterschied zu vielen anderen drangsalierten Gruppen durchaus privilegierte Gefangene waren Die Genfer Konvention zum Schutz von Gefangenen wurde von der ortlichen Lagerleitung und auch von den ubergeordneten Stellen nach Moglichkeit beachtet Das Lager wurde bis zum Kriegsende von internationalen Organisationen uberwacht darunter das Internationale Komitee vom Roten Kreuz IKRK die Kriegsgefangenenhilfe der YMCA und Beobachter der Schutzmacht Schweiz Vom IKRK kamen regelmassig Pakete Mit der ortlichen Bevolkerung gab es durchaus auch freundschaftliche Kontakte Den mehr als 600 Zivilinternierten wurde eine Lagerselbstverwaltung zugestanden Sie wurden zwar nur mangelhaft ernahrt erhielten aber ein monatliches Taschengeld in Hohe von 10 Reichsmark durften Lebensmittelpakete empfangen hatten eine Krankenversorgung und arbeiteten in der Versorgung und Aufrechterhaltung der Ordnung im Lager Es entwickelte sich auch ein kulturelles Leben und eine Betreuung von Kindern und Jugendlichen Es gab bis 1945 zwolf Todesfalle und funf Geburten Einzelne Internierte durften als Hartefalle von Wurzach nach Jersey zuruckkehren 1 Laut Recherchen von Gisela Rothenhausler konnte der korrekte Lagerleiter vor Ort nach dem Krieg nicht mehr Fuss fassen sein Vorgesetzter im SS Reichssicherheitshauptamt hat in Adenauer Deutschland eine veritable Karriere gemacht 3 Judische Haftlinge aus Bergen Belsen Bearbeiten Im Winter 1944 45 diente das Schloss schliesslich als Zwischenstation fur 72 judische Haftlinge aus dem KZ Bergen Belsen Bei den im November 1944 2 von Bergen Belsen nach Wurzach Verlegten handelte es sich um niederlandische Juden die neben der niederlandischen auch noch die britische oder amerikanische Staatsangehorigkeit oder wenigstens Papiere von sud und mittelamerikanischen Staaten besassen und die als Austauschjuden 2 bei Verhandlungen uber deutsche Staatsangehorige in alliierter Obhut eingesetzt werden sollten 1 4 Sie waren aus Bergen Belsen in zwei Transporten im Herbst und Winter nach Suddeutschland verbracht worden um uber die Schweiz gegen deutsche Staatsburger in alliierter Hand ausgetauscht zu werden Doch musste ein Teil der Gruppe ohne Angabe der Grunde in Ravensburg den Zug verlassen Sie wurden aber nicht nach Bergen Belsen zurucktransportiert sondern auf die wurttembergischen Internierungslager in Liebenau Biberach und Wurzach verteilt Nach Berichten der Internierten aus Jersey waren die Ankommlinge bei ihrer Ankunft in einem erbarmlichen Zustand vollig ausgehungert und verangstigt Durch die bessere Ernahrung und die zusatzlichen Rotkreuz Pakete erholten sie sich aber relativ schnell und erlebten mit einer Ausnahme in Wurzach ihre Befreiung Schlossanlage Bearbeiten nbsp TreppenhausHufeisenformig offnet sich die ausgewogene Dreiflugelanlage zur Stadt hin Das Zentrum des mittleren Trakts bildet das Treppenhaus eines unbekannten Baumeisters das als ein Hohepunkt der Baukunst des oberschwabischen Barock gilt Elegant geschwungen fuhrt die Sandstein Treppe um einen Dreipass Kern aufwarts Es ist in einer Kulissenarchitekturtechnik mit nach oben zu niedrigeren Stufen und Stein Marmor Alabaster vortauschenden gefassten Holzteilen errichtet die vom Eingang her eine weite und imposante Perspektive vortauschen Das Deckenfresko stellt den olympischen Gotterhimmel dar Das Treppenhaus diente im Zweiten Weltkrieg den britischen Internierten als Treffpunkt und erhielt von ihnen den Spitznamen Marble Arch Im rechten Schlossflugel befindet sich die Schlosskapelle mit dem Chorfenster von Clemens Hillebrand Heutige Nutzung BearbeitenIm Westflugel befinden sich seniorengerechte Wohnungen die mit dem benachbarten Pflegeheim Stift zum heiligen Geist verbunden sind Die Oberstufe des Gymnasiums Salvatorkolleg ist ebenso im Schloss beheimatet wie ein spezieller Zug zur Forderung besonders begabter Jugendlicher Das Institut fur soziale Berufe IfsB bildet im Ostflugel Fachschuler fur Heilerziehungs und Altenpflege aus Auch der Orden der Salvatorianer ist nach wie vor im Schloss beheimatet Im Jahr 2006 wurde im Schloss ein Bankettbereich eroffnet der im Schloss Veranstaltungen und Tagungen ermoglicht Das Barocktreppenhaus ist offizielles Standesamt der Stadt Bad Wurzach Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach BearbeitenIm Jahr 2004 wurde die Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach gegrundet in deren Eigentum sich das Schloss seither befindet Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht das denkmalgeschutzte Schloss dauerhaft zu erhalten und fur die Offentlichkeit zu offnen Anmerkungen Bearbeiten a b c d Oswald Burger Bad Wurzach im Krieg Oberschwabische Historie In Sudkurier vom 6 November 2008 a b c Barbara Miller Buchvorstellung Das Wurzacher Schloss 1940 bis 1945 Das Grosse im Kleinen erkennen In Schwabische Zeitung vom 20 November 2008 Vgl Rothenhausler 2008 S 158f Vgl Rothenhausler 2008 S 313 326 Literatur BearbeitenPater Leonhard Berchtold Nationalsozialismus und Salvatorkolleg Wurzach In Jahresheft Gymnasium Salvatorkolleg Bad Wurzach 2006 21 S 103 118 Gisela Rothenhausler Das Wurzacher Schloss und seine wechselvolle Geschichte wahrend des Zweiten Weltkriegs In Im Oberland 2006 Heft 1 S 3 9 Gisela Rothenhausler Das Wurzacher Schloss 1940 1945 Ein kleines Kapitel europaischer Geschichte Kriegsgefangene im Oflag VC Zivilinternierte aus Jersey Judische Haftlinge aus Bergen Belsen Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2008 ISBN 978 3 89870 502 8Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Bad Wurzach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ulrike Seeger Bad Wurzach Residenzschloss in Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland Das Wurzacher Schloss 1940 194547 908888888889 9 8963888888889 Koordinaten 47 54 32 N 9 53 47 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Bad Wurzach amp oldid 234042634