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Eine Schlitzgrube englisch slit shaped pit ist eine haufig vorkommende archaologische Fundgattung Es handelt sich dabei um Erdaushebungen von 2 bis 3 m Lange und zumeist maximal 0 5 m Breite und einer Tiefe von 0 44 bis 1 3 m so in Rosenburg Niederosterreich aber auch Schlitzgruben mit einer Tiefe von 1 6 m wurden gefunden Dabei waren die Gruben keil oder V formig 1 Da Schlitzgruben meist fundarm sind lasst sich keine eindeutige Deponierungsstruktur erkennen Auch eine Datierung ist schwierig Generell sind Schlitzgruben seit der Bandkeramik bekannt und lassen sich so ins Neolithikum datieren 2 Schlitzgruben wurden z B nahe dem bandkeramischen Siedlungsareal in Kirchheim unter Teck in Baden Wurttemberg gefunden Inhaltsverzeichnis 1 Hypothesen uber die Funktion der Schlitzgruben 2 Vorkommen in den neolithischen Siedlungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHypothesen uber die Funktion der Schlitzgruben BearbeitenHinsichtlich ihrer Funktion gibt es verschiedene Hypothesen und mehr oder weniger stutzende Belege eine Grobe Gliederung liesse sich vornehmen in Lagerungs und Aufbewahrungsort zur passageren Bevorratung etwa fur Nahrungsmittel Fleisch Lehm Fernwaffen Funktionsgruben etwa zur Ledergerbung zum Weben Opferplatze zur Einbringung von Objekten zu spirituellen Zwecken Fallensysteme etwa zur Tierjagd Latrinensysteme Lehner vermutete 1912 bzw 1917 3 dass in Schlitzgruben Fleisch kuhl gelagert wurde oder die Nutzung als Wildfalle 4 Des Weiteren existieren Theorien die besagen Schlitzgruben seien Latrinen Lehmgruben der Topfer oder Lagerplatze fur Pfeil und Bogen Buttler und Haberey 1936 hielten eine Verwendung als Gerbgrube fur wahrscheinlich 5 Diese Hypothese ist nicht unwidersprochen In keiner der untersuchten Schlitzgruben fanden sich im Erdmaterial Hinweise auf Gerbstoffe Ferner zeigte sich dass Lossboden das eingefullte Wasser nicht ausreichend halten konnen Zur Herstellung des gegerbten Leders aus Hauten und Fellen werden ublicherweise die Rohmaterialien idealerweise waagerecht in die Gerberlohe eingelegt damit eine gleichmassige Verteilung der Gerbmittel erreicht wird Ein vertikales Einbringen etwa in eine Schlitzgrube wurde bedeuten dass sich die hochkonzentrierte Lohe am Schlitzgrubenboden sammelte an der Grubenoffnung hingegen ware sie stark verdunnt 1989 formulierte Gronenborn die Hypothese dass Schlitzgruben als Webgruben gedient haben konnten 6 Vladar und Lichardus 1968 7 Theorie Schlitzgruben seien Opfergruben wobei sie die Lengyel Kultur in Fokus hatten wurde 1973 von van der Velde abgelehnt Vorkommen in den neolithischen Siedlungen BearbeitenDa Schlitzgruben nicht in jeder neolithischen Siedlung vorhanden waren sondern nur in einigen und dann ofter in grosserer Zahl kann man von der Verwendung in einem speziellen Wirtschaftszweig ausgehen Denkbar ware dass Tierfelle in ihnen gelagert wurden Urinbad um Haare zu entfernen oder der eigentliche Garprozess der Lohgerbung darin stattfand Dafur spricht auch die haufig siedlungsferne Lage Indiz fur Geruchsbelastigung beim Gerben Als Argument fur die Verwendung als Webgruben wurde von Gronenborn die stilisierte Darstellung einer webenden Person auf einer hallstattzeitlichen Urne herangezogen Die Kettfaden des Webstuhls hangen weit unter die Standflache der webenden Person in eine Grube Entsprechende Webstuhlkonstruktionen sind denkbar Analysen wiesen Phosphatanreicherungen an begrenzten Stellen des Grubenbodens nach Dies spricht sowohl gegen die Theorie der Latrine dort mussten die Phosphatanreicherungen viel hoher sein als auch gegen die Verwendung als Webgrube da dort keine Phosphatanreicherung zu erwarten ware Literatur BearbeitenEva Lenneis Hrsg Rosenburg im Kamptal Niederosterreich Ein Sonderplatz der alteren Linearbandkeramik Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie Band 164 Rudolf Habelt Bonn 2009 ISBN 978 3 7749 3575 4 S 43 f Heiko Mauch Studien zur Lederherstellung am Beispiel des nordlichen Alpenraums Von den Anfangen bis zur Neuzeit Dissertationsschrift Eberhard Karls Universitat Tubingen Uberlingen 2004 ISBN 3 9806206 5 4 Eileen Eckmeier Detecting prehistoric fire based farming using biogeochemical markers Dissertationsschrift University of Zurich Faculty of Science 2007 S 12 Memento vom 31 Dezember 2014 im Internet Archive Michael Meyer Dirk Raetzel Fabian Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa Ein Uberblick 15 Dezember 2006 3 auf jungsteinsite uni kiel de hier S 3 9Weblinks BearbeitenSondierungsbericht Horrheim Ob der Linde Ob der Linde 4 und Bild Transversalebene durch eine Schlitzgrube erkennbar an der dunklen Bodenverfarbung 5 Nathalie Achard Corompt Cyril Marcigny Vincent Riquier Jan Vanmoerkerke Schlitzgruben fentes V shaped pits a European research for a European phenomenon 6 auf academia edu Einzelnachweise Bearbeiten Eva Lenneis Rosenburg im Kamptal Nierosterreich Ein Sonderplatz der alteren Linearbandkeramik Universitatsforschungen zur Prahistorischen Archaologie 164 Wien 2009 S 43 f Gabriela Russ Popa Die Haut Leder und Fellfunde aus dem altereisenzeitlichen Kernverwasserungswerk im Salzbergwerk von Hallstatt OO eine archaologische und gerbereitechnische Aufnahme Diplomarbeit Universitat Wien Wien 2011 S 86 f Hans Lehner Prahistorische Ansiedlungen bei Plaidt an der Nette A Neolithische Ansiedlung Bonner Jahrb 122 1912 271 300 Susanne Friederich Schlitzgruben ein Tierfallensystem In Nathalie Achard Corompt Vincent Riquier Hrsg Chasse culte ou artisanat Les fosses A profil en Y V W Structures enigmatiques et recurrentes du Neolithique aux ages des Metaux en France et alentour Supplements a la Revue archeologique de l Est 33 ARTEHIS Editions Dijon 2020 S 229 243 1 books openedition org 2 hier S 15 f Eric Biermann Alt und Mittelneolithikum in Mitteleuropa Untersuchungen zur Verteilung verschiedener Artefakt und Materialgruppen und zu Hinweisen auf regionale Tradierungen Koln 2001 S 182 183 Detlef Gronenborn Neue Uberlegungen zur Funktion von Schlitzgruben Archaologische Korrespondenzblatt 19 1989 S 339 342 Josef Vladar Jan Lichardus Erforschung der fruhneolitischen Siedlungen in Branc Slovenska Arch 16 2 1968 263 352 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlitzgrube amp oldid 220274055