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Die Schirmdampfung ist eine dimensionslose Messgrosse die die Wirksamkeit einer Abschirmung quantifiziert Wahrend die Abschirmung eine technische Massnahme ist ist die Schirmdampfung ein Mass fur die Qualitat eines Schirms in der elektromagnetischen Vertraglichkeit Der Schirm ubernimmt dabei die Funktion z B nach dem Prinzip des Faradayschen Kafigs ein Raumgebiet das er umgibt gegenuber einem ausseren elektrischen Feld zu schutzen seine Wirksamkeit wird mit der Schirmdampfung erfasst Die Schirmdampfung beschreibt auch die Schutzwirkung gegenuber dem magnetischen Feld und dem elektromagnetischen Feld Bei geschirmten Leitungen wird ebenfalls oft eine Schirmdampfung angegeben die ubliche technisch eindeutige Messgrosse zur Erfassung der Schirmwirkung einer Leitung lautet aber Transferimpedanz oder veraltet Kopplungswiderstand Der MIL STD 285 die militarische Verteidigungsgeratenorm VG 95370 Teil 15 oder der US amerikanische Standard NSA 65 6 definieren gangige Messverfahren zur Schirmdampfung Der IEEE STD 299 hat 1997 den MIL STD 285 ersetzt Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Ortsabhangigkeit 2 Wirkungsweisen eines Schirms und Einfluss auf die Schirmdampfung 2 1 Schirmung eines niederfrequenten elektrischen Feldes 2 2 Schirmung eines niederfrequenten magnetischen Feldes 2 3 Schirmung eines elektromagnetischen Feldes 2 4 Degradationsmechanismen 3 Messverfahren 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie Schirmdampfung ist als das Verhaltnis der Leistungsdichte S1 an einem Raumpunkt vor dem Einbringen eines Schirms zur Leistungsdichte S2 am selben Raumpunkt nach Einbringen eines Schirms definiert Die Leistungsdichten besitzen die Einheit W m Die Schirmdampfung ist dimensionslos und wird im logarithmischen Mass ublicherweise in Dezibel ausgedruckt In Dezibel folgt fur die Schirmdampfung se fur engl shielding effectiveness s e p d B 10 log 10 S 1 S 2 displaystyle frac se p mathrm dB 10 cdot log 10 frac S 1 S 2 nbsp Auf den elektrischen Feldanteil E ubertragen lautet die Formel s e e d B 20 log 10 E 1 E 2 displaystyle frac se e mathrm dB 20 cdot log 10 frac E 1 E 2 nbsp Auf den magnetischen Feldanteil H ubertragen lautet die Formel s e h d B 20 log 10 H 1 H 2 displaystyle frac se h mathrm dB 20 cdot log 10 frac H 1 H 2 nbsp Dabei wird vorausgesetzt dass der Poynting Vektor S mit den Feldgrossen E und H fur transversalelektromagnetische Felder uber die Gleichung S E H displaystyle vec S vec E times vec H nbsp miteinander in Beziehung stehen Diese Einschrankung ist im MIL STD 285 mit Bezug auf die Wellenimpedanz des elektromagnetischen Feldes niedergelegt Die nach den o a Gleichungen ermittelte Schirmdampfung setzt sich zusammen aus den Beitragen der Reflexion einer elektromagnetischen Welle der Absorption der Welle innerhalb eines Schirmmaterials und der Mehrfachreflexion innerhalb des Materials Bei Annahme einer ebenen Welle ware die Grosse mit Index 1 die einfallende Feldgrosse die Grosse mit Index 2 ware die durch den Schirm transmittierte Feldgrosse Deren Verhaltnis ergibt die Schirmdampfung die in den Gleichungen im logarithmischen Mass dargestellt wird In allen drei o g Gleichungen bezieht sich der Index 1 auf das Feld ohne und der Index 2 auf das Feld mit Schirmung am selben Raumpunkt Ortsabhangigkeit Bearbeiten Die Grossen mit Index 2 liegen innerhalb des geschirmten Raums Je nach Art des Schirmes konnen fur die Grossen innerhalb des Schirms erhebliche Abweichungen von der letztgenannten Gleichung entstehen weil dann durch den Einfluss des Schirms z B durch seine Geometrie oder durch Aperturen in der Schirmhulle nicht in allen Fallen zwingend von einem transversal elektro magnetischen Feld ausgegangen werden darf Die Schirmdampfung ist deshalb hochgradig ortsabhangig und kann innerhalb einer Schirmeinrichtung erheblich variieren Die Festlegung des Ortes an dem die Schirmdampfung innerhalb der Abschirmung ermittelt werden soll ist daher zwingend notwendig Ubliche Methoden legen den Raummittelpunkt einer Schirmeinrichtung als Bezugsort fest Dort ist aber die Dampfung erwartungsgemass am grossten so dass sich diese Ortswahl oft nicht zur Erkennung einer Schwachstelle im Schirm eignet Messvorschriften schreiben fur den Messort auch Abstande zwischen einem Meter und dreissig Zentimetern zur Schirmwand vor Wirkungsweisen eines Schirms und Einfluss auf die Schirmdampfung BearbeitenUm die Mechanismen zu erlautern die zur Degradation der Schirmdampfung fuhren wird kurz die Wirkung eines Schirms erlautert Ausfuhrlichere Darstellungen der Wirkungsweisen finden sich unter dem Stichwort Abschirmung Elektrotechnik Die Schirmdampfung quantifiziert die Wirkung eines Schirms gegenuber elektrischen magnetischen oder elektromagnetischen Feldern Die Wirkungsweisen von Abschirmungen gegenuber solchen Feldern sind im Folgenden kurz zusammengefasst Schirmung eines niederfrequenten elektrischen Feldes Bearbeiten Gegenuber elektrostatischen Feldern und niederfrequenten elektrischen Feldern wirkt ein elektrisch leitender Schirm nach dem Prinzip des Faradayschen Kafigs Schirmung eines niederfrequenten magnetischen Feldes Bearbeiten Gegenuber niederfrequenten magnetischen Feldern wirkt ein Schirm aufgrund der hohen Permeabilitat des Schirmmaterials die dazu fuhrt dass sich die magnetische Flussdichte im Schirmmaterial konzentriert Ein niederimpedanter Beidraht oder koaxialer Leitungsschirm bewirkt eine magnetische Schirmung weil der in den niederimpedanten Draht induzierte Strom mit seinem Magnetfeld dem anregenden Magnetfeld entgegenwirkt Dieser Mechanismus funktioniert nur mit beidseitig aufgelegtem Leitungsschirm oder Beidraht denn bei einseitig aufgelegtem Schirm kann kein Strom fliessen Schirmung eines elektromagnetischen Feldes Bearbeiten Gegenuber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wirkt ein elektrisch leitender Schirm gegen den elektrischen Feldanteil nach dem Prinzip des Faradayschen Kafigs Gegenuber dem hochfrequenten magnetischen Feldanteil wirkt ein Schirm aufgrund von Ausgleichsstromen die ihrerseits ein die aussere einfallende magnetische Feldkomponente kompensierendes Gegenfeld erzeugen vgl Lenzsche Regel Damit ein Ausgleichsstrom fliessen kann mussen z B Leitungsschirme zweiseitig angeschlossen werden Mit zunehmender Frequenz steigt die Schirmdampfung durch den Skineffekt im Schirmmaterial der das in die Schirmwand eindringende Feld von der Schirminnenseite fernhalt Schirme konnen auch aus verlustbehafteten Materialien bestehen die die elektromagnetische Feldenergie in Warme umwandeln Degradationsmechanismen Bearbeiten Die Schirmdampfung wird durch Offnungen Leckagen im Schirm beeintrachtigt Dazu zahlen zum Beispiel schmale Spalte bei denen die maximale Ausdehnung die Spaltlange die maximale Degradation der Schirmdampfung dominiert Der tatsachliche Felddurchgriff an einer Apertur fur den ideal leitenden Schirm ist dem Oberflachenstrom proportional der sich am Ort der Apertur durch die Feldbeaufschlagung einstellt Verringerte Schirmwandstarken und damit verkurzte weniger tiefe Aperturen verringern die Schirmdampfung ebenfalls Weiterhin wird eine Schirmwirkung durch verminderte elektrische Leitfahigkeit eines Schirmmaterials oder gegenuber niederfrequenten Magnetfeldern durch eine geringe Permeabilitat des Schirmmaterials beeintrachtigt Gegenuber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern wird ein Schirm grundsatzlich erheblich geschwacht wenn kein Ausgleichsstrom fliessen kann z B bei einseitiger Schirmauflegung an einer geschirmten Leitung Ein Schirm wirkt dann nur noch kapazitiv wahrend die ausschlaggebende ungewollte induktive Einkopplung des magnetischen Feldanteils direkt auf die geschirmten Baugruppen oder Leiter wirkt Die Schirmwirkung wird auch degradiert wenn keine hinreichende Absorption in einem verlustbehafteten Material stattfindet Messverfahren BearbeitenBekannte Standards fur Messverfahren zur Ermittlung der Schirmdampfung sind der MIL STD 285 1956 1 der seit 1997 aufgehoben ist und durch die Norm IEEE 299 2 3 abgelost wurde aber haufig weiter angewandt wird die militarische Verteidigungsgeratenorm VG 95370 Teil 15 4 oder der US amerikanische Standard NSA 94 106 Nachfolger von NSA 65 6 5 Literatur BearbeitenH Kaden Wirbelstrome und Schirmung in der Nachrichtentechnik 2 vollst neu bearb Auflage Springer Verlag 2006 ISBN 3 540 32569 7 Erstausgabe 1959 Einzelnachweise Bearbeiten Military Standard MIL STD 285 Memento vom 14 Juli 2007 im Internet Archive Working Group for Electromagnetic Shielding Enclosures IEEE 299 2006 IEEE Standard Method for Measuring the Effectiveness of Electromagnetic Shielding Enclosures In Standards Association IEEE 28 Februar 2007 abgerufen am 2 Mai 2021 Hans A Wolfsperger Fehlersuche bei geschirmten Raumen emv GmbH 2003 archiviert vom Original am 25 August 2014 abgerufen am 2 April 2021 NA 140 00 20 AA Elektromagnetische Vertraglichkeit EMV VG 95370 15 2019 07 Elektromagnetische Vertraglichkeit von und in Systemen Teil 15 Prufverfahren fur Kopplungen und Schirmungen In Normenstelle Elektrotechnik NE DIN Juli 2019 abgerufen am 2 Mai 2021 NSA 94 106 RF Shielding Effectiveness testing Emctest Technologies abgerufen am 2 Mai 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schirmdampfung amp oldid 238680522