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Das Schillerdenkmal vor dem Grossen Haus des Wurttembergischen Staatstheaters in Stuttgart wurde von dem Stuttgarter Bildhauer Adolf von Donndorf entworfen von Richard Schonfeld in Marmor ausgefuhrt und im Jahr 1913 aufgestellt Das Standbild zeigt ein idealisiertes Schillerbild nach Donndorfs Absicht den unsterblichen Schiller mit der goldenen Leyer vom Olymp herniedersteigend 1 Schillerdenkmal beim Grossen Haus der Staatstheater in Stuttgart In Stuttgart steht auf dem Schillerplatz ein weiteres Schillerdenkmal von Bertel Thorvaldsen aus dem Jahr 1839 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 2 1 Sockel 2 2 Kopf 2 3 Korper 3 Geschichte 3 1 Vorgeschichte 3 2 Kolossalstatue 4 Rezeption 5 Schillers Hand 6 Literatur 6 1 Allgemein 6 2 Hilfsliteratur 7 Weblinks 8 FussnotenLage BearbeitenDas Schillerdenkmal befindet sich vor dem Ubergang zwischen dem Grossen Haus und dem Verwaltungsbau der Staatstheater im Oberen Schlossgarten in Stuttgart Es steht neben einer hohen Platane am Rand eines langeren Rasengevierts das sich zum Kleinen Haus hin erstreckt Schiller wendet dem Kleinen Haus den Rucken zu und blickt an der Eingangsfront des Grossen Hauses vorbei Auf engem Raum sind in einem Dreieck vor den Hausern der Staatstheater drei Skulpturen verschiedener Kunstrichtungen angeordnet Wenige Schritte entfernt von Adolf von Donndorfs klassizistischem Schillerdenkmal naher beim Kleinen Haus steht der Schicksalsbrunnen seines Sohnes Karl Donndorf ein Werk des Jugendstils Etwas weiter weg glitzert vor dem Kleinen Haus in der Sonne die abstrakte Stahlskulptur Ikarus von Wander Bertoni das Heiligsblechle 2 nbsp Lageplan der Skulpturen vor den Staatstheatern nbsp Ikarus nbsp Schicksalsbrunnen nbsp SchillerdenkmalBeschreibung BearbeitenDatenKunstler Adolf von DonndorfAusfuhrung Richard SchonfeldAuftraggeber Wilhelm SpemannMaterialStatue Sockel Marmor GranitMasseStatue Sockel 380 cm 134 155 140 cmInschriftPlinthe vorn Friedrich SchillerInschriftPlinthe rechts A Donndorf f 1909 3 InschriftSockel hinten Gestiftet von Geh KommerzienratWilhelm Spemann 1912 4 Entstehung 1905 1909Aufstellung 1913Sockel Bearbeiten Das Marmorstandbild Schillers steht auf einer dicken quadratischen Platte Plinthe die auf einem fast wurfelformigen Granitsockel ruht Der Sockel ist fur eine Kolossalstatue ungewohnlich niedrig ein Drittel der Figurenhohe und ebenerdig in den Boden eingelassen so dass der Betrachter kaum die Augen heben muss um Schillers Angesicht zu sehen Beim Ludwigsburger Schillerdenkmal Ludwig von Hofers von 1882 hat das Postament etwa die gleiche Hohe wie die Schillerfigur so dass der Betrachter zu Schiller hinaufschauen muss Die Schillerfigur von Bertel Thorvaldsens Schillerdenkmal von 1838 das sich auf dem Schillerplatz in Stuttgart befindet ist dem Blick des Betrachters noch weiter entruckt Das Postament das auch hier so hoch wie die Figur ist aber noch viel wuchtiger ruht zusatzlich auf einer ausladenden funfstufigen Treppenanlage von zehn Metern Seitenlange Es ist anzunehmen dass der Sockel von Donndorfs Denkmal ebenso wie der Aufstellungsort ein Notbehelf war denn es lag nicht in Donndorfs Absicht das Denkmal so volksnah zu gestalten dass der Betrachter Schiller fast die Hand geben kann Auch zu Donndorfs Schiller sollte man aufschauen handelte es sich fur ihn doch um den unsterblichen Schiller mit der goldenen Leyer vom Olymp herniedersteigend Stolz und einsam muss er erscheinen 5 Kopf Bearbeiten nbsp Schillerkopf von Donndorfs Schillerstandbild links und Danneckers Schillerbuste Das hochaufragende doppelt lebensgrosse Standbild zeigt einen idealisierten Schiller der kuhn mit freiem Blick ins Weite schaut Donndorf wie vor ihm schon Hofer vermied damit die teilweise hamische Kritik die Thorwaldsens Schillerkopf getroffen hatte Der Unmut der Kritiker war besonders durch die Korperhaltung des Dichters mit dem gesenkten Kopf und den in Gedanken versunkenen Gesichtsausdruck erregt worden 6 Das volle Gesicht mit der scharf gebogenen schmalen Nase der Denkerfalte an der Nasenwurzel und der energischen Kinn und Mundpartie sowie der lange nackte Hals unterstreichen den Eindruck von entschlossener Kraft und die Verinnerlichung eines Denkers Das Haupt wird umrahmt von einem herabwallenden schulterlangen Lockenschopf Schillerlocken den ein Lorbeerkranz bekront in der Antike das Zeichen des im Dichterwettstreit gekronten Dichters poeta laureatus Mit Schillers Kopf war Donndorf seit seiner Mitarbeit an Ernst Rietschels Goethe Schiller Denkmal in Weimar vertraut als er Johann Heinrich Danneckers Schillerbuste abformte die zwischen 1796 und 1806 entstanden war Bei Donndorf erscheint das Gesicht Schillers voller und reifer als bei Dannecker und ein Vergleich mit Schillers Totenmaske legt nahe dass Donndorf diese bei der Gestaltung des Kopfes mit herangezogen hat 7 Korper Bearbeiten Donndorf stellt seinen idealen Schiller in antiker Gewandung dar mit einer romischen Tunika Unterkleid und der darubergeworfenen Toga die mit kunstvollen Falten um den Korper drapiert ist und den rechten Unterarm freilasst Das Spielbein stutzt Schiller auf einen kleinen Steinblock so als wurde er vom Olymp herabschreiten Thorvalds und Hofers Schillerfiguren tragen die zu Schillers Zeit ubliche Kleidung und daruber einen bodenlangen togaahnlichen Umhang In den Handen trug Schiller als antike Dichterattribute eine grosse Leier und eine Schriftrolle die beide nicht mehr erhalten sind siehe Schillers Hand Die Statuen von Thorvaldsen und Hofer halten als zeitgenossische Attribute Buch und Griffel in Handen Geschichte Bearbeiten nbsp Mit Tuch drapiertes Tonmodell von Adolf von Donndorfs Schiller in seinem Atelier in Stuttgart 1905 nbsp Ausstellung des Standbilds vor der endgultigen Aufstellung zwischen 1907 und 1913 nbsp Ludwig von Hofers Schillerstatue in Ludwigsburg 1882 nbsp Gipsmodell von Bertel Thorvaldsens Stuttgarter Schillerstatue 1835 Vorgeschichte Bearbeiten Als Adolf von Donndorf nach der Jahrhundertwende sein Schillerstandbild schuf war der Klassizismus bereits im Abklingen desgleichen die Denkmalmanie des 19 Jahrhunderts In Stuttgart war 1839 das erste denkwurdige Schillerdenkmal in Deutschland 8 von Bertel Thorvaldsen errichtet worden Ludwig von Hofers Schillerstatue die bereits 1850 fertig modelliert war wurde erst 1882 in Ludwigsburg aufgestellt da sich in Stuttgart kein Platz fur ein zweites Schillerdenkmal fand 9 Donndorf hatte bereits Erfahrung mit einem Schillerdenkmal denn er hatte Jahrzehnte zuvor an Ernst Rietschels Weimarer Goethe Schiller Denkmal von 1857 mitgearbeitet fur das er damals Johann Heinrich Danneckers Schillerbuste abformte Der Stuttgarter Verleger Wilhelm Spemann beauftragte 1905 im hundertsten Todesjahr von Friedrich Schiller seinen Freund Adolf Donndorf ein Schillerstandbild zu schaffen Der siebzigjahrige Donndorf fuhrte innerhalb weniger Wochen das Standbild zunachst in Ton aus da die Zeit bis zum Jahrestag nicht mehr fur einen Gipsguss ausreichte Fur Donndorf war der Auftrag eine rechte Herzenssache und es war sein Ziel den unsterblichen Schiller darzustellen ganz antik mit der goldenen Leyer vom Olymp herniedersteigend Hintergrund Sternenhimmel der unendliche Raum 10 Das Schillerstandbild sollte zum Schillerfest am 9 Mai 1905 im Festsaal der Stuttgarter Liederhalle aufgestellt werden Daraus wurde jedoch nichts und Donndorf stellte die Figur in seinem Atelier in der Kunstschule aus Aufgrund der Zeitknappheit hatte er nur den Korper und den Kopf der Statue in Ton modelliert die Gewandung die ein ausfuhrliches Faltenstudium voraussetzte zunachst weggelassen Sie wurde bei der Ausstellung durch ein Gewand aus feinem Gewebe ersetzt das Donndorf selbst um die Figur drapierte Lorbeerkranz Leier und Sandalen der Statue wurden vergoldet in der Abbildung schwarz und hinter der Statue ein Sternenhimmel aufgespannt 11 Kolossalstatue Bearbeiten Wilhelm Spemann beauftragte nun Adolf von Donndorf das Schillerstandbild als Kolossalstatue in doppelter Lebensgrosse Hohe 380 cm in Marmor auszufuhren Spemann hatte im Ubrigen die vergebliche Hoffnung dass sich das allgemeine Interesse an dem Standbild zu Schillers 150 Geburtstag im Jahr 1909 wiederbeleben wurde Anfang Mai 1906 liess Donndorf das Tonmodell das er gleich in Originalgrosse hergestellt hatte in Gips giessen Die Marmorausfuhrung uberliess er auf Grund seines fortgeschrittenen Alters dem Stuttgarter Bildhauer Richard Schonfeld Die geplante Aufstellung im Grossen Haus des im Bau befindlichen koniglichen Theaters zerschlug sich trotz der Genehmigung durch Konig Wilhelm II von Wurttemberg auf Einspruch des Architekten des Theaters Max Littmann Grund fur diese Ablehnung war sicher auch die Tatsache dass die Statue durchaus nicht dem herrschenden Zeitgeist entsprach man teilte den Denkmalskult der Jahrhundertmitte nicht mehr Nach langem Hin und Her wurde ein Platz zwischen dem Grossen und Kleinen Haus ausgewahlt 12 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal um einige Meter in Richtung Grosses Haus versetzt 13 Am heutigen Aufstellungsort wo es leicht ubersehen wird fristet das Denkmal ein Aschenputteldasein Damit setzt sich das Schicksal des ungeliebten Standbildes fort das mit Muhe und Not einen Platz gefunden hatte Im Donndorf Museum in Weimar das am 30 Juli 1907 eroffnet wurde 14 war der Gipsguss des Stuttgarter Schillerstandbilds bis zur Zerstorung des Museums 1945 zwischen zwei anderen Gipsgussen von Donndorf aufgestellt dem Lutherstandbild vom Lutherdenkmal in Eisenach und dem Bismarckstandbild vom Bismarckdenkmal in Saarbrucken 15 nbsp nbsp Drei Gipsgusse von Donndorf Statuen im Donndorf Museum in Weimar Luther Eisenach Schiller Stuttgart Bismarck Saarbrucken Fotos ab 1907 Rezeption Bearbeiten Donndorf lehnte alle neuen Ideen und Stromungen der Kunst entschieden ab und hielt an seinem auf dem Boden des Klassizismus fussenden Realismus fest 16 Dies mag einer der Grunde gewesen sein warum Donndorfs Freund Wilhelm Spemann es schwer hatte das Schillerstandbild im offentlichen Raum unterzubringen So weigerte sich Max Littmann der Architekt des koniglichen Theaters die Statue im Grossen Haus aufzustellen Grund fur diese Ablehnung war sicher auch die Tatsache dass die Statue durchaus nicht dem herrschenden Zeitgeist entsprach man teilte den Denkmalskult der Jahrhundertmitte nicht mehr 17 Die Kunsthistorikerin Ulrike Fuchs urteilt in ihrer Monographie uber Adolf von Donndorf 18 Der vergottlichte Dichter schreitet mit Tunika und Toga angetan die Stufen zum Olymp hinauf Die Schonlinigkeit des antikischen Faltenwurfs und die gewollt edle Formgebung lassen erkennen dass der Klassizismus zu einer Kunstsprache geworden ist Mit Gewandung und Stil kehrt die Auffassung des Dichters als Genius wieder welcher der Zeitlichkeit entkleidet sein Reich im Ewigen gefunden hat Wird hier nicht ein Bildungsideal beschworen das zur Entstehungszeit des Denkmals bereits am Verblassen war Die Kulturjournalistin Irene Ferchl schrieb 2000 in ihrem Buch Stuttgart Literarische Wegmarken in der Bucherstadt 19 Das Schillerstandbild zeigt den Dichter in antikem Gewand den Lorbeer auf dem Haupt in der rechten Hand eine Schriftrolle in der linken eine Leier Lyrik und Drama symbolisierend Diese klassizistische Gestalt dokumentiert ein vollig anderes Bild von Schiller als Bertel Thorvaldsens Denkmal auf dem Schillerplatz und ganz gewiss nicht den jungen wilden Verfasser der Rauber Donndorfs Schillerstatue wurde von der Kunstkritik kaum beachtet im Gegensatz zu Thorvaldsens Statue Als Werk eines internationalen Kunstlers fand sie naturgemass viel mehr Aufmerksamkeit Mit dazu beigetragen hat auch die Tatsache dass Thorvaldsens Statue die erste bedeutende Schillerstatue uberhaupt war und ausserdem dass sie im Zentrum eines Platzes und nicht wie Donndorfs Standbild an einem Eckstandort aufgestellt wurde Schillers Hand Bearbeiten nbsp Unversehrtes Schillerstandbild 1907 nbsp Schiller ohne Leier 2005 nbsp Schiller mit amputiertem rechten Unterarm 2014 Seit Mitte 2014 fehlte Schiller die rechte Hand in der er eine Schriftrolle trug und ein Teil des Unterarms so dass nur noch ein Armstummel zu sehen war Die lokale Presse hatte dies teilweise bemerkt und titelte unter anderem Friedrich Schiller fehlt ein Arm Marmorstatue im Schlossgarten beschadigt Ein Polizeisprecher konnte nicht sagen ob es sich um eine mutwillige Zerstorung oder nur um den Kollateralschaden einer ubermutigen Klettertour handelt 20 2017 wurde Schillers Schreibarm restauriert Die linke Hand des Dichters hielt ursprunglich eine Leier von der nur ein Griffstuck ubriggeblieben ist so dass ein oberflachlicher Betrachter denken konnte Schiller halte das Modell eines Bauwerks in der Hand Die Leier scheint schon seit vielen Jahren verlorengegangen zu sein Sie wurde auch nicht im Rahmen der Restaurierung von Schillers Schreibarm 2017 restauriert Literatur BearbeitenAllgemein Bearbeiten Ulrike Fuchs Der Bildhauer Adolf Donndorf Leben und Werk Stuttgart 1986 Seite 55 56 Abbildungen Seite 26 57 Werkverzeichnis Nummer 15 Seite 112 113 Hans Ernst Mittig Herausgeber Volker Plagemann Hrsg Denkmaler im 19 Jahrhundert Deutung und Kritik Munchen 1972 Seite 155 156 387 Nummer 45 Johannes Proelss Adolf Donndorfs Kolossalfigur Schillers In Uber Land und Meer Deutsche Illustrirte Zeitung 1910 Nummer 17 Seite 439 Wilhelm Spemann In Wilhelm Schulte Westfalische Kopfe 300 Lebensbilder bedeutender Westfalen Munster 1984 Gustav Wais Die Schiller Stadt Stuttgart Eine Darstellung der Schiller Statten in Stuttgart Stuttgart 1955 Seite 74 Hilfsliteratur Bearbeiten Irene Ferchl Stuttgart Literarische Wegmarken in der Bucherstadt Stuttgart 2000 Seite 38 Barbel Kuster Herausgeberin Wolfram Janzer Fotos Skulpturen des 20 Jahrhunderts in Stuttgart Heidelberg 2006 Seite 61 63 Ikarus von Wander Bertoni Patricia Peschel Der Stuttgarter Hofbildhauer Johann Ludwig von Hofer 1801 1887 Werkmonographie Stuttgart 2009 Seite 116 136 274 277 Schillerdenkmal von Ludwig von Hofer in Ludwigsburg Schillerdenkmal von Bertel Thorvaldsen in Stuttgart Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schillerdenkmal Stuttgart 1913 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dem Schillerdenkmal im Oberen Schlossgarten vor dem Grossen Haus fehlt ein Arm Gablenberger Klaus Blog Historische Aufnahme des Denkmals im Bestand E 18 III des Staatsarchivs Ludwigsburg Liste der Schillerdenkmaler Fussnoten Bearbeiten Fuchs 1986 Seite 55 Kuster 2006 f fecit geschaffen von Geh Kommerzienrat Geheimer Kommerzienrat Fuchs 1986 Seite 55 Peschel 2009 Seite 125 Fuchs 1986 Seite 56 Wais 1955 1 Seite 76 Peschel 2009 Seite 126 Fuchs 1986 Seite 55 Fuchs 1986 Seite 55 Fuchs 1986 Seite 56 Fuchs 1986 Seite 112 Webseite Post aus Weimar Fuchs 1986 Seite 24 26 Proelss 1910 Fuchs 1986 Seite 22 23 Fuchs 1986 Seite 56 Mittig 1972 Seite 155 Ferchl 2000 Schwabisches Tagblatt Memento des Originals vom 18 Dezember 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass 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