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Der Satz von Rice ist ein Ergebnis der Theoretischen Informatik Benannt wurde der Satz nach Henry Gordon Rice der ihn 1953 veroffentlichte 1 Er besagt dass es unmoglich ist eine beliebige nicht triviale Eigenschaft der erzeugten Funktion einer Turing Maschine oder eines Algorithmus in einem anderen Berechenbarkeitsmodell algorithmisch zu entscheiden Fur spezielle Klassen von Algorithmen ist es zwar moglich auch automatisiert einzelne Eigenschaften nachzuweisen Es gibt jedoch kein allgemeines Verfahren das fur jeden Algorithmus feststellen kann ob die von ihm beschriebene Funktion ein gewunschtes in einer ublichen formalen Sprache gegebenes Verhalten zeigt Inhaltsverzeichnis 1 Satz 2 Anwendungen 3 Beweisidee 4 Analogon fur rekursiv aufzahlbare Eigenschaften 5 Literatur 6 EinzelnachweiseSatz BearbeitenEs sei P displaystyle mathcal P nbsp die Menge aller partiellen Turing berechenbaren Funktionen und S P displaystyle mathcal S subsetneq mathcal P nbsp eine nicht leere echte Teilmenge davon Ausserdem sei eine effektive Nummerierung vorausgesetzt die einer naturlichen Zahl n N displaystyle n in mathbb N nbsp die dadurch codierte Turing Maschine M n displaystyle M n nbsp zuordnet Dann ist die Menge C S n die von M n berechnete Funktion liegt in S displaystyle mathcal C mathcal S left n mid text die von M n text berechnete Funktion liegt in mathcal S right nbsp nicht entscheidbar Nach Konstruktion liegen Indizes aquivalenter Turing Maschinen entweder alle in C S displaystyle mathcal C mathcal S nbsp oder alle im Komplement Man sagt auch dass S displaystyle mathcal S nbsp eine semantische Eigenschaft von Turing Maschinen beschreibt entsprechend heisst C S displaystyle mathcal C mathcal S nbsp eine semantische Menge Anwendungen BearbeitenAus dem Satz von Rice folgt beispielsweise dass es keinen Algorithmus gibt der fur jede Turing Maschine entscheidet ob sie fur jede Eingabe halt oder nicht S R displaystyle mathcal S mathcal R nbsp ist hierbei die Menge aller total berechenbaren Funktionen Ebenso ist es nicht entscheidbar ob eine Turing Maschine eine vorgegebene Funktion f P displaystyle f in mathcal P nbsp berechnet S f displaystyle mathcal S f nbsp enthalt dann nur diese eine Funktion Daraus folgt dass erst recht das Problem der Programmaquivalenz nicht entscheidbar ist Auch lasst sich nicht entscheiden ob die berechnete Funktion etwa injektiv surjektiv monoton oder konstant ist Beweisidee BearbeitenDer Beweis ist eine Many One Reduktion des speziellen Halteproblems K displaystyle K nbsp auf C S displaystyle mathcal C mathcal S nbsp fur beliebiges nicht triviales S displaystyle mathcal S nbsp Er wird hier durch Pseudocode skizziert Es sei S P displaystyle emptyset neq mathcal S subsetneq mathcal P nbsp nicht trivial Wir konnen ohne Einschrankung annehmen dass die uberall undefinierte Funktion displaystyle bot nbsp nicht in S displaystyle mathcal S nbsp liegt sonst gehe man zum Komplement uber Sei weiter f S displaystyle f in mathcal S nbsp eine beliebige fest gewahlte Funktion hier geht ein dass S displaystyle mathcal S nbsp nicht trivial ist die durch die Turing Maschine M f displaystyle M f nbsp berechnet werde Man betrachte fur eine beliebige Turing Maschine M n displaystyle M n nbsp den folgenden Algorithmus Funktion N n x displaystyle N n x nbsp simuliere M n displaystyle M n nbsp mit Eingabe n displaystyle n nbsp simuliere anschliessend M f displaystyle M f nbsp mit Eingabe x displaystyle x nbsp Ausgabe dd Er hat folgende Eigenschaften Die Godelnummer von N n displaystyle N n nbsp ist aus n displaystyle n nbsp berechenbar Dies geschehe durch die Funktion g P displaystyle g in mathcal P nbsp d h x n N M g n x N n x displaystyle forall x n in mathbb N colon M g n x N n x nbsp Falls M n displaystyle M n nbsp auf der Eingabe n displaystyle n nbsp terminiert berechnet N n displaystyle N n nbsp dieselbe Funktion wie M f displaystyle M f nbsp also gerade f displaystyle f nbsp und damit eine Funktion aus S displaystyle mathcal S nbsp Andernfalls berechnet N n displaystyle N n nbsp die uberall undefinierte Funktion displaystyle bot nbsp also gemass obiger Annahme eine Funktion aus dem Komplement von S displaystyle mathcal S nbsp Nach Voraussetzung liegt also die von N n displaystyle N n nbsp berechnete Funktion genau dann in S displaystyle mathcal S nbsp wenn die Berechnung von M n n displaystyle M n n nbsp terminiert Ware nun C S displaystyle mathcal C mathcal S nbsp durch eine Turing Maschine M displaystyle M nbsp entscheidbar so wurde man durch Davorschalten eines Algorithmus fur g displaystyle g nbsp schliesslich zu einem Algorithmus zur Losung des speziellen Halteproblems gelangen genauer hatte man fur jede naturliche Zahl n displaystyle n nbsp dass M n displaystyle M n nbsp halt auf n displaystyle n nbsp genau dann wenn M displaystyle M nbsp auf g n displaystyle g n nbsp die Ausgabe 1 hat das heisst feststellt dass g n displaystyle g n nbsp in C S displaystyle mathcal C mathcal S nbsp liegt Da dies nicht moglich ist kann C S displaystyle mathcal C mathcal S nbsp nicht entscheidbar sein Analogon fur rekursiv aufzahlbare Eigenschaften BearbeitenAuf eine analoge Weise lassen sich die rekursiv aufzahlbaren r a semantischen Eigenschaften von Turing Maschinen charakterisieren 2 Sei S P N displaystyle mathcal S subseteq mathcal P mathbb N nbsp ein System von r a Mengen Dann ist die Indexmenge C S n die von M n erkannte Menge liegt in S displaystyle mathcal C mathcal S left n mid text die von M n text erkannte Menge liegt in mathcal S right nbsp genau dann selbst r a wenn es eine r a Menge D displaystyle mathcal D nbsp von Godelnummern endlicher Mengen mit folgender Eigenschaft gibt A N A S A rekursiv aufzahlbar D fin N D D D A displaystyle forall A subseteq mathbb N colon A in S Leftrightarrow A text rekursiv aufzahlbar land exists D subseteq text fin mathbb N colon D in mathcal D wedge D subseteq A nbsp Das heisst S displaystyle mathcal S nbsp enthalt genau die rekursiv aufzahlbaren Mengen die eine endliche Teilmenge D displaystyle D nbsp haben deren Godelnummer D displaystyle D nbsp in D displaystyle mathcal D nbsp liegt Dass eine solche Menge C S displaystyle mathcal C mathcal S nbsp rekursiv aufzahlbar ist ist leicht einzusehen Man startet dazu nacheinander die Berechnungen aller Turingmaschinen und gleichzeitig eine Aufzahlung von D displaystyle mathcal D nbsp Immer wenn es eine Turing Maschine M n displaystyle M n nbsp gibt die bereits alle Elemente einer schon aufgezahlten endlichen Menge D displaystyle D nbsp ausgegeben hat gibt man n displaystyle n nbsp aus Dass alle anderen Mengen nicht rekursiv aufzahlbar sein konnen lasst sich ahnlich dem Satz von Rice durch die Unlosbarkeit des Halteproblems zeigen Literatur BearbeitenHartley Rogers Theory of recursive functions and effective computability McGraw Hill 1967 Einzelnachweise Bearbeiten Henry Gordon Rice Classes of recursively enumerable sets and their decision problems In Transactions of the American Mathematical Society Band 74 1953 S 358 366 doi 10 2307 1990888 Rogers 1967 324 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satz von Rice amp oldid 228415565