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Sarra Copia Sulam um 1588 1592 in Venedig 15 Februar 1641 ebenda war eine judisch venezianische Dichterin Wahrscheinliche Darstellung der Dichterin wohl eine Kopie des Valerio Castello der sie nach der Vorlage seines Vaters Bernardo Castello anfertigte insgesamt existieren vier Darstellungen Dieser wiederum hatte die Kopie eines von Alessandro Berardelli angefertigten Portrats erstellt das Sarra Copia ihrem Briefpartner dem Dichter Ansaldo Ceba hatte zukommen lassen Sarra Copia Sullam stand im Briefwechsel mit dem Genueser Literaten und Dichter Ansaldo Ceba der versuchte sie zum Christentum zu bekehren Leone da Modena war einer ihrer Forderer der vermutlich auch die Inschrift auf ihrem Grabstein verfasste Sie setzte sich gegen eine Intrige zur Wehr indem sie eine Gegenschrift verfasste und vor Gericht zog Uber ihr Leben nach 1626 ist nichts bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Name 1 2 Herkunft und Familie Salon 1 3 Ansaldo Ceba La Reina Ester von 1615 Korrespondenz 1618 1622 1 4 Baldassare Bonifacio Uber die Unsterblichkeit der Seele 1621 Haresie und Plagiatsverdachtigung 1 5 Intrige Paluzzis und Berardellis 2 Tod Grabinschrift 3 Werkausgaben und Quellen 4 Literatur Auswahl 4 1 Lexikonartikel 4 2 Biographien 4 3 Einzelthemen 4 4 Altere und ubergreifende Werke 5 Weblinks Auswahl 6 AnmerkungenLeben BearbeitenName Bearbeiten Namen und Vornamen variieren in den Quellen wie es in dieser Zeit haufig der Fall war So erscheint ihr Familienname als Copio Coppio Copia Coppia eine Form die sie selbst ablehnte ihr Vorname als Sara oder wie sie selbst schreibt als Sarra in der alteren deutschsprachigen Literatur erscheint sie haufig als Sarah oder Sara letztere Form dominiert auch in der italienischen franzosischen und englischen Literatur Herkunft und Familie Salon Bearbeiten Sarra Copia wurde als einziges 1 Kind des Simone Coppio 1606 und seiner Frau Rebecca oder Ricca geboren Die wahrscheinlich aus Mantua stammende im Handel wohlhabend gewordene Familie unterhielt jedenfalls Beziehung dorthin 1623 heiratete Saras einzige Schwester Stella oder Diana einen Masserano Sie lebte jedoch im Ghetto von Venedig Zwischen 1606 und 1612 nach anderen Angaben um 1613 heiratete sie Giacobbe Sullam einen prominenten judischen Geschaftsmann dessen Familie moglicherweise ebenfalls von Mantua nach Venedig gegangen war Ihr erstes Kind eine Tochter namens Rebecca starb 1615 im Alter von nur zehn Monaten 1618 hatte sie eine Fehlgeburt Sarra und ihr Ehemann liebten die Kunste fuhrten ein offenes Haus organisierten dort Konzerte und luden Dichter Kunstler Gelehrte und Intellektuelle und sowohl Rabbiner als auch christliche Kleriker in ihr Haus ein Sarra Copia nannte sich ab diesem Zeitpunkt nur noch Sarra Copia Sullam Leone da Modena der Sarras Schwester nach Mantua begleitet hatte trug erheblich zu Sarras Bildung bei Die schone Frau galt bald als uberaus gebildet sie komponierte verfasste Gedichte kannte das Alte Testament bestens war in Geschichte und Philosophie Astrologie und klassischer Literatur bewandert und sie war zumindest in der Lage Latein Hebraisch und Spanisch zu lesen Zu regelmassigen Gasten des Hauses gehorten Numidio Paluzzi 1567 1625 ein aus Rom kommender Dichter und Literat der sie moglicherweise in Latein unterrichtete Alessandro Berardelli ein Maler aus Rom und enger Freund Paluzzis Baldassare Bonifacio 1586 1659 Dichter Priester Rechtsgelehrter und Briefpartner Paluzzis Giovanni Francesco Corniani 1581 1646 Schriftsteller und Amtstrager der Esecutori contro la bestemmia einer Behorde zur Verfolgung von Blasphemie der auch das Amt eines Avogador di commun entspricht dem Staatsanwalt bekleidet hatte sowie der judische Rabbi Gelehrte und Freund der Familie Leone da Modena Einige von ihnen gehorten zur damals bedeutendsten literarischen Vereinigung Venedigs der Accademia degli Innocenti 2 Sie unterhielt bald unter dem Schutz zunachst des Vaters dann ihres Ehemannes einen Salon der sowohl fur Juden als auch fur Christen zuganglich war Zu den Gasten zahlten neben den bereits genannten Giovanni Basadonna und Gianfrancesco Corniani Sarra Copia hatte einen gewissen literarischen Ehrgeiz und auch entsprechende Fahigkeiten doch wussten wir nur sehr wenig uber sie ware sie nicht durch die Polemiken anderer bekannt geworden In dem von ihr geforderten Klima gelehrter Konversation spielte sie eine ungewohnliche Rolle die sie allerdings auch in der Zeit der Gegenreformation und besonders als Judin in Gefahr brachte Ansaldo Ceba La Reina Ester von 1615 Korrespondenz 1618 1622 Bearbeiten 1618 las sie das Buch La Reina Ester ein 1615 in Genua erschienenes und ein Jahr spater in Mailand nachgedrucktes episches Gedicht des Genueser Dichters Ansaldo Ceba dem sie in einem Brief ihre Bewunderung und Begeisterung fur das Werk ausdruckte In der Folge entfaltete sich uber vier Jahre zwischen den beiden ein emotional aufgeladener Schriftwechsel Sie tauschten Bilder Gedichte und Geschenke aus Ceba verfolgte dabei erfolglos das Ziel seine Briefpartnerin zum Christentum zu bekehren Nachdem dieses Unternehmen gescheitert war stellte er den Briefwechsel abrupt ein vielleicht aus Vorsicht Von der intensiven Debatte der beiden uber die christliche und judische Religion sind nur die Briefe Cebas erhalten die in der Bibliothek des Museo Correr in Venedig aufbewahrt werden Baldassare Bonifacio Uber die Unsterblichkeit der Seele 1621 Haresie und Plagiatsverdachtigung Bearbeiten 1621 kam in Venedig ein Traktat des Klerikers Baldassare Bonifacio 3 mit dem Titel Immortalita dell anima heraus in dem er Sarra Copia deren Gast er haufig gewesen war beschuldigte nicht an das Dogma der Unsterblichkeit der Seele zu glauben Damit lief Copia Gefahr die Aufmerksamkeit der Inquisition auf sich zu ziehen nbsp Titelblatt des Manifesto di Sarra Copia Sulam hebrea Nelquale e da lei riprovata e detestata l opinione negante l immortalita dell Anima falsamente attribuitale dal Sig Baldassare Bonifaccio Giovanni Alberti Venedig 1621Sarra Copia Sulam reagierte sofort auf die Beschuldigungen mit einem Manifest das sie ihrem verstorbenen Vater widmete Mit dieser Schrift die in drei unterschiedlichen Editionen herauskam verteidigte sie ihre Ansichten griff Bonifacio wegen seiner Methoden und Argumentationen heftig an und bezog sich ihrerseits auf Quellen aus dem Alten und Neuen Testament auf Aristoteles Flavius Josephus und Dante 4 In einem Brief unterstellte ihr Bonifacio sie habe den Text nicht selbst geschrieben sondern ein ungenannter Rabbi er meinte wahrscheinlich den hochgebildeten und eloquenten Leone da Modena Damit beschuldigte Bonifacio sie nicht nur der Haresie sondern auch der Tauschung und des Plagiats Sarra schickte ein Exemplar an Ceba der aber nichts zu ihrer Verteidigung unternahm sondern wiederum versuchte sie zum Christentum zu bekehren als er erfolglos blieb brach er jeden Kontakt zu ihr ab Bonifacio seinerseits reagierte mit einer Antwort neuen Beschuldigungen auf ihr Manifest 5 Sarra Copia sah sich also unvermittelt als Protagonistin und als Opfer in einem theologisch philosophischen Streit in dem es nicht mehr um einen einzelnen Glaubenssatz ging sondern um eine Grundsatzdebatte uber judische und christliche Glaubensgewissheiten 1623 erschien Cebas Anteil am Briefwechsel in einem Mailander Verlag Sarra Copias Briefe blieben ungedruckt und sind verloren Intrige Paluzzis und Berardellis Bearbeiten Sarra Copia Sullam wurde in der Folge Opfer eines Komplotts das lebhaft in einem Avviso di Parnaso beschrieben wird Dieses wurde nie ediert und liegt im Codice Cicogna 206 270 der Bibliothek des Museo Correr Sarra Copia hatte Paluzzi einen Freund der Berardelli und romischen Gelehrten als ihren Hauslehrer eingestellt Dieser hatte womoglich der jungen Frau bei der Abfassung ihrer Briefe an Ceba und ihrer Sonette geholfen Obwohl er grosszugig belohnt wurde bestahl und betrog Paluzzi seine Schulerin als Komplize Berardellis indem er sie an Geister in ihrem Haus glauben liess die sie bestahlen Paluzzi schickte ihr zudem einen gefalschten galanten Brief von einem Franzosen den sie angeblich liebte Ein Geist sei in der Lage gewesen schnelle Verbindung nach Paris herzustellen wo der Franzose inzwischen wieder lebte Das Komplott wurde bald so bekannt dass auch Sarra Copia davon erfuhr Sie erstattete Anzeige bei den Herren der Nacht genauer den Signori di notte al Criminale Diese ermittelten und inhaftierten Berardelli wahrend sie Paluzzi am 9 Juli 1624 freiliessen Die beiden veroffentlichten daraufhin eine Satire die Sarreide die allerdings nicht mehr auffindbar ist Nach Paluzzis Tod am 29 Juli 1625 liess Berardelli sechs Blatter der Rime del Signor Numidio Paluzzi all illustrissimo et eccellentissimo Signor Giovanni Soranzo drucken die 1626 erschienen Darin nahm er Copia Sullams Sonette an Ceba auf wobei er in der Widmung behauptete dass Paluzzi der Autor ihrer Schriften sei Noch schlimmer sie habe ihm auf dem Sterbebett alle seine literarischen Werke gestohlen um sie unter ihrem eigenen Namen zu veroffentlichen Tod Grabinschrift BearbeitenSarra Copia starb nach dem Necrologio Ebrei der Provveditori alla Sanita an Fiebern am 15 Februar 1640 more veneto also 1641 im Alter von etwa 40 Jahren wie es dort heisst Uber die Zeit nach dem Prozess von 1626 ist nichts uber ihr Leben bekannt Ihr Grab befindet sich auf dem judischen Friedhof auf dem Lido von Venedig Die in hebraischer Schrift gemeisselte Inschrift wird traditionell Leone da Modena zugeschrieben Sie wurde im 19 Jahrhundert von Moise Soave 1820 1882 ins Italienische ubersetzt 6 Questa e la lapide della distinta Signora Sara Moglie del vivente Jacobbe Sullam L angelo sterminatore saetto il dardo ferendo mortalemento la Sara Saggia fra le mogli appoggio ai derelitti Il tapino trovava in lei una compagna un amica Se al presente e data irreparabildmente preda agli insetti nel di predistinato dira il buon Dio Torna torna o Sulamita Cessava di vivere il giorno sesto venerdi 5 adar 5401 1641 dell era ebraica L anima sua possa godere l eterna beatitudine ubersetzt Dies ist der Grabstein der ausgezeichneten Signora Sara Ehefrau des lebenden Jacobbe Sullam Der Wurgeengel schoss den Pfeil Sara todlich treffend Weise unter den Frauen Stutze den Verlassenen Der Bedurftige fand in ihr eine Gefahrtin eine Freundin Wenn sie jetzt auch unwiederbringlich Beute der Wurmer Insekten ist Nach der Vorherbestimmung wird der gute Gott sagen Komm zuruck komm zuruck o Sulamith Sie horte auf zu leben am sechsten Tag Freitag am 5 Adar 5401 hebraischer Zeit Ihre Seele moge die ewige Gluckseligkeit geniessenWerkausgaben und Quellen BearbeitenDon Harran Hrsg Jewish Poet and Intellectual in Seventeenth Century Venice The Works of Sarra Copia Sulam in Verse and Prose Along with Writings of Her Contemporaries in Her Praise Condemnation or Defense The University of Chicago Press Chicago 2009 ISBN 0 226 77989 0 Baldassare Bonifacio Dell immortalita dell anima Pinelli Venedig 1621 Leonello Modona Hrsg Sarra Copia Sullam Sonetti editi e inediti raccolti e pubblicati insieme ad alquanti cenni biografici Societa Tipografica Bologna 1887 Marcantonio Doria Hrsg Lettere d Ansaldo Ceba scritte a Sara Copia Giuseppe Palvoni Genua 1623 Literatur Auswahl BearbeitenLexikonartikel Bearbeiten Giorgio Busetto Copio Sara in Dizionario Biografico degli Italiani 28 1983 582 584 Joseph Jacobs Henrietta Szold Sullam Sara Copia Coppio Jewish Encyclopedia Howard Tzvi Adelman Sarra Copia Sullam in Jewish Women s Archive Biographien Bearbeiten Lynn Lara Westwater Sarra Copia Sulam A Jewish Salonniere and the Press in Counter Reformation Venice University of Toronto Press 2020 Barbara H Whitehead Jewish Women and Family Life Inside and Outside the Ghetto in Robert C Davis Benjamin Ravid Hrsg The Jews of Early Modern Venice Baltimore 2001 S 143 165 Ernest David Sara Copia Sullam une Heroine Juive au XVIIe Siecle Etude historique et biographique Wittersheim Paris 1877 Einzelthemen Bearbeiten Carla Boccato Il presunto ritratto di Sara Copia Sullam in La Rassegna Mensile di Israel 52 1986 191 204 Carla Boccato Una disputa secentesca sull immortalita dell anima contributi d archivio in La Rassegna Mensile di Israel terza serie 54 3 1988 593 606 Cesare Musatti Il Maestro Moise Soave in Archivio Veneto Anno XIX Tomo XXXVII Parte I 1889 381 421 n XIX Ancora sulla Vita di Sara Coppio Sullam Il Corriere d Israel settembre 1865 e gennaio giugno 1877 hier S 401 403 Digitalisat Altere und ubergreifende Werke Bearbeiten Emmanuele Antonio Cicogna Notizie intorno a Sara Copia Sulam coltissima ebrea veneziana del secolo XVII in Memorie dell I R Istituto veneto di scienze lettere ed arti Bd 18 Antonelli Venedig 1864 S 227 246 Heinrich Graetz Geschichte der Juden Bd 10 Oskar Leiner Leipzig 1868 S 146 f Nahida Ruth Lazarus Nahida Hemy Das Judische Weib 3 Auflage Siegfried Cronbach Berlin 1896 S 166 184 Sara Copia Salam Digitalisat ab S 166 f Meyer Kayserling Die judischen Frauen in der Geschichte Literatur und Kunst Georg Olms 1879 S 159 170 books google de Riccardo Calimani Storia del ghetto di Venezia Mailand 1995 Kap 15 Sara Coppio Sullam la poetessa S 193 199 ISBN 88 04 49884 6Weblinks Auswahl BearbeitenHenry Abramson Who Was Sarra Copia Sulem Vortrag 49 22 min Don Harran Sarra Copia Sulam Vortrag 53 28 min Anmerkungen Bearbeiten Hannah Karminski Judisch religiose Frauenkultur in Emmy Wolff Frauengenerationen in Bildern Herbig Berlin 1928 S 163 172 hier S 165 Diana Mary Robin Anne R Larsen Carole Levin Encyclopedia of Women in the Renaissance Italy France and England 2007 S 97 Balthasar Bonifacio wollte Karriere machen was ihm auch gelang Er wurde Bischof von Capodistria Langerer deutscher Auszug bei Karminski 1928 S 166 Sullam schreibt meine Religion gebietet mir mit Ihrer Einfalt Mitleid zu haben Baldassarre Bonifacio Risposta al Manifesto Antonio Pinelli Venedig 1621 Riccardo Calimani Storia del ghetto di Venezia Mailand 1995 S 199 Normdaten Person GND 124860206 lobid OGND AKS LCCN nr99035930 VIAF 9147370668241441708 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sullam Sarra CopiaALTERNATIVNAMEN Sulam Sarra CopiaKURZBESCHREIBUNG venezianische DichterinGEBURTSDATUM um 1588GEBURTSORT VenedigSTERBEDATUM 15 Februar 1641STERBEORT Venedig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sarra Copia Sullam amp oldid 225213209